Viel Spaß mit diesem Kapitel und Review nicht vergessen.
Grüßle
Tanja
Kapitel 3 – Auf der Flucht
Kennt ihr das, wenn man ständig ein Summen im Ohr hat und man nahe der Befürchtung ist, man hat einen Tinitus und gerät in Panik? Oder wenn ständig eine Fliege um einen summt und man denkt, ich war doch heute erst duschen? Oder besser noch ein Mücke, wenn ihr verzweifelt versucht einzuschlafen! Ich glaube ihr wisst was ich meine.
Nun ja, ich stehe kurz vor einem Nervenzusammenbruch, weil mich das Flattern von Ovicula in den Wahnsinn treibt!
Und mittlerweile schmerzt meine Stirn, denn ich glaube, ich hocke schon seit einer halben Stunde in dieser jämmerlichen Form. Und NIEMANDEN scheint es zu kümmern! Emmeline und Alice nicht, die Schüler nicht, die ganze Welt nicht. Ich kann es nur immer wieder fragen. Womit habe ich das verdient? Ihr wisst es nicht...nun ja, ich leider auch nicht. Also werde ich wohl das Beste draus machen müssen. Schließlich bin ich Schulsprecherin, ich kann selbst dem größten Chaos eine gute Seite abgewinnen. Aber in diesem Fall wird es schwerer von einer Minute auf die andere!
Ich schaue mich mal unauffällig nach James um...mh...also, soweit ich sein Gesicht sehen kann, (weil ich mich halb verrenken muss um unter meinem rechten Arm schräg nach hinten sehen zu können) schaut er aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Meine Güte ist er unattraktiv, wenn er so aussieht. Vielleicht sollte man ihm das mal sagen? Aber erstmal muss ich aufhören so angestrengt aus den Augenwinkeln zu schielen, ich sah bestimmt gerade apathisch aus. Und zu meiner Bestätigung...
„Miss Evans, fühlen Sie sich heute nicht wohl?", quiekt es neben mir.
Langsam hebe ich meine Stirn vom Tisch und ziehe meine, bis dahin leblos baumelnden Arme an meinen Körper. Gequält sehe ich meinen Zauberkunst Professor an. Der interessiert sich wenigstens für mein Befinden, denn alle anderen ignorieren meine missliche Lage!
„Doch Professor mir geht es gut, aber das flattern der Flügel regt mich auf. Ich kann mich dabei nicht konzentrieren."
„Ja, das habe ich gemerkt. Ihre Putte muss sich setzen.", und mein Professor funkelt meinen ungewollten Begleiter an und eilt dann zu Potter.
Plumps, die Putte sitzt. Für sie vielleicht angenehm, und um diese Jahreszeit auch sehr warm, aber nicht für mich. Denn, nun ja. Ovicula hockt auf meinem KOPF! Ich drehe mich zu James und seine Putte tastet gerade seinen wuscheligen Kopf ab und plumps, geht halb in seinen Haaren unter. Mit schaudern denke ich daran, das zwischen dem Po und meinem Kopf nur eine Stoffwindel ist. Sind Putten stubenrein? Und außerdem komme ich mir jetzt vor wie die Chiquita Frau, nur ich hab ein Baby auf dem Kopf und keine Bananenstaude. Die Welt ist so unfair!
Mein fetter Engel seufzt erleichtert.
„Geht's dir jetzt besser?", knurre ich aus dem Mundwinkel.
„Ja, sehr sogar. Das flattern strengt schon ziemlich an."
„Das freut mich zu hören.", säusle ich mit einem sehr sarkastischen Unterton. Aber anscheinend missdeutet der geflügelte Horror diesen Satz.
„Oh wirklich?", ruft Ovicula aus und umarmt mich, na ja. Meinen Kopf zumindest. Okay, nur ruhig. Tief durchatmen. Eins...Zwei...Drei...Vier...
ICH MUSS ETWAS UNTERNEHMEN UM DIESE GEFLÜGELTE BRUT LOS ZUWERDEN!
Frustriert nehme ich ein Pergament und notiere meine Gedanken sachlich und überlegt.
Ich will diese fetten Engel los werden!LE
Gekonnt tippe ich mit meinem Premium gekrönten Zauberstab auf das Blatt und es faltet sich zu einem Vogel zusammen. Ich liebe Origami, hab ich das schon gesagt? Na ja, mein Brief Kranich fliegt hinter zu James, dem es kunstvoll vor die Nase knallt- ups, sorry.
Kurz darauf zischt ein Ball an mir vorbei, er hat nur knapp Ovicula verfehlt. Ich falte das zerknüllte Pergament, was mal mein Kranich war auseinander.
