Grosse Jäger, grosse Sorgen, kleine Jäger...noch mehr Sorgen

Ein helfender Engel für Gabriel

04?


Die Frau, die sich übrigens ans Mrs. Simons vorstellte, war gehbürtige Amerikanerin, die einen reichen Mann in Italien gefunden hatte und für ihn hierher gezogen war. Sie hatte nie eigenen Kinder gehabt und sah nun in dem kleinen Gabriel ein Geschenk Gottes, was auch dieser bald zu spüren bekam. Im Bekleidungsgeschäft, kaufte sie Kleidung für ihn, als sollte er Jahre und nicht nur eine Nacht bei ihr verbringen.

Gabriel ließ anfangs alles mit sich machen, doch fing nach und nach an zu bocken, als sie mit kitschigen Klamotten ankam. Einfach sollten die Kleider sein und praktisch und bequem.

Rüschen und dergleichen wehrte er konsequent ab.

Schließlich hatte sie ein Ausstattung gekauft, in die er sogar noch in Jahren hineinpassen würde und ging dann mit ihm zum Spielzeug.

Die klein gewordenen Augen wurden schnell wieder gross, vor allem als er die Spielzeugwaffen entdeckte. Gross war aber seine Enttäuschung, als es sich nur als lackiertes Holz herausstellte. "Keine Echten Schwerter und Dolche?"

"Natürlich nicht, damit Kinder sich nicht verletzen und ich mag sowieso keine Kriegs Spielzeuge. Da, der Teddy, der ist doch schön."

Gabriel legte den Kopf schief. "Der...guckt so...lieb..."

"Ja nicht, komm, wir schauen zusammen."

Bald hatte van Helsing eine übergrosse Stoffschlange entdeckte, mit der er sofort 'Würgen' spielte.

Die Frau kaufte ihn schließlich einige Spielsachen und zog ihn dann mit sich hinaus.

Gabriel ließ sich ziehen und guckte nur kurz Richtung Vatikan. "Ich komm morgen wieder, Carl...", sprach er leise zu sich.

Mrs. Simons brachte ihn kurz darauf zu ihrem riesigen Haus. "Du bekommst dein eigenes Zimmer..."

"Ich brauch nur ein kleines Eckchen und eine Decke...", murmelte Gabriel und lehnte sich ohne es zu wollen an Mrs. Simons Seite.

Diese lächelte freundlich. "Nein, nein, du bekommst ein großes bequemes Bett, ganz für dich allein."

Gabriel sah hoch und lächelte dankbar für die Möglichkeit einer Übernachtung und kaum hatte ihm die Frau das Zimmer gezeigt, ließ er sich wie er war aufs Bett fallen.

Mrs. Simons jedoch bestand darauf, das er bevor er schlief, ein Bad nahm und sich umzog, so zerrte sie klein van Helsing wieder aus dem Bett und schob ihn ins Bad.

Dort wartete der Kleine missmutig, bis sie ihn allein liess, er war schliesslich ein Mann und sie eine Frau.

Während Mrs. Simons sich um das Zimmer kümmerte, kamen mehrere Frauen zu Gabriel ins Bad.

Der war schon halb ausgezogen und quiekte nun erschrocken auf. "Was wollen sie hier?"

"Euch beim Baden helfen MyLord."

"My...was? Ich kann allein baden...i-ich bin schon gross..." Schnell zog er die Hose wieder hoch.

"Aber die Lady sagte, wir sollten Euch helfen..."

"Ich kann alleine...", widersprach Gabriel erneut.

Die Mädchen sahen sich gegenseitig an und kicherten dann, bevor sie den Raum wieder verließen.

Seufzend zog sich Gabriel schnell aus und hopste in die Wanne.

Doch er blieb nicht lange ungestört. Mrs. Simons kam herein und lächelte ihn an.

Wieder ließ van Helsing ein Quietschen verlauten und zog sich zusammen, um das Wichtigste zu verbergen.

"Na kleiner Mann, jetzt siehst du fast schon wieder präsentabel aus, hey, du musst dich nicht schämen, ich weiß, wie jemand wie du aussieht. Na komm ich helf dir beim Haare waschen."

Van Helsing versuchte sich unter Wasser zu retten.

Doch die Frau hielt ihn eiskalt fest. "Nun komm schon."

Gabriel blubberte und verschluckte sich vor Schreck, hielt dann aber still.

Mrs. Simons wusch ihm schließlich gründlich die Haare, die nachher nur noch schimmerten.

Doch die vorwitzigen Löckchen kamen schnell wieder.

