Vor einiger Zeit hatten wir mit einigen Usern eine kleine (Spaß-)Diskussion, in der behauptete wurde, dass wir nicht ernst schreiben könnten. Um das Gegenteil zu beweisen, haben wir die letzten vier Kapitel von WGJ in einem ganz anderen Stil geschrieben. Wir hoffen dass sie euch trotz Stilbruch gefallen...
Was geht jetzt?
Kapitel 34: Der Todeskuss
Aragorn:
„Aragorn, bitte...", sagte Elrond und hielt mich an der Schulter fest.
Seit einer Viertelstunde redete er schon so mit mir. Und seine Pläne waren mir alles andere als sympatisch. Energisch schüttelte ich seinen Arm von meiner Schulter. „Lass mich in Frieden."
„Du bist mein Sohn, wenn auch nur mein Ziehsohn. Ich möchte doch nur das Beste für dich.", versicherte er mir.
Ich sah ihn wütend an. „Warum warst du dann früher gegen die Beziehung von Arwen und mir? Ich verstehe nicht, warum ich Keks verlassen sollte...?"
Er versuchte mir aufmuntert zu zulächeln. „Keks hat einfach nicht... den Stand von Arwen."
„Was soll das heißen?", fragte ich ihn scharf und musterte ihn wütend. Hatte er mir nicht einmal gesagt dass ein König nur dann gerecht regieren konnte, wenn er dies mit Kopf und Herz tat? Wieso verlangte er dann von mir mein Herz auszuschließen?
Er wich meinem Blick aus und starrte auf den Boden. „Du bist ein Mann von königlichem Blut. Deine Vorfahren sind die edelsten unter den Menschen und jetzt bist du ein Elb. Du hättest dir keine Frau aus bürgerlichem Haus nehmen dürfen!"
„Das Blut ist mir egal!", begehrte ich auf.
„Keks hat einfach nicht die Erziehung wie Frauen, die deinem Stand angemessen wären.", unterbrach er mich und lächelte mir wieder zu.
Als könne er mich mit einem Lächeln dazu bringen gegen meinen Willen zu handeln...
„Sie handelt manchmal unüberlegt, aber ist das ein Recht sie zu verurteilen!", fragte ich ihn und unterdrückte meine Wut so gut es ging.
„Mit Arwen wäre dir so etwas nicht passiert.", sagte er schlicht und mit ein wenig Arroganz in seiner Stimme.
Das war zu viel, ich konnte mich nicht mehr beherrschen und packte ihn am Kragen. „Es geht dir doch nur darum, dass deine Tochter nicht stirbt! Aber sie und Boromir sind nunmal zusammen. Es zählt doch nur dein Egoismus. Weil du sie nicht verlieren willst, soll ich wieder eine Beziehung mit ihr eingehen! Es geht dir nicht um mich, sondern nur um meine Unsterblichkeit...", sagte ich mit Bitterkeit in der Stimme.
Er trat leicht zurück und ich nahm meine Hände von seinem Kragen. „So etwas würde ich nie machen. Deine Sterblichkeit war einfach der Punkt, wegen dem ich mit eure Beziehung nicht einverstanden war. Aber in einem Punkt hast du Recht: ich billige die Beziehung zwischen Arwen und Boromir nicht. Ihr zwei könntet so viel zusammen erreichen, du und Arwen. Willst alles, wirklich alles, was euch einst verband einfach fortwerfen?", fragte er und seine Stimme nahm einen beschwörenden Unterton an.
„Mich wirst du nicht für deine Pläne benutzen können. Ich werde mit Keks zusammenbleiben!", sagte ich mit wütender Stimme.
Er sah mir fest in die Augen. „Gut, ich akzeptiere deine Entscheidung, auch wenn es mir schwer fällt. Aber lass dir eins gesagt sein: auf Dauer kann diese Ehe nicht halten... Ich werde dafür sorgen dass Keks eine entsprechende Strafe bekommt, falls sie sich nicht nach den gondorianischen Gesetzen verhält. Ganz egal was ich dafür tun muss, aber sie muss sich dieser Welt anpassen!"
„Keks würde solche Dinge niemals machen!", schrie ich nun fast.
„Du bist der König, Aragorn, du musst dich nach dem Gesetz richten. Und glaube mir, das wirst du... Ich werde dafür sorgen... Denk immer an meine Worte: Du bist der König.", zischte er.
