Kapitel 4
Unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und vielleicht unsere Zukunft
Gabriella ging hinaus in den Innenhof um etwas frische Luft zu schnappen. Sie hatten für Stunden da gesessen und sich unterhalten. Abgesehen von ihnen Neun, hatten bereits viele Leute das Klassentreffen verloren. Gabriella lehnte gegen ein Geländer und sah in den Himmel. Sie holte tief Luft und seufzte. Der Abend war fast zu Ende und all ihre Befürchtungen über ihr Herkommen erschienen ihr dämlich. In allen Dingen außer einem... Troy. Sie war sich immer noch nicht sicher was sie wegen ihm tun sollte.
„Hey. Was machst du hier draußen?"
Gabriella drehte sich um und sah Troy auf sie zukommen. „Ich schaue nur nach den Sternen!"
Troy stellte sich neben sie an das Geländer und sah in den Himmel als er sprach. „Erinnert mich an die Premiere von Twinkle Town..."
„... die Party danach..." beendete Gabriella lachend seinen Satz.
„Du erinnerst dich?" fragte Troy erstaunt.
„Schau nicht so überrascht." erwiderte Gabriella. „Es war eine besondere Nacht. Ich erinnere mich an alles..."
„Wirklich?"
„Ja..." Gabriella nickte. „Alles..."
Sie wurden beide leise. Gabriella sah wieder zu den Sternen und seufzte. Dann sah sie zu Troy mit geneigtem Kopf.
„So... alles, ja?"
„Ja." Antwortete Gabriella leicht genervt. „Wir sprachen über das erste Mal, als wir uns begegneten und wie unsere Leben wären ohne den anderen und..."
Gabriella unterbrach sich. Sie erinnerte sich an alles aus dieser Nacht und an alles von hundert anderen. Wie der Himmel aussah, worüber sie sprachen, was sie taten... alles. Das was am meisten an ihr hängen blieb von dieser Nacht – diesen Nächten – war das er sie manchmal fast geküsst hätte. Aber zu 99 dieser Zeit, hatte Chad sie unterbrochen. Und die Premierennacht von Twinkle Town war keine Ausnahme. Nur wenige Sekunden bevor er sie geküsst hat ist Chad aufgetaucht. Und ja, Gabriella erinnerte sich sehr gut.
"und… was?"
"Und… ich erinnere mich fast an jedes Wort das wir sagten." Log Gabriella. Sie wollte nichts erwähnen, dass ihre Beziehung ändern könnte.
„Du lügst." Lachte Troy.
„Ja, das tue ich." gab Gabriella zu. „Woher weißt du das?"
„Ich..." Begann Troy, „...kenne dich!"
„An was aus dieser Nacht erinnerst du dich?" fragte Gabriella um das Thema in eine andere Richtung zu lenken. Es lenkte die Aufmerksamkeit von ihr weg.
„An das selbe wie du. Ich weiß noch das ich dich gefragt hab, an was du denkst und ich weiß das du einer Antwort ausweichen wolltest."
"Aber ich hab geantwortet." Fügte sie hinzu. „Ich hab dir gesagt, ich denke darüber nach, wie mein Leben aussehen würde, wenn ich dich nicht getroffen hätte. Ich sagte dir, dass ich ohne dich verloren wäre."
„und du hast mit erklärt wie toll mein Leben ohne dich wäre." Sagte Troy. „Und ich sagte ich wäre eigentlich nichts und hab lieber dich in meinem Leben als all diese Dinge ohne dich."
„Wort für Wort." flüsterte Gabriella.
„Was?" fragte Troy.
„Wort für Wort." Wiederholte sie etwas lauter. „Du hast das Wort für Wort genauso gesagt."
„Du erinnerst dich wirklich an alles aus dieser Nacht, oder?"
"Ja! Diese Nacht, die Nacht in der wir uns kennengelernt haben, die Recalls. Jede besondere Erinnerung..."
„Ich auch." Gab Troy zu.
Nach einem Moment der Stille, ergriff Gabriella wieder das Wort. „Ich wäre heute fast nicht gekommen."
„Warum?" fragte Troy
„Ach... es gab viele Gründe… aber am Meisten… " Sie unterbrach sich und holte tief Luft "….am Meisten wegen dir!"
„Wegen mir? Warum sollte ICH dich davon abhalten hier herzukommen? Vor allem wie?"
