Was geht jetzt?

Kapitel 35: Die schwere Pflicht des Königs

Asti:

Ich war hellauf begeistert. So schön die weiße Stadt bei gutem Wetter auch sein mochte, im strömenden Regen war sie genau so trist wie jeder andere Ort.

Legolas und ich trotteten schweigend den Weg zum Palast hinauf und sogar unser Kind schien gegen das Wetter zu protestieren und mir war speiübel. Am Palast angekommen, wurde es nicht gerade besser. Die Gartenanlage wurde von Aragorns Garde durchkämmt.

„Was ist hier denn los?", fragte Legolas.

„Wir sind auf der Suche nach dem Haustier der Königin", klärte uns ein Bediensteter auf.

„Lasi-Hasi ist bei dem Wetter draußen?", fragte ich besorgt, „Er holt sich noch den Tod!"

„Wir tun unser Möglichstes", meinte er und suchte weiter.

Legolas warf mir einen besorgten Blick zu. „Ist mit euch auch alles in Ordnung?"

Ich nickte unter meiner Kapuze. „Ja, geht schon."

Wir gingen nach drinnen. Der Regen prasselte unablässig gegen die Fenster und hallte in den großen Räumen des Palastes wieder. Langsam gingen wir zum Thronsaal und hielten erstaunt inne: War da ein Schluchzen zu hören?

Vorsichtig öffnete Legolas die Tür und spähte hinein.

Ich sah nur, wie ihm entsetzt die Kinnlade herunterfiel, das war Grund genug, an ihm vorbei zu gehen um zu sehen, was los war. Auch ich erstarrte: Aragorn saß gegen die Wand gelehnt und… weinte. Als erstes schoss mir durch den Kopf, dass Keks etwas passiert sein könnte.

„Aragorn?", fragte ich leise.

„Verschwindet!", brüllte er außer sich.

Legolas packte mich am Arm und zog mich hinaus. „Bleib erstmal draußen, ich versuche, da etwas zu regeln", meinte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

„Gut, dann such ich nach Keks", meinte ich niedergeschlagen und machte mich auf den Weg zu ihrem Zimmer.

Irgendwie schien heute eine bedrückende Stille auf dem Palast zu liegen. Die sonst so offene und heitere Atmosphäre war gedrückt und deprimierend. Ich klopfte an die Tür, aber es kam keine Antwort. Als beim dritten Klopfen immer noch niemand etwas sagte, öffnete ich die Tür. Aber Türen schienen heute nichts Gutes zu verbergen: Keine Keks.

Ich drehte mich um und wollte wieder rausgehen, als ich ein dumpfes, schmerzerfülltes Stöhnen hörte. Sofort drehte ich mich herum und entdeckte zu meiner maßlosen Verwunderung Elladan auf dem Boden liegen. Sein Gesicht war übel zugerichtet.

„Elladan!", rief ich erschrocken und kniete mich neben ihn.

Er bewegte sich etwas und verzog schmerzlich das Gesicht.

„Was ist passiert? Wer war das?", fragte ich und half ihm, sich aufzusetzen.

„Aragorn…", murmelte er und griff nach einem Taschentuch, das auf dem Bett lag.

Ich nahm es ihm aus der Hand und wischte sein Gesicht ab. „Warum hat er das gemacht!"

Er presste die Lippen fest aufeinander, sah mich dann traurig an und stand auf.

Ich sah ihm sprachlos hinterher, als er an mir vorbei aus dem Zimmer ging.

Was war hier passiert? Und wo war Keks? Mein Blick fiel auf das Taschentuch und meine Verwirrung wuchs nur noch: Neben dem Blut, das ich eben aus Elladans Gesicht gewischt hatte, war es noch überzogen von schwarzen Spuren, die mir sehr nach Schminke aussahen.

„Elladan, warte!", rief ich und rannte in den Gang, was ich dann gleich wieder sein ließ, weil Legolas mich umbringen würde, wenn er wüsste, dass ich auch nur die geringste plötzliche Bewegung gemacht hatte.

