@Lady_Rosha, meine treueste (und scheinbar einzige) Leserin: Hab den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden und natürlich noch ein Kapitel vor dem Wochenende Online gestellt. Ich hoffe, dass dir auch dieses gefällt, da einmal nicht Kouga und Kagome die Hauptpersonen sind. Was Sango betrifft, braucht dir die Gute nicht mehr allzu lange Leid zu tun (mehr verrate ich nicht).
Außerdem kann ich es nicht oft genug hören/lesen, dass dir die Story immer noch gefällt (könnte sich ja schließlich ändern, oder?).
In diesem Sinne: Viel Spaß!!!!!
Dämonen unter sichSesshoumaru schnaubte verärgert. Nichts hasste er mehr als solche verweichlichten Dämonen, die ihr Heil in der Flucht suchten. Er konnte nicht mehr sagen, wie viele Meilen er nun schon zurückgelegt hatte, seit er diesen Dieb verfolgte. Während er lautlos und doch rasch durch die Lüfte glitt, überlegte er sich, welch grausame Strafe er demjenigen zuteil werden lassen würde, der versucht hatte, Tenssaiga an sich zu bringen. Ein kurzer und schmerzloser Tod wäre zu großzügig und er, Sesshoumaru war niemals und niemandem gegenüber großzügig.
Ein kleines Lächeln zog über seine Züge. Er würde seine Rache auf jeden Fall genießen, das war klar! Ein plötzlicher Geruch erregte seine Aufmerksamkeit. Er konnte nicht mehr nur den Dämon riechen, den er verfolgte, sondern auch noch einen anderen, dem sie sich schnell näherten. Er hob die Nase etwas und schnüffelte. Nein, da war nicht nur ein Dämon, dem sie sich näherten, da waren viele Lebewesen. Was ging da vor sich?
Der Youkai beschloss, sich das Ganze später anzusehen, denn nun näherte er sich seiner Beute immer mehr. Mit einem eleganten Sprung überholte er den Dieb, landete vor ihm und brachte seinen Gegner damit zum Halten. Mit ausdruckslosem Gesicht musterte er sein Gegenüber. Es war eine Frau! Langes, weiß-violettes Haar umwehte ihr schmales Gesicht. Große, dunkelblaue Augen erwiderten seinen Blick mutig. Ein schwarzer, eng anliegender Anzug, den dunkelviolette Zeichen schmückten unterstrich ihre schlanke Figur. Ein hauchdünner violetter Mantel wehte im Wind. An ihrer rechten Seite hing eine lange Peitsche, die eine Hand hatte sie bereits darauf gelegt. Doch als sie nun Sesshoumarus verächtliches Lächeln sah, zog sie die Hand zurück und verschränkte sie stattdessen vor der Brust. Auch auf ihrem Gesicht zeigte sich nun ein leichtes Lächeln.
„Es stimmt also, was man sich so erzählt. Ihr seid wirklich schnell, Sesshoumaru."
Sesshoumarus Lächeln änderte sich nicht. Sie gab sich zwar mutig, aber er roch ihre Angst, genauso wie er sie in ihren Augen lesen konnte, die schwarzen Pupillen waren stark geweitete und verdeckten beinahe alles der farbigen Iris. Doch ein kleiner Hauch von Bewunderung angesichts ihres Mutes gegenüber der aussichtslosen Situation rang sie ihm doch ab.
„Für dich reicht es allemal. Doch sag mir, bevor ich dich für deine Respektlosigkeit bestrafen werde, warum du versucht hast, dir mein Eigentum anzueignen."
Die Dämonin vor ihm blickte trotzig.
„Ich wollte lediglich, dass das großartige Geschenk, das Ihr so unwürdig behandelt, den Platz einnimmt, den es verdient. In den Händen eines Dämonen, der es richtig einzusetzen weiß und dies auch tut."
„Ach, und du denkst, du wärst dieser Dämon, oder? Wie überheblich!"
Bei seinen letzten Worten versetzte er sich in Bewegung und steuerte mit rasanter Geschwindigkeit auf seine Gegnerin zu. Er hob seinen rechten Arm, die Klauen gespreizt und hieb zu. Doch sein Schlag ging ins Leere. Dort wo vor kurzem noch die Dämonin gestanden hatte, war nur noch Luft. Überrascht blieb Sesshoumaru stehen und schaute sie um. Was war geschehen? Wo war sie?
„Was zum…?"
„Ihr beschuldigt mich, überheblich zu sein? Diese Beschreibung passt wohl besser zu Euch. Ihr glaubt doch nicht, dass ich so leicht zu erledigen wäre, oder?"
