Was geht jetzt?
Kapitel 33: Silvester
Keks:
Am nächsten Abend kam Aragorn in das gemütliche Wohnzimmer, in dem wir uns fast jeden Abend versammelten. „Morgen Nachmittag brechen wir auf, dann geht es nach Minas Tirith, möchte jemand mit?", fragte er in die Runde.
Erstaunlicher Weise wollte niemand mit uns kommen um die schöne weiße Stadt zu sehen... Aber naja, man kann es auch nicht jedem Recht machen. Zu schade aber auch, dass es nur eine wunderschöne weiße Stadt in ganz Mittelerde gab und diese zufälligerweise mir gehörte...
„Hm... Aragorn?", fragte ich.
„Was gibt's?"
„Feiern wir dann Silvester?", wollte ich wissen.
„Silv...was?"
„Na Silvester... damit feiern wir ein neues Jahr!", erklärte ich ihm.
„Und wie macht man das?", fragte er argwöhnisch und dachte dabei wohl an solche Dinge wie Nächstenliebe-Spiele, bei denen ich sowieso niemals teilnehmen würde...
„Man macht eine Art Fest und am Ende, um genau 0Uhr, gibt es ein großes Feuerwerk."
„Klingt gut... gibt es da nicht noch irgendwas, was ich wissen sollte?"
Ich grinste. „Nein, diesmal gibt es keine seltsamen Bräuche."
Elrond räusperte sich. „Haltet ihr das für eine gute Idee wenn ihr ständig neue Bräuche in Gondor einführt? Immerhin verbindet man nichts mit ihnen... bis auf Keks."
Aragorn schüttelte den Kopf. „Was ist denn so schlimm daran etwas neues auszuprobieren?" „Eben.", bemerkte ich.
Elrond warf mir einen vernichtenden Blick zu und verließ den Raum.
Verständnislos sah ich zu Aragorn, der nur mit einem Schulterzucken antwortete. „Geht's noch?", knurrte ich und schüttelte den Kopf. Hatte ich unbemerkt etwas verbrochen? So etwas passierte mir dauernd, aber mir fiel wirklich nichts ein.
„Ich glaub das liegt an Arwen und Boromir.", wisperte Asti mir zu.
Ich sah zu den beiden und musste Asti Recht geben, die zwei besagten Gestalten turtelten in einer Ecke herum. Aha.
„Brauchen wir sonst noch etwas für Sil... dieses Fest?", fragte Aragorn.
„Sekt!", rief Asti laut.
„Ruhe dahinten, Schwangere kriegen nichts!", sagte Elen mit einem fiesen Grinsen.
„Aber...", kam es kleinlaut von Asti.
„Vergiss es.", kam es mehrstimmig und alles lachte.
„Ich treib das Kind ab! Ich werf es weg! Ich bring mich um! Ich will Sekt!"
„Asti?"
„Ich bin wütend und übertreibe."
„Asti?"
„Was?"
„Schade dass du keinen Sekt trinken kannst!"
„Ahhh, ihr macht mich fertig. Ich gehe...", murrte sie und war wenig später verschwunden. Legolas war ihr allerdings dicht auf den Fersen.
Ich streckte mich und gähnte herzhaft. „Es geht doch nichts über Asti ärgern."
Aragorn schüttelte nur stumm den Kopf und grinste.
„Entschuldigt bitte... könntet ihr uns vielleicht helfen?", kam es plötzlich von Boromir.
Ich sah auf, unbemerkt waren Arwen und Boromir zu uns gekommen und standen nun mit einem leicht bittenden Blick vor uns.
„Ähm... ja?", fragte Elen gespannt.
„Wir zwei würden gerne den Bund eingehen, aber mein Vater... Er hatte schon damals etwas gegen Estel und jetzt passt es ihm erst Recht nicht. Hat einer von euch vielleicht eine Idee wie wir ihn überreden könnten?", fragte Arwen.
„Ich denke es wäre am besten mit ihm ein klärendes Gespräch zu führen.", meinte Aragorn.
Boromir schüttelte den Kopf. „Nein, das haben wir schon versucht... aber du siehst ja wie er ausrastet... Das hilft nichts."
Ich grinste. „Ihr solltet einfach durchbrennen."
„Was?", sagten die zwei gleichzeitig und starrten mich an.
