Was geht jetzt?

Kapitel 36: Der Abschied

Aragorn:

Die Morgendämmerung setzte langsam ein und ich beschloss aufzustehen. Ich hatte die ganze Nacht über wach gelegen und mich von einer Seite auf die andere gewälzt. Immer wieder war das Bild von Keks und Elladan vor mir aufgetaucht. Immer wieder sah ich vor mir, wie sie bei meinem Eintreten auseinander schraken...

Ich hatte der leeren Seite neben mir den Rücken zugedreht, aber vergessen konnte ich die Leere neben mir nicht. Es war, als würde ein Teil von mir selbst fehlen... Als wären Keks und ich miteinander verwachsen gewesen und jemand hätte uns brutal voneinander getrennt. Mir wurde bewusste, dass ich es gewesen war. Ich hatte uns getrennt, ich allein! Ich war verantwortlich für meinen eigenen Schmerz...

Ich wusste, was ich tun musste – zumindest, was das Gesetz von mir verlangte und ich glaubte an dieser Pflicht zu zerbrechen, doch das durfte ich nicht. Ich war der König – leider, denn ich musste die Gesetzte einhalten die es gab, noch strenger als jeder andere. Dem Volk hatte ich als Vorbild zu dienen und wenn der König nicht die Gesetzte einhielt, wer denn dann? Ich musste gerecht urteilen, wenn ich ein gerechter und geachteter König sein wollte. Außerdem würde Elrond schon dafür sorgen, dass ich mich an die Gesetze hielt...

Irgendwann musste ich es heute noch hinter mich bringen und je eher desto besser. Ich verzichtete auf das Frühstück und ließ eine richterliche Versammlung einberufen.

Da dieser Fall sehr ungewöhnlich war, kamen leider viele Leute, mehr als sonst. Auch Legolas, Asti Elladan und... Elrond.

Ich musste schlucken als ich den Raum betrat und setzte mich auf den Thron. Ich brauchte kurz um mich zu sammeln, dann räusperte ich mich. „Bringt die Gefangene herein."

Es war still und man hörte, wie sich Schritte der Tür näherten. Die Tür ging auf und zwei Wachen brachten Keks herein. Sie weinte wieder oder immer noch und ich musste meinen Blick von ihr abwenden.

Es schmerzte mich, sie so weinen zu sehen. Nur mühsam unterdrückte ich meine Tränen und wandte mich dann an die ganze Versammlung. „Keks Packung, ihr habt euch nach dem gondorianischen Gesetzt strafbar gemacht. Auf Ehebruch steht die Todesstrafe."

Gemurmel setzte in der Versammlung ein und Asti schluchzte laut auf.

Legolas sah mich ernst an. „Das kannst du doch nicht machen!"

„Auch der König muss sich nach dem Gesetz richten.", erwiderte ich ohne Emotion, obwohl es in mir drin aufschrie.

Keks zeigte keinerlei Reaktion. Vielleicht war es so noch grausamer, als wenn sie protestiert hätte oder um Gnade gefleht hätte.

„Hiermit verurteile ich euch zum Tode durch das Schwert.", sagte ich mühsam.

Alle starrten mich entsetzt an.

Wieder setzte Gemurmel ein und ich erhob mich und eilte aus dem Saal um vor den Blicken und dem Flüstern der anderen zu fliehen. Und vor meinen Worten, meinem eigenen Urteil...

Ich stand im Gang und starrte aus dem Fenster nach draußen. Es war bewölkt… als ob das Wetter ahnen würde, wie es in meinem Herzen aussah. Ich lehnte meinen Kopf an die Steinwand, als sich die Tür öffnete und ich Legolas' Schritte hörte.

„Mein Freund…", fing er an.

Ich hob die Hand. „Sag nichts. Es wurde heute schon zu viel gesagt."

Er stellte sich neben mich. „Warum hast du so geurteilt?"

„Weil es das Gesetz verlangt.", erklärte ich leise.

„Dein Verstand heißt dir das Gesetz zu achten, doch was sagt dir dein Herz?"

„Mein Herz bleibt stumm vor Schmerz.", sagte ich wahrheitsgemäß.

„Du liebst sie noch immer, nicht wahr?"

Ich nickte langsam. „Wie könnte Liebe auch so schnell vergehen?"

„Asti war gestern bei Keks.", erzählte er.

„Und?", fragte ich.