Ich bin dabei. Aber wie wollen wir das anstellen. Flucht? Oder besser gesagt, wir tarnen uns! Geh nach der Stunde ins Mädchenklo im 4 Stock und warte dort auf mich. Und falls der Ball dich getroffen haben sollte, sorry. Wollte die geflügelte Brut abschießen.JP
P.S. Toller Kranich!
Erstaunt drehe ich mich um. James sieht mich an und lächelt verschwörerisch. Ohhhhh, ist er nicht niedlich, wenn er so grinst. Chrm, hust. Na ja, ihr wisst schon wie ich das meine. Ich lächle zurück und sieh an, er bekommt rosige Wangen! Ist es denn die Möglichkeit? J.H.P scheint sich zu schämen, wenn ich ihn anlächle. Sollte ich mal einen schlechten Tag haben muss ich ihn nur anlächeln und ich kann mich über ihn lustig machen. Das muss ich mir merken.
Endlich ist die Stunde zu Ende. Ich dachte die Uhren gehen rückwärts, außerdem wurde mein Kopf langsam schwer, weil der Windelpuper auf meinem Kopf saß. Aber nun... flatter... flatter... flatter... schwebt Ovicula hinter mir bis vor die Tür des Mädchenklos.
„Hey, stopp!", halte ich meine Hand hoch und der kleine Körper prallt gegen meine Handfläche. Uäh, ich glaub ich hab Babysabber an meinem Zeigefinger. Angewidert schmiere ich es an meinem Umhang ab.
„Du kommst hier nicht rein!", sage ich wie ein bulliger, übergewichtiger Türsteher im Studio 54.
Die Mundwinkel sinken bei Ovicula herab. Ha! Es ist ein ER!
„Wieso nicht?", schmollt ER.
„Jungs gehören nicht ins Mädchenklo! Die jüngeren Schülerinnen würden in Panik ausbrechen!"
„Okay, okay. Aber versuch nicht durchs Fenster abzuhauen.", warnt mich meine Putte. „Ich finde dich!", und er zeigt mit dem Finger auf mich.
„Wir sind hier im 4 Stock! Nahe dem Suizid bin ich nicht!", schnappe ich und gehe durch die Tür mit wehendem Haar. „Aber nahe dran.", murmle ich und schaue mich in der Toilette um.
Es müffelt wie in jedem Schulklo, ein Wasserhahn tropft und hinten in einer Ecke liegt Klopapier. Irgendwie zuckt es mir in den Fingern meinen Zauberstab raus zukramen und alles ordentlich zu machen. Oh Himmel! Die Gene meiner Mutter! Ich will nicht wie Petunia sein! Frustriert lasse ich einen kleinen Schrei los.
„Schon so ungeduldig?", fragt jemand und kurz darauf taucht James aus dem Nichts auf. Was mich gleich dazu bringt meine Lungen mit noch mehr Luft zu füllen und los zu schreien, aber augenblicklich habe ich eine Hand auf meinem Mund, die Luft bleibt drin und meine Wangen plustern sich auf wie bei einem Heißluftballon. Dann macht die entweichende Luft Geräusche, als hätte man einem Elefanten einen Seemannsknoten in den Rüssel gemacht.
„Psst!", bringt er mich zum schweigen und wirft etwas über uns. Ah, der Tarnumhang von dem er glaubt, niemand weiß, dass er einen hat.
„Puh...", atme ich aus und zwinkere ihn überrumpelt an. Erst jetzt merke ich wie nah er mir ist.
„Du bist in einem Mädchenklo!", stelle ich überrascht fest, was meinen Herzschlag nicht unbedingt verlangsamt.
„Ja und? War ich schon... chm, seine Antwort geht in Husten unter.
Obwohl wir fast Nase an Nase sind schnellt meine linke Augenbraue missbilligend in die Höhe und meine Mimik schreit: DU WARST WAS?
„Meine Antwort auf diese Unachtsamkeit deinerseits kannst du dir denken.", sage ich kühl und ich glaube er ist zusammen gezuckt.
„Wir waren nur bei der Maulenden Myrte...", antwortet er kleinlaut.
„Sicher...",
„Soll das hier jetzt eine Grundsatzdiskussion zum Thema Jungs gehören nicht ins Mädchenklo werden?", bietet er mir Paroli. Ah, ich finde es so toll mit ihm zu streiten. Er ist der Einzige, der sich die Mühe macht ordentliche Antworten zu geben.
„Nein, es war lediglich..."
Meine nächsten Worte kann ich nicht sagen, denn er hält meine Lippen zusammen... mit seinem Daumen und Zeigefinger. Jetzt hab ich gerade eine Schnute, aber er lacht nicht, denn er schaut zum Eingang weil eine Horde Mädchen herein strömt.