„Ich war bloß ängstlich hier zu sein... dich zu sehen... in deiner Nähe zu sein und umgeben von allen anderen."
„Warum warst du ängstlich?"
„Weil ich mich schuldig fühle. Ich hab zu allen den Kontakt verloren und das war mein Fehler. Ich wollte ihnen nicht gegenübertreten."
„Was hat das mit mir zu tun?"
„Weil ich ganz besonders dir nicht gegenübertreten wollte!"
„Ich verstehe nicht!"
"Ach vergiss es." begann Gabriella. „Du warst sicherlich aufgeregt alle zu sehen, richtig?"
"Ja, ein bisschen."
„Das ist, weil du immer noch mit ihnen sprichst und sie siehst. Du fühlst dich nicht wie ein Außenseiter," Gabriella seufzte wieder. „Ich, auf der anderen Seite, verschwand aus all ihren Leben. Ich hab zehn Jahre ohne euch alle verbracht. Ich fühle mich einfach nicht dazugehörig."
„Also sollte hier zu sein doch etwas Gutes sein. Du kannst wieder Kontakt aufnehmen..." Troy unterbrach sich, als er an etwas dachte. „Außer natürlich du willst gar nicht wieder..."
„Das ist es nicht." Gabriella schüttelte den Kopf. „Ich hab einfach so viel verpasst und ich kann das auch nicht wieder aufarbeiten. Du weißt nicht wie schlimm es war euch alle zu verlieren - auch wenn ich es einfach geschehen ließ. Ich kann das nicht noch mal durchmachen."
"aber das musst du nicht…" sagte Troy und legte eine Hand auf ihre Schulter.
Gabriella zuckte zusammen und wich seiner Berührung aus. „Es wird so sein!"
„Warum?"
„Es ist schwierig bei euch zu sein."
„Bei mir oder bei uns allen?" fragte Troy.
„Beides – aber bei dir ganz besonders."
„Was hab ich getan?"
„Du bist einfach nur du selbst, das ist was du getan hast. Ich hab das einmal durchgemacht und ich will das nicht noch mal."
„Mich verlieren?" Troy runzelte die Stirn. Sie verwirrte ihn.
„Nein." Antwortete sie simpel.
„Was sonst?"
Gabriella blieb still. Beide standen still dort und sahen einander an. Gabriella war sich nicht sicher ob sie ihm antworten könnte und ob sie könnte wie sie wollte. Troy wartete auf eine Antwort.
"Du hast mich fast geküsst!" Sie machte eine kurze Pause. „In der Premierennacht von Twinkle Town, draußen auf dem Rasen auf der Party. Du hast mich fast geküsst und dann kam Chad und unterbrach uns." Wieder trat eine kurze Pause ein. „Das wollte ich sagen, aber in der letzen Sekunde hab ich meine Meinung geändert und gelogen."
„Wechselst du das Thema?" Troy sah sie verwirrt an.
„Ein bisschen." Gabriella grinste wurde aber sofort wieder ernst. "Du hast mich fast geküsst. Warum?"
"Warum?" wiederholte Troy.
„Ja. Warum?"
„Ich... nun ja ich..." stotterte Troy
"Weißt du es nicht mehr?" fragte Gabriella, aber Troy reagierte nicht. „Soll ich dir lieber erzählen warum ich wollte das du mich küsst?"
„Du wolltest es?" fragte Troy.
„Die Sache ist die... in der High School... nun ja ich war... ich war verliebt in dich."
„Du warst was?"
„Ich war in dich verliebt."
„Wirklich?"
„Ja!"
Troy holte tief Luft. "Ich war es auch."
„Du warst in dich selbst verliebt?" scherzte Gabriella.
"Gabby, ich meine es todernst. Ich war in dich verliebt!" antwortete Troy.
Gabriella antwortete einen Moment später. „Ich hab es gewusst."
„Du weißt es?" schrie er auf. „Ich meine, du wusstest es?"
„Nicht in dieser Nacht. Ich hab's erst kurz vor dem Abschluss rausgefunden."
„Wie?"
„Chad."
„Ich hätte es ihm nie erzählen sollen. Er konnte nie richtig einschätzen wie viel er trinken soll. Es war in der Nacht, in der du ihn Heim gefahren hast, oder?"
„Ja, woher weißt du das?"