„Keks sagte, dass sie jedes Urteil annehmen würde, um deinen Schmerz zu lindern.", er verstummte und sah mich forschend an.

Diese Erkenntnis tat weh... Wenn sie das gesagt hatte, dann musste sie sich auch schuldig fühlen, oder nicht? Und wenn sie sich schuldig fühlte, dann musste dies auch einen Grund haben und vielleicht war es der Grund, den ich gesehen hatte und für den ich sie verurteilt hatte. Aber warum, wenn ich doch richtig gehandelt hatte, tat es dann so weh!

Als ich keinerlei Reaktion zeigte, entfernte Legolas sich langsam.

Ich sah auf. „Legolas, sag, was soll ich machen?", fragte ich verzweifelt.

Er lächelte leicht. „Du bist der König, du wirst den richtigen Weg finden."

Da war er wieder, der Satz, der mir wieder in Erinnerung rief, weshalb ich so handeln musste. Ich war der König, ich hatte so entscheiden müssen... Aber ich hatte vergessen auf mein Herz zu achten... Ich konnte meine Tränen nur mühsam unterdrücken und sah wie er sich umwandte und zur Tür ging.

Dann hielt er noch einmal an. „Ich zähle Keks auch zu meinen Freunden."

Er ging und die Tür fiel langsam ins Schloss. Es war ein leises Geräusch und doch hallte es in meinem Kopf wieder und wieder, genau wie die Sätze von Legolas.

Hatte ich nicht richtig gehandelt? Aber dieses Urteil war es doch gewesen, was man von mir erwartet hatte... War sie schuldig? Egal, ob sie es war oder nicht, ich hatte ihr schon längst verziehen, doch das Gesetz hatte es nicht...

Es dauerte eine ganze Weile bis ich mich wieder gefasst hatte, dann ging ich in den Thronsaal zurück. Die Versammlung hatte sich bereits aufgelöst und ich war alleine.

Alleine… was für ein treffendes Wort, dachte ich bitter. Für immer alleine. Durch meine eigenen Worte war ich nun alleine. Nie wieder würde ich ihr glückliches Lachen hören, nie wieder ihre Augen vor Freude leuchten sehen, wenn ich von Reisen zurückkam, sie nie wieder in den Armen halten, nie wieder… Alles versank in grauem Nebel...

Die letzten Monate kamen mir vor wie ein Traum, aus dem ich nun erwacht war. Alleine mit meiner Schuld, allein mit meinem inneren stummen Vorwurf. Ich hatte das Urteil selbst ausgesprochen und nun hatte ich das Blut meiner eigenen Frau an den Händen kleben.

Auf einmal wurde die Tür zum Thronsaal einen Spalt geöffnet und ein kleines Mädchen mit einem Korb kam herein. Sie war… blond und sah mich mit großen Augen an.

Ich bemühte mich zu lächeln, was mir allerdings nicht sehr gut gelang.

„Hoheit, ich habe das Haustier der Königin gefunden.", sagte sie lächelnd.

Mein Magen krampfte sich zusammen. „Danke.", sagte ich schweren Herzens.

Sie strahlte mich an. „Ich würde es ihr ja gerne selbst geben, aber niemand sagte mir wo sie ist!"

„Ich werde es ihr geben…", sagte ich und glaubte mir selbst nicht.

„Wirklich?", fragte das Mädchen überglücklich. Wenn sie lächelte, hatte sie Ähnlichkeit mit Keks.

„Ja… jaja…", sagte ich schnell und meine Stimme überschlug sich leicht.

Sie lächelte wieder. „Vielen Dank." Sie wandte sich um und verließ den Thronsaal.

Ich stand zögerlich auf und ging die Treppen hinunter zu dem kleinen Korb. Ich konnte den Hasen nicht anschauen, ohne an Keks denken zu müssen. Ich nahm den Korb in die Hand und ging die Treppen zum Kerker hinab.

Die Wachen verbeugten sich ehrfurchtsvoll und machten mir Platz. Dann stand ich vor Keks' Zelle. Ich atmete tief durch und öffnete dann die Tür. Keks saß zusammengekauert auf der Pritsche und weinte. Ich sah schnell auf den Boden. „Man hat deinen Hasen gefunden."

Sie hob leicht den Kopf und sah mich an.

Schnell wich ich ihrem Blick aus und stellte den Korb auf den Boden.

„Ich danke… euch.", sagte sie leise.