"Wir sollten deine Haare schneiden...", bemerkte die Frau schließlich.

"NEIN!" Was zu viel war, war zuviel. Gabriel lief schreiend in das angebotene Kinderzimmer.

Mrs. Simons aber folgte ihm. "Kleiner, das war doch nur ein Angebot..."

"Nicht schneiden...so lassen...", fiepste der verjüngte Vampirjäger und kuschelte sich völlig fertig in eins der Kissen.

"Ja, ist ja gut, also nun brauchst du noch etwas?"

Gabriel schnuffelte leise. "Nein...danke..."

"Wie heißt du eigentlich?"

Schniefend sah der Kleine hoch. "Gabriel...", meinte er ohne lange zu fackeln.

"Ein wunderschöner Name und Nachname?"

Doch Gabriel hatte die Augen schon geschlossen und tat als ob er schlafen würde, war auch kurz davor wirklich einzuschlafen, auch wenn er die Anwesenheit Mrs. Simons immer noch spüren konnte.

Diese beobachtete ihn noch eine Weile, bevor sie ging und das Licht ausmachte. Und sofort fiel van Helsing in einen tiefen Schlaf. Erst in den frühen Morgenstunden, als sein Körper sich schon erholt hatte, kamen sie...die Alpträume und liessen den Kleinen sich unruhig hin und her wälzen. Plüschtiere flogen aus dem Bett und mit dem Bein knallte van Helsing heftig gegen die Wand, ohne aber aufzuwachen.

Schließlich wurde die Tür geöffnet und Mrs. Simons kam ans Bett, rüttelte den Kleinen.

Mit einem Schrei schreckte van Helsing hoch. "Carl! Nein, keine...Klauen...was?" Unsicher blickte er sich um, bis sein Blick am gütigen Gesicht der Frau, die ihn gestern aufgelesen hatte hängen blieb.

"Hey, ganz ruhig, es ist alles gut..."

Der kleine Körper zitterte noch immer wie Espenlaub und etwas drängte an die Oberfläche, was van Helsing mühsam niederzukämpfen versuchte.

"Shht..." Die Frau zog ihn in die Arme. "Hey, was hast du den nur?"

"Nur...nur geträumt...", versuchte sich Gabriel erwachsen zu geben.

"Hey, das war mehr, erzähl mir davon.."

"Was...was wenn Carl nicht mehr kommt...die sind böse im Vatikan..."

"Dein Bruder? Dem geht es sicher gut, vielleicht muss er arbeiten...oder hat etwas böses getan..."

"Nein...er...er ist gut...anders als...die..."

"Sollen wir morgen mal hingehen? Zusammen?"

"Ich darf da nicht hin...zu gefährlich...alles umsonst...dürfen mich nicht kriegen..."

"Dich? Aber wieso? Du bist doch ein Kind...was hast du damit zu tun?"

"Die wollen mich...bin...nicht wie die anderen..." Van Helsing wusste nicht weshalb, aber er verriet Mrs. Simons zumindest, dass sie ihn wegen seiner Fähigkeiten wollten und Carl deswegen bei ihnen wohl Gefangen gehalten wurde.

"Das klingt gar nicht gut, und dein armer Bruder ist nun dort und wird wahrscheinlich gefoltert?" Die Frau war sichtlich entsetzte, versuchte allerdings Ruhe zu bewahren.

Foltern! Gabriels Gesicht verzerrte sich bei dieser Vorstellung und ein dicker Kloss machte sich in seinem Hals breit.

"Wir werden morgen dorthin gehen und nach dem rechten sehen."

"Aber...aber ich darf da nicht hin...sonst ist doch alles umsonst..."

"Dann bleibst du hier und wir gehen dorthin."

Gabriel krallte sich an Mrs. Simons Arm. "Aber...aber was...was wenn sie ihnen dann auch was tun, um mich zu bekommen?"

"Das werden sie schon nicht, mein Mann ist ein hohes Tier, wenn mir etwas geschieht, das würde den Vatikan in den Ruin stürzten."

"Wirklich?", wollte van Helsing schon mit ganz wässrigen Augen wissen.

"Wirklich..." Mrs. Simons streichelte ihn leicht. "Und nun solltest du versuchen etwas zu schlafen."

"Wie spät ist denn?", wollte Gabriel wissen und rieb sich über die Augen.

"Noch mitten in der Nacht... also Zeit zum schlafen mein Engel."

"Engel...", murmelte Gabriel nur noch leise, als er sich wieder in die Kissen kuschelte.

Mrs. Simons blieb noch lange bei ihm sitzen, selbst als er schon schlief.

