Liebe Abhaya,

wieder einmal verneige ich mich dankbar vor Dir! Was Deine Bedenken wegen Deanna, Worf und Riker angeht, kommt dieses Kapitel genau richtig +g+

Also, die Fernsehfolgen habe ich alle gesehen (mehrfach) und Bücher habe ich eine ganze Menge verschlungen. Die Romane sind ja eine ganz eigene Welt - ich liebe beides!

Kapitel 11

In Zehn Vorne herrschte eine ausgelassene Stimmung. Die Crew hatte zur Zeit nicht viel zu tun. Der nächste Einsatz ließ auf sich warten und so waren viele Stationen nur mit einer Standardcrew besetzt.

Eine Gruppe Fähnriche saß an einem der Tische und spekulierte lautstark darüber, dass ein Landurlaub in dieser Situation genau die richtige Abwechslung wäre. Vor dem großen Aussichtsfenster saß ein Paar, das offensichtlich nur Augen füreinander hatte.

In der Mitte des Raumes spielten zwei Sicherheitsoffiziere eine Partie Schach. Einige Crewmitglieder hatten sich um sie geschart und sahen gebannt zu, wie das Spiel wohl ausgehen würde.

Guinan sah sehr zufrieden aus, während sie hinter der Theke stand und ein Glas polierte. Sie trug ein farbenfrohes Kostüm, dessen Muster ins Auge stach. Ihr viereckiger Hut war überdimensional groß und mit dem gleichen Stoff bezogen wie ihr Gewand.

Sie lächelte, als sie ihren Blick durch den Raum schweifen ließ.

Erst als sie den Lieutenant beobachte, der seit einer geschlagenen Stunde an ihrer Theke saß - sein Glas umklammert hielt und ein Loch in die Luft starrte - ließ sie ihr Handtuch sinken und besann sich auf ihre Pflichten als Barkeeperin.

„Mr. Worf, ist mit Ihrem Pflaumensaft etwas nicht in Ordnung?"

Der Klingone blickte erschrocken auf, fing sich aber sofort wieder und antwortete. „Nein, alles in Ordnung, er schmeckt köstlich."

Guinan sah den Klingonen herausfordernd an. „Woher wollen Sie das denn wissen? Sie haben doch noch nicht einmal daran getrunken, wenn ich mich nicht irre."

Worf sah einen Moment auf das Glas. Es sah verdächtig voll aus. Mit einem Ruck hob er es zum Mund und trank die Flüssigkeit mit zwei Schlucken aus.

„Wie ich schon sagte, er schmeckt köstlich", sagte er kurz angebunden.

Guinan zuckte mit den Schultern. Sie hatte natürlich schon gehört, dass die Hochzeit zwischen Worf und Deanna abgesagt worden war, aber aus einem Klingonen etwas herauszubekommen, das derart mit Emotionen behaftet war, kam einer schier unlösbaren Aufgabe gleich. Entweder er wollte ihr etwas erzählen, oder er würde die Geschichte für sich behalten – es sah eher nach Zweiterem aus.

Ein neuer Gast betrat gerade Zehn Vorne und Guinan begrüßte ihn mit einem Nicken und murmelte: "Commander..."

Riker grüßte zurück und verharrte einen Moment in seiner Bewegung als er Worf erblickte. Es war nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber Guinan hatte das Gefühl als würde ein Sturm heraufziehen, der sich nicht abwehren ließe.

„Guinan, Lieutenant Worf...," grüßte er knapp zurück und blickte Worf fragend an: „Ist der Stuhl neben Ihnen noch frei?"

Der Klingone nickte und Riker setzte sich. „Ein Ale", bestellte der Commander. Guinan stellte das Ale vor ihn und versuchte ihm einen warnenden Blick zu senden. Wenn Riker ihn wahrgenommen hatte, so ließ er sich jedoch nichts anmerken.

Er nippte an seinem Glas und wandte sich dann Worf zu. „Es, ähm, es tut mir leid, dass die Hochzeit abgesagt wurde", sagte er mit zögernder Stimme. Der Klingone drehte sich nach einer langen Zeit zu ihm und blickte ihn ernst an.

„Ach wirklich?" war das einzige was er darauf erwiderte.

Riker schien nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet zu haben. „Ja, natürlich," stammelte er.

Die Wut, die aus Worf nun herausbrach schien fast greifbar zu sein. „Sie sprechen mit der Zunge eines Lügners! Ich werde mir nicht länger Ihr falsches Mitleid anhören..."

