VI.
Laut Yachi, Tsukishima, und Yamaguchi war ihr Besuch bei Kageyama nicht so gut gelaufen. Vor allem schien er kurz ausgefallen zu sein, und Kageyama hatte sich offenbar nach wenigen Minuten mit der Ausrede, dass er ein Online-Bewerbungsgespräch habe, verabschiedet.
Shouyou war sich relativ sicher, dass das tatsächlich nur eine Ausrede gewesen war, da er nichts von irgendeinem Bewerbungsgespräch wusste (und wofür sollte sich Kageyama auch schon bewerben?), aber er hatte nicht vor sich entmutigen zu lassen. Vermutlich war Kageyama einfach überrascht gewesen, weil er nicht auf Besucher vorbereitet gewesen war. Das erste Mal seit langer Zeit war er mit Gesichtern, die nicht zu Shouyou, Kenma oder Kuroo-san gehörten, konfrontiert worden, und natürlich hatte ihn das überfordert. Aber da Kageyama Shouyou gegenüber kein Wort über das Thema verlor, sondern ihn nur düstere Blicke zuwarf (wie immer eben), nahm Shouyou an, dass die nächste Begegnung mit Besuchern, die Kageyama auch wirklich mochte, besser laufen würde.
Und Bokuto-san war ganz seiner Meinung, nun ja, wenn man „Ich hoffe du denkst nicht, dass seine zurückhaltende Reaktion bedeutet, dass Tsum-Tsum Recht hatte, denn das hatte er nicht" als seiner Meinung sein rechnete (Offenbar hatten sich Bokuto-san und Atsumu wieder versöhnt, da Letzterer von „dem Zuspieler, du weißt schon" wieder zu Tsum-Tsum aufgestiegen war). Auf jeden Fall hatte Bokuto wieder betont, dass er nicht zu viele Gäste auf einmal und zu oft hintereinander einladen sollte, deswegen ließ Shouyou eine Woche verstreichen, in der er Kageyama die Chance gab sich zu erholen und sich zu seinem Überraschungsbesuchern zu äußern oder auch nur dieses angebliche Zoom-Bewerbungsgespräch zu erwähnen. Doch da dieser aber nichts sagte, konnte der nächste Besucher eintreffen.
Zwei Tage bevor sie mit Kuroo-san und dem Handball-Team zu arbeiten beginnen wollten, sollte einen passenden Moment dafür darstellen.
Und Shouyou gab sich auch wirklich Mühe rücksichtsvoll zu sein. Vier Besucher auf einmal waren vielleicht ein wenig zu viel für seinen Ex-Mann gewesen, der noch nie besonders gut darin gewesen war mehr als nur ein oder zwei Leuten auf einmal abseits des Volleyball-Felds seine Aufmerksamkeit zu schenken. Deswegen sollte dieses Mal nur ein Gast eintreffen.
Und anstatt ihn zu überfallen, informierte Shouyou Kageyama über diesen Besucher dieses Mal auch, eine ganze Stunde bevor der eintraf. „Weißt du, Suga-san kommt in etwa einer Stunde vorbei", erklärte er Tobio an diesem Morgen beim Frühstück.
Tobio schluckte das Müsli, an dem er gerade herumkaute, hart herunter, hustete ein wenig überrascht, und krächzte dann: „Sugawara-senpai kommt vorbei? Hier? Heute? Er kommt dich besuchen?"
Sugawara arbeitete als Lehrer in Miyagi, und in dieser Funktion verschlug es ihn so gut wie nie nach Tokyo, also wäre jede Lüge im Sinne von, dass er gerade in der Gegend war, sinnlos, weswegen Shouyou auch gar nicht erst versuchte zu lügen. „Nun ja, eigentlich kommt er eher dich besuchen", erklärte er, „Ich habe ihn eingeladen, ja, aber er macht wollte dich gerne sehen."
Tobios Miene war wie versteinert.
Kenma, der bisher auf seiner Seite des Tisches Nachrichten auf seinen Tablet gelesen hatte, sah auf und warf ihnen einen verwunderten Blick zu, weil so lange Schweigen auf ihrer Seite des Tisches herrschte.
