Juhu! Habt viel Spaß mit dieser Fortsetzung zu Himbeerdauerkaugummis!
Liebe Grüße
Tanja
Kapitel 1 – Die Begegnung der Dritten Art
Merlin und Agrippa! Warum immer ich? Hörst du mich Merlin! Warum ich? Was habe ich getan? Ich stelle mir gerade vor, wie meine Stimme theatralisch von den Wänden hallt und ich mit der Faust gen Himmel drohe. Kurz darauf bricht das Dach auf und Merlin sitzt auf einer Wolke. Er erinnert mich irgendwie an Dumbledore, aber als seine Furcht einflößende Stimme grollt ist er das genaue Gegenteil von meinem tollen Schulleiter.
„Was begehrst du Hexe?", brummt er.
„Warum tust du mir das an?", frage ich mit großen Hundewelpenaugen und erhoffe sofortige Linderung.
„Weil es mir Spaß macht!", lacht Merlin frech wie Pevees und zeigt mit dem Finger auf mich. Dann bekommt er einen Lachkrampf, die Wolke mit Merlin zieht davon aber das Loch im Dach bleibt. Dann, wie könnte es anders sein zieht ein Gewitter auf und es regnet in Strömen auf mich hinab. Plötzlich huste ich ganz erbärmlich wie der kleine Timmy in der Weihnachtsgeschichte. „Lungenentzündung!", keuche ich noch und mein lebloser Körper sinkt bühnenreif zu Boden.
Das ist die Kurzform von meiner Vision. Aber was bewegt mich zu diesem armseligen Ende? James Horatio Potter! Genau, erinnert ihr euch an den? Punk Skunk Potter? Ja, ich sehe euch eifrig nicken. Den kann man einfach nicht vergessen, oder? Seht ihr, ich auch nicht. Obwohl ich mich bemühe. Aber da wir Schulsprecher sind und beide im Haus Gryffindor leben hält sich meine Erfolgsquote in Grenzen. Genauer gesagt, die Quote ist gleich Null! Ein Schande für mich, wo ich doch eigentlich die Meisterin im ignorieren bin. Aber seit er in seinen Merlin Shorts vor mir stand bekomme ich dieses Bild nicht mehr aus meinem Kopf!
Hab ich das gerade gedacht? Nein, oder? Oh, Agrippa! (Merlin rufe ich nicht mehr, der lacht mich nur aus) Wenn ich aus Hogwarts komme werde ich bestimmt umgehend in die Psychiatrische Abteilung im St. Mungos eingewiesen.
Nun genug von meinem zukünftigen Leben und zurück zu meinem bedauernswerten hier und jetzt.
Eigentlich dachte ich, es wird eine tolle Woche. Wir haben gerade Februar und es liegt noch Schnee draußen und der knirscht so toll, wenn man drüber läuft. Ich mag, den Winter. Aber was ich am Februar nicht mag, ist der 14te des Monats. Genau der Tag, den der Honigtopf, Madame Puddifoot und Flora's Reich erfunden haben. Der Valentinstag!
Ich hasse diesen Tag. Überall Gekicher, wer läd wen nach Hogsmead ein und wenn man mal wirklich einen Besen sucht findet man in den Besenkammern mehr als man finden will.
Aber ich beklage mich nicht. Ihr denkt womöglich noch ich wäre neidisch, was ich selbstverständlich nicht bin, wenn alle überglücklich durch die Gänge laufen und ein liebeskrankes Grinsen im Gesicht haben. Das gönne ich ihnen!
Ich dachte ich werde verschont von dem ganzen sabber schlabber wischi waschi Valentinstagsgesäusel, aber ach, ich naive Hexe, wie sehr sollte ich mich irren.
Emmeline, Alice und ich gehen zum Frühstück in die Große Halle. Wow, die Vertrauensschüler haben mit dem Schmücken ganze Arbeit geleistet. Kitsch ohne Ende. Kleine Feen, rosa Banner und das ganze Tamm Tamm. Ihr kennt das sicherlich. Aber nun komme ich zum Punkt meines erneuten Desasters.
Emmeline läuft vor mir durch die Flügeltüren.
„Oh, mein Schuh ist auf.", bemerkt sie und bückt sich.