Ich schaute sie wieder an und ich konnte in ihren Augen eine gewisse Trauer sehen. Und Schmerz. Ich schluckte, dann verließ ich schnell die Zelle und eilte zur Treppe.

„Es tut mir Leid.", kam es noch leise aus der Zelle.

Ich glaubte zusammenzubrechen… Ich hörte den Schmerz aus ihrer Stimme und es schien der gleiche, wie der meine zu sein. Ich stützte mich für einen Moment an der kalten Felswand ab. Genauso kalt wie mein Herz kam sie mir vor. Ja, ich war herzlos… Draußen war Frühling, doch in meinem Herzen lag Schnee. Ich glaubte, die eisige Kälte meines eigenen Herzens zu fühlen und daran zu erfrieren. Auf einmal nahm ich eine Bewegung am Anfang der Treppe wahr.

Asti:

Regungslos stand ich am Anfang der Treppe zum Kerker und starrte auf Aragorn hinunter, der jetzt langsam den Kopf hob und mich ansah. Eine Welle der Verachtung packte mich und ich hob die Nase etwas höher um diese auch auszudrücken. Ich konnte nichts anderes als Verachtung aufbringen, für den Mann der vor nicht allzu langer Zeit meine beste Freundin zum Tod verurteilt hatte. Er wurde für mich zum Symbol für Gefühlskälte und Grausamkeit.

Ich starrte ihn durchdringend an und er wandte den Blick wieder zum Boden. Langsam stieg er den Rest der Treppe hinauf, während ich immer noch bewegungslos ausharrte. Gerade als er auf einer Höhe mit mir war, sagte ich eiskalt: „Ich hasse euch."

Aragorn zuckte zusammen und blieb stehen. Fassungslos sah er mich an, doch ich starrte weiter geradeaus in die Dunkelheit. „Asti…"

„Für euch immer noch Herrin Asti", meinte ich abweisend und ging die Treppe hinunter.

Ich merkte, dass Aragorn immer noch oben stand und mir hinterher sah. Aber mit diesem Verräter würde ich nie wieder ein freundschaftliches Wort wechseln.

Ich besuchte Keks jeden der nächsten Tage, die zu einer grausamen Folter wurden, denn wir wussten alle, was uns und vor allem sie erwartete. Sie saß jedoch jedes Mal nur apathisch da und antwortete auf nichts, weinte still vor sich hin. Meine kühle Distanziertheit Aragorn gegenüber schlug schnell in puren Hass und Wut um.

Eines Abends war ich dann soweit, dass ich ausrastete. Ich wusste, dass ich Legolas sehr zusetzte, denn seine Loyalität wurde auf eine harte Probe gestellt. Einerseits war Keks eine seiner Freunde und andererseits unterstützte er Aragorn.

An jenem Abend saßen wir alle schweigend am Tisch und die Stimmung war noch gedrückter als sonst, denn Morgen war der Tag. Keks' Hinrichtung stand nun weniger als 24 Stunden bevor und über dem Gedanken brach ich in Tränen aus.

Legolas nahm mich in den Arm und hielt mich fest. Aber auch er war den Tränen nahe, das wusste ich. „Das wird schon wieder", flüsterte er.

„Wieder werden?", kreischte ich. „Was soll denn je wieder werden! Wie soll mein Leben weiter gehen, wenn man einfach einen Teil herausreißt! Legolas, ich kenne Keks schon länger als dich! Wie soll irgendwas denn jemals wieder werden!"

Er drückte mich stärker an sich und Aragorn hatte die unglaubliche Frechheit, einfach aufzustehen und in Richtung Tür zu gehen. Ich sprang auf und stellte mich ihm in den Weg. „Wie könnt ihr nur?", schluchzte ich und funkelte ihn mit wütend zusammen gekniffenen Augen an. „Wie könnt ihr das nur tun!"

Er blickte auf den Boden und schluckte schwer.

„Sie ist verdammt noch mal eure Frau! Wie könnt ihr sie einfach umbringen! Wie kann jemand nur so herzlos sein?"

Legolas war aufgestanden und sah ängstlich zwischen Aragorn und mir hin und her.

Aragorn hob den Kopf und sah mich betrübt an. „Es tut mir Leid, Herrin Asti, aber ich kann eurem Wunsch nicht nachkommen."

Ich ging drohend einige Schritte auf ihn zu. „Ihr seid Abschaum", zischte ich.