Ich ging zügig den Gang entlang und hörte laute Stimmen aus dem Thronsaal. Als ich hinein kam, saß Aragorn noch immer sehr mitgenommen aussehend auf dem Thron.

Legolas stand mit verschränkten Armen vor der Treppe, die zum Thron hinaufführte und beide funkelten Elladan wütend an, der mit hängenden Schultern und schuldbewusst gesenktem Kopf davor stand. „…es war wirklich nicht ihre Schuld", sagte er gerade.

„Sie sah aber nicht besonders abgeneigt aus", knurrte Aragorn erbost und Legolas schüttelte nur den Kopf und sah seinen Neffen verachtungsvoll an. „Wie konntest du nur", zischte er. „Wie konntest du das nur tun? Hast du dir, jetzt, wo Asti wirklich nicht mehr zu haben ist, Keks als neues Opfer ausgesucht? Warum musst du uns so etwas antun?"

„Ich… ich wollte das nicht, ehrlich", verteidigte Elladan sich.

„Es reicht", sagte Aragorn gefährlich ruhig. „Ihr wusstet beide, was ihr da tatet."

„Nein, taten wir nicht!", rief er. „Ich weiß selbst nicht, was da passiert ist!"

So langsam wurde ich unruhig und neugierig. Und immer noch blieb diese quälende Frage: „Wo ist Keks?"

Aragorn verstummte und sah mich wütend an.

„Im Kerker", antwortete Legolas an seiner Stelle.

„Was macht sie im Kerker!", rief ich geschockt. Was war hier nur passiert! Keiner antwortete auf meine Frage. Elladan sah betreten zu Boden, Legolas starrte ihn hasserfüllt an und Aragorn hatte das Gesicht in den Händen vergraben. „Was ist hier los!", fragte ich aufgebracht.

„Nichts", knurrte Aragorn.

„Nichts", wiederholte Elladan reumütig.

Ich sah fragend zwischen den dreien hin und her, aber keiner rührte sich. „Ich geh und hol Keks", meinte ich und machte mich auf den Weg zur Tür.

„Nein", sagte Aragorn in hartem Befehlston.

Verwundert blieb ich stehen und sah ihn an. Eigentlich erwartete ich, dass alle in Lachen ausbrachen und mir sagten, dass alles ein Scherz sei, dass Keks hinter dem Thron hervorgesprungen kam und mir mitteilte, dass mein Gesichtsausdruck zum Schießen sei, aber nichts von alldem passierte. Alle schwiegen und ich sah hilfesuchend zu Legolas.

Er schüttelte nur langsam den Kopf. „Bleib hier", flüsterte er.

„Was!", schrie ich entsetzt, „Wir können Keks doch nicht im Kerker lassen! Was ist hier eigentlich los!"

Aragorn sah mich vollkommen gefasst an. „Sie erhält die gerechte Strafe für ihr Handeln."

So langsam wurde mir alles zu viel. „Was soll denn das!", schrie ich auf und ballte die Hände zu Fäusten. „Seid ihr jetzt alle total übergeschnappt!"

„Asti, beruhige dich", meinte Legolas beschwichtigend, „denk an das Kind."

„Das Kind!", meine Stimme überschlug sich fast, so außer mir war ich. „Das verdammte Kind ist mir im Moment egal, ich will wissen wo Keks ist und was hier passiert ist!"

„Asti, es ist wirklich nicht gut, wenn du dich so aufregst", sagte er etwas lauter.

„Jetzt tu nicht so, als ob dieses verfluchte Kind das Wichtigste an mir wäre!", rief ich.

„Aber das ist es, verdammt noch mal!", schrie er zurück.

Ungläubig machte ich einen Schritt zurück und sah ihn geschockt an. Das, was mich seit einigen Monaten in meinen Albträumen heimsuchte war plötzlich bittere Realität: Legolas hatte mich über das Kind hinweg vergessen. Wie in Zeitlupe sah ich mein Herz ihm aus den Händen fallen und auf dem Boden zerschellen. Meine Augen füllten sich mit Tränen der Enttäuschung und ich brachte kein Wort heraus.

