Location unknown

Sie spazierte seelenruhig mit den Händen auf der Hüfte in das Atrium und wartete, bis sie die volle Aufmerksamkeit der Männer hatte. Sogar diejenigen, die die Kisten hereinschleppten hielten an und sahen verwundert auf die Frau im hautengen, schwarzen Anzug.

Harm versuchte, aufzuspringen, wurde jedoch von Clay zurückgehalten. Es reichte schon, wenn sich diese Verrückte da draußen in den sicheren Tod begab.

Die Männer in dem Lichthof begannen miteinander zu tuscheln. Keiner von ihnen wusste so recht, was er mit dieser Situation anfangen sollte, schließlich stand nicht jeden Tag eine unbekannte Frau bei ihnen herum, sah ihnen beim Kistentransport zu und schien keinerlei Probleme damit zu haben, dass man sie sah.

Bis sie schließlich von einem der Iraker, die vormittags bei der Entführung dabei gewesen war erkannt wurde.

„Das ist die Anwältin!" brüllte er auf arabisch. Die Männer stellten sich schließlich im Kreis um die Saiyajin herum auf und schienen immer noch nicht zu wissen, was sie denn nun machen sollten.

Einige Minuten vergingen, in denen sich niemand bewegte. Die Männer im Atrium wurden ungeduldig, während Harm und Clay sich in ihrem Versteck wunderten, was als nächstes kommen würde.

Cara stand immer noch unbeweglich in der Mitte der Iraker und sah sich mit einem beinahe amüsierten Blick um.

„Okay, Jungs, so geht das nicht", meinte sie schließlich mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck in der Muttersprache der Männer.

„Was willst du hier überhaupt?" brüllte schließlich einer von ihnen und erhielt ein Grinsen als Antwort. Die Männer gaben langsam ihren Sicherheitsabstand auf und näherten sich der Saiyajin, die momentan noch nicht als erste zuschlagen wollte.

„Abholen, was mir gehört." Naja, mehr oder weniger. Seit wann sie Besitzansprüche auf Harm anmeldete musste sie später noch mal herausfinden.

„Was sollte dir hier schon gehören? Euch Amerikanern gehört hier gar nichts, auch wenn ihr gerne so tut."

„Ich rede auch nicht von eurem Land, oder den Waffen hier. Ist mir scheißegal, was ihr damit macht. Aber der Stunt von heute morgen ist mir nicht egal..."

Die Männer kamen immer näher, mittlerweile davon überzeugt, dass die Frau vor ihnen nicht ganz dicht war.

Auch Harm und Clay sahen verwundert dabei zu, wie sich Cara mit den Irakern unterhielt. Wollte sie sie hier herausreden, oder was?

Der Kerl, den sie erkannt hatte griff nach ihrem Arm und hielt sie fest.

„Willst wohl deinem Freund Gesellschaft leisten?"

Cara ließ ihren Blick über seine Hand auf ihrem Arm wandern, ihr Ausdruck mittlerweile konzentriert und ernst. Schließlich sah sie ihm direkt in die Augen.

„Ich dachte eher daran, mit ihm von hier zu verschwinden."

Der Iraki wollte antworten, kam jedoch nicht mehr dazu. Ihre flache Hand machte mit einer derartigen Kraft Kontakt mit seiner Brust, dass es ihn die paar Meter zur Wand durch die Luft schleuderte. Mit einem Krachen landete er an der Mauer, die das Atrium umgab und rutschte mit einem Stöhnen daran herunter.

Sie hatte drei weitere Männer mit Tritten und Schlägen ausgeschaltete, bevor die anderen überhaupt reagieren konnten.

Dann jedoch kam Leben in die Meute, und sie stürzten sich auf die wehrhafte Anwältin, die nur zu gerne von ihren Fähigkeiten Gebrauch machte.

Der Anwalt und der CIA-Agent saßen mit weit aufgerissenen Augen in ihrem Versteck und sahen dem Spektakel ungläubig zu.