„Ja, ich finde die Idee auch nicht schlecht.", meinte Elrohir. „Er würde euch nie zustimmen und wenn ihr den Bund eingegangen seid, kann er sich schlecht gegen euch stellen."
„Ich halte das für keine gute Idee, Keks, es würde ihn sicher wütend machen.", kam es von einem stirnrunzelnden Aragorn.
„Am besten schlafen wir nochmal darüber...", gähnte Elladan.
Am nächsten Morgen standen Aragorn und ich erst spät auf (Halleluja) da Gala versprochen hatte uns nach Minas Tirith zu beamen. Immerhin hatten wir keinerlei Reisemöglichkeiten mitgenommen. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von unseren Freunden und saßen wenig später im Thronsaal auf der Erde.
„Gala hat das auch schon mal besser gekonnt.", sagte Aragorn missbilligend.
„Tut's Ärschle weh?", fragte ich mit schwäbischem Dialekt.
„Keks, benimm dich!", sagte er mahnend.
Ich seufzte stumm und mir kam der Gedanke dass er seit Elronds Beschwerde gegen die neuen Bräuche schon des öfteren über mein Benehmen aufgeregt hatte. Blöder Elrond...
Den Rest der Woche verbrachte ich mit Silvestervorbereitungen und auf Aragorns Wunsch hin auch mit dem Abnehmen der Lichterketten in ganz Minas Tirith...
Am Silvesterabend hatte ich dann alles soweit fertig und wartete mit dem kühlen Sekt auf Aragorn. Dieser verbrachte seine Zeit nämlich lieber damit, irgendwelche Regierungsgeschäfte zu machen. Total spannende Angelegenheiten... Gelangweilt saß ich im dunklen Thronsaal bis ich... einschlief.
Aragorn:
Nach etlichen Arbeiten verließ ich müde mein Arbeitszimmer und schlich leise in unser Schlafzimmer. Keks würde bestimmt schon schlafen. Also legte ich mich angezogen ins Bett und versuchte einzuschlafen, was mir trotz Müdigkeit nicht gelingen wollte. Ich merkte dass irgendwas fehlte... ich schreckte hoch.
„Keks?", fragte ich die leer Bettseite neben mir.
Irgendwas hatte ich verpasst... Nach einigen Überlegungen fiel mir dann auf dass sie heute dieses komische Fest feiern wollte. Ja, ja ihre Welt war schon seltsam mit ihren ganzen Festen, aber ich konnte Keks wirklich nur schwer etwas abschlagen.
Ich beschloss in den Thronsaal zu gehen und ging leise durch die dunklen Gänge. Alles schlief, nur Keks und ein paar Wachen nicht. Nachdem ich die Tür zum Saal geöffnet hatte, musste ich feststellen dass wohl doch nur die Wachen noch wach waren, denn Keks lag schnarchend auf der Treppe zum Thron.
Vorsichtig beugte ich mich über sie und weckte sie. „Frohes neues Jahr!"
Sie riss die Augen auf und ihr Gesicht bekam einen empörten Ausdruck. „Das ist nicht komisch. Ich habe doch nicht etwa verschlafen!" Sie sah auf ihre Uhr. „Naja, in 10 Minuten ist es Mitternacht, dann können wir anstoßen." Sie öffnete die Sektflasche und drückte mir ein Glas in die Hand. Dann sah sie wieder gespannt auf ihre Uhr.
Ich lächelte leicht, sie nehm das wirklich zu ernst. Hauptsache sie war glücklich... Solange sie nicht darauf bestand im Frühjahr auch noch dieses komische Osterfest zu feiern und Eier zu suchen. Das war der größte Quatsch den ich je gehört hatte: Eier suchen!
„An was denkst du?", fragte sie neugierig.
„Öh... nichts!", sagte ich etwas zu schnell.
„Raus damit!"
„Ich habe mich gerade gefragt was an diesem Osterfest so toll sein soll...", gab ich zu.
Sie grinste schelmisch. „Das wirst du dann sehen..."
„KEKS!"
Erschrocken sah sie mich an. „Passt dir das nicht?"
„Meinst du nicht dass du ETWAS übertreibst? Das kann einfach nicht dein Ernst sein!", sagte ich empört.
