A/N Hallo, hier ist das neuste Kapitel :)
Kapitel IV
"All right then, I'll go to hell."
-Mark Twain
-.-
Das Mikrofon knisterte.
"Bürger Republicas!" Die tiefe Baritonstimme hallte um ein Vielfaches verstärkt über den Platz. Ein Schaudern lief Korra über den Rücken und sie schluckte schwer.
Die Angst und die Abneigung der Menge gegen den Anführer der Equalisten war spürbar. Eine Mutter, die unweit von Korra stand nahm ihr kleines Kind in die Arme und drückte es fest an sich und nicht wenige warfen Amon lauthals Verwünschungen entgegen.
Er zeigte sich jedoch unbeeindruckt und stand lediglich aufrecht da wie eine Statue, das goldene Mikrofon in einer behandschuhten Hand und den anderen Arm hinter seinem Rücken.
Ringsum die Bühne erglühten nun die grünen Masken der Equalisten und Korra versuchte das aufkommende Unbehagen hinunterzuschlucken und straffte die Schultern. Nichts hätte sie lieber getan als bei dem Chor von Beleidigungen gegen Amon einzustimmen, aber sie erinnerte sich an die Equalistin, die neben ihr stand und schwieg.
"Zahlreich seid ihr heute erschienen um den Tag des Agni zu feiern."
Ein Meer von beklommenen und wütenden Gesichtern blickte ihm entgegen.
"Das Feuer symbolisiert Leben und Energie, richtig?"
Die weiße Maske mit dem ewig spöttischen Lächeln blickte über die Menge und Korra hatte das paranoide Gefühl sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht.
"Das ist es was ich heute Abend hier gehört habe. Nun, einige von ihnen werden sich vielleicht gefragt haben, weshalb ich diese Maske trage." Seine Stimme, bisher teilnahmslos, nahm nun einen bitteren Ton an.
"Es war ein Feuerbändiger der meine Familie tötete und mir anschließend mein Gesicht nahm. Seit jeher bin ich gezwungen mich hinter dieser Maske zu verstecken!"
Unwohl trat Korra von einem Fuß auf den anderen, sie kannte die Geschichte bereits. Unwillkürlich fragte sie sich wie sein Gesicht wohl aussah und sie berührte ihre eigene Wange. Gesunde, glatte Haut. Für einen Moment war sie wieder in der Gasse, lag wieder in der Pfütze. Ihre Augen wanderten zu dem Feuerbändiger der von zwei Equalisten aufrecht gehalten wurde. Er hatte allmählich angefangen sich wieder zu regen.
"Jeden Tag fallen die Nichtbändiger in und außerhalb Republicas den Bändigern zum Opfer! Bändigen war verantwortlich für jeden Krieg in jeder Ära und deshalb-"
Er deutete Richtung Himmel. "-haben die Geister mich auserwählt um diese Welt von der Krankheit zu bereinigen und für ein Gleichgewicht zu sorgen!"
Überall auf der Plaza wurden Schreie des Protests laut. Ein Mann, der weit vorne stand hob drohend die Faust und spuckte: "Nur der Avatar kann für ein Gleichgewicht sorgen! Und Bändigen ist nicht böse!"
Amon blickte von seiner erhöhten Position auf den Mann herab, seine Maske verriet nichts von dem was er dachte.
"Bereits heute Nacht hat ein weiterer Feuerbändiger versucht einen unschuldigen Bürger zu ermorden." Amon trat hinter Ping und riss seinen Kopf an den Haaren hoch. Das sonst immer gegellte Haar fiel dem Feuerbändiger nun in dreckigen Strähnen ins Gesicht. Er schien immer noch ein wenig benommen zu sein und versuchte vergeblich seine Arme frei zu reißen.
Amon deutete auf den Feuerbändiger, und als er erneut das Wort erhob, schwang pure Abscheu in seiner Stimme mit.
"Dieser Mann ist einer der bekanntesten Mitglieder der Triade der Dreifachgefahr und ein Risiko für jeden Bürger dieser Stadt."
Amon ließ den Kopf von Ping los und fing an auf der Bühne auf und ab zu laufen.
