Rîn min adar – Gedanken eines Vaters
KAPITEL 1
Die salzige Meeresbrise weht mir ins Gesicht, zerzaust meine rabenschwarzen Haare. Ich stehe an der Reling auf dem Schiff, das die Letzte Reise antritt. Eigentlich solltest DU neben mir stehen! Aber DU hast deine Entscheidung getroffen…
Tränen schleichen sich in meine Augen, nicht auf Grund des heftigen Fahrtwindes, sondern wegen der Erkenntnis. Wie tief muss Liebe gehen, wenn DU sogar DEINE Unsterblichkeit aufgibst?
Ich spüre das typische Verlangen meine Tränen zu unterdrücken, sie fortzuwischen. Doch nun muss ich keine Stärke mehr beweisen. Die Zeiten, in denen ich ein starker Vater und stolzer Fürst sein musste, sind vorbei.
Ungehindert fließen nun meine lang zurückgehaltenen Tränen, viele Salzspuren in meinem noch jugendlichen Gesicht hinterlassend.
Es
ist schon komisch.
Anstatt
dass nun mein Leben an mir vorbeizieht, ist es DEINES… Von Geburt
an…
Ich weiß noch genau, welch Glück mich erfasste, als die Hebamme mir ein hübsches, winziges Mädchen in die Arme drückte: DICH! DU warst unser erstes Kind und ich war unsagbar froh, dass DU und Celebrían wohlauf waren. DU hattest deiner Mutter keine leichte Geburt beschert.
Dennoch schlossen wir DICH liebevoll in unsre Arme, und als DU uns das erste Mal anblicktest, wussten wir welcher Name DIR zugedacht war. Arwen Undómiel, der Abendstern unseres Volkes. DEINE dunkelblauen Augen strahlten mit den Sternen um die Wette und deine flaumigen, braunen Haare waren so dunkel wie der Abend. So entstand DEIN Name, Liebes.
Und auch obwohl DU uns wenige Jahre später an den Rand des Wahnsinns mit deinem ewigen Geschrei brachtest, (ja, DU warst eindeutig das nervigste Kind!) warst DU unser ganzer Stolz.
Mit den Jahren wurdest DU reifer und DEINE Schönheit entfaltete sich zur Vollkommenheit. Wenn ich DIR erzählt hätte, wie viele angesehene Elben um DEINE Hand angehalten haben…
Auch DEIN Ehrgeiz war in ganz Imladris bekannt. Sobald DU DIR etwas in den Kopf gesetzt hattest, hast DU solange darum gekämpft, bis DU es auch bekommen hast. Stur… oh ja, das warst DU!
Somit
konnte ich DICH nicht von DEINER Schnapsidee Schwertkampf zu lernen
abbringen.
DU wolltest unbedingt
gegen DEINE Brüder antreten und die Meinung, Waffen seien nur
etwas für Männer, interessierte DICH kein bisschen.
Doch ich muss sagen, DU überraschtest mich. DU bekamst Lord Glorfindel, den besten Heerführer aller Zeiten, nebst Gil-Galad und Elendil, zur Seite gestellt. Jeder weiß, dass er zwar ein guter und gerechter Lehrmeister, aber auch streng und penibelst genau ist. Doch das macht einen professionellen Krieger aus.
Und einst, vor vielen Jahren als DU etwa ein Jahr mit ihm übtest, rief er mich zu sich und behauptete:
„Durch die Adern deiner Tochter fließt Kriegerblut. Sie geht ebenso geschickt mit Schwert, Dolch und Bogen als auch mit dem speziellen Kampfstab um, wie deine Söhne, welche zu den Begabtesten zählen. Sie ist jedem noch so erfahrenen Gegner gewachsen. Du kannst stolz auf sie sein, Elrond."
Und genau das war ich! Eine Frau, meine Tochter, unter den besten Kriegern zu wissen, wem gefällt das nicht? Außerdem musste ich mir nicht mehr allzu große Sorgen machen, wenn DU mal wieder auf einen DEINER Streifzüge durch halb Mittelerde gingst, denn nun konntest DU DICH ja mehr als genug verteidigen.
Trotz dieser Strenge, Konzentration und Präzision, die DU an den Tag legtest, sobald DU den schweren Griff einer Waffe in DEINER Hand spürtest, bliebst DU empfindsam. DU hegtest dennoch Gefühle und warst sensibel gegenüber Probleme anderer.
Dafür bin ich DIR unendlich dankbar, Arwen! Dass DU nicht nur den Trieben wie Rache, Wut und Hass Platz gelassen hast, sondern DEINE Feinde meist sachlich betrachtet hast. DU bist nicht kalt geworden und hast DICH nicht hinter einer steinernen Maske versteckt, so wie ich es zu tun pflegte…
Wie glücklich ich war, als ich keine Veränderung DEINER lebensfrohen, lustigen, doch ebenso verletzlichen Seele vorfand. DANKE!