Schluchzend schlug ich mir die Hände vors Gesicht, rannte hinaus in das Zimmer, das Legolas und mir immer zugeteilt war, ließ mich auf das Bett fallen und heulte in das Kissen.

Legolas:

Elladan hatte den Kopf gehoben und starrte Asti hinterher. Es war unglaublich, dass so ein Verräter tatsächlich so nahe mit mir verwandt war. Er sah mich kurz sauer an, dann fiel sein Blick wieder auf Aragorn und wurde traurig. „Ich bitte dich, verzeih ihr."

Aragorn schüttelte nur den Kopf. „Elladan, es reicht jetzt. Du brauchst sie nicht zu verteidigen, das bringt auch nichts."

„Aber…"

„Kein aber!", schmetterte er, „Und wenn du klug bist, verschwindest du jetzt lieber, bevor ich wieder wütend werde."

Mit bebender Lippe starrte Elladan ihn einen Moment lang an, dann schluckte er schwer und verbeugte sich, bevor er sich langsam zur Tür begab. Als er dort fast angekommen war, sah er noch einmal zu mir. „Willst du dich nicht um Asti kümmern?"

„Die beruhigt sich schon wieder", meinte ich kurz angebunden.

Er schüttelte traurig den Kopf. „Hast du eigentlich gemerkt, was du gesagt hast?" Er verließ den Thronsaal und mein Gefühl sagte mir, dass er erst noch zu Asti gehen würde, bevor er Minas Tirith verlassen würde.

Ich sah zu Aragorn. „Es ist dein gutes Recht, so zu handeln", sagte ich, aber er sah mich nicht einmal an. „Aber glaubst du, dass so eine harte Strafe sein muss?"

Er knurrte verhalten. „Es gibt keine Strafe, die das wieder gut machen kann, was sie mir angetan hat."

„Ich verstehe dich nur zu gut. Wäre ich an deiner Stelle, ich weiß nicht, ob ich Elladan so ungeschoren davon kommen lassen würde."

Wieder bedeckte er sein Gesicht mit den Händen. „Zu einem Kuss gehören immer zwei und er hat keinen Ehebruch begangen", erklärte er monoton.

So niedergeschlagen hatte ich ihn noch nie erlebt.

Er seufzte. „Ich würde gerne etwas alleine sein", flüsterte er.

Ich nickte verständnisvoll, ging dann zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du weißt, dass du immer auf mich zählen kannst, egal was passiert."

Er sah mir in die Augen und nickte dann. „Danke, Legolas."

Aufmunternd lächelte ich ihm zu und verließ dann den Thronsaal.

Zuerst atmete ich tief durch und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Asti kam mir in den Sinn. Warum war sie vorhin so schockiert gewesen? Das Kind war tatsächlich das Wichtigste, woran sie denken musste, selbst jetzt. Es war die Wahrheit, sie hatte nur überreagiert.

Ich ging unseren Dialog noch einmal durch und plötzlich tauchte ein flaues Gefühl auf: Sie hatte nicht gesagt, das Wichtigste woran sie denken müsse. Sie hatte gesagt, das Wichtigste an ihr.

„Oh nein", murmelte ich leise. In diesem Zusammenhang machten meine Worte natürlich einen ganz anderen Sinn.

Rasch lief ich zu unserem Zimmer und öffnete vorsichtig die Tür. Sofort hätte ich ausrasten können: Sie lag auf dem Bett und Elladan hockte auf dem Boden daneben und strich ihr tröstend über den Rücken. „Nimm das nicht so ernst", sagte er.

Ich beruhigte mich wieder und zum ersten Mal wurde mir klar bewusst, dass die beiden wirklich zu Freunden geworden waren.

Asti antwortete ihm nicht und erstickte ihr heftiges Weinen im Kissen.

Leise ging ich zu Elladan und tippte ihn an der Schulter an. Er sah zu mir auf, stand dann auf und nickte mir zu, bevor er den Raum verließ.

