Titel: Grosse Jäger, grosse Sorgen, kleine Jäger...noch mehr Sorgen
Untertitel: Der Wächter der Quelle
Teil: 1
Autor1: Nicnatha
Autor2: Yamica
Fandom: Van Helsing
Rating: PG
Inhalt: Van Helsing wird bei einem Auftrag verletzt und beginnt sich danach merkwürdig zu verändern.
Warnungen: sappy AU
Pairing:
Archiv: ja
Disclaimer: Nichts gehört uns und wir verdienen kein Geld damit!


Glockenschlag. Punkt zwölf. Die Strassen von Paris waren leer. Nebelschwaden zogen herauf, vertrieben gar die Ratten und Strassenköter aus der Gosse. Über den Dächern zuckte ein Blitz einher und tauchte alles in grelles Licht, ehe alles wieder zurück in Dunkelheit versank.

Wie um Gottes Namen konnte man jetzt hier draussen unterwegs sein? Van Helsing fasste sich selbst an die Stirn. Kein normaler Mensch würde das tun. Aber was dachte er da auch...er war ja kein 'normaler' Mensch...nicht jedenfalls wenn man die anderen reden hörte. Er war ein Monster...beinahe wie jene Kreaturen, die er im Auftrag Gottes zur Strecke brachte. Jene Wesen die der Menschheit schadeten...oder auch nicht. Die einfach anders waren. Van Helsing schnaufte durch den Kragen seines Rollkragenpullovers und liess den Blick über den Platz schweifen. Sicher stand er im Schatten zweier hoher Häuser und wartete, auf was auch immer kommen möge.

Irgendwas...oder irgendwer, liess Menschen verschwinden, nur ihre Kleider blieben zurück, sonst nichts. Nun hatte Rom entschieden, dass gehandelt werden müsste. Also schickte man wieder den Mann, der den Müll beseitigte.

Nun ja, diesmal hatte er auf Unterstützung bestanden. Allerdings weniger, weil er sich den Fall allein nicht zutraute, als vielmehr, weil ihm einfach zu langweilig war und Carl es auch gut tun würde, mal wieder aus den Kerkern und Laboren heraus zu kommen.

Schließlich wurde er von einem Geräusch hinter sich abgelenkt, das deutlich anzeigte, dass sich jemand von hinten anschlich.

Unauffällig zog van Helsing den Ordensbruder aus der Gefahrenzone und spannte seine

Muskeln an.

Carl schnaufte heftig und blickte ihn ängstlich an.

Warnen legte van Helsing einen Zeigefinger an die Stelle seines Rollkragens, wo vermutlich

seine Lippen dahinter lagen.

Carl nickte nur und blieb still, blickte sich nur suchend um.

Van Helsing schloss kurz die Augen. Die Gefahr war unmittelbar hinter ihnen. Wie eine

Feder schnelle er herum, als er fauligen Atem im Nacken spüren konnte.

Carl versuchte neben ihm her zu sehen, doch das war gar nicht so leicht, überragte ihn

Helsing doch um etliche Zentimeter.

Und der Vampirjäger schlug nun zu, schmetterte den Gegner zu Boden. Carl konnte in der Dunkelheit etwas aufblitzen sehen. Ein Messer? Oder ein Dolch? Fangzähne? Schwer zu

sagen, doch van Helsing schlug erneut zu und der Feind floh.

"Verdammt...", fluchte van Helsing und hielt sich die Schulter, ehe er dem flüchtenden Ding

folgte.

Carl wusste zuerst nicht was tun, folgte dann aber seinem Freund der scheinbar verletzt

wurde.

Doch davon merkte man herzlich wenig, denn Carl hatte Mühe van Helsing mit all dem

Gepäck zu folgen, dass er ständig mitschleppte. Doch irgendwie gelang es dem Jüngeren ihn

nicht zu verlieren, auch wenn ein ziemlicher Abstand zwischen ihnen bestand. So sah er auch

wie van Helsing kurz einmal stolperte, ohne ersichtlichen Grund, dann aber weiter hastete,

den Gegner immer im Auge.

Carl folgte ihm weiter, kam aber langsam ausser Atem, da sein Gepäck ihn stark belastete,

dennoch blieb er Helsing auf den Fersen.

Doch wieder strauchelte van Helsing, verlor sogar seinen Hut, schnappte ihn aber und rannte

weiter.

Langsam dämmerte es dem Jüngeren, dass etwas nicht stimmte und er wurde schneller.

Es wurde einfacher zu van Helsing aufzuschliessen. Der nachtschattenhafte Feind huschte

über eine Bretterwand, sein Verfolger dicht hinter ihm, dock kaum auf der Wand verlor van

Helsing das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.

Carl brauchte nicht lange um bei ihm zu sein und blickte ihn dann fragend an. "Was habt

Ihr?"