Riker zuckte unter dieser Antwort kurz zurück, aber dies dauerte nur einen Moment und noch bevor er seinerseits etwas erwiderte, wusste Guinan dass hier mächtig viel Ärger aufzog.

„Lieutenant, was fällt Ihnen ein mich als Lügner zu bezeichnen. Ich kann verstehen dass Sie verletzt und enttäuscht sind, aber das gibt Ihnen nicht das Recht jedermann so zu behandeln." Riker starrte ihn erbost an.

Ganz langsam ließ Worf das Glas los, das er fest umklammert hatte, so dass Guinan dachte es würde jeden Moment zerspringen. Fast alle Crewmitglieder in Zehn Vorne waren auf den Wortwechsel zwischen den Führungsoffizieren aufmerksam geworden und starrten zu ihnen herüber. Als wäre sich Worf dieser Tatsache bewusst geworden, knirschte er durch die Zähne: „Ay Sir, ich vergaß dass Sie nicht nur ein Lügner, sondern auch mein vorgesetzter Offizier sind..."

Nun platzte Riker endgültig der Kragen. Er kämpfte um eine ruhige Stimme als er antwortete: „Dies ist wohl keine Sache die unsere Dienstgrade betrifft. Lassen Sie sie außer Acht und sagen Sie mir klipp und klar welches Problem Sie mit mir haben."

„Das sollte Ihnen wohl klar sein, auch ohne dass ich es ausspreche. Sie haben es nach wie vor auf Deanna abgesehen..."

„Moment, was reden Sie da?" Riker war bislang nicht klar gewesen, dass der Klingone einen derartigen Groll gegen ihn hegte.

„Wollen Sie es leugnen? Die Wahrheit Riker!"

Will Riker saß einen Moment reglos da. Sein Blick ruhte auf Guinan, die unbewusst den Atem angehalten hatte und die beiden Männer beobachtete – ebenso wie alle anderen Anwesenden.

Nach unendlich langer Zeit wie es schien, sagte Riker: „Nein, ich leugne es nicht."

Worf schien seltsam zufrieden, aber seine Augen blitzten als er sagte: "Wir werden diese Sache klären wie zwei Ehrenmänner – auf dem Holodeck."

Nun blitzte auch Zorn in Rikers Augen. Der Klingone wollte kämpfen, nun gut, er sollte seinen Kampf bekommen. „Gut, in fünf Minuten auf Holodeck drei."

Zur Antwort schnaubte der Klingone nur.

Riker stand auf und verließ Zehn Vorne, gefolgt von den Blicken der anderen Gäste. Guinan war dankbar, dass der Disput wenigstens nicht unter den Augen der Anwesenden zu ende geführt wurde. Zwei Führungsoffiziere die sich mitten in der Bar gegenseitig die Köpfe einschlugen wäre Stoff für den Klatsch der ganzen nächsten Wochen gewesen. So war es wenigstens in Guinans Augen wieder das, was es sein sollte – Privatsache.

Worf blieb noch einige Minuten sitzen, dann brach er ebenfalls auf, um sich zum Holodeck zu begeben. Als die Tür zu Holodeck drei sich öffnete, sah Worf dass Riker bereits zugegen war. Es lief jedoch kein Programm. Riker stand abwartend da.

„Nun", fragte er, „welches Programm wünschen Sie? Vielleicht möchten Sie sich mit mir duellieren, dann würde ich eine Waldlichtung vorschlagen."

Worf blickte noch finsterer als sonst.

„Oh, ich verstehe - nicht klingonisch genug. Also...Computer, eine Simulation der Heimatwelt...Nacht, Fackeln, Battletts, grölende Klingonen im Hintergrund..."

„Commander!" brüllte Worf erbost.

Riker grinste schief: „schon vergessen, Worf...ich bins, Will Riker - nicht Ihr vorgesetzter Offizier, sondern der heimliche Geliebte Ihrer Gefährtin."

Das reichte - im Bruchteil einer Sekunde griff Worf nach den Battletts und warf Riker eins zu, während er fast gleichzeitig seines auf ihn hinuntersausen ließ. Riker konnte hören, wie die scharfe Klinge die Luft zerschnitt. Er riss seine Waffe hoch und konnte so den Schlag im letzten Moment abwehren.