Doch plötzlich, keine Sekunde später. Wooosh! Irgendetwas unsichtbares hat mich getroffen. Ich taumele nach hinten, während Emmeline sich wieder aufrichtet und nichts von meiner Not bemerkt. Aber was würde ich ohne Alice machen, denke ich noch. Doch da habe ich falsche gedacht. Auch sie bemerkt nichts und ich strauchle aus der Großen Halle. Erst an einer Rüstung komme ich krachend zum stehen. Aua, meine alte Kriegsverletzung.
Heilige Schei...meine Güte, was war das? Hoffentlich hat mich niemand gesehen. Das hat bestimmt ausgesehen, als hätte ich einen Fluch abbekommen. Ich betaste mein Gesicht, scheint alles in Ordnung. Zur Sicherheit blicke ich in die blank geputzten Rüstungen. Eigentlich alles normal. Ich schaue an mir herunter. Alles normal, selbst zu akrobatischen Höchstleistungen lasse ich mich hin und kontrolliere meine Rückseite. Puh, Glück gehabt! Rein gar nichts zu sehen. Das Wooosh Gefühl ist weg. Ich nehme an, ein Anfall vorübergehender körperlicher Schwäche.
Wieder völlig bei Bewusstsein schleiche ich mich an die Große Halle heran und spähe auf alles gefasst hinein. Doch nichts Außergewöhnliches ist zusehen. Alle Schüler sitzen an ihren Haustischen, die Lehrer am Lehrertisch...das übliche eben. Na gut, ich komme aus meinem Versteck und taste mich vor. Ich bin vorbereitet, falls der Wooosh erneut kommt. Vielleicht hat die Große Halle was gegen mich? Neee, niemals, tue ich diese dumme Idee ab.
Okay, ich sitze fast an meinem Platz und es ist noch kein neuer Wooosh gekommen. Also kann ich mich über meine Freundinnen beschweren, die meinen Anfall von körperlicher Schwäche nicht bemerkt haben. Ich habe meine Androhung übrigens wahr gemacht, sie bekamen nichts von mir zu Weihnachten!
„Ha, da bist du ja Lily!", sagt Alice erstaunt. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht! Du warst plötzlich weg!"
Heuchlerin! Schreie ich in meinem Kopf!
„Ja, Lily, du siehst blass aus. Setz dich!", stimmt Emmeline zu und gießt mir einen Kaffee ein.
Ebenfalls Heuchlerin!
Es hat sie tief getroffen, dass ich ihnen nichts geschenkt habe, merkt ihr! Sie hoffen noch auf ihre Geburtstage! Ha!
Ich setze mich und nippe an meinem Kaffee. Ah...toll, ich entspanne mich gerade als es „Puff" macht.
Ich mag es nicht, wenn es auf einmal Puff macht, nein nein! Das kann nichts Gutes bedeuten. Genauso wie ich die Wooosh's nicht mag.
Emmeline, die mir gegenüber sitzt blickt mich plötzlich an, als hätte ich einen riesigen Pickel im Gesicht. Ich ignoriere ihr starren. Doch als Alice zu mir sieht fällt mir das ignorieren schon schwerer. Also schaue ich mich in der Halle um, um meine Verdrängungsstrategie zu perfektionieren. Meine Augen schweifen zu den Marauderern und ich muss auch noch ein zweites Mal hinsehen.
Was zum Hippogeif ist das? Über J.H.P.'s Kopf flattert ein 15 cm kleiner fetter Engel in Stoffwindeln. Das kleine Kerlchen hat Pfeil und Bogen auf dem Rücken und seine blonden Löcken tanzen mit ihm auf und ab.
Hab ich Halluzinationen? Muss ich etwa doch noch ins Mungos? Es wird immer wahrscheinlicher, meint ihr nicht auch?
Ich betrachte mir Potter genauer. Oh, er sieht richtig böse zu Black hinüber. Der hingegen krümmt sich vor Lachen, ihm fließen Tränen übers Gesicht und er schlägt mit den Händen auf den Tisch. Mein Remus hat sich auch nicht in der Gewalt und lacht ebenfalls. Wie eigentlich fast alle, die um James sitzen. Ich fange auch an mit lachen. Seht ihr, mir passiert heute nichts. Meine Sensibilität hat mir James' Desaster gemeldet, nicht mein eigenes. Puh, Glück gehabt.
