Tausend Dank an Dich, Abhaya!
Eigentlich könnte ich Dir die Story ja auch per Mail schicken ;) aber der ein oder andere scheint noch still mitzulesen und so schicke ich ein neues Kapitel in die unendlichen Weiten des...Internets
Kapitel 9
Der Reisende ging rastlos in seinem Quartier auf und ab. Er sehnte sich danach, seinen Körper in reine Energie umzuwandeln.
Die menschliche Gestalt für so lange Zeit beizubehalten war für ihn ungewohnt. Wie konnten Menschen es bloß aushalten, den ganzen Tag ihr Körpergewicht auf nur zwei kleinen Punkten - den Füßen - zu konzentrieren.
Er wusste, dass Menschen es vorzogen, einen großen Teil des Tages zu sitzen oder gar zu liegen. Für ihn wäre das im Moment eine Qual. Es würde ihm noch mehr vor Augen führen, dass er zum Nichtstun verdammt war.
Der Türsummer seines Quartiers wurde betätigt und er rief „Herein."
Dr. Crusher betrat den Raum. „Ich möchte, dass Sie ihn sehen," sagte sie ohne einleitende Worte.
Der Reisende betrachtete sie aufmerksam. „Ich kann nichts für ihn tun."
„Vielleicht doch. Führen Sie ihn zu uns. So, wie Sie damals mich mit Wesleys Hilfe aus der Warpblase geführt haben. Ich weiß, dass Sie es können."
Der Reisende ließ die Schultern hängen. „Sie sollten dies nicht von mir verlangen." Er wandte sich ab.
Beverly sprach nun energischer. „Wenn Sie ihn zu Bewusstsein bringen können, kann ich vielleicht ein Heilmittel finden. Ich könnte mit ihm sprechen und wir könnten noch Zeit miteinander verbringen."
„Er wird ohnehin erwachen wenn die Zeit gekommen ist," sagte der Reisende, „aber wenn Sie es von mir verlangen, werde ich ihn wecken. Sie haben Recht - ich bin Ihnen etwas schuldig."
Beverly nickte nachdrücklich.
„Also gut. Bringen Sie mich zu ihm."
„Danke," murmelte die Ärztin.
Als sie das Quartier verließen sagte Beverly den Wachen sie müsse den Reisenden auf die Krankenstation bringen und entließ sie, nachdem sie sie dorthin begleitet hatten mit dem Hinweis, sie würde sie wieder rufen, wenn der Reisende zurück in sein Quartier gebracht werden müsse. So hatte sie immerhin die Männer vom Sicherheitsdienst von ihrer Verantwortlichkeit entbunden.
Als sie die Krankenstation betreten hatten, ging der Reisende zu dem Biobett, auf dem Wesley Cruher lag. Er betrachete ihn eine Weile, während Beverly bekümmert und gleichzeitig erwartungsvoll hinter ihm stand. „Sein Körper sieht noch so jung aus," sagte der Reisende. Dann fuhr er fort: „trügerisch jung. Die Erfahrungen, die er gesammelt hat, passen nicht mehr mit diesem jungen Körper überein. Er hat Fähigkeiten erworben, von denen Sie nichts ahnen."
„Wecken Sie ihn," forderte Beverly Crusher.
Der Reisende legte beide Hände auf Wesley und augenblicklich lösten sie sich in einen Energiestrahl auf, der Besitz ergriff von dem leblosen Körper.
Wesley wurde kurz hochgeschleudert von der enormen Kraft, die durch seinen Körper drang.
ooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo
„Sie hätten es mir sagen müssen, Beverly!"
Beverly Crusher wollte zu einer Erwiderung ansetzen, aber Picard schnitt ihr das Wort ab.
„Verdammt, Sie haben gegen einen direkten Befehl verstoßen. Hätten Sie mich doch bloß um Erlaubnis gefragt..."
„Hätten Sie mir die Erlaubnis erteilt, den Reisenden zu ihm zu bringen?"
Dr. Crusher sah den Captain herausfordernd an. Sie wusste, dass sie zu weit gegangen war. Picard hatte zwar den Reisenden in ein Quartier überführen lassen, aber er war noch nicht bereit gewesen, ihn auch mit Wesley Kontakt aufnehmen zu lassen.
Sie hatte Picard selten so wütend gesehen. Er ging nicht auf ihre Frage ein. Stattdessen nahm er eine drohende Haltung ein und funkelte sie zornig an als er sagte:" Ich könnte Sie wegen dieser Sache vor ein Kriegsgericht bringen."
Beverly schluckte, sie wusste, dass ein Großteil seiner Wut der persönlichen Enttäuschung entsprang. „Wenn Sie dies tun müssen, dann tun Sie es, Sir!"
Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie ihn das letzte mal nur als Vorgesetzten und nicht gleichzeitig auch als einen Freund gesehen hatte. Aber wenn er sie tatsächlich vor ein Kriegsgericht brachte, so wollte sie ihn daran erinnern, dass er dies als Captain dieses Schiffes tat und nicht als Freund, der persönlich enttäuscht worden war.
„Sie sollten eins wissen, Captain - wenn ich wieder vor dieser Entscheidung stehen würde Ihren Befehl in dieser Sache zu missachten und damit meinen Sohn vielleicht retten könnte, so würde ich wieder genauso handeln."
Picards Faust schmetterte auf seinen Schreibtisch. Sie sah wie er um Selbstbeherrschung rang. „Sie machen es mir nicht gerade leicht, Beverly."
Crusher zog eine Augenbraue hoch. „Sie mir auch nicht, Jean-Luc."
Picard zog einen Mundwinkel in die Höhe, versuchte jedoch ein Lachen zu unterdrücken. „Also gut, vergessen Sie das Kriegsgericht."
Beverly musste zugeben, dass ihr ein Stein vom Herzen fiel.
„Aber," betonte Picard, „Sie werden für die Dauer, die der Reisende an Bord ist, durch den Schiffscomputer überwacht. Keine Alleingänge mehr. Ich möchte über alles informiert werden und für Kontakte zwischen dem Reisenden und Wesley ist meine persönliche Genehmigung einzuholen.
Außerdem erhalten Sie einen Eintrag in Ihrer Personalakte."
Sie nickte ergeben. Picard lehnte sich zurück und strich die Uniform glatt. „So, und nun Doktor, erzählen Sie mir wie Wesley reagiert hat."
tbc