Aber auch das schien Tobio nicht dazu bringen zu können etwas zu diesem Thema zu sagen.
„Er macht sich Sorgen um dich, und ich weiß, dass er dein Lieblings-Senpai damals auf der Karasuno war. Also dachte ich, dass du ihn gerne sehen würdest", fuhr Shouyou fort sich zu verteidigen.
„Das dachtest du also, ja?", meinte Tobio nun doch langsam.
Shouyou nickte eifrig. „Er ist heute Morgen mit dem Zug losgefahren und sollte bald in Tokyo eintreffen", erläuterte er. Da er seinen Ex-Mann kannte, hatte er es für besser gehalten ihn erst dann zu informieren, wenn er den Besuch nicht mehr absagen konnte. Tobio wäre niemals so unhöflich gewesen jemanden, der extra von Miyagi nach Tokyo reiste, nicht zu empfangen.
Kenma blickte zwischen Shouyou und Tobio hin und her als würde er ein Tennismatch mitverfolgen.
Tobio schwieg einen Moment lang, dann meinte er: „Ich verstehe" und legte seinen Löffel zurück in sein Müsli. „In diesem Fall sollte ich mich frisch machen", meinte er und rollte davon in Richtung Bad.
Shouyou war über diese Reaktion etwas verwirrt. „Brauchst du Hilfe?", rief er seinem Mann dann hinterher, doch er erhielt keine Antwort.
Tobio hasste es prinzipiell in allen Dinge, die Hygiene betrafen, von Shouyou abhängig zu sein, aber das hielt ihn normalerweise nicht davon ab diesen wissen zu lassen, dass er ihn für irgendetwas brauchte. Um ihm das Leben etwas zu erleichtern hatte Kenma das Bad in sein Smart-Bad umgebaut, mit selbst spülender Toilette und sensorgesteuerten Wasserhähnen und er hatte sich sogar ein Bidet in seinem Badezimmer einbauen lassen, um Tobio das Leben zu erleichtern. Allerdings war das Problem mit dem Bidet, dass sich Tobio nicht wirklich hineinsetzen konnte ohne zu riskieren es von der Wand abzubrechen, was bedeutete, dass er erst recht Hilfe brauchte um es zu benutzen. Allerdings benutzte er es inzwischen oft um sich darin Hände, Gesicht, und Oberkörper zu waschen, und reagierte nicht gerade erfreut darüber, wenn Shouyou darauf hinwies, was man traditionell eigentlich in einem Bidet wusch. Aber da das Bidet von niemand anderen benutzt wurde, war es wohl in Ordnung, wenn er es als Mischung aus Waschbecken und Badewanne missbrauchte, wenn es ihm das Leben ein wenig erleichterte. Offenbar hatte er nun vor sich am Bidet frisch zu machen und wollte dabei von niemandem gestört werden.
Nun Shouyou sollte es recht sein.
Kenma warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. „Kageyama scheint mir nicht die Art Mensch zu sein, die gerne überrascht wird", merkte er an.
„Es wird ihm gut tun, Suga-san zu sehen", behauptete Shouyou, „Wir waren uns doch beide einig, dass er mehr tun sollte als nur in seinem Zimmer zu vergammeln."
„In zwei Tagen arbeitet er mit Kuro und den Handballern", rief ihm Kenma in Erinnerung.
„Ja, aber dabei versteckt er sich in deinem Studio. Das ist nicht das Selbe", gab Shouyou zurück, „Suga-san war ihm immer besonders wichtig. Er wird sich darüber freuen ihn zu sehen. Warte nur ab."
Kenma wirkte skeptisch, aber Shouyou, der Kageyama besser kannte, war davon überzeugt, dass dieser sich heimlich auf das Wiedersehen mit Suga-san freute. Und dass dieses Treffen besser laufen würde als das mit Yachi, Tsukishima, und Yamaguchi. Und immerhin wäre er dieses Mal dabei um zu verhindern, dass sich Kageyama wieder nach wenigen Minuten aus dem Staub machte. Es konnte also einfach nur besser laufen.