Er sah wieder weg und versuchte an mir vorbei zu gehen.

„Wagt es nicht", schrie ich außer mir, „jetzt einfach zu gehen!"

Er erstarrte und sah mich ausdruckslos an. „Was sollte ich hier noch?"

„Hört auf mit dem Unsinn und kommt wieder zu euch! Ihr seid ja nicht mehr bei Sinnen!"

Aragorn kniff die Augen zusammen und sein Blick wanderte kurz zu Elladan, der wie ein Häufchen Elend am Tisch saß und auf seinen Teller starrte. Aragorn erschauderte und sah mich traurig an. „Bitte, Asti. Hör auf…"

„Aufhören!", kreischte ich, „Ich werde nicht aufhören, bis ihr wieder klar seht!"

„Asti, glaubst du, es fällt mir leicht!"

„So wie du dich verhältst, ja!"

„Dann sollte dir bewusst sein, dass ich sie geliebt habe!", schrie er.

„Und dir sollte bewusst sein, was du da anrichtest! Weißt du, wem du alles damit verdammt wehtust!"

„Ich bin mir vollkommen im Klaren, worum es hier geht! Versuch du es mir nicht zu erklären!"

„Jetzt hört auf damit!", rief Legolas auf einmal und Aragorn und ich verstummten, starrten uns weiterhin aber aufgebracht an. „Ihr macht es uns allen nicht leichter, wenn ihr hier streitet", erklärte er ruhig.

Ich schüttelte den Kopf und wieder liefen mir die Tränen die Wange herunter. „Wie kannst du uns das antun?", fragte ich mit erstickter Stimme.

Aragorn sah wieder auf den Boden. Dann ging er an mir vorbei.

„Wie kannst du das dir antun!", rief ich ihm hinterher.

Legolas wusste wohl nicht so recht, wie er sich verhalten sollte. Er stand am Fenster und starrte ausdruckslos hinaus.

„Es tut mir Leid", meinte ich leise.

Er schüttelte den Kopf. „Deine Wut ist verständlich, aber sie löst leider keine Probleme."

Ich senkte den Kopf. „Ich gehe noch einmal zu Keks."

Er nickte und sah weiterhin hinaus.

Mir wurde fast schlecht bei dem Gedanken, dass das das letzte Mal sein würde, dass ich sie besuchen würde. Wie immer saß sie still da und starrte vor sich hin, die Augen vom vielen Weinen gerötet.

„Keks…", fing ich an, aber sie zeigte wie immer keine Reaktion. Ich weinte selbst ziemlich heftig und klammerte mich an die Gitterstäbe des Sichtfensters. „Keks, du weißt, was morgen ist?"

Stumme Tränen liefen ihr über die Wange, aber sie sah mich nicht an.

„Keks!", schrie ich und meine Stimmt klang hoch und schrill, überschlug sich vor Frustration und Panik. „Das ist das letzte Mal, dass wir uns sehen, willst du gar nichts sagen?", fragte ich weinend.

Wieder schwieg sie.

Mein Herz zerklumpte und drohte seinen Dienst zu verweigern. „Bitte Keks! Sag doch was! Irgendwas!"

Aber sie blieb stumm.

„Bitte tu mir das nicht an", schrie ich. Ich stand eine Weile da und unter Schluchzen und Weinen konnte ich nicht mehr sprechen. Erst, als ich mich wieder beruhigt hatte, kamen wieder bittere Worte über meine Lippen. „Keks, ich… ich kann den Gedanken nicht fassen, dass es einfach so vorbei sein soll. Morgen werden wir uns nicht mehr alleine sehen, also… Ich will dir nur sagen, dass… ich will dir danken. Danke, dass du immer eine so gute Freundin für mich warst, auch wenn ich unausstehlich sein kann."

Sie hatte den Kopf wieder auf die Knie gelegt und sagte nichts.

„Und falls ich dir irgendwann etwas getan haben sollte, tut es mir Leid. Es tut mir alles so schrecklich Leid", heulte ich. „Ich wünschte ich wäre in dieser Zelle und du jetzt hier draußen", meinte ich und wischte mir die Tränen aus den Augen. „Ich werde dich nie vergessen können. Selbst wenn ich das wollte… Ich will nicht, dass es aus ist", weinte ich.

Doch Keks blieb still.

