II.
„Dein Problem ist, dass du dich in jeden verknallst, der dir einen Ball zuspielt", hatte Kenma einmal behauptet, woraufhin Shouyou erwidert hatte: „Das ist überhaupt nicht wahr! Moment mal … ist das der Grund warum du dich immer weigerst mir Bälle zum Üben zuzuspielen?!"
Das Problem war, dass Kenma mit dieser Behauptung nicht vollkommen falsch gelegen hatte. Wenn man Shouyou fragen würde, wann genau er sich in Kageyama Tobio verliebt hatte, dann würde er, wenn er ehrlich war, den Moment nennen müssen, in dem Kageyama ihm zum ersten Mal einen Ball zugespielt hatte. Und ja, er hatte eine oft … interessante Beziehungen zu seinen Zuspielern, aber der Weg zu seinem Herzen war nicht so einfach und direkt wie Kenma das darstellte, nein, man musste ihm nicht einfach nur einen ordentlichen Ball zuspielen um Hinata Shouyous ewige Liebe zu erringen, es gehörte schon ein wenig mehr dazu!
Aber natürlich war es viel einfacher gewesen mit Kageyama zusammen zu sein als er noch sein Zuspieler gewesen war. Nachdem sie ihr Leben nach dem Ende der Oberschule auf unterschiedliche Wege geführt hatte, war ihre Beziehung unweigerlich zerbrochen. Es war einfach so, dass sie durch Volleyball miteinander kommuniziert hatten - wenn Kageyama ihm einen Ball zugespielt hatte, dann hatte Hinata an der Art des Zuspiels erkannt was seinen Partner bewegte, was er fühlte, was er dachte, wie er gerade drauf war. Sie hatten keine Worte zur Verständigung gebraucht, sie hatten den Ball dazu benutzt. Aber dann, als ihnen dieses Mittel der Kommunikation entrissen worden war, hätten sie tatsächlich miteinander über ihre Gefühle reden müssen damit es weiter funktionierte, aber da Kageyama Tobio nun mal Kageyama Tobio war, war das natürlich nur mit Schwierigkeiten möglich gewesen.
Daher hatte ihre Beziehung immer dann gut funktioniert, wenn sie zusammen für die Nationalmannschaft gespielt hatten, und immer dann weniger gut, wenn sie für gegnerische Teams angetreten waren, und gar nicht mehr, wenn sie in unterschiedlichen Ländern gelebt und für unterschiedliche Teams, die nichts miteinander zu tun hatten, gespielt hatten.
Shouyou war aber trotzdem nicht dazu bereit gewesen alles aufzugeben, was er erreichen wollte, nur um seine Beziehung zu retten. Und ja, vielleicht war das ein Fehler gewesen, vielleicht hätte er härter um ihre Beziehung kämpfen müssen, aber er konnte die Vergangenheit nicht mehr ändern, er konnte nur die Zukunft beeinflussen.
Als er von Kageyamas Unfall erfahren hatte, hatte er schon seit Monaten nicht mehr an den anderen Mann gedacht gehabt. Seit drei Monaten, drei Tagen, und fünfzehn Stunden um genau zu sein (nicht, dass er so genau wüsste wann er zuletzt an seinen Ex gedacht hätte).
Ihre Trennung war nicht gerade die harmonischte gewesen. Kageyama war derjenige gewesen, der sich stur gestellt hatte und nicht bereit dazu gewesen war ein Einsehen zu haben. Es war doch nur natürlich, dass Shouyou an seine Karriere dachte! Volleyball war ihnen beiden immer wichtig gewesen, sie beide waren sich immer darüber einig gewesen, dass sie die besten Spieler der Welt werden würden und sich dabei von nichts aufhalten lassen würden. Dass sie sich immer weiterentwickeln würden, und ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht nur aus Rücksichtnahme auf den anderen zurückstellen würden.