„Okay, woher haben sie diesen Anzug, und warum trägt ihn meine Partnerin?" flüsterte Harm. Es musste der Anzug sein. Hydraulische Muskelverstärker oder sowas. Nie im Leben konnte seine zierliche Partnerin einen Mann, der dreimal so schwer war wie sie über diese Entfernung schleudern...

„Sie hatte dieses Ding schon an, als sie über mich gestolpert ist", zuckte Clay mit den Schultern. Die Navy musste wohl hinter dem Rücken der Regierung an diesem Anzug gearbeitet haben. Verständlich. Er würde auch mit allen Mitteln geheim halten wollen, dass er diese Technologie hatte...

Die junge Frau schien zumindest in ihrem Element zu sein. Nahkampf in hundertprozentiger Perfektion. Gerade eben hatte sie noch einen ihrer Gegner gegen die Waffenkisten geworfen, da wandte sie sich auch schon dem Nächsten zu, die behandschuhten Hände zu Fäusten geballt.

Webb sah ihr fasziniert zu. Es war offensichtlich, weshalb der Admiral versucht hatte, ihn dazu zu bewegen, die Anwältin mit einzubeziehen.

Harm's Augen hingegen weiteten sich panisch. Genau deswegen hatte er sie aus allem heraushalten wollen. Die Kisten, gegen die sie den Kerl geworfen hatte waren aufgesprungen, und einer der Männer griff nach einer der Waffen, schob das Magazin hinein...

Ehe ihn der CIA-Agent aufhalten konnte, war er aufgesprungen.

„CARA!"

Stützpunkt des USMC

Bagdad, Irak

„Wir sind hier in einem Stützpunkt voller Marines. Sie können unmöglich entkommen." A.J. lehnte sich auf dem Sofa zurück und versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben.

Moira warf ihm einen gelassenen Blick zu.

„Oh, ein Admiral mit einer Waffe am Kopf dürfte für ihre Soldaten genug Grund sein, mich durchzulassen. Allerdings habe ich momentan keinerlei Absicht, ihre Gastfreundschaft schon aufzugeben."

Mit seiner verkrüppelten Hand griff er nach der Teetasse und nahm einen Schluck. Seine Rechte hielt weiterhin die Waffe auf den JAG gerichtet.

A.J. sah den älteren Mann verwirrt an. Wieso wollte er denn unbedingt hier bleiben? Schließlich befand er sich hier im Gebiet seines Gegners. Nicht gerade gute Voraussetzungen.

Andererseits würde er sich sicher auch nicht darüber beschweren, noch ein wenig länger zu bleiben.

Vielleicht war ja einer der Soldaten so schlau, nach dem Admiral im Poolhaus zu sehen. Irgendetwas würde sich schon ergeben. Und wenn er Zeit schinden musste, bis Cara mit ihrer Harm-Rettungsaktion fertig war, um eine A.J.-Chegwidden-Rettungsaktion zu starten...

Äußerlich gelassen griff auch der JAG nach seiner Teetasse und nahm einen Schluck.

„Ich schätze mal, ich weiß, wen ich für die Entführung meines Anwalts verantwortlich machen kann", meinte er schließlich mit einem Blick auf den Polizeichef, der ihm mit einem selbstgefälligen Grinsen antwortete.

Location unknown

Sein Schrei veranlasste Cara, ihre Bewegungen zu beschleunigen. Was auch immer Harm's Aufmerksamkeit erregt hatte, sie wollte diesem Etwas sicher nicht im Weg stehen.

Der Mann, den sie gerade noch gepackt hatte, sah erstaunt auf seine Brust, als die Kugeln des Maschinengewehrs dort einschlugen und er tot in sich zusammenbrach. Der Schütze sah allerdings nicht intelligenter aus der Wäsche. Sein Ziel hatte gerade eben noch direkt vor ihm gestanden, und nun war es wie im Nichts verschwunden.

Clay zog Harm wieder in ihre Deckung zurück, froh, dass sich niemand wirklich um sie zu kümmern schien. Langsam begann sich der Bundesagent zu fragen, ob das wirklich alles nur am Anzug lag.