Weinend blieb ich noch einige Minuten stehen, dann fielen meine Hände kraftlos herunter. „Ich kann nicht auf Wiedersehen sagen", flüsterte ich, „und Lebwohl auch nicht. Also was könnte ich anderes sagen, als… Ich… ich… ich werde dich vermissen. Tschüss Keks." Mit schweren Schritten schlurfte ich in Richtung Treppe und fragte mich, ob auch Freundschaft einem so das Herz brechen konnte, dass man als Elbin daran starb.

„Asti!"

Wie angewurzelt blieb ich stehen und drehte mich um. Zwei Hände hatten sich von innen an das Gitter von Keks' Tür geklammert. Sofort rannte ich zurück und sah hindurch. Sie stand tatsächlich hinter der Tür und sah durch das Sichtfenster hinaus. Wir streckten unsere Arme durch die Zwischenräume der Gitterstäbe und drückten uns aneinander. Ungehindert liefen uns beiden die Tränen über die Gesichter und eine Tür wurde noch nie Opfer so vieler Flüche wie in diesem Augenblick.

„Keks", flüsterte ich, „ich kann das alles nicht glauben, ich…"

„Genauso wenig wie ich. Wir… wir werden uns nie wieder sehen."

Ich schluchzte auf und lehnte meine Stirn durch die Gitterstäbe an ihre. „Wäre diese verdammte Tür nicht hier…", wisperte ich.

„I wish the door between us could only disappear...", flüsterte sie zurück.

Ich lachte kurz verzweifelt auf und krallte meine Hand in ihre Haare. „Ich will dich nicht verlieren", flüsterte ich.

„Es ist wohl meine eigene Schuld, dass ich…"

„Nein, ist es nicht", unterbrach ich sie. „Keiner ist irgendwie Schuld, alles läuft daneben."

Wir blieben schluchzend stehen und ich klammerte mich verzweifelt an sie. Alles war so unwirklich und obwohl ich verstand, was das für ein Abschied war, wollte ich es nicht begreifen.

Eine plötzliche Berührung ließ mich hochfahren und ich entdeckte zu meiner Überraschung Legolas neben mir, der mir über den Rücken strich. Er war bisher noch nie runter gegangen.

„W- Was machst du denn hier?", fragte ich verwirrt.

„Mich verabschieden", sagte er leise.

Ich ließ Keks los und beobachtete, wie Legolas eine Hand durch das Gitter streckte und Keks über den Kopf fuhr. „Es tut mir Leid, dass ich ihn nicht dazu bewegen konnte, das Urteil rückgängig zu machen", sagte er gedämpft. „Es sah vielleicht nicht immer so aus, aber tatsächlich ist es so, dass du inzwischen zu meinen engsten Freunden gehörst, Keks. Ich werde dein Andenken wahren solange ich lebe und bis über den Tod hinaus."

Sie sah ihn durch die Gitter hindurch traurig an. „Und… und ich hab das nicht ernst gemeint, als ich all die Dinge zu dir gesagt habe…", meinte sie.

Er lächelte. „Ich weiß, und danke für alles, was du für uns getan hast", sagte er. Nicht ohne Verwunderung bemerkte ich die einzelne Träne, die ihm aus dem Augenwinkel lief.

Keks brachte kein Wort heraus.

Da steckte Legolas auch die andere Hand zu ihr und nahm ihr Gesicht in die Hände. „I veleth o mellyn lîn cen govaditha uireb", sagte er und strich ihr noch einmal über die Haare, bevor er einen Schritt zurück trat. Er lächelte mich an. „Ich lass euch beide dann wieder alleine."

Ich lächelte zurück und sah ihm noch eine Weile nach, dann fiel ich meiner Freundin ein allerletztes Mal um den Hals. „Das darf nicht sein, das kann nicht sein", klagte ich.

„Es ist aber so", meinte Keks. „Versprichst du mir noch etwas?", fragte sie.

„Alles, was du willst."

„Hör nicht auf zu lachen", sagte sie schlicht.

„Was?", fragte ich ungläubig, als sie von der Tür wegtrat und langsam zurück zur Pritsche ging. Sie lächelte mich noch einmal mit Tränen in den Augen an und legte den Kopf dann wieder auf die angezogenen Knie.

Und ich verstand, dass dies das Ende war.

Sindarin Übersetzung:

I veleth o mellyn lîn cen govaditha uireb Die Liebe deiner Freunde wird dich ewig begleiten