Shouyou hatte nicht vorausgesehen, dass ein Ring am Finger diese Übereinkunft ändern würde. Aber für Kageyama hatte er das offenbar getan. Daraufhin hatte Shouyou beschlossen, dass er genauso stur sein konnte wie sein Ehemann. Wenn Kageyama Tobio keine Rücksicht auf seine Wünsche nehmen wollte, nun dann würde Shouyou eben auch keine Rücksicht mehr auf dessen Gefühle nehmen. Von nun an würde es nicht mehr an Tobio denken, sondern an Kageyama, und nicht mehr an seinen Ehemann denken, sondern an seinen Ex. Und außerdem würde er am Besten überhaupt nicht mehr an den Mann denken. Was sich als einfacher erwies, sobald er die Blockierfunktion auf seinen Social Media Accounts aktivierte.
So stolperte er nicht mehr dauernd über Nachrichten über seinen Ex. Bis er es schließlich doch tat. Bis er einen Artikel über den folgenschweren Unfall eines japanischen Volleyball-Stars sah, und sofort darauf klickte, da es sich ja um jemanden handeln könnte, den er als Freund ansah.
Was wenn Bokuto etwas zugestoßen wäre? Oder Ushijima, den er zwar nicht gerade als Freund bezeichnen würde, aber als Teamkollegen und Rivalen zu schätzen gelernt hatte? Er ging davon aus, dass Atsumu ihm mitteilen würde, wenn ihm etwas zugestoßen wäre, aber man konnte ja nie wissen. Hoshiumi, die restlichen Jackals und Adlers, jemand anderer aus der Monster-Generation … Womit Shouyou nicht gerechnet hätte war den Namen seines Ehemannes in diesem Artikel zu finden.
Und mit einem Schlag waren alle Wut und Bitterkeit wie weggeblasen, und Shouyou entblockierte Kageyama Tobio auf seiner Social Media und wurde mit Nachrichten überflutet.
Und rief als Erstes einmal Kenma an. „Es tut mir leid, aber ich bin davon ausgegangen, dass du davon weißt", behauptete sein bester Freund, „Und es nicht zur Sprache bringst, weil du wir über deine kaputte Ehe ja prinzipiell nicht reden."
Shouyou schnaubte ungläubig. Doch es war Kenma, es war anzunehmen, dass er das, was er da von sich gab, sogar wirklich glaubte. Immerhin hatte Shouyou ihm das Thema Kageyama Tobio bei einem ihrer Gespräche vor ungefähr drei Monaten mehr oder weniger direkt verboten.
„Nein, ich hatte keine Ahnung", erklärte er dann, „Weißt du Näheres? Hast du mit ihm gesprochen? Mit den anderen?"
Kenma schwieg einen Moment lang. Dann meinte er langsam: „Niemand weiß Näheres. Niemand konnte ihn erreichen, viele haben es versucht. Die Tokeyo-Trainingscamp Gruppe, seine ehemaligen Mannschaften, niemand von Karasuno oder den Adlers hat es geschafft Kontakt zu ihm aufzunehmen. Das Nationalteam kennt nur das offizielle Statement seines Managements, dass er dem Team mit sofortiger Wirkung aus privaten Gründen nicht mehr zur Verfügung steht. Nicht mal Oikawa weiß Näheres, und Oikawa weiß normalerweise immer alles, was mit Volleyball zu tun hat. Der Volleyball-Chat ist besorgt, Shouyou. Aber offenbar will er mit niemandem reden."
Shouyou traute seinen Ohren nicht, zumindest einen Moment lang, dann wurde ihm klar, dass das eigentlich nur typisch Kageyama war. Dem Idiot war vermutlich peinlich was passiert war, und er wollte nicht, dass irgendjemand, den er kannte, Näheres erfuhr, weil sie dann erkennen würden, dass er nicht unverwundbar war, und diesen Mythos präsentierte er der Welt nur zu gerne. Aber Shouyou hatte nicht vor ihn damit durchkommen zu lassen.