Die Stimme drang irgendwo aus dem dichten Blätterwerk der Bäume zu ihm, aber sosehr Sesshoumaru sich auch anstrengte, er konnte die Frau nirgendwo erspähen.
„Feige bist du also auch noch!"
Sesshoumaru hielt die Umgebung im Auge. Sie war wirklich schnell, das musste er zugeben. Selten hatte er einen Gegner getroffen, der schneller gewesen war, als er selbst. Aber Schnelligkeit allein würde ihr das Leben nicht retten.
Aus den Augenwinkeln sah er einen Schatten näher kommen und im letzten Moment konnte er noch ausweichen. Er sprang zur Seite und als er den Kopf wandte, sah er an der Stelle, an der er eben noch gestanden hatte ein riesiges Loch. Von der Dämonin war wieder keine Spur.
„Euer erster Fehler war, mich zu unterschätzen, Sesshoumaru. Und glaubt mir das Eine, Ihr werdet keine Gelegenheit bekommen, diesen Fehler wieder gutzumachen, denn es wird Euer letzter gewesen sein."
Sesshoumaru blieb ruhig. Dies versprach ein interessanter Kampf zu werden, einer bei dem er sich vielleicht auch einmal ein wenig anstrengen musste.
„Verrate mir, warum bist du geflohen, wenn du doch so stark bist?"
„Wird das jetzt eine Märchenstunde oder wollte Ihr nur Zeit schinden?"
Dieses Mal sah Sesshoumaru die Attacke etwas früher, wich geschickt aus und sah, wie der Schatten im Blätterdach eines nahen Baumes verschwand. Sofort setzte er nach und teilte den Baum mit seinen Giftkrallen entzwei. Als er sich dem fallenden Baum wieder zudrehte, sah er wie sich die Frau aus einer knienden Position wieder erhob und ihn herausfordernd ansah.
„Ihr seid wirklich gut. Bisher konnte noch keiner meinem Angriff ausweichen."
Sesshoumaru senkte lediglich den Kopf ein Stück. Gerade wollte er etwas erwidern, als jemand durch das nahe Gebüsch brach. Sesshoumaru und die Frau wandten sich beide dem Neuankömmling zu, ihren eigenen Kampf für den Moment vergessend.
Vor ihnen stand ein riesiger Dämon, einem Teufel nicht unähnlich. Lange Hörner ragten aus seinem Kopf und ein Schwanz war deutlich zu erkennen. Das Wesen war von Kopf bis Fuß schwarz, sogar die Zähne und die Zunge schimmerten schwärzlich, als er den Mund öffnete.
„Sieh an, du bist also der Dämon, der Tokijin, das Schwert, das schon jetzt eine Legende ist, beherrscht! Endlich habe ich dich gefunden."
Sesshoumaru blickte abwertend zu dem Teufel. Dann meinte er gelangweilt: „Und wenn dem so wäre?"
Der Teufel begann zu lachen.
„Du bist wirklich lustig! Wenn dem so wäre…? Dann musst du sterben! Denn Tokijin soll mir gehören und mich mächtiger machen."
„Wer sagt dir, dass du es beherrschen kannst und es nicht dich beherrschen wird?"
„Das werde ich selbst herausfinden. Aber erst, werde ich dich aus dem Weg räumen…"
Sesshoumaru schüttelte den Kopf. Was glaubte dieser Dämon wer er war? Dachte er wirklich, er könnte den großen Sesshoumaru einfach so auslöschen. Er würde ihm schon zeigen, wer der Stärkere war. Und dazu war er nicht einmal auf die Hilfe Tokijins angewiesen.
Gelassen schaute er dem heranstürmenden Dämon entgegen, sprang dann kurz vor dem Aufeinandertreffen in die Luft und rammte ihn von hinten seine Klauen in die Eingeweide. Mit einem letzten Ächzen ging der schwarze Teufel zu Boden und blieb regungslos liegen. Sesshoumaru landete wieder.
„Jämmerlich!"
Sesshoumaru schüttelte nachlässig das Blut von seiner Hand und wandte sein Interesse dann wieder der Dämonin zu.
„Hast du gesehen, was ich mit ihm gemacht habe? Ich hoffe, du hast es dir gut gemerkt, denn es wird auch dein Schicksal sein."
„Das bezweifle ich aber…"
Sesshoumaru setzte gerade zu einem erneuten Angriff an, als ihn ein Geräusch, das von dem toten Dämon zu kommen schien, erstarren ließ. Halb drehte er den Kopf, um zu sehen, wie der Teufel wieder aufstand und auf das Loch in seinem Magen schaute.