"Mir ist seltsam...schwindlig", knurrte van Helsing und zog den Kragen wieder hoch, der

aber einfach runter rutschte. "Mist, was soll das?" Der Jäger erhob sich, verhaspelte sich aber

und verlor einen Stiefel. Irritiert starrte er auf das verlorene Schuhwerk und schmiss wütend

seinen Hut dazu. Dabei rutschte sein Mantelärmel über seine Hand und er hatte Mühe, den

Ärmel wieder zurück zu schieben.

Carl beobachtete das alles fasziniert, aber hielt ihn immer noch fest. "Ihr...schrumpft...",

vermutete er und blickte zu der Mauer. "Was war das für ein Wesen?"

"Was? Keine Ahnung? Ich schrumpfe? Spinnst du?" Van Helsing erhob sich und wollte weiter stapfen, doch da verlor er schon seine Hose und stöhnte genervt auf. "Was soll der Mi..." Er verstummte. Das war nichts eine Stimme! Diese Stimme war...zu hell...zu klar...!

Carl konnte sich kaum noch das lachen verkneifen, als er sah, das Helsing immer weiter

schrumpfte. "Ich ahne, was es war..."

"Was?", stampfte van Helsing wütend auf und schlurfte, den langen Mantel hinter sich

herschleifend zu Carl.

"Also, so wie ich das sehe, werdet ihr jünger. Wie stark hat er Euch verletzt?"

Van Helsing stand nun vor Carl, reichte ihm aber gerade mal noch bis zur Hüfte und tat nun

etwas, was den Ordensbruder ziemlich überrumpelte. Er schniefte leise und tippe sich auf die

Schulter. "Tut aua...", wimmerte er.

"Oh nein... nein, bitte das nicht auch noch..." Carl schüttelte den Kopf und blickte sich dann

um. Vorerst entschied er ihn von hier fort zu bringen und schnappte sich den Jungen,

schleppte ihn zum Versteck.

Carl konnte spüren, wie van Helsing sich müde an seine Schulter kuschelte und leise

schnaufte.

Schließlich angekommen setzte er den Kleinen aufs Bett und verstaute erst einmal alle Waffen sicher. "Was soll ich nur tun...", murmelte er und lief nervös hin und her.

Mit halb geschlossenen Augen beobachtete van Helsing ihn, oder das was mal van Helsing

gewesen war. Inzwischen hatte er nur noch den viel zu grossen Pullover an, aber der war das

einzige Kleidungsstück, dass er nicht verloren hatte.

Carl setzte sich schließlich zu ihm und lächelte. "Man, das du mal so klein und niedlich

gewesen bist ist wirklich wunderlich."

Verwirrt legte der Jungen den Kopf schief. "Bin nicht niedlich", quäkte er mit süsser Stimme

und schlug sich auch schon beide Hände vor den Mund.

Carl grinste und strich ihm über die nun kürzeren Haare. "Doch und wie, aber nun müssen

wir erst einmal rausfinden, wie wir das umkehren könne. Wo hast du Aua?"

Van Helsing deutete auf seine rechte Schulter und kaum das Carl ihn dort berührte, wimmerte

der Kleine auf, versuchte aber die Tränen zu unterdrücken.

Schließlich zog Carl ihm den Pullover aus und betrachtete die Wunde. "Wie vermutet...",

murmelte er und zog einen Stachel aus der tiefen Wunde.

"Auuuuuuu", nun schrie der kleine van Helsing doch auf und fing bitterlich an zu weinen. Er

konnte gar nicht damit aufhören, egal wie sehr er sich dagegen sträubte, die Tränen flossen

einfach und als er das Blut sah...sein Blut...schrie er gleich noch mal mehr auf.

Carl verband schnell die Wunde und zog den kleinen dann in den Arm, wiegte ihn sanft hin

und her."

Van Helsing schnuffelte und beruhigte sich wieder. "Schon gut...schon gut Carl...geht

schon...", meinte er gespielt tapfer und rutschte von dem Ordensbruder weg, weil ihm das

Ganze scheinbar ziemlich peinlich war.

Carl lächelte und blickte dann die Kralle an, die er aus dem Körper des Kleinen entfernt hatte.

"Ich habe davon gehört, aber nie gedacht, dass es das wirklich gibt."

"Was ist das?" Neugierig kam van Helsing näher und zog sich die Decke vom Bett, um sich

darin einzuwickeln, war es doch sehr frisch in dem kleinen Zimmer.

"Das ist eine Kralle, von einer Kreatur, die es nur einmal auf der Welt gibt. Hast du schon mal

von der Quelle der Jugend gehört? Dem Brunnen des Lebens?"

"Ja...danach suchen viele...sie erhoffen sich ewige Jugend..."