Wütend verließ ich das Zelt und ging ins Freie. Ich kam mir vor wie eine Ware. Es ging Elrond nicht um mich, sondern nur um Arwen. Natürlich konnte ich ihn verstehen, dass er sie nicht verlieren wollte, aber musste er deshalb versuchen meine Ehe zu zerstören? Mein Leben wieder zu ändern?
Niedergeschlagen setzte ich mich außerhalb des Lagers auf einen Stein und starrte zu Boden. Es war das erste Mal in meinem Leben dass ich Elrond angeschrieen hatte. Noch nie hatte einer von uns seine Stimme gegen den anderen erhoben. Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte: ich musste mich zwischen Frau und Vater entscheiden... den wichtigsten Menschen in meinem Leben.
Keks:
Es regnete in Strömen und der Garten glich bald einem Flussbett.
„Wo kann er bloß sein?", fragte ich verzweifelt und sah unter dem nächsten Busch nach, doch dort war er auch nicht.
Siegfried zuckte mit den Schultern und richtete sich wieder aus der Hocke auf. „Ich weiß es nicht..."
Ich schluchzte. „Er kann doch nicht einfach weg sein!"
„Er wird schon wieder auftauchen, Hoheit."
Wir suchten schon seit einer halben Stunde den Garten nach Lasi-Hasi ab. Doch der blieb verschwunden.
Heute morgen hatte ich ihn in ein kleines Gehege im Garten gesetzt und daraus war er irgendwie verschwunden. Ich hatte sofort eine Suchaktion ins Leben gerufen und mittlerweile hatte es angefangen zu regnen. Wir waren alle genervt und durchnässt.
„So ein Mist!", fluchte ich. „Es ist alles meine Schuld... ich hätte besser auf ihn aufpassen müssen."
„Ihm wird nichts passiert sein.", meinte Siegfried tröstend.
„Hoheit, ihr solltet nun besser reingehen, bevor ihr euch erkältet.", sagte ein Diener.
Ich schniefte. „Aber Lasi-Hasi..."
„Wir werden weiter nach ihm suchen!", versprach Siegfried.
Ich sah mich schon im Geiste von Aragorn erwürgt am Boden liegend, weil ich seine Garde ein Zwergkaninchen suchen ließ. Schniefend und schluchzend folgte ich dem Diener ins Haus und ging ins Schlafzimmer.
Ich versuchte Asti mit dem Walkie-Talkie anzurufen. Doch mein Walkie-Talkie streikte: es knarrte kurz und dann verstummte es. Niedergeschlagen starrte ich auf das Ding hinunter. Das war eindeutig zu viel.
Heulend saß ich auf dem Bett, als sich plötzlich die Tür öffnete. Elladan betrat den Raum. Leise schloss er die Tür und trat besorgt auf mich zu.
Elladan:
Ich war vor ein paar Tagen von dem Berater meines Vaters auf eine geschäftliche Reise nach Gondor geschickt worden. Er hatte mir einen Brief an Aragorn in die Hand gedrückt, weil ich wie immer total gelangweilt in meinem Zimmer rum saß.
Elrohir war ständig mit Elen unterwegs und Arwen turtelte mit Boromir rum. Eigentlich war ich froh endlich mal wieder aus Bruchtal rauszukommen und bei Keks und Aragorn ging es meist hoch her.
Als ich jedoch in Minas Tirith ankam wurde mir gesagt dass Aragorn nicht da war und Keks in ihren Gemächern war.
Also ging ich zu den königlichen Gemächern, wo Keks weinend auf dem Bett saß. „Hey, was ist denn los?", fragte ich Keks besorgt. Ich konnte es nicht haben, wenn jemand weinte.
„Alles ist scheiße! Mein Leben ist scheiße!", heulte sie los.
Ich setzte mich neben sie auf das Bett und drückte mitfühlend ihre Hand. „Wieso denn?"
Sie schluchzte. „Lasi-Hasi ist weg!"
„Das Zwergkaninchen?", fragte ich nach.
Sie nickte und schniefte. „Das ist doch kein Weltuntergang. Der Hase taucht bestimmt wieder auf.", versuchte ich sie zu trösten.