Kurz bevor Suga-san ankam, kam Kageyama wieder aus dem Badezimmer gerollt. Er würdigte Shouyou keines Blickes und schien nur auf die Wohnungstüre konzentriert zu sein. Er wirkte ein wenige angespannt. Ich hatte also recht; er ist aufgeregt, dass er Suga-san wiedersehen wird!
Doch Shouyou hatte keine Zeit sich auf seinem „Ich wusste es!" auszuruhen, da Suga-san wenige Momente später in ihrer Wohnung eintraf.
„Hinata! Kageyama! Es freut mich euch zu sehen!", erklärte der ältere Mann strahlend kaum, dass er zur Türe hereingekommen war.
„Wir freuen uns auch dich zu sehen!", versicherte ihm Shouyou und umarmte den Neuankömmling kurz, „So ist es doch, oder etwa nicht, Tobio?"
„Ja", meinte dieser nur kurz.
Suga-san schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln. „Die Zugfahrt hierher war ein Erlebnis. Ich bin tatsächlich mit einem meiner Schüler im gleichen Abteil gelandet, und der wollte sich gar nicht von mir trennen. Als Lehrer hat man offenbar wirklich niemals frei. Ich glaube, ich war Take-chan in unserer Schulzeit gegenüber nicht dankbar genug", meinte er.
Suga-san war Grundschullehrer, also schien er seine Zugfahrt hierher mit einem hyperaktiven Kind zugebracht zu haben, was ungefähr so sein musste wie ein ganzer Tag mit Bokuto.
„Es tut mir leid, dass du diese Umstände auf dich nehmen musstest", meinte Kageyama sofort.
Suga-san machte eine abwehrende Handbewegung. „Ach, es waren keine Umstände. Ich bin es ja gewöhnt", meinte er sofort, „Und mir bleibt immer noch die hoffentlich ruhiger Heimfahrt." Dann kramte er in einer Tasche, die er mitgebracht hatte. „Und bevor ich es vergesse, das hier ist von Daichi." Er reichte Kageyama einen Umschlag, den dieser stumm entgegen nahm.
„Was kein Mitbringsel für mich?", beschwerte sich Shouyou sofort.
„Nur die Nachricht: Sag Hinata, dass er sich benehmen soll", erwiderte Suga-san.
Manche Dinge schienen sich niemals zu ändern. Für einen Moment fühlte Shouyou sich in seine Oberschulzeit zurückversetzt. Er zog einen Schmollmund. „Ich wusste immer, dass er Kageyama lieber hat als mich", behauptete er.
„Ich denke, es war Halbe/Halbe. Im Positiven wie im Negativen", meinte Suga-san, „Nur, dass es unterschiedliche Arten von Sorgen waren, die ihr ihm bereitet habt. Zumindest hat er für Kageyama niemals eine kriminelle Karriere vorhergesehen."
Shouyou schnaubte. „Nur weil ich mich einmal in ein Trainingslager eingeschlichen habe…", murmelte er, „Und jetzt nach all den Jahren kann ich es ja sagen: Das war damals eigentlich Yamaguchis Idee. Er war nur zu feige um es umzusetzen!"
„Siehst du, genau das ist der Grund warum du ihm diese Art von Sorgen bereitet hast", meinte Suga-san nur schulterzuckend, „Kageyama war immer der brave Junge von euch beiden, auf den du schlechten Einfluss hattest."
„Das ist gar nicht wahr!", behauptete Shouyou, „Er hat mindestens so viel Unsinn angestellt wie ich! Er war an beiden Toupet-Zwischenfällen beteiligt!" Er warf Tobio einen hilfesuchenden Blick zu, doch dessen Gesichtsausdruck war seltsam und er sagte nichts dazu.
„Willst du dich setzen, Sugawara-san?", sagte der dunkelhaarige Mann dann.
„Oh ja, danke", erwiderte der Gast und nahm dann am Esstisch Platz. „Das hier ist eigentlich Kozumes Wohnung, ja?", vergewisserte er sich dann, während er sich umsah.
