Vielen Dank an Abhaya, Auriane02 und Hecate Triformis (danke für den Hinweis - habe ich direkt mal geändert ;)
Kapitel 3
Als Picard den Maschinenraum betrat, wurde ihm wieder bewusst wie selten er sich hier, im Herzen der Enterprise, aufhielt. Der Warpantrieb leuchtete pulsierend in einem beruhigenden Blau.
An den Stationen wurde eilig gearbeitet und Picard fiel wieder einmal auf, dass die jungen Fähnriche lieber vortäuschten schwer beschäftigt zu sein, als seinem Blick zu begegnen. Er nahm sich vor, wenn diese Mission vorbei war, etwas mehr Zeit in Geselligkeit zu verbringen. Er würde wohl kaum an Respekt verlieren wenn er sich ab und zu einmal in „Zehn Vorne" sehen lassen würde. Und so würden auch die jungen Besatzungsmitglieder sehen, dass ihr Captain schließlich auch nur ein Mensch war und vielleicht ihre Angst vor ihm verlieren.
Aber diese Gedanken waren nur nebensächlich. Sein Hauptaugenmerk galt der Konsole, an der Data und Geordi die Daten für das künstliche Kraftfeld ermittelt hatten.
„Das sieht gut aus..."sagte Picard während er die wichtigsten Daten des künstlichen Kraftfeldes, mit denen des echten Kraftfeldes verglich."
„Das müsste funktionieren. Wie lange können wir es aufrecht erhalten?"
„Nun, das ist leider ein Problem, das Data und ich noch nicht lösen konnten. Aber wir hoffen, dass der Zeitraum von dem wir sicher sein können, dass es stabil bleibt ausreicht, um das Lebewesen zu versorgen und an einen geeigneteren Ort zu transportieren. Wenn es sich wirklich um einen Menschen handelt, wie ich vermute, dann sollten wir so schnell wie möglich eine Klinik auf Betazed kontaktieren und ihnen die Daten für das künstliche Kraftfeld mitteilen damit sie auf einen Transfer vorbereitet sind."
Picard nickte.
„Wir werden, sobald unser Gast an Bord ist, Kontakt mit Betazed aufnehmen um unsere Verspätung zu erklären und eine geeignete Klinik ausfindig zu machen. Bleibt das Problem wie wir das Kraftfeld im All umgehen können, um das Beamen zu ermöglichen."
„Ich habe eine Lösung für dieses Problem, Sir."
„Hervorragend Mr. Data. Vielleicht sollten wir uns auf die Brücke begeben, damit die anderen ebenfalls in den Plan eingewiesen werden."
Geordi und Data nickten und folgten Picard. Kurz bevor der Captain durch die Tür trat, drehte er sich um und blickte zu den Fähnrichen im Maschinenraum.
„Sie leisten gute Arbeit meine Herren,"sagte er, drehte sich um und betrat den Turbolift.
Data und Geordi sahen sich kurz erstaunt an und folgten dann schnellen Schrittes in den Lift.
Als die Türen des Turboliftes sich auf der Brücke öffneten, fiel Picard sofort auf, dass Worf und Counselor Troi sich giftige Blicke zuwarfen. Fragend sah er Riker an. Dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern und machte ein bekümmertes Gesicht. „Kein gutes Zeichen wenn Sie mich fragen," war das einzige das er zur Situation zu sagen hatte.
Picard runzelte die Stirn.
„Herrschaften, Commander Data wird uns nun seinen Plan vorstellen, wie wir das Kraftfeld umgehen können, um das Lebewesen an Bord zu beamen. Bitte Mr. Data."
„Meine Berechnungen sehen nicht vor das Kraftfeld zu umgehen, Sir. Vielmehr habe ich ermittelt, dass wir uns die besondere Beschaffenheit des Feldes zunutze machen könnten."
Picard wirkte irritiert.
„Nur weiter Mr. Data. Was haben Sie vor?"