Sie fing wieder an zu weinen. „Aber das ist ja noch nicht alles!"
„Was ist denn noch?"
„Aragorn ist nicht da, ich kann Asti nicht anrufen und außerdem regnet es!"
„Was?"
„Ich bin immer noch trauriger wenn es regnet...", heulte sie.
Ich legte vorsichtig einen Arm um sie. „Morgen scheint bestimmt wieder die Sonne und dann ist Aragorn wieder da."
Sie weinte wieder stärker. „Nein, der kommt doch erst in zwei Tagen, dabei vermisse ich ihn so!"
Ich musste lächeln. Das war aber auch zu süß. „Keks, wenn er König ist, dann gehört so eine Reise nun mal zu seinen Pflichten."
Sie nickte wieder. „Ich weiß doch, aber er wollte mich nicht mitnehmen. Weil es angeblich zu anstrengend für mich ist!"
Ich zog ein Taschentuch aus der Tasche und drückte es ihr in die Hand.
Sie schnäuzte kräftig und noch immer liefen Tränen über ihre Wangen. „Und... und mein Walkie-Talkie ist kaputt."
Ich drückte sie tröstend an mich und sie verbarg ihr Gesicht in meinem Hemd. „Das kann Gala bestimmt reparieren."
Sie schniefte wieder und hob ihren Kopf.
Ich sah auf sie runter und musste lächeln, als ich sah wie sich ihre Schminke über das ganze Gesicht verteilt hatte.
Sie sah mich dankbar an. „Danke...", meinte sie leise.
„Für was?", fragte ich ebenso leise.
Sie lächelte leicht. „Für deinen Trost."
„Kein Problem, habe ich gern getan."
Sie sah mich noch immer an und ihre Augen schienen sich geradezu in meine zu bohren. Ich konnte meinen Blick nicht mehr senken, er schien an ihr Gesicht gefesselt zu sein. Ihre Unterlippe zitterte leicht.
Ich nahm das Taschentuch aus ihrer Hand und wischte die schwarze Farbe aus ihrem Gesicht. Fasziniert sah ich Keks an, unsere Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter getrennt. „Keks...", hauchte ich fast, dann verstummte ich wieder.
Ich sah wie eine Träne aus ihrem Augenwinkel rann, deshalb hob ich meine Hand und strich sie sanft weg. Gegen meinen eigenen Willen konnte ich meine Hand nicht mehr von ihrem Gesicht nehmen und strich ihr sanft über die Wange. Sie sah mich nur mit einem undeutbaren Blick an.
Ich war wie in Trance und unsere Augen ließen nicht mehr von einander ab. Wie unter einem Bann beugte ich meinen Kopf langsam zu ihr hinunter und unsere Lippen berührten sich.
Da ging die Tür auf und wir schraken auseinander.
Aragorn:
Die Rückreise hatte zum Glück doch nicht solange gedauert, wie ich gedacht hatte.
Keks hatte ein ganz schönes Theater gemacht, als ich ihr nicht erlaubt hatte mitzukommen. Sie war stinksauer gewesen, aber am nächsten Morgen, als wir abreisten, hatte sie nur mit traurigen Augen am Tisch gesessen und schweigend gefrühstückt. Ich musste lächeln, als ich daran dachte dass ich ihr versprochen hatte so schnell wie möglich wiederzukommen.
Ich hatte nach dem Gespräch mit Elrond beschlossen eher zurückzukommen und ihr davon zu erzählen. Ich fand die negative Beurteilung von Elrond über Keks einfach unverschämt, schließlich wusste ich, dass Keks niemals grobe Verstöße gegen die Gesetze machen würde und so hatten wir eigentlich nichts zu befürchten. Auch wenn es mir schwer gefallen war, aber letztendlich hatte ich mich voll und ganz für Keks entschieden.
Ich eilte durch den Palast und ich freute mich schon auf Keks überraschtes Gesicht. Eine Wache teilte mir mit dass Keks und ein Besucher in unseren privaten Gemächern waren. Eilig ging ich durch die Gänge bis zu unserem Zimmer und riss die Tür voll freudiger Erwartung auf. Doch was ich dort sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren: Keks und Elladan saßen eng umschlungen auf dem Bett und küssten sich. Erschrocken fuhren sie auseinander.