"Zu lange schon hat der korrupte Stadtrat tatenlos zugesehen wie die Triaden die Stadt tyrannisieren. Das Sonderkommando von Ratsmitglied Tarrlok hat nun eine Reihe von Gesetzen gegen Nichtbändiger erlassen und auch der Avatar hat gezeigt, dass er auf der Seite der Tyrannen steht und nun die Stadt im Stich gelassen"
Mit knirschenden Zähnen ballte Korra ihre Hände zu Fäusten.
"Aber ich verspreche euch, die Ära des Bändigens ist vorbei!"
Er blieb neben dem Feuerbändiger stehen. Ping schien zu erahnen was ihm als nächstes blühen würde. Sein blasses Gesicht verlor den letzten Rest an Farbe und auf seiner Stirn glänzte der Schweiß.
"Hau ja ab! Wag es ja nicht, du-!" Mit zitternder Stimme verfluchte er den Equalisten.
Amon ignorierte seinen Protest und legte seinen Daumen auf Pings Stirn.
Die Menge wurde unnatürlich ruhig, gebannt starrte sie auf die Bühne.
Es erklang kein Knall, es stoben keine Funken. Aber eine Sekunde später weiteten sich die Augen des Feuerbändigers bis ins Unmögliche und er brach mit einem Keuchen zusammen. Für das Publikum war es nicht möglich zu erklären, was genau passiert war.
Da stützte das Triadenmitglied sich schon wieder vom Boden ab. Mehrmals öffnete und schloss er seine Hand, sein ganzer Körper bebte. Mit einem Aufschrei wirbelte er herum und schlug nach Amon. Nutzlos sauste sein Arm durch die Luft. Nicht ein einziger Funken erglühte.
Entsetzen breitete sich auf der Plaza aus, nicht für den Feuerbändiger, sondern über Amons Fähigkeit.
Mit blankem Terror starrte Ping auf seine Finger.
"Nein, nein, nein!" keuchte er, dann, als hätte man ihm aller Kräfte beraubt, sank er auf die Knie und legte das Gesicht in die Hände.
Korra beobachtete die Szene mit einem Mix aus Emotionen. Sie konnte nicht umhin Mitleid mit dem nun ehemaligen Feuerbändiger zu empfinden, sie wusste schließlich selbst wie er sich fühlte. Es war wohl am ehesten vergleichbar damit jemandem mit einer rostigen Küchenschere einen Teil der Seele zu durchtrennen. Andererseits hatte Amon zumindest in einem Punkt Recht gehabt - Ping war eine Gefahr. Sie wusste nicht ob seine Taten die Strafe bereits rechtfertigten. Aang hatte immerhin soweit sie wusste nur einmal in seinem Leben jemandem die Bändigerkräfte genommen. Die, des tyrannischen Feuerlords Ozai. Es war die Höchststrafe für einen Bändiger.
Er verdient es.
Flüsterte eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf. Korra blieb keine Zeit darüber nachzugrübeln. Starke Unruhe war auf dem Platz ausgebrochen. Massenhaft strömten die Menschen weg von der Bühne und Korra wurde mehrfach schmerzhaft angerempelt. hatte sich eine Gruppe Bändiger zusammengerottet und Richtung Bühne gegen die Equalisten gewandt.
Amon breitete die Arme aus.
"Die Revolution hat begonnen!" verkündete er mit einer siegesgewissen Stimme.
Im nächsten Moment explodierten unzählige kleine Bomben auf der Bühne und hüllten sie in dichten Rauch.
Eine Hand griff nach Korras Arm und sie versuchte sich loszureißen, bis sie erkannte, dass es die Equalistin war.
"Lass uns von ihr verschwinden!" murmelte sie Korra zu und zog sie durch die Menge.
Korra lies sich von ihr führen, warf aber noch einen letzten Blick über die Schulter, Amon und seine Schergen waren verschwunden, einzig und allein Ping - ein Häufchen Elend - kauerte noch zitternd auf der nun dunklen Bühne.
Der Weg führte sie vorbei an unzähligen Ständen mit aufgescheuchten Verkäufern die versuchten so schnell wie möglich ihre Ware einzupacken und zu verschwinden.