Natürlich war ihm klar, dass die Tatsache, dass er erst jetzt von all dem erfuhr bedeutete, dass Kageyama auch nicht wollte, dass Shouyou von der ganzen Sache erfuhr, aber davon wollte er sich nicht aufhalten lassen. Im Gegenteil diese Erkenntnis machte ihn nur wütend und überzeugte ihn restlos davon das tun zu müssen, was er nun tun würde.
„Ihr müsst euch keine Sorgen machen, ich werde mich darum kümmern", erklärte er Kenma.
„Hast du nicht vor ein paar Monaten noch gesagt, dass du ihn nie wieder sehen möchtest?", warf Kenma ein.
„Das war vor ein paar Monaten, jetzt hat sich alles geändert", erwiderte Hinata unbewegt, „Immerhin ist er mein Ehemann, und er braucht mich jetzt, ob er es zugeben will oder nicht. Ich werde ihn finden, ihm seine blöde Idee, dass er allein zurecht kommt, austreiben, und mich um ihn kümmern, ob es ihm gefällt oder nicht."
„Vermutlich wird es ihm nicht gefallen", behauptete Kenma, „Was, wenn er deine Hilfe nicht annehmen möchte?"
„Ich habe nicht vor ihm eine Wahl zu lassen", erwiderte Shouyou, „Keine Sorge, ich weiß was ich tue, Kenma."
Kenmas Antwort bestand aus einem Summton, der sich in Shouyous Ohren sehr verdächtig nach Zweifel anhörte, aber zumindest hatte er den Anstand diese nicht laut auszusprechen. Doch Shouyou musste in der Folgezeit öfter an diesen Ton zurückdenken, immer wenn er bei seinem Versuch seinen Ehemann zu finden und zu überzeugen sich helfen zu lassen auf ein neues Hindernis stieß.
Möglicherweise wusste er ja doch nicht so genau was er tat. Und ja, wenn er sich vor all den Jahren nicht rettungslos in diesen dunkelhaarigen Jungen, der ihm zum ersten Mal in seinen Leben einen professionellen Ball zuspielte, verliebt hätte, nun dann würde sein Leben heute um einiges einfacher aussehen, so viel war sicher.
Aber es war nun einmal passiert, und wenn er ehrlich war, dann sah Shouyou keine Version der Ereignisse, in der er sich nicht in Kageyama Tobio verliebt hätte. Und das nicht nur weil er vielleicht tatsächlich dazu neigte sich in seine Zuspieler zu verknallen.
Es gab einfach niemanden anderen, den er jemals begegnet war, der ihn so ähnlich war wie Kageyama Tobio, niemanden, der ihn auch nur annähernd so gut verstand wie Kageyama Tobio, und niemanden, der ihn deswegen all seine Fehler so leicht und bereitwillig verzeihen konnte wie Kageyama Tobio. Es gab niemanden, den gegenüber er so schonungslos ehrlich sein konnte wie gegenüber Kageyama Tobio, und niemanden, der das eben nicht missverstand, sondern richtig aufnahm. Und natürlich war da noch die Tatsache, dass niemand so hübsche blaue Augen hatte wie Kageyama Tobio, das war auch kein Nachteil gewesen, oh nein. Und so schlimm die schlimmen Zeiten auch gewesen waren, so gut waren die guten Zeiten gewesen. Von all seinen Beziehungen war die mit Tobio die gewesen, in der er am glücklichsten gewesen war. Nicht umsonst hatte er diesen Mann geheiratet und niemand anderen (Atsumu hatte das tatsächlich einmal vorgeschlagen, aber sie waren beide betrunken gewesen, und es war nur ein Scherz gewesen, da war sich Shouyou beinahe ganz sicher, aber damals hatte seine Antwort etwas unschmeichelhaft gelautet: „Spinnst du?", etwas, das er niemals zu Kageyama gesagt hätte, egal wie betrunken und scherzhaft ihm dieser eine Ehe vorgeschlagen hätte).