„Warum lachst du, Lily?", fragt Emmeline ungläubig.
„Wegen Potter.", antworte ich. „Ist es nicht offensichtlich?"
Sie schüttelt den Kopf und ihr Zeigefinger deutet auf meine Haare, oder glaube ich zumindest. Ich schließe verzweifelt die Augen und taste über meinen Schopf.
„Nicht deine Haare!", kichert Alice. „Schau über dich!"
Ahnungslos blicke ich hoch und mir wird ein kleiner Hintern in einer Stoffwindel entgegen gestreckt. Kleine schwabbelige Beine tänzeln umher und dann zwinkern mir riesige blaue Augen aus dem Gesicht eines blond gelockten Babys entgegen.
Mir fällt das Kinn herunter. Sieht bestimmt nicht ästhetisch aus, aber ich kann nicht anders.
„Ein kleiner fetter Engel schwebt über mir!", sage ich fassungslos.
„Ich bin eine Putte!", quiekt der kleine fette Engel.
Mein Blick schweift zu James, seiner liegt schon lange auf mir. Wir sehen uns an. Black lacht noch immer und plötzlich schnelle ich auf. Sprinte auf Sirius Black zu und springe ihn an.
Nicht was ihr jetzt denkt! Mich hat es nicht überkommen, eher hat mich die Wut erfasst und ich muss mich meiner Aggressionen entledigen! Wutschnaubend versuche ich meine Hände um seinen Hals zulegen. Oh, ich will zudrücken und nie mehr los lassen. Doch Black versucht mich abzuwehren. Er hat mit lachen aufgehört.
„Nehmt sie weg von mir! Sie will mich umbringen."
„Nein, wie kommst du nur darauf?", fragt Potter sarkastisch.
„Sie will mich erwürgen!", keucht Sirius, als meine Fingerspitzen seinen Hals berühren.
Unser kleines Zusammentreffen hat einige Schüler bewogen ihr Frühstück zu unterbrechen. Aber was sage ich. Einige? Nein, ALLE!
Leider kann ich mein Ziel, Black die Luft abzuschnüren nicht erreichen, denn zwei starke Arme umschlingen meine Hüfte und tragen mich ohne Probleme von ihm weg.
„Nein, ich bin noch nicht fertig!", schreie ich. Oh je, ich raste gerade voll aus. Ich weiß, dass Black daran Schuld ist das über James und mir zwei kleine fette Engel schweben. Ich weiß es einfach.
Dieses Gefühl trügt mich nicht!
„Lass mich runter.", fauche ich nun und werde augenblicklich abgesetzt.
„Warum hast du das gemacht?", drehe ich mich um und starre ich braune Augen.
„Weil Askaban deinem Teint nicht gut tun würde.", lächelt James. „Außerdem ist Sirius noch so jung, und wenn ihn einer erledigt, dann ich!", statuiert er.
„Steht das irgendwo geschrieben?"
„Ja, in den James Potter Gesetzesbüchern."
Bevor ich sagen konnte, dass er des Lesens nicht mächtig ist und er sich im Tagespropheten eh nur die Comics ansieht tauchen McGonnie und Abe auf.
„Was geht hier vor?", will Minnie wissen.
Doch bevor auch nur jemand antworten kann, ertönen kleine zarte Stimmchen.
„Der junge Black kramte uns aus einem Schrank,
es war dort dunkel und machte uns krank.
Er ließ uns frei und wollt unseren Rat,
nun sind wir hier und schreiten zur Tat.
Singen, dichten und kuppeln wir müssen,
bis sich die Feinde endlich küssen.
Vorher ziehen wir nicht ab,
und bleiben, wenn nötig bis zum Grab."
Diese Strophe sangen sie in Begleitung von Harfenklängen (mein persönlicher kleiner fetter Engel trug eine Harfe auf dem Rücken) immer und immer wieder.
James und ich tauschten einen kurzen Blick, das war der Zeitpunkt. Das war das jüngste Gericht. Wir verstanden uns, wir wussten was zutun war! Wir stürzten uns auf Sirius Black.