Auf Grund dieser Sensibilität eignetest DU DICH geradezu perfekt für die Berufung des Heilers. Ich brachte DIR die Künste bei und DU lerntest schnell, wann und wie DU sie einzusetzen brauchtest. DU wärest eine wunderbare Heilerin geworden!
Denn in diesem Punkt war ich sehr eigen und egoistisch. Ich dachte wirklich, dass es niemanden sonst gab, der sich so hervorragend in andere Personen hineinversetzen, meinen Patienten die Beschwerden von den Lippen ablesen und ihnen die Schmerzen nehmen konnte. Ich glaubte fest daran, ich und Galadriel wären die Einzigen, die das beherrschten! Doch DU belehrtest mich eines besseren.
Ich bewundere DICH, sell nîn (meine Tochter) und bin froh, diese Erfahrung erlebt zu haben. Wer weiß? Vielleicht wäre ich ansonsten zu einem arroganten „Viehheiler" geworden, wie Balchellon einer ist?
Bei diesem absurden Gedanken lächle ich. Es ist sehr lange her, dass ich somit das letzte Mal wahrhaftig meinen Humor zu Ausdruck brachte.
Zu guter Letzt muss ich jedoch eine weitere fabelhafte Eigenschaft von DIR ansprechen. Denn auch eine hübsche Elbin mit einem anzüglichen Lächeln und provokativem Augenaufschlag bringt es nicht weit. Es seid denn, sie besitzt Intelligenz…
DU schienst jedes Buch, das DU in DEINE Finger bekommen konntest, verschlingen zu wollen. Ich kenne wahrlich niemanden außer Galadriel, der so wissbegierig war wie DU! Mit Fragen wie
„Besitzen die Valar Haustiere?" oder „Trägt Sauron eigentlich Kontaktlinsen?" brachtest DU mich oft genug in die Bredouille. Meistens stockte ich für kurze Zeit, um dann herzhaft loszulachen. Ja, du brachtest mich oft zum Lachen… tithen nîn (meine Kleine).
Am meisten hat DICH DEINE Heimat interessiert, was mich stets mit Stolz erfüllte. Zu Anfang langte es, wenn ich mit DIR zusammen den Flusslauf des Bruinen entlang geritten bin und DIR die Höhle hinter dem Wasserfall gezeigt habe. Aber während DEINER Jugend, erwartetest DU mehr von mir und ich sollte DICH durch die Wälder Bruchtals führen und noch darüber hinaus. Die Waldläufer hatten DICH schon immer fasziniert. Kein Wunder also, dass du Aragorn mit solch einer Hingabe angehimmelt hast.
Doch mit der Zeit erkannte ich, dass EURE Liebe viel tiefer ging, als ich mir vorstellen konnte. Ein Vater merkt, wenn seine Tochter ihre eigenen Wege gehen möchte. Und hilflos musste ich mit ansehen, wie Arathorns Sohn DICH mir entriss! Ohne jegliche Gewalt… nur durch Liebe.
Damals habe ich viel mit ihm geredet. Wahrscheinlich sogar mehrmals als mit DIR… Meistens ernst, oft traurig und den Tränen nahe, manchmal sogar wütend…
Ein Gespräch blieb mir sehr wohl in Erinnerung…
TBC…
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Ich weiß, ich bin fies. 'hähähä' An so einer Stelle aufzuhören, grausam… Cliff-hanger kann ich eigentlich selbst, zumindest als Leser, auf den Tod nicht ausstehen. Aber als Autor bietet das sich einem so schön verführerisch an. So machen es doch alle großen Schriftsteller oder Regisseure, nicht wahr? 'g' Aber mal ehrlich, diese Stelle war die einzige, an der es sich lohnte abzubrechen. Ich wollte doch unbedingt 2 Kapitel! Aber wenn ihr euch 2 Wochen geduldet und mir fleißig Reviews schreibt, kriegt ihr eure Fortsetzung!
Ich hoffe doch, dass es euch gefallen hat und ihr bereits die Stunden zählt, bis das 2. Chapter online geht. ;-) Dann wird nämlich diese Erinnerung Elronds als Flashback geschildert, tatsächlich verletzende Gedanken gegenüber Aragorn aufgedeckt, und noch mehr Herzschmerz garantiert! Die endgültige Auflösung… in 2 Wochen.
See you! Goodbye!
Eure Liderphin
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Balchellon: "grausamer" Elb