Der kleine Junge hatte gar keine Ahnung was er in der Frau überhaupt erweckte und machte sich kaum bis gar keine Gedanken darüber, was sein würde, wenn er wieder gross war...falls er wieder gross wurde!

Die Frau sah in ihm ihren Sohn, wollte ihn bei sich behalten und am liebsten adoptieren, was sie ihm auch am nächsten Tag sagte.

Van Helsing sass vor ihr am Esstisch, vor sich das feine Rührei, dass er seit gestern heiss und innig liebte und einen Löffel davon im Mund, unfähig etwas zu sagen.

"Wir könnten zusammen hier leben, dein Bruder darf dich natürlich besuchen und du hättest mich als Mama und meinen Mann als Papa, er liebt Kinder."

"Aber...", brachte Gabriel endlich hervor. "Carl...er...er ist dann ganz allein und...sie kennen mich doch gar nicht¨"

"Ich kenn dich vielleicht noch nicht lange, aber ich liebe dich wie meinen eigenen Sohn."

Gabriel schluckte und schüttelte den Kopf. "Wie können sie so was sagen? Mich...mich kann man nicht lieb haben...ich...ich bin nicht normal..."

"Was erzählst du da? Du bist ein hübscher Junge, kerngesund und nett, freundlich, dich muss man lieb haben und ich hab dich lieb."

"Aber...der Vatikan...die wollen mich nicht weil ich lieb und nett bin..."

"Der Vatikan wird dich nicht finden, wenn du erst einmal unseren Namen trägst."

"Aber ich mag meinen Namen..."

"Aber dadurch kannst du gefunden werden... Gabriel ist wirklich ein schöner Name, aber es gibt auch noch andere.."

"Wenigstens denn will ich behalten...den anderen...vielleicht..."

"Wie ist denn der andere?"

Unruhig rutschte der Junge auf dem Stuhl hin und her und murmelte ein beschämtes "...van Helsing..."

Mrs. Simons schien einen Moment erschrocken, lächelte dann aber. "Dann bist du der Sohn von DIESEM van Helsing?"

Gabriel rutschte zur Vorsicht vom Stuhl und nahm etwas abstand, als er den Kopf schüttelte.

"Nein...ich bin DER van Helling..."

Mrs. Simons lachte schallend und grinste dann. "Ja, sicherlich, du bist 6 Jahre alt..."

Van Helsing sah sie mit einem seltsamen Blick an. "Und spreche deswegen acht Sprachen fliessend, ja?"

"Acht Sprachen? Kannst aber nicht einmal eine Speisekarte lesen..."

"Kinder sprechen immer erst, bevor sie lesen können..."

Mrs. Simons seufzte. "Ich glaube dir trotzdem nicht, wieso solltest du denn so klein sein?"

"Weiss auch nicht genau...irgend ein...U-ungeheuer...und ich weiss auch nicht, ob ich so bleibe..."

"Du bist ein Kind...kein Monsterjäger!"

Gabriels Unterlippe ruckelte leicht. "Deswegen will der Vatikan mich zurück...damit ich wieder erwachsen werde..."

"Siehst du, noch ein Grund mehr bei uns zu bleiben."

"Aber Carl..."

"Den holen wir zusammen dort raus."

"Wirklich?" Gabriel kam wieder näher heran.

"Ja, komm her..." Mrs. Simons öffnete ihre Arme.

Unsicher was er tun sollte und was von ihm erwartet wurde, kam van Helsing näher.

Schließlich zog ihn die Frau in die Arme und drückte ihn an sich.

Die ungewohnte Wärme strömte durch van Helsings Körper und ließ ihn seltsam ruhig werden. Vertrauensvoll schloss er die Augen und schmiegte sich an Mrs. Simons.

"Ach mein Kleiner, was tun wir nur mit dir..."

"Carl da rausholen", nuschelte Gabriel in ihr Kleid.

"Ja, aber du bleibst hier, sie dürfen dich nicht auch noch bekommen."

Gabriel war unsicher. Wusste die Frau denn überhaupt, wozu die Vatikanmänner im Stande waren? Trotzdem nickte er brav.

"So, du gehst jetzt in dein Zimmer und ich werde mal sehen, was wir für deinen Bruder tun können."

Van Helsing wollte grad gehen, als er noch mal stehen blieb und Mrs. Simons am Rock zupfte. "Signora...er...er ist Ordensbruder...", gab er leise zu.

"Dein Bruder ist Ordensbruder?"

"Er ist nicht...mit mir verwandt..." Gabriel lächelte schief.