„Das war aber jetzt nicht sehr freundlich. Du bist stärker, als ich gedacht habe."
Sesshoumaru verbarg seine Überraschung geschickt hinter einer ausdruckslosen Maske. Der Frau schien das nicht so gut zu gelingen, denn er hörte sie leise aufkeuchen.
„Und du bist lästiger als ich gedacht habe. Aber es war dein Fehler wieder aufzustehen. Wärst du liegengeblieben, wärst du mit dem Leben davon gekommen."
Mit dieser Drohung trat Sesshoumaru einen Schritt nach vorne. Dann zögerte er kurz, denn er merkte, wie das Interesse des Teufels von ihm abgelenkt wurde und sich für einen kurzen Moment auf die Frau richtete." Dann trat ein Lächeln auf die Züge des schwarzen Wesens, das nur mit einem Wort zu beschreiben war – hintertückisch.
Noch ehe Sesshoumaru angreifen konnte, flüsterte sein Gegner einige Worte.
„Ich werde dich schwächen, Unwürdiger, ehe ich wieder komme, um mir mein Schwert zu holen. Denke an meine Worte, an die Worte Daburuakumas!"
Sesshoumaru wollte schon auf diesen Daburuakuma losstürmen, doch plötzlich wurde sein Arm nach hinten gerissen. Er spürte einen seltsamen Zug auf seinem Handgelenk, doch als er den Blick senkte, konnte er nichts sehen.
Dann schaute er zurück zu der Dämonin, den sie hatte einen leisen Schrei ausgestoßen. Er sah, wie sie sich das rechte Handgelenk hielt, obwohl nichts zu sehen war. Ihr Blick war verwirrt.
Sesshoumaru hörte den schwarzen Teufel lachen.
„Was hast du getan?"
„Ich habe dich und diese Frau dort mit einer magischen Kette verbunden. Meinem wissenden Auge ist nämlich nicht entgangen, dass eure beiden Machtwirbel sich in entgegen gesetzte Richtungen drehen. Das bedeutet, dass sich ihre Mächte gegenseitig aufheben, wenn ihr nur lange genug nahe beieinander bleibt. Die magische Kette wird dafür sorgen und ich werde wieder kommen, wenn du geschwächt bist, Dämon. Dann hole ich mir Tokijin!"
„Ich werde diese Frau einfach umbringen, dann erlischt ihr Machtwirbel und die Kette ist wirkungslos."
Sesshoumaru ließ Daburuakuma nicht aus den Augen. Doch den Teufel schien die Aussicht, dass er seine Mitgefangene einfach umbrachte nicht weiter zu stören. Er lachte nur laut auf, ehe er im Wald verschwand.
Der zurückgebliebene Youkai zog einmal probehalber an der unsichtbaren Kette und spürte sofort den Widerstand. Er versuchte die Entfernung, die zwischen ihm und der Frau lag abzuschätzen. Es waren an die 20 Schritte. Nun gut, er würde dem Ganzen hier und jetzt ein Ende setzen. Die Knöchel in seiner Hand knacksten warnend, als er den Arm zum Angriff hob und die Finger spreizte. Die Dämonin schien zu ahnen, was nun kommen sollte, denn sie bückte sich leicht, um den Angriff besser abzuwehren.
Da stürmte Sesshoumaru auch schon los. Trotz dass die Frau schnell zur Seite sprang, kratzten seine mit Gift getränkten Klauen leicht an ihrem Oberarm entlang und obwohl es nur eine leichte Berührung war, begann das Blut zu fließen. Die Haut, die unter dem zerrissenen Stoff hervorlugte, färbte sich rot und ein feuchter Fleck bildete sich auf dem schwarzen Ärmel.
Zufrieden mit seinem Werk, wollte Sesshoumaru erneut angreifen, aber eine warme Flüssigkeit, die an seinem Arm hinab zu rinnen schien, hielt ihn auf. Verwirrt senkte er den Blick und stellte fest, dass auch sein Gewand mit Blut durchtränkt war. Nach einem kurzen Schnüffeln stellte er fest, dass es der Geruch seines Blutes war. Er schob den Ärmel höher und besah sich die Wunden auf seinem Arm. Sie waren ident mit denen, die die Frau davongetragen hatte, die Wunden, die er ihr zugefügt hatte. Doch warum spürte er keinen Schmerz? Und wie konnte das überhaupt sein? Sie hatte ihn nicht angegriffen. Das musst eine Täuschung sein!
Er knurrte leise. Die Frau sah hoch und Sesshoumaru erschrak. Auch sie schien keinen Schmerz zu verspüren! Warum? Er sah wie die Hand der Dämonin zu ihrer Seite wanderte und den Schaft ihrer Peitsche umfasste.