Also ja bereuen konnte und wollte er nichts, zumindest nichts, was sie zueinander geführt hatte. Was die Dinge anging, die sie getrennt hatten, nun das war ein anderes Thema. Aber vielleicht war dieser Unfall ja ihre zweite Chance, vielleicht konnten sie dadurch wieder zueinander finden.
Tobio mochte dafür nicht bereit sein (was nur zu verständlich war), aber ein Teil von Shouyou war nicht bereit aufzugeben, ein Teil von ihm hoffte, dass dieser Schicksalsschlag, der Weckruf war, den sie beide gebraucht hatten um zu ihrem gemeinsamen Happy End zu finden.
Deswegen hatte er kein Problem damit sich Urlaub von seiner Karriere zu nehmen, sein Team darüber zu informieren, dass er aus persönlichen Gründen austrat und nach Japan zurückkehren musste. Deswegen hatte er kein Problem damit die Tatsache, dass Tobio offenbar nicht einmal seiner Schwester von ihm erzählt hatte, zu akzeptieren, und er hatte kein Problem damit allen Bedingungen zuzustimmen, die notwendig waren, um Tobio dazu zu bringen ihn wieder in sein Leben zu lassen. Weil er wusste, dass all dies auf lange Sicht keine Rolle spielte, weil er wusste, dass er all diese Hindernisse nur umschiffen musste um am Ende zu seinem Happy End zu finden.
Er wusste, dass am Ende alles gut werden würde, er musste nur daran glauben, durchhalten und sein Bestes geben. Wie immer eben. Shouyou war noch nie der Typ gewesen, der vor einer Herausforderung zurückschreckte, und er hatte nicht vor jetzt damit anzufangen.
So wie er es im Volleyball ganz noch oben geschafft hatte, so würde er es schaffen seine Ehe zu retten und Tobio dabei zu helfen seine Lebensfreude zurück zu gewinnen.
Davon war er vollkommen überzeugt, als er sich mit Tobio darauf einigte, dass sie zusammenziehen würden.
Erst später wurde ihm klar, dass er das alles vielleicht nicht so gut durchdacht hatte, wie es notwendig gewesen wäre.
Zunächst einmal hatte er keine eigene Wohnung, in die er ziehen konnte. Er war gerade erst nach Japan zurückgekehrt und hatte noch keine Zeit gehabt sich umzusehen. Tobio zu finden und zu sehen war ihm wichtiger gewesen als alles andere, und bisher war er in Hotels untergekommen, aber das musste sich nun natürlich ändern. Nur wo sollte er so schnell eine Wohnung herbekommen?
Nun zum Glück hatte er immer noch Freunde, die mit Sicherheit bereit waren ihm auszuhelfen, nicht wahr?
„Ich kann nicht glauben, dass du mir das antust", murmelte Kenma, als er ihn freudestrahlend und vor Enthusiasmus sprühend vor seiner Türe entdeckte und sich seinen Plan anhören musste.
„Du hast doch gesagt, dass ihr euch Sorgen macht. So musst du dir keine Sorgen machen, so sitzt du direkt an der Quelle, bekommst alles mit!", argumentierte Shouyou unerschütterlich.
„Shouyou, ich bin nicht gerade das, was man einen angenehmen Mitbewohner nennen würde, was dir jeder, der jemals mit mir zusammengelebt hat, angefangen bei meinen Eltern, bestätigen könnte. Und ganz abgesehen davon brauche ich meinen Platz. Und Ruhe während meiner Arbeitszeit, und meine Arbeitszeit ist irregulär, meistens mitten in der Nacht und sehr zeitintensiv. Verstehst du was ich dir damit sagen will?", meine Kenma langsam.
„Es ist ja nur vorübergehend, und du wirst gar nicht bemerken, dass wir hier sind!", versprach Shouyou, „Kageyama war noch nie laut, das weißt du doch!"