Da trat Korra auf etwas am Boden das laut unter ihren Stiefeln knirschte. Sie sah herab. Es waren die Scherben einer Maske. Nicht die ihrer Maske aber der Anblick erfüllte sie nichtsdestotrotz mit Bedauern. Es hatte sich gut angefühlt sich für eine kurze Zeit keine Sorgen zu machen wegen ihrer Identität.
Aber allem Anschein nach erkannten die Equalisten sie auch ohne Maske nicht wieder, es war schließlich nicht mehr viel von der alten Korra in ihr übrig.
In den Straßen wurde es allmählich ruhiger, aber Korras Ohren dröhnten noch von der lauten Menschenmasse. Sie fragte sich plötzlich seltsam ruhig was sie nun erwarten würde, als sie um die nächste Ecke bogen und vor einem unauffälligen Gebäude stehen blieben. Die Equalistin klopfte dreimal gegen die Tür. Es dauerte nicht lange, da waren Schritte zu hören und die Tür schwang auf.
Zum Vorschein kam ein junger Mann mit dunklen Haaren. Er sah nicht älter aus als Anfang Zwanzig. Als seine braunen Augen die Equalistin neben Korra erkannten leuchteten sie auf.
"Jinx!"
"Ich war mir nicht sicher ob du noch hier bist." sagte sie und lächelte ihn an.
"Ich wollte sichergehen, dass du heil zurückkommst."
Die Beiden Equalisten umarmten sich nicht aber der Moment fühlte sich trotzdem so intim an, dass Korra das Gefühl überkam sie würde stören. Laut räuspernd kratzte sie sich am Kopf.
Die Augen des Manns huschten zum ersten Mal auf sie und es war bemerkenswert wie schnell sie an Wärme verloren.
Misstrauisch beäugte er sie mit zusammengekniffenen Brauen. Korra schluckte.
"Wo bleiben deine Manieren?" fragte Jinx und stieß ihm einen Ellenbogen in die Rippen.
"Wie du bereits weißt, heiße ich Jinx, und das-" sie deutete auf den Mann der sich nun seine schmerzende Seite rieb. "-ist Tomo."
"Freut mich," murmelte Korra.
"Und du bist-?" fragte der Equalist mit gehobener Braue.
"Ko-"
Korra hustete laut auf, im letzten Moment hatte sie sich noch gefangen.
"-nna"
"Konna?" fragte Jinx nach um sicher zu gehen, ob sie es richtig verstanden hatte.
Korra nickte zaghaft, sie könnte sich schlagen. Ihr Plan war es gewesen sich als Naoki vorzustellen.
"Seltsamer Name, ich weiß... Ähm... wie meine Großmutter ...also... wo ich herkomme da heißen alle so." Es benötigte ihre gesamte Willenskraft nicht unter Tomos prüfenden Blick zusammen zu schrumpfen und sie schenkte den beiden Equalisten ein mechanisches Lächeln.
Jinx zuckte nur mit den Schultern.
"Also gut, Konna. Bist du bereit?" Mit einem breiten Grinsen trat sie in das Gebäude und nach einer letzten Sekunde des Zögerns nahm Korra einen tiefen Atemzug der Nachtluft und folgte Jinx. Hinter ihr hörte sie wie der Mann - Tomo - die Tür zuzog. Langsam wurden ihre Handinnenflächen schwitzig und die Nervosität kam zurück.
Es sah aus wie eine leerstehende kleine Lagerhalle. Graue metallene Wände, ein rostiges Blechdach und ein Holzboden. Die Leuchtröhren an der Decke waren zerbrochen und nur eine kleine Lampe spendete spärliches Licht.
Korra warf Jinx einen fragenden Blick zu, aber die griff nur nach der Lampe und durchmaß den Raum mit zielstrebigen Schritten. Unter ihren Stiefeln knarzten die Dielen.
"...zwölf, dreizehn..aha!"
Die kleine Equalistin war stehen geblieben und hatte sich auf den Boden gekniet, mit einer Hand fuhr sie über das Holz. Da hob sie schon eine Falltür auf und ein unergründliches schwarzes Loch tat sich auf.
"Die Damen zuerst." sagte sie an Tomo gewandt. Er schnaubte, kletterte aber in das Loch und war im nächsten Moment von der Dunkelheit umhüllt. Korra trat näher an die Falltür.
"Was kommt denn da unten?" fragte sie vorsichtig.