„Hört zu, Sesshoumaru. Ich habe keine Zeit für solche Spielchen. Eigentlich wollte ich Euch nicht töten, aber in der jetzigen Situation bleibt mir nichts anderes mehr übrig."
Auch Sesshoumarus Hand wanderte zu der Waffe an seiner Seite und er zog Tokijin.
„Du wolltest mich nicht töten? Dass ich nicht lache! Wer glaubst du, dass du bist? Niemand töten Sesshoumaru."
„Mein Name ist Inashi. Ich bin Herrin über alle Katzendämonen und Beschützerin des Lebens. Und ich will Tenssaiga!"
„Was du nicht sagst. Dann komm und hol es dir, aber an mir und Tokijin wirst du nicht vorbeikommen."
Die Frau, die sich als Inashi vorgestellt hatte, stürmte los. Ruhig sah er ihr entgegen. Dann hob er langsam den Arm und richtete Tokijin gegen die Angreiferin. Das mächtige Schwert begann leicht zu beben und Lichtblitze schossen auf die Widersacherin zu. Einer durchbohrte den Kampfarm der Dämonin und ließ sie die Peitsche fallen lassen. Ein höllischer Schmerz durchzuckte ihren gesamten Körper und mit einem lauten Schrei ging sie in die Knie. Sie hatte das verdammte Schwert wirklich unterschätzt und dieser Fehler würde ihr nun wahrscheinlich das Leben kosten. Mit gesenktem Haupt erwartete sie den tödlichen Schlag, der Körper immer noch vor Schmerz verkrampft. Doch nichts geschah. Vorsichtig hob sie den Kopf und sah den mächtigen Hundedämon immer noch auf derselben Stelle verharren. Auch er hatte seinen rechten Arm umfasst. Was war nur los?
Sesshoumaru sah auf seinen rechten Arm hinab. Was war gerade geschehen? Als die Macht des Schwertes die Frau getroffen hatte, war ein unsäglicher Schmerz durch seinen Arm geschossen. Warum hatte sich das Schwert gegen ihn gewandt?
~*~
Kagome wachte vom Geschrei vor der Höhle auf. Sie streckte sich und stand dann langsam auf. Bei der ganzen Grübelei über Inu Yasha und Kouga war sie eingeschlafen. Nun hoffte sie, dass Kouga zurückgekommen war und den Juwelensplitter mitgebracht hatte. Dann könnte sie endlich nach Hause. Sie trat vor die Höhle und sah, dass das gesamte Wolfsrudel um einen einzelnen Punkt herumstand und wild durcheinander schrie.
„Holt schnell die heilenden Kräuter!"
„Er verblutet noch. Seht euch das an, alles rot!"
„Warum ist er auch geblieben?"
„Chef, Chef! Kannst du mich hören? Sag doch etwas!"
Eine schlimme Vorahnung überkam Kaogme, während sie wie in Trance näher ging. Einer der Männer sah sie und rief ihr zu: „Chefin! Den Chef hats erwischt. Hilf ihm, schnell, sonst stirbt er!"
Wie durch Zauberhand öffnete sich ein Gang und Kagome konnte Kouga auf einer Bahre liegen sehen. Die Arme, die Beine, der gesamte Körper waren blutverschmiert. Sie trat einen Schritt näher, zuckte dann aber zurück. Eine grässliche Wunde zog sich direkt über seinen Oberkörper von der rechten Schulter bis zur linken Niere. Bei jedem Atemzug Kougas quoll Blut heraus. Sie suchte seine Augen und stellte erleichtert fest, dass er ohnmächtig war.
Dann gab sie sich einen Ruck und trat näher. Jede Sekunde zählte.
Ich brauche frisches Wasser – wärmt es über dem Feuer. Dann sollen drei Kräuter holen gehen. Und beeilt euch."
Verbandszeug, Kräuter, Wasser – alles wurde in rasender Geschwindigkeit zu ihr gebracht. Alle wollten helfen. Bald darauf lag Kouga sauber verwunden auf dem großen Fell in der Höhle. Sein Atem war flach und kaum wahrnehmbar, aber wenigstens vorhanden. Er war noch nicht wieder zu Bewusstsein gekommen, und Kagome war froh, dass ihm die Schmerzen wenigstens für den Augenblick erspart blieben.
Sie saß an seiner Seite und wandte den Blick nicht von seinem Gesicht ab.
„Chefin! Besuch für dich!" Die raue Stimme am Höhleneingang ließ sie dann doch aufschauen. Freudig sprang sie auf.
„Shippo! Sango!"