„Lass uns abhauen.", flüstert er und schiebt mich vor sich her. Normalerweise würde ich mich jetzt lauthals beschweren, aber ich mach heute mal eine Ausnahme, weil wir in dieser misslichen Lage stecken.
Gekonnt schlängeln wir uns um die Mädchen herum und hinaus in die Freiheit. Oder besser gesagt in den überfüllten Korridor. Mist... da kommen wir nicht durch ohne jemanden anzurempeln.
„Was nun?", flüstere ich vorsichtig und James manövriert uns noch mehr an die Wand. In normalen Umständen würde ich diese körperliche Nähe zu James SOFORT unterbinden, aber da wir uns in dieser misslichen Lage befinden...mache ich noch mal eine Ausnahme.
Die Pause geht vorbei und ich muss zugeben, ich stehe echt bequem...so gegen James gelehnt. Ovicula flattert noch immer vor dem Eingang der Mädchentoilette umher und versucht, jedes Mal wenn jemand hinein oder hinaus geht einen Blick ins Innere des weiblichen Heiligtums zu werfen. Er wird ungeduldig, ich kann es sehen und um meine Feststellung zu unterstreichen erscheint an seinem kleinen dicken Handgelenk eine Uhr. Genauer genommen ist es eine Sonnenuhr im Handgelenkformat auf die er nervös starrt. Ich muss gerade echt an mich halten nicht los zulachen
„Wo steckt sie nur!", sagt er frustriert und flattert auf die Tür zu. Er klopft zaghaft und öffnet nur einen Spalt und brüllt hinein. „Ist Lily Agatha Evans da drinnen?"
„Nein!", dröhnt es von innen und die Tür wird zu geschlagen.
Himmel! Woher weiß der Windelpuper meinen Mittelnahmen?
„Agatha?", flüstert James hinter mir und ich spüre die Erschütterungen in seinem Brustkorb, weil er sein Lachen unterdrücken muss.
„Ja, los lass uns verschwinden.", versuche ich diese Peinlichkeit zu überspielen.
„Nein Warte, da kommt Lepusculus. Ich will wissen was sie reden.", wispert es hinter mir und er schlingt einen Arm um meine Hüfte um mich am weg gehen zu hindern.
Mh, mir scheint da nutzt jemand die Situation aus, aber ich will mal nicht kleinlich sein. Jedoch wird das alles in meinem Elefantengedächtnis gespeichert. Rache wird kommen, oh ja!
„Ich hab ihn verloren!", quiekt Lepusculus schon von weitem.
„Ich habe sie verloren!", quiekt es zurück.
„In der Jungentoilette!"
„Auf dem Mädchentoilette!"
„Sie haben uns rein gelegt."
„Die finden wir, wir haben sie immer gefunden."
Meine Güte, die reden gerade als wären sie bei der Mafia und würden einen flüchtigen Cosa Nostra Kumpel verfolgen.
„Komm, wir suchen sie.", sagt Ovicula und flattert den Gang hinunter.
Oh, ich kann sie schon fühlen, die Freiheit. Sie ist zum greifen nah. Fühlt ihr es auch?
James und ich eilen den Korridor hinunter. Nur noch eine Ecke und wir sind in einem abgelegenen Gang. Von da an können wir selber über uns entscheiden. Kann es nicht toll sein alleine zu sein? Ich glaube erst jetzt kann ich es genießen mal Zeit für mich zuhaben.
Wir biegen um die letzte Ecke, Autonomie ich komme...
Wumm...James steupert und reißt mich mit zu Boden. Autsch. Der Umhang gleitet von uns hinab. Warum sind wir gefallen? Verwirrt rappeln wir uns hoch und schauen uns um. Wir sehen eine kleine goldene Schnur kurz über dem Boden und an beiden Enden stehen jeweils Lepusculus und Ovicula.
Ich glaube James' und mein Kinn ist gerade bis auf den Boden gefallen.
Das kann nicht sein, das darf nicht sein!
Die kleinen fetten Engel laufen auf uns zu. Sieht echt komisch aus. Beide haben O-Beine. Machen wahrscheinlich die dicken Windeln. Ja, wenn man unkontrolliert ausläuft muss man eben Vorsorge treffen, aber nun zurück zu unserer misslichen Lage.
Wir sind aufgeflogen, im wahrsten Sinne des Wortes.
„Ich hab dir doch gesagt sie sind noch in der Nähe.", kichert Lepusculus. Er ist anscheinend der gemeinere von beiden, findet ihr nicht auch? Er gehört der Putten Mafia an, ich sage es euch!
„Ja, du hattest Recht.", lacht Ovicula und klammert sich an mein Bein. Der andere Fette Engel hängt an James' Bein. Jetzt haben wir Fußfesseln. Wir sind verloren!