„Ja, er war so selbstlos uns bei sich aufzunehmen", erwiderte Tobio.
„Einige meiner Schüler sind große Fans von seiner Arbeit, dem Gaming-Teil davon, meine ich", berichtete Suga-san, „Vielleicht sollte ich, bevor ich gehe, ein paar Autogramme mitnehmen. Ist er immer noch eng mit Kuroo befreundet?"
„Ja", meinte Tobio dazu nur.
„Die kann nichts trennen", erklärte Shouyou im selben Moment.
„Tatsächlich werden wir in zwei Tagen mit Kuroo-san an einem seiner Projekte arbeiten", warf Tobio ein, „Ein Imageaufpolierungsprojekt für Handballer." Er schaffte es den Ausdruck Handballer dabei irgendwie abwertend klingen zu lassen, ohne sich wirklich Mühe geben zu müssen.
Suga-san schien sich daran aber nicht zu stören. „Dann arbeitest du wieder? Das tut wirklich gut zu hören, Kageyama", meinte er sofort begeistert, „Ich habe mir ja ein wenig Sorgen gemacht. Aber es macht Sinn, dass Kuroo dich anwerben würde. Ich bin froh, dass er daran gedacht hat. Ich hatte schon befürchtet … aber ich habe mir offenbar umsonst Sorgen gemacht."
Tobio nickte nur.
„Ich mache bei diesem Projekt auch mit", betonte Shouyou.
„Und danach? Planst du bei einem ansässigen Team anzuwerben?", wollte Suga-san von ihm wissen.
„Nun … nein, ich meine … ich habe darüber noch nicht nachgedacht. Ich hab mir Urlaub von meinem Club und dem Nationalteam genommen - unbefristet - aber ich hatte eigentlich schon immer vor zurückzugehen", stotterte Shouyou, den diese Frage unvorbereitet traf.
Suga-san musterte ihn mit einem merkwürdigen Blick, und er konnte Tobios Blick auf sich ruhen spüren. „Ich meine, ich habe mich einfach noch nicht entschieden", fügte Shouyou unangenehm berührt hinzu.
Jetzt ergriff Tobio das Wort. „Shouyou wollte mir nur aushelfen, bis ich alleine zurecht komme", erklärte er, „Ich habe nie erwartet, dass das hier von Dauer sein könnte. Ich mache stetige Fortschritte. Sobald ich in der Lage bin alleine zu leben, werden sich unsere Wege wieder trennen."
Suga-san nahm diese Information schweigend auf. „Ich bin davon ausgegangen, dass ihr eure Partnerschaft an die neuen Umstände anpassen würdet", meinte er dann.
Shouyou wusste nicht was er darauf erwidern sollte. Es war Kageyama, der meinte: „Es gibt keine Partnerschaft mehr." Dann fügte er hinzu. „Aber das ist schon in Ordnung. Ich meine, wir wollten es immer zusammen schaffen, aber solange es zumindest einer von uns schaffen kann, solange sollte das wichtiger sein als alles andere."
„Ich verstehe." Suga-san musterte sie nun beide mit einem Blick, der Shouyou nicht behagte.
„Volleyball war immer unser Traum. Shouyou sollte ihn leben dürfen. Ich wollte immer, dass er das Leben leben kann, das er sich wünscht", erklärte Tobio, „Er soll tun, was ihn glücklich macht."
Shouyou warf ihm einen verunsicherten Seitenblick zu.
Suga-san räusperte sich. „Nun, Asahi und Nishinoya sind immer noch unterwegs. Als ich das letzte Mal von ihnen gehört habe, waren sie dabei irgendwo in den Bergen umherzuwandern. Tanaka und Kiyoko erwarten ihr erstes Kind, wie es scheint. Sie werden böse sein, dass ich derjenige war, der es euch gesagt hat, aber ich habe nie gelobt zu schweigen. Narita hat sich verlobt. Sie ist sehr nett", berichtete er dann, „Es hat sich ja viel getan in letzter Zeit. Wir sollten ein Karasuno-Volleyball-Club Treffen ins Auge fassen, findet ihr nicht? Jetzt, wo ihr beide wieder im Land seid, hätten wir vielleicht Chancen alle zusammen zu bekommen. Wir müssten nur noch Asahi und Nishinoya überreden mal wieder nach Japan zu kommen. Coach und Sensei sind sicher dabei, wenn wir sie fragen."