„Die einzelnen Partikel dieses Kraftfeldes sind sehr stabil, was unseren Aufprall erklärt. Sie sind auch sehr eng angeordnet. Erstaunlich ist jedoch, dass die Zwischenräume eine flexible Oberfläche besitzen."
„Und haben Sie einen Weg gefunden wie wir von diesem Umstand profitieren können," fragte Riker.
„Ja Sir. Wenn wir einen Tachyonstrahl so modifizieren, dass er einer Röhre gleicht."
„Einer Röhre?"fragte Picard.
„Dazu müsste er so modifiziert werden, dass er extrem dünn ist und in der Mitte einen Hohlraum hat, durch den wir den Transporterstrahl schicken können."
Riker lächelte plötzlich.
„Sie wollen eine Rettungsmission durchführen, indem Sie eine Nadel in einen Ballon stechen?"
„Ja, in der Tat könnte man es damit vergleichen. Aber unsere Nadel wird stumpf sein, so dass sie die Hülle nicht durchstößt. Dies hätte ungeahnte Folgen. Jedoch wird die Begrenzung des Feldes dünn genug werden um einen Transporterstrahl hindurch zuschicken."
„Wir werden es versuchen. Bereiten Sie alles Nötige vor Mr. Data. Mr. O' Brien soll den Transporter so einstellen, dass wir direkt auf die Krankenstation beamen können. Die Werte des Kraftfeldes ständig im Auge behalten Fähnrich, ich möchte informiert werden sobald sich die Werte verändern. Das Feld darf auf keinen Fall kollabieren."
Alle nickten ernst und gingen an die Arbeit.
Sie alle setzten sich dafür ein, einer Person zu helfen, die niemand von ihnen kannte. Einer Person, von der noch nicht einmal sicher war, dass es sich um ein denkendes, fühlendes Lebewesen handelte, trotzdem zögerte niemand auch nur eine Sekunde.
Während Data mir schlafwandlerischer Sicherheit die Berechnungen des Tachyonstrahls vornahm, blieb dem Rest der Besatzung nur übrig, die Lage weiterhin zu überwachen.
Auf der Brücke war es auffällig ruhig und so zuckten alle zusammen, als ein Fähnrich meldete: "Captain, wir werden von Betazed gerufen."
Unbewußt zog Picard seine Uniform glatt, während er befahl: "Auf den Schirm."
Sofort erschien ein Mann auf dem Bildschirm, der zu den obersten Repräsentanten von Betazed zählte. Sein Gesichtsausdruck war neutral als er sich meldete.
„Captain Picard, ich bin Präsident Igora von Betazed. Ihr Eintreffen auf unserem Planeten war für vor zwei Stunden angekündigt. Darf ich erfahren was ihr pünktliches Erscheinen verhindert hat?"
Picard war durchaus bewusst, dass der Telepath selbst durch die Audio-visuelle Verbindung imstande sein würde seinen Unmut zu empfangen, er bemühte sich dennoch ihn zu verbergen.
„Präsident Igora, ich muß mich entschuldigen, aber wir wurden durch ein unvorhergesehenes Ereignis aufgehalten. Leider wird die Verzögerung noch etwas länger dauern, aber ich verspreche Ihnen Kurs auf Betazed zu nehmen, sobald es die Umstände zulassen."
Natürlich wusste er, dass der Präsident sich damit nicht zufrieden geben würde. Doch bevor dieser antworten konnte, drängte sich eine andere Person ins Bild.
Es war Lwaxanna Troi, deren auffällige Garderobe nur noch durch ihre durchdringende Stimme überboten wurde.
„Unsinn Picard. Was treiben Sie dort so lange? Sie haben wohl vergessen wie wichtig der heutige Tag ist."
„Nein, Mrs. Troi, das habe ich nicht vergessen," begann der Captain, als ihm Lwaxanna bereits wieder ins Wort fiel.