„Na gut... dann eben nicht...", murmelte sie und zog beleidigt eine Schnute.
Ich seufzte innerlich und beschloss dann abzulenken. „Wie spät ist es?"
„Mitternacht!" Wir stießen an und nahmen einen Schluck Sekt, bevor sich unsere Köpfe näherten...
Als sich jemand lautstark zu Worte meldete. „KEKS!"
Erschrocken fuhren wir auseinander und vor uns stand ein wutentbrannter Elrond.
„Elrond?", fragte ich ungläubig.
„Ja, Aragorn und deine Frau, die... die gehört verprügelt!", zischte er.
„Bitte?"
Doch er beachtete mich nicht weiter und wandte sich ganz Keks zu. „Was in aller Welt hast du dir eigentlich dabei gedacht? Was geht eigentlich in deinem Kopf vor!"
Sie sah ihn verwirrt an. „Wovon redest du eigentlich?"
„Wovon ich rede! Davon dass meine Tochter diesen Nichtsnutz von Boromir geheiratet hat! Davon dass sie mit einem einfältigen, schwachen Menschen durchgebrannt ist und heute stolz mit einem Ring nach Hause zurückkam! Und diese Idee stammte von dir!", brüllte er.
„Ich dachte es sei dir bestimmt lieber wenn sie heiratet satt auf ewig betrübt in ihrem Zimmer zu sitzen... Außerdem war es eine Idee von mir, die sie nicht hätte ausführen müssen.", verteidigte sich Keks.
„Was weißt du denn schon? Kommst in diese Welt und schon meinst du alles zu wissen, nur weil du Aragorn geheiratet hast, was!"
„Elrond...", versuchte ich einzugreifen.
„Du hälst dich da raus, ist ja schon schlimm genug dass du dich auf sie eingelassen hast..."
Die Tür vom Thronsaal donnerte zu und Keks war nicht mehr im Raum.
„Du solltest erst mal wieder ruhiger werden und morgen reden wir weiter.", sagte ich bestimmend zu ihm und ließ ihn von einer der herbeigeeilten Wachen zu einem Gästezimmer bringen.
Dann griff ich nach dem Walkie-Talkie und piepste erstmal Legolas und Asti an, um sie zu bitten uns demnächst vorbeizukommen, wir konnten vielleicht ein paar ruhige Gemüter gebrauchen.
Anschließend suchte ich nach Keks, die ich draußen fand, wo sie wütend einen Stein nach dem anderen gegen die Mauer kickte. „Keks? Können wir mal kurz reden?"
Sie gab nur eine gemurmelte Antwort, die ich einfach mal als Zustimmung deutete. „Hör zu, du musst ein wenig nachsichtig mit Elrond sein, er hat seine Tochter mehr oder weniger verloren. So etwas ist nicht leicht.", sagte ich vorsichtig.
„Natürlich, aber deshalb muss er mir ja noch lange nicht wer weiß was unterstellen!", sagte sie entrüstet.
„Er ist einfach blind vor Wut hierher gekommen, als er erfahren hat, dass du die Idee dafür hattest... Wenn er erstmal länger darüber nachgedacht hat, dann wird er sich sicher entschuldigen.", sagte ich und hoffte dass sie mir glauben würde.
„Ehrlich?", fragte sie zögernd.
„Ja. Und jetzt komm rein, es ist kalt hier draußen." Ich nahm sie bei der Hand und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
Am nächsten Morgen hatten sich die Fronten noch immer nicht geklärt. Einerseits hatte ich Verständnis dafür dass Keks sich angegriffen fühlte, aber auf der anderen Seite verstand ich auch Elrond, der seine Tochter über alles liebte und dem es nicht passte dass sich Keks so klar gegen seine alten Traditionen und Regeln stellte. Ich konnte nur im Stillen seufzen.
So war es eine richtige Erleichterung für mich zu hören, dass meine Anwesenheit an einer Grenze erforderlich war und ich die Stadt verlassen musste. Um weitere Streitereien zu vermeiden, bat ich Elrond mich zu begleiten, der sofort einwilligte.
Für Keks war ebenfalls gesorgt, da ein Bote aus Düsterwald gekommen war, der uns versicherte dass Asti und Legolas sobald wie möglich aufbrechen würden.
Ich hoffte nur dass sich dann endlich alles klären würde.