Einige Männer sahen sich verdutzt um. Andere schnappten sich ebenfalls Waffen und machten sie gebrauchsfertig. Bis auf das Klicken der Gewehre war es auf einmal totenstill im dem Lichthof.

Cara hingegen landete geräuschlos hinter dem Schützen und legte ihm ihre Hand auf die Schulter.

„Jemanden von hinten erschießen wollen... wie feige!"

Er fuhr erschrocken herum, kreidebleich im Gesicht. Ein schneidendes Geräusch durchfuhr den Raum, und der Kerl machte den erstauntesten Gesichtsausdruck seines Lebens, bevor er starb. Cara's Hand war direkt durch seine Brust gefahren und sah nun auf seiner Rückseite wieder heraus. Langsam hob sie ihre Handfläche, und blickte in die erstarrten, geschockten Gesichter der umstehenden Männer.

„Genug gespielt."

Die Luft roch mit einem Mal nach starker Elektrizität, um die Frau herum zuckten kleine Blitze. Vor ihr hoben einige der Iraker ihre Waffen, bereit auf sie zu feuern. Dazu sollte es jedoch nie kommen.

Ein gleißender Lichtstrahl fuhr aus ihrer Hand, radierte jene Männer aus und hinterließ einen kreisrunden, rauchenden Tunnel in der Südseite des Gebäudes.

Die übrigen Männer sahen sie verwundert an. Sie blickte noch einmal wütend in die Runde, bevor sie die Leiche von ihrem Arm streifte. Der Handschuh blieb an einer Rippe hängen und ihre bloße Hand kam zum Vorschein, rot vom Blut ihres Opfers.

„Lauft, meine Häschen!"

Und tatsächlich nahmen die Männer ihre Beine in die Hand.

Ein fieses Grinsen erschien auf dem Gesicht der Saiyajin.

Jagdzeit.

Webb krallte seine Finger immer noch in Harm's Arm. Der Anwalt starrte mit offenem Mund auf seine Partnerin.

Erneut schoss einer dieser Blitze aus ihrer nun nackten Hand, wieder blieb von einem Iraker nur ein Häufchen Asche übrig.

Nie im Leben war der Anzug für die Art des Kampfes verantwortlich.

Aber alle anderen Erklärungen hörten sich zu seltsam an, um auch nur daran zu denken.

Harm schauderte.

Er hatte in seinem Leben schon viel gesehen, aber das hier... war ein Massaker. Angerichtet von der Frau, die für ihn beinahe gestorben war.

Er wusste, dass sie Expertin im Nahkampf war, schließlich trug sie sicher nicht umsonst die entsprechenden Abzeichen. Nie jedoch hätte er sie mit derartiger Brutalität und Mordlust in Verbindung gebracht. Es schien ihr beinahe Spaß zu machen, diese Männer da draußen umzubringen.

„Was tust du da?" flüsterte er geschockt. Er wollte seine Augen abwenden und konnte doch nicht anders, als dabei zuzusehen.

Als hätte sie ihn gehört, hielt Cara in ihrer Bewegung inne. Ihre grünen Augen fanden seine ozeanblauen und lasen die Bestürzung darin.

Beinahe angewidert von sich selbst ließ sie ihren aktuellen Gegner auf den Boden fallen. Der Mann kroch auf allen Vieren aus dem Atrium und machte, dass er davonkam.

Bewegungslos blieb sie in der Mitte des vom Scheinwerferlicht erhellten Lichthofes stehen, ließ ihre Arme hängen und versuchte, ihren Blick von ihrem Partner abzuwenden.

Es gelang ihr nicht, statt dessen bekam sie aus erster Hand jede Emotion, die sich auf seinem Gesicht abspielte mit. Und sie kam nicht gut weg dabei.

Nie im Leben hätte er so etwas miterleben sollen.

Niemals...

Mit einem Mal straffte sie ihre Gestalt, weiterhin ohne den Blickkontakt zu brechen.