Fassungslos starrte ich Keks an und sah wie ihr Gesicht immer blasser wurde und sie ihren Mund auf und zu klappte ohne etwas zu sagen.
Meine Hand klammerte sich haltsuchend an den Türgriff und ich hatte das Gefühl ein Messer im Herz stecken zu haben. Keks, meine Frau, mit Elladan, meinem Ziehbruder, dem Sohn von Elrond... Die Fassungslosigkeit wurde langsam zu Wut. Ausgerechnet Elrond's Sohn! Und ich hatte gedacht, wir hätten nichts zu befürchten... Von wegen Keks würde nichts machen! Nur mühsam konnte ich mich noch beherrschen. Hatte ich sie nicht bis zu letzt verteidigt? Zur ihr gestanden und geschworen sie nicht zu verlassen? Und sie! Sie enttäuschte mich mehr als jeder andere Mensch zuvor. Wie hatte sie das nur tun können?
Am liebsten hätte ich die beiden angeschrieen, sie geschlagen und anschließend umgebracht. Das Gespräch mit Elrond schoss mir durch den Kopf und ich wusste was man von mir als König erwartete. Ich atmete stoßweise aus und wieder ein und schloss für einen kurzen Augenblick meine Augen.
„Aragorn...", kam es zaghaft von Keks.
Ich riss meine Augen wieder auf und sah sie wütend an. „Ja, das bin ich. Aragorn, der König, dein MANN!" Zum Schluss schrie ich.
Elladan hob abwehrend die Hände. „Es ist war nicht so wie es aussah!", verteidigte er sich.
Keks schluchzte auf. „Aragorn, bitte."
Ich warf ihr einen eiskalten, abschätzenden Blick zu. „Lasst mich in Ruhe, Hoheit."
Sie verstummte und für einen kurzen Moment sah ich in ihren Augen nur Schmerz. Einen ewigen stummen Schmerz, dass es mir meine Kehle zuschnürte. Dann schlug sie die Augenlider nieder und eine Träne rann über ihre Wange.
Elladan stand langsam auf. „Bitte, es war..."
„SEI STILL!", brüllte ich ihn an. Ich hatte mich wieder im Griff, nachdem ich den ersten Schock überstanden hatte. Der Schmerz schlich sich als eisige Kälte in mein Herz und ließ es zu Eis gefrieren. Ich kannte keine Gnade mehr.
Elladan ließ die Arme hängen und schaute unglücklich auf den Boden.
Keks gab noch immer keinen Laut von sich, sondern weinte mit fast geschlossenen Augen.
Ich wandte mich ab und ging zur Tür. „Wachen!", rief ich laut und wenige Augenblicke später kamen mehrere Wachen den Gang entlang gehetzt. Ich winkte sie stumm ins Zimmer und verschränkte die Arme vor der Brust.
Elladan sah betrübt von Keks zu mir. „Aragorn, was soll das?"
Ich sah ihn geringschätzig an. „Jeder bekommt seine gerechte Strafe... Jeder bekommt das was er verdient."
Er strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Gut, dann nimm mich gefangen, doch du tust mir Unrecht."
Ich schüttelte den Kopf und sah wieder zu Keks. „Nicht du, Elladan. Sie."
Er erstarrte. „Was! Das kannst du doch nicht machen! Sie ist unschuldig."
„So? Es sah gerade aber nicht so aus...", bemerkte ich ironisch.
Keks stand langsam auf und stellte sich neben das Bett, mit gesenktem Kopf.
„Nehmt sie gefangen!", befahl ich den Wachen. Ein leises Gemurmel entstand und ich ballte ärgerlich die Hand zur Faust und schlug gegen die Tür. „Worauf wartet ihr!"
Zwei der Wachen traten zu ihr und packten sie an den Armen.
Für einen Augenblick hob Keks den Kopf. „Ich möchte nur dass du weißt, dass es mir Leid tut. Verzeih!", sagte sie leise.
„Euch verzeihen?"
„Euch?", fragte sie und Bitterkeit lag in ihrer Stimme.
„Frau Gemahlin, leider müsst ihr euch für die nächsten Tage mit einer Zelle begnügen, statt mit diesen Räumen.", erklärte ich spöttisch.
Sie erwiderte nichts sondern sah mich nur stumm und vorwurfsvoll an.
„Aragorn..."