„Naja die Heimfahrt war ziemlich verkrampft. Ich war mir sicher irgendwas war passiert. Aber als ich dich gefragt habe und du mich angefahren hast, hab ich es sein lassen." erklärte Troy. „Warum hast du nichts gesagt?"
„Ich war mir nicht sicher ob es auch die Wahrheit ist."
„Ich meine, wie du für mich gefühlt hast." Troy schüttelte den Kopf.
"Warum hast du nichts zu mir gesagt?" konterte Gabriella. „Warum musste ich es von Chad erfahren?"
„Richtig. Ich auch." stimmte Troy Gabriellas angedeuteter Antwort zu. Er hatte auch Angst gehabt.
Sie schwiegen für ein lange Zeit ohne einander anzusehen. Ab und zu sahen sie hoch in den Himmel. Es war für beide ein großes Zugeständnis, das Größte mit dem sie umgehen mussten. Troy seufzte nun und drehte sich zu Gabriella.
"Wie konntest du gehen? Wie konntest du verschwinden mit dem Wissen, das du hattest?" fragte Troy.
„Furcht. Ich wollte die Dinge nicht komplizierter machen. Immerhin sind wir kurze Zeit später alle auf verschiedene Colleges gegangen, aber es hätte das alles nur schlimmer gemacht."
„Also war es einfacher aus unseren Leben zu verschwinden?"
„Das hab ich so nicht gesagt!" Gabriella schniefte leicht.
"Das ist es was es war, oder?" sagte Troy. „du hast nichts gesagt, weil du nicht in festen Händen sein wolltest."
„Du weißt nicht wie hart es gewesen wäre, wenn ich hätte weggehen müssen direkt nachdem wir zusammengekommen sind. Ich wäre nicht in der Lage dazu gewesen." Gabriellas Stimme zitterte als sie Troys Vorwurf abwehrte.
„Wir hätten es schaffen können!"
"Du sagst das jetzt, aber damals… ich weiß nicht ob wir das gekonnt hätten."
„Hattest du denn überhaupt kein Vertrauen zu mir damals?" fragte er. Seine Stimme klang bitter.
„Natürlich hatte ich das!!!" Schrie Gabriella regelrecht. „Es war nur so hart... ich war nicht bereit dafür... es machte mir Angst, dass ich für jemanden so starke Gefühle haben konnte."
„Mir hat es auch Angst gemacht." Stimmte er ihr zu. „Hast du dich nie gefragt wie unsere Leben wären, wenn wir zusammen gewesen wären?"
„Täglich!" lachte Gabriella nun. „Das ist eins dieser Dinge, die du immer mit dir rumträgst... weil du es nicht rückgängig machen kannst."
"Ich vermisse es dich um mich zu haben, Gabby." Seufzte Troy „ich hab das nicht gemerkt bis ich dich heute wiedergesehen habe."
„Ich vermisse dich auch, Troy." Gabriella lächelte.
„Ich hab einen verrückten Vorschlag... warum bleiben wie nicht dieses mal in Kontakt?"
„Das ist nicht verrückt!" erwiderte sie. „Es tut mir Leid... irgendwie war das meine Schuld, dass wir uns aus den Augen verloren haben"
Beide wurden wieder still, doch nach einen Moment brach Troy das Schweigen. „Gabby..."
„Ja?"
„Schon gut." Troy schüttelte wieder den Kopf.
„Was ist?" Gabriella neigte den Kopf als sie sah das Troys Wangen gerötet waren. „Sag schon!"
„Ich... nun ja ich..." begann Troy. „Ich hab immer noch... nun... Gefühle für dich!"
Gabriella war völlig ruhig. Sie bewegte sich auch nicht. Ihre Augen wurden größer, als sie sich langsam umdrehte um Troy komplett gegenüberzustehen. Troy drehte sich auch um und sah ihr direkt in die Augen. Er wartete auf eine Reaktion. Er hat einen großen Schritt gemacht, als er ihr das gesagt hat. Er hat alles aufs Spiel gesetzt und jetzt musste sie irgendetwas sagen.
"Gabby..."
"Troy, du kannst doch nicht..."
"Sag mir nicht wie ich zu fühlen habe…" Troy sah sie immer noch an.
"Aber du tust doch nicht wirklich…"
„Du tust es immer noch."