Kenma schnaubte nur. „Das hier, meine Wohnung, ist keine geeignete Umgebung für jemanden, der dabei ist sich von einer Verletzung zu erholen", betonte er, „Es ist im Grunde ein riesiger Online-Studio. Und trotz meines Bekanntheitsgrades wissen die meisten meiner Fans nicht wo ich wohne, wenn du hier aber mit Japans bekanntesten Volleyballspieler einziehst, der regelmäßige Arzttermine absolvieren muss, dann wird sich das ändern."
„Oh, nein, wird es nicht. Wir werden aufpassen und dafür sorgen, dass uns keiner hierher verfolgt", beteuerte Shouyou, „Alles wird gut gehen, du wirst schon sehen. Und wie gesagt, es ist nur vorübergehend. Solange bis wir was Eigenes gefunden haben."
„Von mir aus kannst du hier einziehen, bis du was gefunden hast, aber Kageyama sollte solange wirklich noch bei seiner Schwester wohnen bleiben", fand Kenma.
„Ich hab der ganzen Familie aber schon gesagt, dass er sofort bei mir einziehen kann. Komm schon Kenma, lass mich jetzt nicht im Stich. Tokyo macht mir immer noch ein bisschen Angst, wenn ich einen Einheimischen an meiner Seite hätte, dann würde es mir sicherlich leichter fallen hier zurecht zu kommen und Kageyama dabei zu helfen ebenfalls zurecht zu kommen", jammere Shouyou, „Kenma, bitte, ich brauche dich. Sag ja. Nur so kann ich meine Ehe retten. Und meinen Partner."
Kenma seufzte seelenvoll. „Na schön", gab er nach, „Aber ich bin immer noch der Meinung, dass das eine schlechte Idee ist."
Natürlich war es eine schlechte Idee. Was schon in dem Moment klar wurde, als Shouyou verspätet realisierte, dass Kenmas Wohnung nicht im Erdgeschoss lag, und sie Kageyamas Rollstuhl irgendwie in den zweiten Stock hinaufbringen mussten, und das obwohl der Aufzug kaputt war.
Bei dieser Gelegenheit stellte Shouyou fest, dass Kenma keine besonders große Hilfe bei der ganzen Kageyama-Pflege Sache sein würde. „Hast du all deine Muskeln verloren seit du aufgehört hast Volleyball zu spielen?", beschwerte sich Shouyou bei seinen Freund, der nun offenbar noch weniger an körperlichen Aktivitäten interessiert war als früher und schwächer als jemals zuvor zu sein schien, während Tobio mit ausdrucksloser Miene zwischen ihnen immer noch am Fuße der Treppe saß.
„Ich ruf Kuro an", meinte Kenma nur darauf. Offenbar war das nach all diesen Jahren immer noch seine Lösung für alles.
„Es ist nicht nötig, dass Kuroo-san alles stehen und liegen lässt und her kommt", wandte Tobio ein.
„Ach, das macht ihm nichts aus", behauptete Kenma, „Er kommt immer, wenn ich ihn brauche."
Tobio wirkte skeptisch, und Shouyou war das ehrlich gesagt ebenfalls, doch Kuroo tauchte zwanzig Minuten später tatsächlich auf und half ihnen Kageyama samt Rollstuhl in Kenmas Wohnung zu bringen, und das ohne zu Murren oder zuProtestierten. Was Shouyou, wenn er ehrlich war, doch für sehr beeindruckend hielt.
Wenn Shouyou ehrlich war, dann hatte er die Beziehung von Kenma und Kuroo noch nie verstanden. Die beiden waren beste Freunde seit ihrer Kindheit und schon unzertrennlich gewesen als Shouyou sie damals in der Oberschule kennengelernt hatte, aber sie waren so grundverschiedene Menschen, dass es eigentlich seltsam war, dass sie eine gemeinsame Basis gefunden hatten.