„Halt die Klappe, Elladan!", zischte ich wütend. Dann wandte ich mich an die Wachen. „Bringt sie in den Kerker und lasst die Zelle bewachen."
Sie nickten, allerdings wechselten sie noch einige verwunderte Blicke. Vermutlich hielten sie das für ein Scherz... aber für mich war das bitterer Ernst.
Es wurde still im Raum, Elladan stand niedergeschlagen da und ich lehnte mich an die geschlossene Tür. „Und, wie oft habt ihr euch schon hinter meinem Rücken getroffen, als ich weg war?", fragte ich ihn ärgerlich.
Er schüttelte den Kopf. „Noch nie. Es war eine einmalige Sache."
„Natürlich... in meinem Schlafzimmer, auf meinem Bett.", meinte ich ironisch.
„Sie hat geweint und ich habe Keks getröstet und dabei passierte es einfach."
„Es passierte einfach!", wiederholte ich und lachte bitter.
Elladan seufzte. „Hör zu Aragorn, es war ein kurzer Augenblick, ein kleiner Moment, verstehst du? Es hatte nichts zu bedeuten."
„Woher willst du das wissen! Vielleicht liebt Keks dich ja."
Er sah mich ärgerlich an. „NEIN! Genauso wenig wie Asti mich liebt. Wir sind Freunde."
„Freunde küssen sich auch im Schlafzimmer, auf Betten..." Ich wurde immer wütender.
„Wir haben einen Fehler gemacht, das wissen wir. Aber wir wären bereit alles zu tun, um diesen Fehler rückgängig zu machen!", erklärte er.
„Dafür werde ich sorgen, mach dir keine Gedanken. Keks wird ihre Strafe bekommen."
„Ihre Strafe?"
„Ja."
„Sie ist verdammt nochmal unschuldig! Sie kann nichts dafür."
„Das reicht!", schrie ich ihn an.
„Aragorn du machts gerade einen schwere Fehler!", schrie er zurück.
„Ich weiß was richtig und was falsch ist! ICH BIN DER KÖNIG!", brüllte ich.
„Du bist ja nicht mehr bei Sinnen!", schrie er mich an.
Das war zu viel. Ich holte aus und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Mit einem Stöhnen fiel er auf den Boden. Ich beugte mich über ihn. „Und jetzt? Bin ich jetzt bei Sinnen?", fragte ich ihn mit honigsüßer Stimme.
Er stöhnte und hielt sich mit der einen Hand die Nase, während er mit der anderen über seine Stirn fuhr. „Nein! Du drehst völlig durch und bestrafst Unschuldige!"
Ich schlug ihm noch einmal ins Gesicht. „Keks ist schuldig!", brüllte ich ihn an, doch er war schon ohnmächtig. Blut lief ihm über das Gesicht, doch ich konnte kein Mitleid mit ihm empfinden.
Ich verließ den Raum und ging in den Thronsaal. Wut und Enttäuschung brodelten in mir. Ich war sauer auf Keks, sehr sauer. Sie würde ihre Strafe bekommen, denn das wurde von mir erwartet. Mit einem Wutgeschrei trat ich gegen eine Wand. Mein Fuß schmerzte, was mich noch wütender machte.
Mit erneutem Wutgeschrei hieb ich mit beiden Fäusten gegen die Wände, bis ich nicht mehr konnte und die Enttäuschung wie eine Welle über mir zusammen schwappte. Ich begriff langsam in welche Falle ich hinein gerannt war... Aus dieser Falle würde es kein Entkommen für uns geben, weder für mich, noch für Keks. Weinend sank ich langsam an der Wand auf den Boden. Ja, dachte ich voller Bitterkeit, ich war der König...
Keks:
Niedergeschlagen saß ich auf der Pritsche. Ich hatte meine Beine angewinkelt und hielt sie mit den Armen umschlugen. Meinen Kopf hatte ich auf die Knie gelegt und starrte auf den flackernden Schatten der Fackel. Tränen liefen unaufhörlich über mein Gesicht und ich hatte das Gefühl innerlich zu zerbrechen.