Asti drehte den Kopf, sah mich kurz an und drehte sich dann auf die Seite mit dem Rücken zu mir. Immer wieder zuckte sie unter den Schluchzern zusammen.

Ich setzte mich auf die Bettkante und strich ihr behutsam über den Rücken. „Das eben… ich hab das nicht so gemeint."

Wieder blieb eine Antwort aus und ich hätte im Moment einiges dafür gegeben, ihr ins Gesicht sehen zu können.

„Ich habe nicht nachgedacht, verzeih mir."

Ihr Weinen wurde etwas leiser. Sie sammelte ihre Stimme und brachte dann stocken heraus: „Also musst du erst nachdenken, damit du merkst, dass dir an mir mehr als dieses verdammte Ding liegt."

„Nein", warf ich sofort ein, „Bitte, ich hab dir nur nicht richtig zugehört, ich würde doch nie…"

„Du hast es aber gesagt. Damit hast du es geschafft, meinen schlimmsten Albtraum wahr zu machen, den ich habe seit…" Das Ende ihres Satzes ging in erneuten Schluchzern unter, die ihre Stimme versagen ließen.

„Was?", fragte ich perplex. Ich wusste, dass Asti den Gedanken an das Kind nicht mochte, aber den Hintergrund hatte ich nie hinterfragt.

„Du… du siehst mich nur noch als Mutter deines Kindes", brachte sie hervor und so langsam verstand ich.

„Asti!", sagte ich bestürzt und drehte sie mit sanfter Gewalt auf den Rücken um sie anzusehen. „Wie kannst du so etwas nur denken?"

Mit geröteten Augen sah sie mich an. „Das Kind ist dir wichtiger als ich."

Ich schüttelte vehement den Kopf, nahm eine ihrer Hände und küsste diese. „Natürlich ist das Kind mir wichtig, aber es wird niemals deinen Platz einnehmen." Vorsichtig zog ich sie hoch, sodass sie aufrecht saß und lehnte meine Stirn an ihre. „So etwas darfst du nicht denken. Ich liebe dich und das nicht, weil du schwanger bist."

„Wirklich?", fragte sie mit belegter Stimme.

„Hätte ich dich sonst durch halb Mittelerde verfolgt, nur um dich zu heiraten?"

Sie lächelte, schniefte und legte ihre Arme um meinen Hals. „Versprichst du mir, dass du mich nie vergisst?"

„Wie könnte ich die Person vergessen, die mir mein Herz mit Stumpf und Stil aus der Brust gerissen hat?", fragte ich leise und küsste sie. Lächelnd strich ich ihr eine tränennasse Haarsträhne aus dem Gesicht, wischte ihr die versiegenden Tränen von der Wange und küsste sie noch einmal.

Dann wurde ich wieder ernst. „Ich werde dich ebenso wenig vergessen, wie Aragorn Keks vergessen wird."

„Was ist eigentlich passiert?", fragte sie näselnd.

Ihr in die Augen sehend nahm ich beide ihrer Hände. „Aragorn hat gesehen, wie sie Elladan im Schlafzimmer, auf dem Bett, geküsst hat."

Sprachlos fiel ihr die Kinnlade herunter. „Was?... aber…. Warum…"

„Ich weiß es nicht", unterbrach ich ihr fassungsloses Stottern.

„Aber deswegen kann er sie doch nicht in den Kerker stecken!", klagte sie.

Ich lächelte und nahm sie in die Arme. „Wir sollten warten, bis der erste Schock vorbei ist."

Sie nickte und fing nachdenklich an, mit einer meiner Haarsträhnen zu spielen. „Und dann?", fragte sie leise.

Ich sah sie an, stupste ihr gegen die Nase und sah sie aufheiternd an. „Und dann versuchen wir, Keks aus dem Kerker zu holen."

Asti:

Nachdem ich mich beruhigt hatte, gingen wir wieder raus auf den Gang und überlegten, was wir tun könnten. Da hatte ich einen Plan: „Versuch du Aragorn etwas abzulenken und ich geh mal zu ihr runter in den Kerker."