"Aber...wieso...wieso willst du ihm dann helfen?"

"Weil er mir auch geholfen hat...weil er der einzige ist, den ich habe..."

"Wir werden ihm helfen..." Damit stand Mrs. Simons auf und winkte die Dienstboten heran.

"Passt auf ihn auf."

Ziemlich verlassen kam sich van Helsing vor, auch wenn zwei junge Männer bei ihm waren und ihn scheinbar mit Spielen versuchten abzulenken.

Mrs. Simons versuchte währenddessen zum Vatikan vorzudringen, doch dieser war weitläufig abgesperrt.

"Tut mir leid, Signora, aber wir dürfen wirklich niemanden rein lassen", meinte einer der Wächter.

"Ich bin die Frau von Santos di Samira und ich verlange eingelassen zu werden!"

Der Wachmann wandte sich an einen Kollegen, der davon rauschte, um einem der Kardinäle Bescheid zu geben. Derweilen versuchte der andere heraus zu bekommen, was die Dame wollte.

"Ich will zu meinem Cousin! Sie halten ihn hier fest und ich möchte ihn sehen!"

"Ihr...ihr Cousin?" Nun war der Mann sichtlich verwirrt und schien zu überlegen. "Und wie heisst ihr Cousin?"

"Carl...", sagte Mrs. Simons ruhig und ernst.

Eine Augenbraue des Mannes ging hoch, auch wenn er versuchte sich die Erkenntnis nicht anmerken zu lassen.

"Ich verlange ihn zu sehen, oder sie wissen, das mein Mann sie feuern lassen kann."

"Das kann ich nicht entscheiden, Signora. Das ist..."

In dem Moment tauchte sein Kollege mit Kardial Jinette auf, der Signora di Samira fragend ansah. Ihr Mann war als Gönner wohl bekannt und der Kardinal wusste, dass er es nicht mit ihr verscherzen durfte.

"Ich verlange meinen Cousin zu sehen...", wiederholte sie ernst. "Oder Sie werden niemals wieder auch nur ein Brotstück von meinem Mann bekommen."

"Ihr Cousin ist bei uns Signora?"

"Ja... Carl ist mein Cousin, wir wollten uns gestern treffen und er ist nicht erschienen! Ich verlange ihn zu sehen...sofort."

"Carl? So...ehm...warum kommen sie nicht erst einmal mit Signora di Samira."

"Ich komme nicht mit, wenn ich meinen Cousin nicht innerhalb der nächsten halben Stunde sehe, dann werd ich meinen Mann informieren lassen."

Nun geriet Jinette in Bedrängnis. Er führte Mrs. Simons in ein gemütliches Arbeitszimmer, mit weichen Sesseln und verschwand nachdem er ihr einen feinen Wein offeriert hatte. Den nächst besten Angestellten zitierte er zu sich. "Richtet mir Carl her, dass er passabel aussieht und bläut ihm ein, ja nichts zu verraten!"

Der Angestellte nickte eilig, aber blieb dann stotternd stehen. "Aber... aber wir haben ihn... Na ja..."

"Egal wie...tut es!", zischte Jinette. "Ihr habt zehn Minuten."

"Aber, das kann niemals..." Der Angestellte schweig lieber und verschwand dann.

Kurz darauf sahen er und zwei Begleiter sich dem Problem in der Zelle gegenüber.

"Unmöglich", kommentierte ein junger Bursche mit einem Blick auf Carl.

"Das hab ich ihm auch gesagt, aber er will ihn präsentabel."

Also machte man sich an die Arbeit. Das Schwerste war ohnehin Carl aufrecht auf den Beinen zu halten.

Dieser kippte nämlich immer wieder um und war noch immer nicht ganz bei Bewusstsein.

Also wurde ihm erneut ein Eimer kaltes Wasser über den Kopf geleert.

Was Carl jedoch nur zum Röcheln brachte, aber ihn nicht wach werden ließ.

Schliesslich griffen die Männer zu drastischen Mitteln. Carls Ärmel wurde zurück geschoben und er bekam eine Injektion, die ihn binnen einer Minute aufbauschte.

Schließlich stand er vor ihnen, war aber geistig noch immer völlig verwirrt.

"Wir sagen er sei überarbeitet", meinte der Älteste der Männer und zerrte Carl hinter sich her zu Jinette.

"Ja und deswegen grün und blau im Gesicht und mindestens zwei Rippen hat er gebrochen, weil er über Bücher gestolpert ist..."