"Warum findest du es nicht heraus?" entgegnete Jinx und deute mit einer einladenden Geste auf die Falltür.
Korra tat genau das, suchte aber vergeblich nach einer Leiter.
"Hier da sind die Sprossen, nein, nicht da, daaa."
Sobald ihre Füße festen Halt gefunden hatten machte sie sich langsam an den Abstieg, die Schulter die von dem Feuerball gestreift worden war pochte schmerzhaft. Die Luft war feucht und die Leiter kalt und nass, was den Halt tückisch machte. Über sich sah sie wie das Licht der Lampe sich immer weiter entfernte. Ein Knoten formte sich in ihrem Magen, der sich mit jedem Meter, denn sie hinabstieg fester zusammenzog.
Über sich hörte sie wie der Falltür zuschlug und die Equalistin ihr nachfolgte.
"Es ist nicht weit, keine Sorge." hörte Korra sie von oben zurufen.
Und bald spürte sie tatsächlich wieder festen Boden unter den Füßen. Sie sah sich um. Es schien so als stünden sie an der Gabelung eines Tunnels. Korra kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können. Unweit von ihr stand der Equalist an eine Wand gelehnt und wartete, sie spürte, wie er sie misstrauisch musterte und machte sich die mentale Notiz vor ihm Acht zu geben. Unbehaglich trat sie von einem Fuß auf den anderen und rieb sich fröstelnd die Arme. Draußen war es eine laue Herbstnacht gewesen, aber hier unten wurde es deutlich kühler. Kurz darauf erreichte auch Jinx das Ende der Leiter.
"Also gut" meinte Jinx gut gelaunt und machte sich auf den Weg. Tomo hielt sie jäh auf, er hatte seine Maske wieder übergestreift und seinen Schal vom Hals gezogen. Er reichte ihn Korra.
Verwundert starrte sie ihn an und nahm den Schal dann zögerlich entgegen. Sie machte Anstalten ihn um ihren Hals zu legen.
Der Equalist seufzte.
"Du sollst dir die Augen verbinden."
Korras Augenbrauen fuhren in die Höhe.
"Ist das wirklich notwendig? Ich sehe sowieso nichts-"
"Ist Protokoll."
Wiederwillig tat Korra wie geheißen. Es reichte wohl nicht unzählige Meter unter der Erde durch ein fremdes Tunnelsystem geführt zu werden. Als sie den Schal hinter ihrem Kopf festband überkam sie eine heftige Welle von Beklommenheit.
Der Equalist führte die kleine Prozession und Korra folgte ihm stumm. Sie würde es ihm zutrauen, dass er sie gegen eine Wand rennen lassen würde, aber neben ihr lief zum Glück noch die Equalistin. Sie kamen an rund einem Dutzend Weggabelungen vorbei und Korra versuchte sich den genauen Weg einzuprägen.
Rechts, links, mitte, links, rechts,...
Es schien beinahe unmöglich.
Während sie schweigend durch die Dunkelheit liefen malte Korra sich aus was sie am Ende des Tunnels erwarten würde. Wurde sie zum Hauptquartier geführt? Oder zu einer Untergrund Chi-Block-Arena oder... hatten sie vielleicht ja doch ihre Identität erkannt und führten sie geradewegs in ein Hochsicherheitsgefängnis?
Korra nahm einen tiefen Atemzug und wappnete sich auf alles, was nun kommen mochte.
Da hörten sie in der Ferne Stimmen und der Equalist vor ihr blieb stehen.
"Du kannst die Augenbinde jetzt abnehmen."
Erleichtert riss sie den Schal von ihren Augen. Der Tunnel endete jäh und sie standen vor einer metallenen Wand. Die einzige Lichtquelle war die grün glühende Brille des Equalisten. Er zog etwas aus seiner Tasche hervor, aber Korra konnte nicht ausmachen, was es für ein Gegenstand war. Im nächsten Moment zog sich die Metalltür auseinander und ein Eingang tat sich auf.
Das Licht, dass nun in den Tunnel flutete war so blendend hell im Vergleich zur Dunkelheit zuvor, dass Korra einige Sekunden brauchte, bis sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten.
Dann fiel ihre Kinnlade herunter.
"Willkommen im Untergrund Republicas."