Legolas schüttelte den Kopf. „Nein, er will im Moment lieber alleine sein."

„Dann geh ich eben so runter. Kommst du mit?"

Er überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. „Ich wäre zu hin und her gerissen. Einen richtigen Ehebruch traue ich Keks eigentlich nicht zu, aber Aragorn ist kein Lügner. Ich glaube ihm und ich wüsste nicht, mit welchen Gefühlen ich Keks gegenüber treten sollte."

Ich nickte und machte mich auf den Weg in den Kerker des Palastes.

So weiß die Stadt auch war: Der Kerker war düster, kalt und hatte so eine Atmosphäre, in der man gerne auf seinen Tod wartet. Es war totenstill und nur ein Geräusch war zu hören: Ein jämmerliches Schluchzen, dass aus einer Zelle kam.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und lugte durch das vergitterte Sichtfenster in der schweren Holztür. „Keks?"

Da saß sie auf der Pritsche, die Knie angezogen und die Arme darum geschlungen. Ganz langsam hob sie den Kopf. „Asti?"

„Ja, ich bin hier. Ich… ich hab mitgekriegt, was passiert ist…"

Wieder legte sie die Stirn auf die Knie.

„Aber deine Version würde ich auch noch gerne hören", fügte ich hinzu.

Unter ihrem Schluchzen begann sie, mir zu erzählen, was passiert war. „Es war so seltsam… ich war so schlecht drauf und er war da und hat mich getröstet… und ich weiß auch nicht. Es ist eben so passiert…" Sie sah wirklich sehr traurig aus.

So langsam taten mir die Füße weh. „Seit wann hast du eigentlich was für Elladan übrig?"

„Ich habe nichts für ihn übrig, das ist ja das das Seltsame", heulte sie, „und du weißt, was ein Kuss sonst für mich bedeutet."

„Ja, war es denn nur ein Kuss?"

Sie nickte. „Es war… Ich hab nicht einmal richtig gemerkt, was ich da getan hab." Wieder brach sie in Tränen aus und ich wäre zu gerne bei ihr gewesen um sie zu trösten.

„Dann war wirklich nichts weiter?", fragte ich.

„Nein", klagte sie, „und der Kuss hat mir nicht mal was bedeutet."

Ich musste unwillkürlich lächeln. Irgendetwas an Elladan schien einen zu bedeutungslosen Küssen zu bringen. „Mir hat auch keiner der Küsse was bedeutet."

Sie schlug ihren Kopf gegen ihre Knie. „Ich bin so dumm…"

„Es ist nicht deine Schuld", meinte ich.

„Was ist eigentlich mit mir los!"

„Das ist nicht deine Schuld, es ist eben so passiert."

Noch nie hatte ich Keks so weinen gesehen.

„Er beruhigt sich schon wieder", versuchte ich es.

„Nein, er hasst mich!", kreischte sie.

„Keks, als ich vorhin gekommen bin, hat er geweint."

Ganz langsam hob sie den Kopf und starrte mich ungläubig an. „Er hat geweint!", fragte sie mit erstickter Stimme.

Ich nickte und Keks brach erneut in Tränen aus. „Wie konnte ich ihm das nur antun!"

„Vielleicht kann Legolas ja mit Aragorn reden, er könnte das sicher wieder hinbiegen."

„Asti, Legolas kann nicht alles."

„Ich weiß", sagte ich, „aber irgendwas müssen wir doch tun können!"

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab das verdient."

„Was!", fragte ich entsetzt, „ein Kuss ist kein Grund, dich in den Kerker zu stecken!"

Sie legte den Kopf in den Nacken. „Nein, ich hab ihm wehgetan und ich werde alles tun, um seinen Schmerz zu lindern. Ich habe ihn enttäuscht und jetzt muss ich das ausbaden. Es ist schon okay, so wie es ist."

„Keks…", meinte ich sprachlos, „das kann doch nicht dein Ernst sein."

„Du verstehst das nicht."