"Hier, ich hab das richtige...", meinte ein kleiner Ordensmann und reichte dem Grösseren Damenschminke. Der sah ihn reichlich kritisch an, woher dieser so was hatte, pappte Carl dann aber grosszügig davon aufs Gesicht, so dass die Blutergüsse nur noch bei genauerem Hinsehen sichtbar waren.

"Du meinst, das klappt?" fragte der andere und blickte noch mal auf Carl.

"Anders geht's nicht..." Schliesslich standen sie vor Jinettes Büro, der rausgestürmt kam, kaum das angeklopft wurde. Kritisch und mit gerümpfter Nase sah er Carl an. "Na ja, das muss reichen...Signora di Samira will schon gehen..." Damit wurde Carl ins Zimmer geschupst.

Die Frau blickte auf den kleinen Ordensbruder und schüttelte den Kopf. "Das kann nicht ihr ernst sein..."

"Signora?", lächelte Jinette gekünstelt freundlich.

"Ich werde meinen Cousin mit nach Hause nehmen und glauben Sie mir, sie werden noch von mir hören..."

"Wie meinen Signora? Carl hat sehr hart gearbeitet...sie sollten ihn nicht noch durch eine Reise strapazieren. Er würde sicher gern wieder etwas schlafen gehen..."

"Ja das wird er, in MEINEM Haus..." Sie stand auf und ging zu Carl. "Und wenn Sie es auch nur wagen mich festzuhalten oder ihn, wird mein Mann sich sicherlich dafür interessieren."

Jinette hob die Hände und lächelte, doch dieses Lächeln erreichte nicht die eisig kalten Augen.

Mrs. Simons nahm schließlich Carls Hand und führte ihn langsam zur Tür. "Und glauben Sie ja nicht, das sie auch nur einmal in die Nähe meiner Familie kommen. Wenn irgendetwas geschieht, werden sie dafür büßen."

Jinette brodelte innerlich, wusste aber, dass er nichts tun durfte und so gelange Mrs. Simons mit Carl unbeschädigt nach draussen zu ihrer Kutsche. Ihr Kutscher kam bereits herangeeilt, als er sah, wie der Mann an ihrer Seite wankte.

Schnell stieg auch sie ein und wies den Kutscher an zum nächste Arzt zu fahren.

Signore Begoni war ein älterer Herr, aber rüstig und als Arzt eine Korifäre und seit Jahrzehnten der Leibarzt der wohlhabenden Familie. Er staunte nicht schlecht als er Mrs. Simons persönlich bei sich antraf. "Aber meine Liebe, sie hätten mich doch rufen können...", meinte er gutmütig.

"Keine Zeit, sie müssen meinen Cousin behandeln..."

"Ihren Cousin? Seit wann...oh..." Als er den Ordensbruder sah, winkte er Mrs. Simons Kutscher schnell an, ihn ins Behandlungszimmer zu bringen.

Die Frau folgte ihm und blickte ihn ängstlich an. "Er ist schwer verletzt.."

"Ich seh's, ich seh's...", murmelte der Alte und begann vorsichtig Carl aus seiner Robe zu schälen und versuchte die Dame mit fuchtelnden Handbewegungen aus dem Zimmer zu scheuchen.

Sie verschwand schließlich und ließ den Arzt allein, während sie einen Diener zu ihrem Haus schickte um Gabriel zu informieren, wurde Carl vom Arzt behandelt.

Van Helsing wanderte schon ganz nervös, wie ein Minitiger durch die Villa und schrak zusammen, als ihn jemand an der Schulter berührte. "Was?"

"Wir...wir haben Nachricht von My Lady, sie hat ihren Bruder und befindet sich beim Arzt."

"Arzt!" Panisch sah der Junge zu dem Mann hoch und wollte schon losstürmen. "Wo sind sie?"

"Es ist zu weit weg, wir müssen warten, sie wird danach herkommen."

"Aber...aber...was ist denn mit ihnen?" Gabriel hockte schon hinter dem Fenster und fixierte die Strasse mit seinem wachsamen Blick. Doch die Zeit verstrich und niemand kam. Auch weit nach Mitternacht sass der kleine Junge noch immer am Fenster, mit der Stirn an die kühle Scheibe gelehnt.

Die Dienstboten machten sich alle schon Sorgen und wollten ihn ins Bett bringen, doch keiner brachte ihn von dort aus weg.

Nicht nachdem van Helsing schon tobend und schreiend am Boden gelegen hatte. Nun hockte er wieder auf der Fensterbank und ignorierte alle Anwesenden und die Kälte der Eingangshalle.

Schließlich aber tauchte eine Kutsche vor der Tür auf.