„Sie wollten meine Tochter und meinen zukünftigen Schwiegersohn herbringen, also bitte, dann tun Sie Ihre Pflicht – oh, da sind die Beiden ja. Deanna wieso befindest Du Dich auf der Brücke? Es ist längst Zeit für Dich mit der Zeremonie zu beginnen. Du musst all Deine Gedanken auf Worf konzentrieren, schließlich möchtest Du Dich ja unbedingt mit einem Klingonen vermählen, da wirst Du all Deine Ruhe brauchen um die Harmonie herzustellen die bei der Hochzeit von Nöten sein wird."
Deanna verdrehte die Augen und sah dann verbissen zum Bildschirm.
„Mutter! Captain Picard hat bereits erklärt, dass wir auf einer Mission sind. Deshalb ist unser Einsatz auf der Brücke notwendig. Außerdem liegt die Herstellung der Harmonie nicht allein bei mir!"
Lwaxanna schien für einen Moment sprachlos. Dieser Zustand war jedoch nur von kurzer Dauer.
Als hätte sie Deanna gar nicht gehört, sprach sie wieder zu Picard.
„Tun Sie was Sie nicht lassen können, aber beeilen Sie sich damit. Wie ich sehe wird es höchst Zeit meine Tochter emotional zu unterstützen."
„Wir werden so schnell wie möglich nach Betazed aufbrechen," bestätigte Picard ein zweites mal.
Dann gab er dem Fähnrich ein Zeichen die Comverbindung zu unterbrechen und ließ sich erschöpft in seinen Sessel sinken. Zu seiner Rechten hörte er Counselor Troi schnauben.
„Captain, ich habe die Prozedur abgeschlossen," meldete sich Data.
„Wir sollten nun in der Lage sein, den Tachyonstrahl für unsere Zwecke einzusetzen."
„Gute Arbeit Mr. Data."
Die Finger des Androiden huschten erneut über die Tasten der Konsole, gleichzeitig erschien auf dem Bildschirm wieder die Projektion des Körpers, der im All schwebte.
„Picard an Mr. O' Brien. Alles zum Transfer bereit?"
„Hier O' Brien. Der Transporter beamt sofort auf die Krankenstation. Ich halte den Körper solange erfasst, bis das künstliche Kraftfeld errichtet wurde."
„Picard an Krankenstation. Dr. Crusher sind Sie bereit?"
„Ja Captain. Schwester Ogawa wird mir bei der Untersuchung assistieren. Wir sind bereit."
Picard sah kurz zu Riker. Dieser nickte. Eine unglaubliche Anspannung lag auf der gesamten Crew. Alle fragten sich, mit was sie wohl konfrontiert würden.
„Mr. Data, beginnen Sie nun."
Data nickte kurz und berührte dann die Schaltflächen um den Tachyonstrahl zu aktivieren.
Auf dem Bildschirm konnte man sehen wie sich der Strahl in die Hülle des Kraftfeldes bohrte. Ein schmaler Tunnel entstand, der für das bloße Auge kaum zu erkennen war.
„Diese Verdünnung des Kraftfeldes müsste ausreichen,"sagte Data.
„Mr. O' Brien, aktivieren Sie den Transporter."
Alle hielten den Atem an, während der Körper vor ihren Augen entmaterialisierte. Es hatte geklappt.
Data deaktivierte den Tachyonstrahl.
„Picard an Krankenstation."
Noch bevor Picard zu ende gesprochen hatte, erklang die Stimme von Dr. Crusher auf der Brücke.
„Oh mein Gott! Wes! Es ist Wes!"
„Dr. Crusher," rief Picard verwirrt, „Bitte wiederholen Sie. Picard an Crusher. Krankenstation. Was geht bei Ihnen vor?"
Es war Schwester Ogawa die sich nun meldete.
„Sir, Dr. Crusher hat das Bewußtsein verloren. Ich versuche gerade sie zu stabilisieren. Bei der Person die an Bord gebeamt wurde handelt es sich um Wesley Crusher."
TBC