"Genau, leider ist die Quelle schon lange versiegt. Es gibt sie nicht mehr, so zumindest die

Vermutungen der Wissenschaftler. Dieses Wesen, war Wächter der Quelle des Lebens und ist

entkommen, als diese versiegte. Seitdem wandelt es umher und durch seinen Körper fließt,

der Saft der Jugend."

"Und warum tötet es und versteckt sich nicht?" Van Helsing liess sich vor Carl auf den Boden

plumpsen und gähnte verhalten.

"Es tötet nicht, es wehrt sich nur. Wahrscheinlich hat es Angst und fühlt sich bedrängt und ich

denke, die Vermissten, sind nicht Tod. Sie sind Kinder... und wandeln wahrscheinlich

ängstlich und verwirrt herum."

"Wachsen sie nicht mehr? Müssen sie SO bleiben? Muss ICH so bleiben?"

"Ich weiß nicht, wir müssten das Wesen ergreifen und dann untersuchen. Bis jetzt gab... gibt

es keine Möglichkeit... die meisten denen das damals geschehen ist, waren froh um ihre

Jugend."

Van Helsings Unterlippe begann zu ruckeln und er biss sich erschrocken darauf.

"Wir finden schon einen Weg, aber...erst mal heißt es... Monster fangen ohne Monsterjäger.."

"Hmmm...?", machte van Helsing müde und kuschelte sich tiefer in die Decke.

Carl seufzte und schob den Jungen zum Bett, deckte ihn dort zu. "Schlaf... wir werden morgen

weiter überlegen."

Van Helsing blickte Carl aus grossen, braunen Rehaugen an und kuschelte sich scheinbar

ängstlich in die übergrosse Decke und schien immer noch zu frieren.

Schließlich seufzte der Ordensbruder und legte sich neben ihn.

Wärmesuchend kuschelte sich der Junge an ihn, hatte so gar nichts mehr von dem

kontaktscheuen Vampirjäger.

Und auch Carl seufzte zufrieden, kraulte den Jungen leicht und schlief selber fast ein.

Am Morgen wachte er dann auf, als etwas vorwitzig gegen seine Wange stupste.

Nur langsam konnte Carl sich überwinden die Augen zu öffnen.

Vor ihm sass ein ihm fremder, kleiner Junge, mit dunklen Locken und faszinierend braunen

Augen, die trotz ihrer scheinbaren Jugend schon unendlich alt und weise erschienen.

"Van Helsing?", fragte Carl leise und richtete sich auf.

Der Kleine rutschte zurück und hatte scheinbar in all der Unordnung ein Hemd gefunden, dass

er sich notdürftig übergestreift hatte.

"Verstehst du mich?", fragte Carl und stand ebenfalls auf, blickte den Jungen fragend an.

"Ja...", piepste das etwa sechsjährige Kind und spielte mit einem der überlangen Ärmel.

"Und du weißt auch wer ich bin?"

"Klar...Carl...ich hab Hunger..."

Verwirrt schüttelte dieser den Kopf. "Du...du siehst so... schnuckelig süß aus..."

Daraufhin schob van Helsing seine Unterlippe vor und versuchte den anderen grimmig

anzusehen.

Dieser aber kicherte nur. "Das funktioniert so nicht... was soll ich in den anderen nur sagen?"

"Sagen? Wir müssen das Ungeheuer finden...und das rückgängig machen...ich hab immer

noch Hunger...und Durst..." Mühsam krabbelte van Helsing vom Bett und fand dann auch

nach etwas längerem Suchen in seiner Manteltasche eine Flasche mit grüner Flüssigkeit. Die

sah interessant aus. Irgendwie schaffte er es das Teil zu entkorken.

Doch bevor er etwas trinken konnte, schnappte ihm Carl die Flasche weg und kippte den

Alkohol den Abfluss hinunter.

"Was? Hey! Das war meins!" Fassungslos sah van Helsing Carl dabei zu und zupfte an seiner

braunen Kutte. "Meins, meins, meeheiheins...", heulte er aufgebracht.

"Ruhe jetzt!" murrte dieser nur und stellte die leere Flasche zur Seite, dann reichte er Helsing

etwas Wasser.

"Mag ich nicht", patzte der Junge und trat Carl gegen das Bein.

Dieser sah ihn wütend an. "Dann musst du verdursten, du kriegst KEINEN Alkohol."

Erschrocken zuckte der Junge zusammen, ehe er zur Tür rannte und hinaus auf die Gasse

stürmte.

Carl blickte ihm zuerst verwirrt hinterher, dann folgte er ihm. "Helsing? HELSING!"

Irgendwie kam es Carl ziemlich unsinnig vor den Kleinen so zu rufen und auch die Leute, die

nun bei Tag wieder auf der Strasse unterwegs waren, sahen ihn nur verwirrt an. Einige

zuckten bei diesem Namen aber auch zusammen.