„Was glaubst du, wie oft ich schon…"

„Legolas hat euch nie gesehen. Er hat es zwar mitgekriegt, er hat es aber nie gesehen, Asti. Ich habe ihm so sehr wehgetan, wie es nur geht."

„Aber Legolas hat mich nie in den Kerker gesteckt! Er hat mich… verlassen."

„Was glaubst du ist schlimmer? Hier im Kerker bin ich wenigstens noch in seiner Nähe. Dagegen würde es meinen Tod bedeuten, wenn er mich verlassen würde."

„Du würdest an gebrochenem Herzen sterben…"

„Das wäre mein Todesurteil und lieber vergammele ich hier bei ihm im Kerker als ohne ihn zu sterben."

Ich legte meine Stirn gegen die Gitter. „Nein, Keks. Das renkt sich schon wieder ein. Da bin ich mir ganz sicher."

Sie schluchzte und antwortete mir nicht mehr.

„Keks…"

„Bitte geh jetzt."

„Was?", fragte ich leise.

„Ich möchte jetzt alleine sein."

Ich schüttelte den Kopf. „Das hat Aragorn auch gesagt", flüsterte ich und ging traurig den Gang entlang.

Keks hatte mich noch nie von sich weg geschickt. Es war ein seltsames Gefühl und dieser Tag entwickelte sich immer mehr zum Albtraum meines Lebens. Mir lief eine Träne über die Wange. Warum war sie so abweisend? Es war wirklich nicht ihre Schuld…

Ich kam wieder nach oben und setzte mich zu Legolas auf eine Fensterbank.

„Und?", fragte er.

Ich schüttelte den Kopf. „Sie ist total am Boden und weint herzzerreißend… und sie hat mich weg geschickt."

Tröstend nahm er meine Hand. „Du bist ja eiskalt", bemerkte er und seufzend machte ich mich auf den Standartzusatz „das ist nicht gut fürs Kind" gefasst. Aber er lächelte mich an und sagte: „Du erkältest dich bestimmt noch."

Das hob meine niedergeschmetterte Laune um 0.3 Punkte.

Legolas nickte in Richtung draußen. Auf der Treppe zum Palasttor saß Elladan und stützte die Stirn mit den Händen ab. „So sitzt er schon die ganze Zeit da", sagte Legolas.

„Der arme Kerl", meinte ich. Er tat mir wirklich Leid, immer hatte er was für Frauen übrig, die nicht mehr zu haben waren.

Legolas lächelte mich an. „Willst du ihn nicht trösten?"

Ich riss die Augen auf und starrte ihn ungläubig an. „Du willst, dass ich ihn tröste?"

Er nickte. „Ich vertraue dir so weit, dass ich dich auch mal unbeobachtet mit ihm alleine lassen kann…"

Ich strahlte ihn an und ging zur Tür.

„Elladan?", fragte ich und setzte mich neben ihn.

Er sah mich fragend an. „Hast du dich mit Legolas ausgesprochen?"

Ich lächelte ihn an. „Ja, mach dir da keine Sorgen. Bist du in Ordnung?"

„Was soll ich dazu sagen?", seufzte er, „Immer bin ich für den Streit verantwortlich."

„Ich habe gerade mit Keks gesprochen."

Jetzt wirkte er gleich viel interessierter. „Was hat sie gemeint?"

„Hat dir der Kuss etwas bedeutet?", fragte ich vorsichtshalber.

Er senkte den Kopf und schüttelte den selbigen dann. „Nein, ich weiß auch nicht…"

„Genauso geht es ihr auch."

Wieder seufzte er schwer. „Verdammt, was hab ich da nur angerichtet?"

„Das renkt sich schon wieder ein…", versuchte ich wieder zu trösten.

„Nein, Aragorn ist dazu zu pflichtbewusst."

Irritiert sah ich ihn an. „Was hat das denn damit zu tun?"

Er hob den Kopf und sah mich ernst an. „Wusstest du das etwa nicht? In Gondor steht auf Ehebruch die Todesstrafe."

In diesem Augenblick hörte mein Herz auf zu schlagen.