Kenma war ruhig und zurückgezogen und mischte sich selten bis nie freiwillig in das Leben anderer ein (Shouyou musste ihm jeden Rat zu seinem eigenen Leben nahezu aus der Nase ziehen), und Kuroo war laut und extrovertiert und mischte sich ständig in die Leben anderer ein, ob diese das wollten oder nicht (Tsuki konnte ein Klagelied darüber singen), und außerdem liebte Kuroo Sport und hatte darauf sogar seinen Beruf ausgerichtet, während Kenma körperliche Tätigkeiten bis Heute zu wider waren und mehr in Computerspielen als in der Realität lebte. Nachdem beide mit Volleyball aufgehört hatten, sollte sie nichts mehr verbinden, das sagte zumindest die Logik, doch offenbar waren sie bis heute beste Freunde.
Um ehrlich zu sein war Shouyou deswegen manchmal ein wenig neidisch auf Kenma. Für ihn und Tobio war es niemals so einfach gewesen, aber natürlich waren Kenma und Kuroo auch niemals ein Paar gewesen, zumindest nahm Shouyou das an. Kenma interessierte sich noch weniger für Sex als Tobio das tat, im Grunde sogar überhaupt nicht, soweit Shouyou das mitbekommen hatte. In all den Jahren schien er niemals eine romantische Beziehung unterhalten zu haben, die über ein paar Dates, auf die er von seinen Freunden gezwungen worden war, hinausging. Kuroo hingegen war … nun umtriebig. Er wechselte seine Partner oft und war wegen seinen andauernden One-Night Stands geradezu verschrien. Die wahre Liebe hatte er scheinbar nie gefunden, aber offenbar hatte er auch nie nach ihr gesucht. Ihm schienen kurze bis keine Beziehungen geradezu recht zu sein. Auf jeden Fall investierte er viel mehr seiner Energie in seine Beste Freunde-Beziehung mit Kenma als in die zu seinen romantischen Partnern. Shoyou war sich ziemlich sicher, dass Kuroo für niemanden, mit dem er gerade schlief oder geschlafen hatte, alles stehen und liegen lassen würde um ihn innerhalb von zwanzig Minuten einen Gefallen zu tun.
Was … irgendwie seltsam war, wenn man darüber nachdachte.
Allerdings blieb ihm keine Zeit mehr darüber nachzudenken, da Kageyama ihn mit einem höflichen: „Danke für deine Hilfe Kuroo-san" aus seinen Gedanken riss, nachdem sie Kageyamas Sachen ebenfalls hinaus in Kenmas Wohnung geschleppt hatten und Kuroo Anstalten machte wieder zu gehen.
„Kein Problem", erwiderte Kuroo nur, „Genau dafür sind Freunde doch da." Er drückte kurz Kageyamas Arm. „Und vor Freunden muss einem nichts peinlich sein", fügte er hinzu. Dann nickte er in Shouyous Richtung, wechselte ein paar leise Worte mit Kenma, und war auch schon wieder weg. Kenma blickte ihm noch einen Moment lang hinterher, während sich Shouyou und Tobio einige Momente lang anschwiegen.
Schließlich räusperte sich Shouyou, und er verkündete: „Komm ich zeig dir dein Zimmer."
„Shouyou, bist du sicher, dass das alles hier eine gute Idee ist? Wenn es dir oder Kozume-san zu viele Schwierigkeiten macht, dann….", setzte Tobio an, doch Shouyou unterbrach ihn schnell.
„Nein, nein, mach dir keine Sorgen, wir haben alles im Griff. Das vorhin war nur … ein Ausrutscher. Wir haben uns alles gut überlegt und wissen was wir tun. Es macht uns überhaupt keine Umstände. Alles wird von jetzt an viel einfacher werden, du wirst schon sehen", behauptete er und ignorierte dabei Kenmas Blick, der eindeutig aussagte, dass sein Freund ganz und gar nicht seiner Meinung war.
Alles würde von jetzt an einfacher werden, alles würde gut gehen, und alles würde laufen wie geplant. Das musste es einfach. Davon war er tatsächlich überzeugt.
Doch natürlich irrte er sich.
A/N: Dieses Kapitel enstand während er Hitzewelle, ich hoffe also, dass es nicht zu verwirrt herüber kommt.
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