Also entschloss er sich nun doch, den Jungen bei seinem Vornamen zu rufen. "GABRIEL?"

Der Gerufene fand sich eine Strasse weiter vor dem Schaufenster einer Bäckerei. Mit grossen

Augen betrachtete der Kleine die Auslage und Carl glaubte den kleinen Magen knurren zu

hören.

Schließlich trat er neben ihn und lächelte. "Na was möchtest du?"

"Oh Carl...guck mal..." Gabriel deutete auf einen Korb mit Schokoladencroissants. "Meinst

du ich kann eins haben?"

"Sicher, du bist immerhin ein reicher...Junge..." Carl lachte und zog ihn in die Bäckerei.

"Reich? Ich?" Van Helsing hüpfte aufgeregt an Carls Seite auf und ab. Die Kunden, die in der

Bäckerei standen, sahen die beiden missmutig an.

"Nun bleib ruhig...", murmelte Carl und schließlich waren sie an der Reihe. "Also was

möchtest du?"

"Das da...!" Gabriel pappte einen Finger gegen die Scheibe und deutete zu den

Schokocroissants. "Und das da und von dem da..."

Als die beiden den Laden verließen, waren sie um einiges Ärmer, dafür um ziemlich viel

Gebäck reicher.

Und Gabriel hatte schon ein Hörnchen im Mund und guckte eine fette Dame nur unschuldig

an, die die Nase ab dem Kind rümpfte, das barfuss und nur mit einem Hemd bekleidet neben

dem Ordensbruder hertrabte.

"Wir müssen dir Kleidung besorgen", beschloss dieser daraufhin und zog ihn weiter zu einem

Kindergeschäft.

"Hab doch welche...so viel hat uns der Vatikan doch gar nicht mitgegeben...oder?"

Trotzdem hielt Gabriel weiter vertrauensvoll Carls Hand und ass den Rest seines Hörnchens,

ehe sie das Geschäft betraten.

Dort angekommen blickte Carl sich sofort nach Kleidung um, aber den Jungen schien ein

anderer Teil des Geschäfts viel mehr zu interessieren.

Staunend stand Gabriel vor einem Gestell mit Holzdegen und Schwertern. Ein Misstrauischer

Verkäufer trat an ihn heran. "Was machst du kleine Strassenratte denn hier drin? Fass ja

nichts an, sonst fliegst du...!"

Verschreckt wich Gabriel vor dem Mann zurück und sah sich hilfesuchend nach Carl um.

Dieser jedoch stand schon vor dem Verkäufer und erklärte genau, was er brauchte.

Beinahe ängstlich klammerte van Helsing sich an Carls Bein und guckte hinter ihm hervor zu

dem bösen Mann, der ihn angeschnauzt hatte.

"Was ist denn?", fragte Carl und blickte auf ihn hinab, während der Verkäufer die Sachen

zusammensuchte.

"Der Onkel hat mich böse angeguckt und geschimpft...aber ich hab nichts angefasst..."

Carl konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, blickte dann aber hinüber. "Kein Wunder, so wie du aussiehst, schau mal, welchen Pullover findest du besser blau oder grün?"

Scheu tippte van Helsing auf den Blauen.

Dem folgen dann noch Hosen, Socken und Schuhe, sowie ein Mantel, dieser war sogar

schwarz. "Also, so muss es gehen."

"Uhmm...", nickte Gabriel begeistert und hüpfte durch den Laden, sah nun wie ein ganz

passabler, kleiner Junge aus.

Carl lachte und zahlte und bevor sie gingen kaufte er Gabriel noch eines der kleinen

Holzschwerter.

Damit fuchtelte der Kleine wie wild herum und bekämpfte imaginäre Dämonen.

"Deine armen Eltern...", murmelte Carl nur und führte ihn schließlich zurück ins Versteck.

Gabriel aber horchte auf und sah Carl wieder aus den grossen Glubschaugen an.

"Meine...Eltern...? Wo sind Mama und Papa eigentlich?"

"Öhm..." Carl wurde nervös und wusste nicht was sagen. "Ich, weiß nicht so genau..."

"Wann holen sie mich denn ab?"

"Ähm, auch...das weiß ich nicht. Ich glaube, sie sind... nicht mehr da..."

"Nicht...mehr da?" Fragende Kinderaugen sahen Carl unsicher schimmernd an.

Carl seufzte. "Wir sollten erst einmal zurück und die Sachen holen und dann schnellsten nach

Rom."

"Sind da Mama und Papa?", wollte Gabriel hoffnungsvoll wissen und schob seine kleine

Hand wieder in Carls.

"Ja, dort sind Mama und Papa...", murmelte Carl und seufzte wieder. Wieso war es nur so

schwer...