Eine Saiyajin schämte sich nicht für das, was sie war.

Schäme dich niemals für das, was du bist!

Um sie herum war es totenstill. Die Männer waren aus dem Gebäude geflüchtet.

Clay wagte sich als erster aus ihrer Deckung hervor und machte mutig ein paar Schritte. Harm folgte ihm, sein Gewehr fest in der Hand.

Der CIA-Agent war auch der Erste, der gegenüber der Anwältin seine Sprache wiederfand.

„Was zur Hölle sind sie?"

Cara brach erst jetzt ihren Blickkontakt mit ihrem Partner und sah und die warmen braunen Augen des Spions.

„Wenn wir hier heil raus sind, werde ich ihnen die Geschichte von einem Mann namens Vegeta erzählen", meinte sie sanft und wandte sich von den beiden Männern ab.

Die beiden tauschten einen hilflosen Blick aus, bevor sie der jungen Frau in Richtung Ausgang folgten.

Stützpunkt des USMC

Bagdad, Irak

„Oh, das mit ihrem Anwalt war nicht meine Schuld, sondern allein seine eigene. Er sollte in irgendwelchen Bars nicht irakische Frauen unter falschem Namen ansprechen." Mustafa Moira stellte seine Teetasse wieder auf den Tisch. Irgendetwas musste ihm einfallen, um hier heil herauszukommen. Als die Marines bei ihm aufgetaucht waren, konnte er ja schlecht nicht mit ihnen gehen. Das hätte noch verdächtiger ausgesehen als wenn er wie jetzt mit dem Admiral Tee trank.

„Ich werde Webb umbringen", kam der gemurmelte Kommentar des Admirals. Der Polizeichef sah erstaunt auf.

„Was haben sie gerade gesagt?"

„Nichts." Und eigentlich konnte er dem CIA-Agenten nicht wirklich etwas vorwerfen. Er hatte es Rabb überlassen, sich zu entscheiden, und keinen Befehl daraus gemacht. Rabb war mal wieder selbst schuld an der Misere, in die er sich gebracht hatte.

„Ich schätze mal, die Frau, die er angemacht hat, bedeutet ihnen ziemlich viel", wechselte A.J. hingegen das Thema. Vielleicht hatte es ja auch nur etwas mit dem Casanova-Verhalten seines Senioranwaltes und der gekränkten Ehre eines irakischen Mannes zu tun. Dann musste er zumindest Webb nicht umbringen und damit seine Karriere gefährden. Es reichte, wenn er Rabb dafür umbrachte, dass er seine Hosen nicht anbehalten konnte.

Moira hingegen lief dunkelrot an und schnaufte wütend.

„Würden sie IHRE Tochter diesem Mann anvertrauen!"

A.J. sah ihn verwundert an. Eine Tochter also? Soviel zu den Nachforschungen der Amerikaner. Klopapier war mehr wert.

„Würden sie!" bohrte der Iraker nach.

A.J. dachte nach und kam zu dem Schluss, dass er Francesca Harm jederzeit anvertrauen konnte. Und was die Sache mit den Hosen betraf... da hatte er bei seiner Tochter so überhaupt nichts zu melden...

Allerdings galt es auch, einen wütenden Irren mit einer Waffe zu besänftigen.

„Ich denke nicht...", meinte er leise und stellte auch seine Teetasse wieder auf den Tisch.

„Das ist das Schlimme an der heutigen Jugend. Sie ist verdorben von der westlichen Kultur. Kaum kommt jemand herein, der aussieht wie ein Filmstar und einem schöne Augen macht, vergessen sie ihr Gehirn und verraten ihnen alles, wonach sie fragen..." Moira starrte immer noch wütend vor sich hin und schien gar nicht gemerkt zu haben, was er gerade gesagt hatte.

A.J. beschloss, nichts zu sagen. Scheinbar hatte der Commander Erfolg mit seiner Mission für Webb gehabt und musste dafür zahlen, dass er zuviel wusste.