Es schien als sei die Welt um mich herum nicht länger meine, denn meine war untergegangen. Niemals würde ich die Enttäuschung in Aragorn's Augen vergessen... Ich hatte ihn verletzte, den Menschen, den ich am meisten liebte, hatte ich so tief verletzt wie es nur ging. Vielleicht war ich nicht schuldig, aber ich fühlte mich schuldig. Ich fühlte mich für seinen Schmerz schuldig... Ich hatte eine Strafe verdient, gleich wie hoch sie sein würde, ich wollte sie bezahlen um meine Last von mir zu nehmen.
Ich liebte Elladan nicht und er liebte mich nicht. Es war ein Moment voller Verzauberung gewesen, der uns beide verwirrt hatte. Der uns dazu gebracht hatte... Ich hatte ihm gegenüber so eine tiefe Dankbarkeit gespürt, weil er mich getröstet hatte, weil er mir zugehört hatte und hauptsächlich weil er mich einfach nur gehalten hatte. Und dafür musste ich nun bezahlen... Das kam mir ungerecht vor, zumindest weshalb ich bezahlen sollte. Aber wenn ich dadurch Aragorn's Leid verringern könnte, dann würde ich es über mich ergehen lassen. Langsam versiegten meine Tränen, doch nicht der innere Schmerz. Im ersten Augenblick war ich zu verwirrt gewesen um zu registrieren was gerade geschah und ich glaubte, bei Elladan war es genauso gewesen.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Ich befand mich in einer streng bewachten Zelle, aber wie hätte ich auch ausbrechen können? Ab und zu hörte ich eine Wache vor der Zelle auf und abgehen und manchmal näherte sich Fackellicht, was jedoch meist wieder verblasste. Nur ein wenig Licht erhellte die Zelle vom Gang her. Irgendwo dort musste eine Fackel hängen. Ich strich mir mehrere Haarsträhnen aus dem Gesicht und starrte wieder auf den Boden.
Wie viel Zeit war vergangen, seit Aragorn abgereist war? Ein paar Tage und doch schien es mir wie ein Ewigkeit vorzukommen... Es schien als wären aus Tagen mit einem Mal Jahre geworden. Jahre, die zwischen meinem Glück und mir lagen, wie tonnenschwere Steine. Ich schloss die Augen und versuchte die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Immer wieder blitzte das Bild von Aragorn's Gesicht in mir auf. Fassungslos und dann eine Welle von Enttäuschung und Schmerz. Die Wut danach war nur verständlich gewesen und ich konnte ihm nicht böse sein.
Alles in mir drinnen sehnte sich nach ihm um ihm zu sagen, dass er mir doch verzeihen sollte. Nur um ihn zu sehen, um in seinen Augen noch einmal geachtet zu werden. Ich wusste nicht wie er das sah, doch für mich gehörte er zu mir und ich zu ihm. Und all das schien nun zu zerbrechen...
Verdammt, es tat so weh! Ich konnte die Tränen nicht länger zurück halten und erneut strömten sie nur so über mein Gesicht. Wie abweisend und kalt er geklungen hatte... Dennoch, das dies nur eine Maske gewesen war, hatte ich gesehen, denn seine Augen zeigten was er wirklich gefühlt hatte: diesen elenden Schmerz an dem ich Schuld war. Ich krallte meine rechte Hand in den Jeansstoff meiner Hose.
Das Schlimmste war gewesen, das er mich gesiezt hatte... Er wollte dass ich um seine Verabscheuung für mich wusste und es hatte seine Wirkung nur zu gut erreicht. Es zerriss mich innerlich. Es zerriss mich zu wissen, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, dass er mich verabscheute und das wir uns voneinander um Meilen entfernt hatten. Und das alles, konnten solche kleinen unschuldigen Wörter wie „Ihr" und „Euch" sagen. Sie und seine Augen konnten mir sagen, dass ich ihn für immer verloren hatte.
Kommentar von Asti: Als Keks mir den ersten Teil des Kapitels vorgelesen hat, hab ich vor Rührung beinahe geflennt… das ist das Non-plus-ultra schlechthin! Ich hätte nie gedacht, dass ich beim Schreiben von „Was geht jetzt?" jemals Tränen in den Augen haben würde.
Kommentar von Keks: Hm... ihr habt's gehört, ich bin Schuld an den traurigen Kapiteln... Sorry. Denn eigentlich sollte die ganze Sache lustig werden, aber das konnte ich nicht schreiben, also ist es ernst geworden.