„Es tut mir Leid. Aber ich... ich weiß nur nicht was ich sagen soll." Seufzte sie.
„Nein... ähm ist schon gut. Du musst nichts sagen." Troy setze sich in Bewegung – weg von ihr.
"Nein, Troy. Ich hab das nicht so gemeint." Gabriella fasste sein Handgelenk. „Ich meinte bloß – es ist nur wirklich schwierig... dir zu sagen... dass ich... ich hab auch noch Gefühle für dich."
„Hast du?" sagte Troy überrascht und sah sie wieder an.
„Ja." Gabriella lächelte unbeholfen..
„Wow." Mehr brachte Troy nicht heraus. Er atmete vor Erleichterung laut aus.
„Ich weiß!"
„Also... was bedeutet das?" fragte Troy und sah ihr wieder in die Augen.
"Ich weiß nicht." antwortet Gabriella. „Was willst du das es bedeutet?"
„Ich will dich nicht wieder verlieren. Ich denke nicht, dass ich dich wieder gehen lassen kann ohne Angst haben zu müssen dich niemals wieder zu sehen." sagte Troy leise.
„Ich will dich auch nicht wieder verlieren, Troy."
„Also bedeutet das..."
„Das bedeutet, dass... dass ich sehr gerne bei dir sein würde, wenn du das auch willst." Flüsterte Gabriella
Troy ging näher zu ihr und nahm eine ihrer Hände. „Natürlich will ich das."
Troy zog Gabriella näher zu sich. Seine andere Hand strich ihr über die Wange. Gabriella legte zögerlich ihre Hände auf seine Schultern. Beide lächelten als sich ihre Gesichter einander näherten, aber kurz bevor sich ihre Lippen trafen, trieb sie Chads Stimme auseinander.
"hey Leute, was macht ihr hier draußen. Ihr seid schon ganz schön lange... oh." Chad kam in ihr Blickfeld und er blieb abrupt stehen, als er bemerkte was gerade vor sich ging. „Entschuldigt."
Chad verschwand wieder im Gebäude und Troy lachte. „ich glaub wirklich er macht das mit Absicht."
„Warum sagst du so was?"
„Weil ein Mensch allein nicht dieses furchtbare Timing haben kann... schon gar nicht nach 10 Jahren." Die Beiden lachten.
"Es ist nicht seine Schuld… er hat bloß Pech."
„Ich frage mich ob er derjenige ist der Pech hat oder ich." sagte Troy.
Gabriella schüttelte den Kopf und lachte leicht. „Du hast kein Pech!"
„Du hast Recht. Hab ich nicht." Troy lächelte sie an ging wieder einen Schritt auf sie zu und küsste sie schnell, bevor wieder etwas dazwischen kam.
Troy zog sie fester an sich, als er den Kuss vertiefte. Gabriella schloss ihre Arme um Troys Nacken. Nach einem Moment trennten sie sich voneinander – sehr zufrieden. Troy nahm eine Locke ihres Haars aus ihrem Gesicht und steckte sie hinter ihr Ohr. Leise kehrten sie in den Festsaal zurück und fanden den Rest der Gruppe: Aufbruchbereit.
„Geht ihr alle schon?" fragte Troy.
„Ja ich muss zurück zu Kylie." antwortete Ryan.
„Ja und ich muss morgen früh aufmachen."
„Aufmachen?" Gabriella runzelte die Stirn.
"Mein Restaurant. Ich hab es vor ein paar Jahren eröffnet." Erklärte Zeke.
"Das wusste ich nicht. Ist ja großartig."
„Danke." grinste Zeke.
"Hey… wir sollten uns morgen zum Mittagessen treffen bevor alle abreisen. Was haltet ihr davon?" schlug Taylor vor.
„Das klingt super." Stimmte Sharpay zu.
„okay, dann bei Zeke um die Mittagszeit." Antwortete Jason.
„Ich weiß nicht wo es ist." fügte Gabriella hinzu.
„Ich zeig's dir!" bot ihr Troy an und legte einen Arm um ihre Schulter.
„Dann sehen wir uns alle morgen.. Bis dann."
Die Gruppe verließ den Saal, bis auf Troy und Gabriella. „So und was machen wir noch? Die Nacht ist noch jung?"
Gabriella lächelte auf Troys Frage hin, nahm seine Hand und zog ihn aus den Saal.