„Oh ja, das hört sich gut an", behauptete Shouyou, „Findest du nicht, Tobio?"
„Ja natürlich", erwiderte dieser nur leise.
„Lasst mich nachdenken, oh ja, ich weiß nicht, ob Tsukishima euch davon erzählt hat, aber Saeko und Akiteru sind offenbar doch noch bei einander gelandet. Wenn sie heiraten dann wären Tanaka und Tsukishima miteinander verwandt. Wäre das nicht zum Schießen? Stellt euch mal seine Reaktion darauf vor!", fuhr Suga-san dann scheinbar fröhlich weiter fort.
Doch Shouyou hörte ihm nicht mehr so wirklich zu. Er konnte sich nicht mehr auf seine Worte konzentrieren, er musste immer wieder an das denken, was Tobio vorhin gesagt hatte, und daran wie er es gesagt hatte – so ehrlich und zugleich so besiegt klingend. Und auf einmal wollte er nur noch dringend mit seinem Ex-Mann unter vier Augen reden und sehnte Suga-sans Abschied geradezu herbei, während dieser einfach locker weiter über alle ihre gemeinsamen Bekannten in Miyagi plauderte und damit gar nicht erst aufhören zu wollen schien.
Schließlich aber verabschiedete sich Suga-san doch noch (Shouyou hatte schon gar nicht mehr daran geglaubt), da er einen guten Zug zurück nach Miyagi erwischen wollte.
„Ich danke dir für deinen Besuch", verabschiedete sich Tobio höflich.
„Und richte Daichi-san und all den anderen Grüße aus", fügte Shouyou hinzu.
„Das werde ich", beteuerte Suga-san, „Und vergesst nicht auf das Volleyball-Club Treffen! Bis hoffentlich bald! Ich werde Kuroos Berichterstattung zum Thema Handball im Auge behalten!" Und dann war er endlich weg.
Tobio schien nur noch einen Moment abzuwarten, ob er vielleicht etwas vergessen hatte und zurückkehren würde, bevor er schnell mit Daichi-sans Geschenk auf dem Schoß, in sein Zimmer wegrollen wollte.
Doch Shouyou hielt ihn auf. „Tobio, warte. Findest du nicht, dass wir besprechen sollten, was vorhin passiert ist?", warf er ein, und diese Worte brachten Tobio tatsächlich dazu inne zu halten. Er wirkte einen Moment lang wie erstarrt, bevor er seinen Rollstuhl in Shouyous Richtung drehte.
Sein Gesichtsausdruck war allerdings nicht der, den Shouyou erwartet hatte.
„Ja, vielleicht sollten wir darüber reden was vorhin passiert ist", meinte Tobio mit zitternder Stimme, „Könntest du das nächste Mal, wenn du alte Freunde treffen willst, das vielleicht zur Abwechslung tun ohne mich mithineinzuziehen? Das würde ich sehr begrüßen. Wenn du mich schon demütigen willst, dann überleg dir bitte eine andere Methode dafür, die nicht einschließt, dass Leute extra von Miyagi nach Tokyo kommen müssen um meine und ihre Zeit zu verschwenden."
Shouyou blinzelte verwirrt. „Was? Aber … aber das ist doch wirklich gut gelaufen. Ich weiß ja, dass du deinen Stolz hast, aber keiner wollte dich demütigen, ich wollte nur, dass du Menschen trifft, die du magst, und die dich mögen, damit du dich besser fühlst und ….", stotterte er los.
„Ich fühle mich nicht besser, Shouyou. Ich fühle mich schlechter. Und nein, es ist nicht gut gelaufen. Ich dachte, ich hätte dir klar gemacht, dass ich niemanden sehen will, und ich dachte du würdest verstehen warum, aber offenbar ist das nicht der Fall. Oder dir sind meine Wünsche egal, so egal wie sie es schon immer waren! Ich weiß, dass es nicht einfach für dich sein kann alles aufzugeben, was du kennst, um dich um einen nichtsnutzigen Krüppel zu kümmern, aber ich habe das nie von dir verlangt! Wenn es zu viel für dich ist, dann lass es einfach! Aber räche dich nicht an mir indem du mir solche Dinge antust", giftete Tobio, „Yachi, Tadashi, und Tsukishima waren schlimm genug, aber dann musstest du ja von allen Leuten ausgerechnet Sugawara einladen!"
„Aber … er war doch immer dein Lieblings-Senpai, und ich dachte…", setzte Shouyou vorsichtig an, doch er wurde unterbrochen.
„Er sollte mich nicht so sehen! Niemand sollte ich so sehen! Aber das ist dir ja egal. Dir ist egal, dass Sugawara damals der eigentliche Zuspieler unseres Teams war, der durch mich ersetzt wurde, obwohl er in seinem letzten Jahr war und die meiste Zeit über auf der Bank zugebracht hat, und um sein letztes Jahr mit seinem Team gemeinsam von einem dahergelaufenen Erstklässler gebracht wurde, von dem er immer gedacht hat, dass der es bis ganz nach Oben schaffen würde. Dass er auf ihn stolz sein könnte eines Tages! Und jetzt muss er diesen Kouhai an seinem Tiefpunkt sehen, nachdem er ihn und alle Hoffnungen, die er jemals in ihn gesetzt hat, enttäuscht hat. Du musstest ihn hierher zerren und mich dazu zwingen so zu tun als wäre alles in Ordnung, als wäre ich auf dem Weg der Besserung und hätte einen Grund Morgens aufzustehen, als würde ich mich darauf freuen verdammte Handballer, die noch ihr ganzes Leben und ihre ganze Karriere vor sich haben, zu promoten!"
„Du zwingst mir auf mit jemandem, den ich niemals enttäuschen wollte und immer nur enttäuscht habe, in Erinnerungen an ein Leben zu schwelgen, das ich nie wieder zurückbekommen werde! Und du hörst nicht auf damit! Yachi und die anderen müssen dir gesagt haben, dass es nicht gut gelaufen ist, dass es für keinen von uns angenehm war, dass sie mich nie so sehen wollten, und ich nicht wollte, dass sie mich so sehen - aber nein, du machst weiter und lädst Sugawara ein, der so tun muss als hätte er immer noch einen ganzen Mann vor sich, obwohl das offensichtlich nicht der Fall ist!"
„Wer kommt als Nächstes? Hast du Asahi-san und Nishinoya zurück nach Japan bestellt? Willst mich dazu zwingen, dass ich bei Ennoshita-san meine Physiotherapie fortsetze? Was hast du davon mir das anzutun? Ist das eine verdrehte Art der Rache? Weil ich nämlich keinen anderen Sinn darin entdecken kann! Warum tust du mir das an? Es tut mir leid, dass ich dich enttäuscht habe, und dass ich so eine furchtbare Last für dich bin, aber du machst es nicht besser! Du machst es schlimmer für mich, und ich kann beim besten Willen nicht begreifen warum!" Tobio verstummte und schüttelte dann seinen Kopf.
„Geh zurück zu deinem Team und spiel wieder Volleyball", forderte er dann, „Denn das hier, das funktioniert nicht." Und dann rollte er in sein Zimmer davon.
Shouyou starrte ihm verblüfft und sprachlos hinterher. Dieser Ausbruch hatte ihn vollkommen unvorbereitet erwischt. Er hatte wirklich gedacht, dass die Dinge gut laufen würden, aber jetzt wurde ihm klar, dass Atsumu von Anfang an recht gehabt hatte.
Und er hatte keine Ahnung wie er alles, was er angerichtet hatte, wieder gut machen sollte.
A/N: Ehm … ja, das ist nicht so gut gelaufen.
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