Nun machte er zwei Schritte zurück und brachte seinerseits seine Waffe in Position. Aber der Klingone war schneller - schon pfiff die Klinge von der Seite auf ihn zu. Ein Sprung rettete ihn in letzter Sekunde. Die Menge hinter ihnen grölte. Im Schein der flackernden Fackeln sah er Worfs wutverzerrtes Gesicht.

Als er erneut einem Schlag auswich wünschte er sich, er hätte auf andere Waffen bestanden, aber er wusste, dass der Klingone nur dies als einen echten Kampf ansehen würde.

Hier ging es nicht um Punkte. Hier würde Blut fließen.

Riker war nicht wirklich überrascht, als der Hieb der Klinge ihn ins rechte Bein traf. Ein Schmerz durchzuckte ihn und er spürte die Wärme seines Blutes, während Worf ein animalisches Geheul von sich gab.

Riker brauchte einen Moment und erkannte dann, dass der Klingone in seinem Siegestaumel unvorsichtig geworden war. Ehe dieser schnell genug reagieren konnte, schlug Riker sein Battlett in den Oberarm des Gegners. Fast hätte Riker über die Verblüffung in Worfs Augen lachen müssen. Diese Verblüffung wich jedoch sofort einem mordlustigen Blick.

Nun schlug der Klingone wieder und wieder zu. Diesmal jedoch mit den Fäusten, denn die Sicherheitsfunktionen des Holodecks waren so eingestellt, dass sie die Waffen sofort deaktivierten, wenn eine lebensbedrohliche Situation entstand.

Riker musste jedoch feststellen, dass Worf keine Waffe brauchte um seinen Gegner gründlich zu besiegen. Er traf ihn in den Magen, an den Oberkörper und zweimal am Kopf, ehe dieser in die Knie sank und Blut spuckte. Riker fürchtete schon, der rasende Klingone würde ihn weiter traktieren, aber mit einem Mal schien die Wut von Worf verraucht zu sein.

Der erste Offizier versuchte ruhig durchzuatmen. Seine Lungen brannten wie Feuer und der metallische Geschmack von Blut wurde stärker. Worf schaute auf ihn nieder und mit einem Mal streckte er ihm die Hand entgegen. Die falsche, wie Riker zufrieden feststellte. Aus Worfs anderem Arm quoll Blut hervor.

„Sie waren ein würdiger Gegner", bemerkte der Klingone.

Riker lächelte gequält. „Wenn ich nicht Angst hätte, dass Sie mich sofort wieder zu Boden schicken, würde ich sagen, jetzt sind eindeutig Sie der Lügner."

„Sie haben einen guten Treffer gelandet", erklärte der Klingone.

„Ja, und Sie haben viele gute Treffer gelandet."

Riker hielt sich den Bauch und versuchte den Schmerz in seinem Bein zu ignorieren. Wenn dies ein echter Kampf gewesen wäre, ohne Sicherheitsfunktionen, wäre ich nun tot, schoss es ihm durch den Kopf.

„Worf, Sie haben Recht. Ich habe Deanna immer geliebt und liebe sie noch. Ich werde versuchen sie zurückzugewinnen. Ich möchte, dass Sie das wissen."

Der Klingone sah ihn aufmerksam an. „Sie haben heute Ehre bewiesen. Durch Ihren Kampf und auch durch Ihre Worte. Ich werde dies in Zukunft respektieren. Diesen Kampf habe ich gewonnen - den eigentlichen jedoch verloren. Dies sehe ich nun ein und werde mich demnach verhalten. Ich werde Ihnen keine Steine in den Weg legen."

Riker nickte zum Zeichen, dass er die Worte des Klingonen ebenfalls anerkannte. „Mr. Worf, nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich glaube ich werde mich nun auf die Krankenstation begeben."

Worf zögerte einen Moment, sah auf seinen verletzten Arm und sagte schließlich: "Ich werde Sie begleiten, Commander.

Dr. Crusher war gerade auf die Krankenstation zurückgekehrt, als Worf und Riker diese betraten. Sie wirkten beide nicht allzu glücklich. Der eine drückte seinen Arm dicht an den Körper, der andere hinkte.

„Meine Herren, was kann ich für Sie tun?" fragte die Ärztin mit einem skeptischen Blick.

Die beiden Offiziere standen ratlos vor ihr, jeder wollte dem anderen den Vortritt überlassen. Crusher blickte von einem zum anderen.

„Nun gut, ich fange mit Ihnen an", sagte sie mit einem Blick auf Riker. Sie wusste, dass der stolze Klingone damit mehr als einverstanden war und Riker sträubte sich nicht.

Seine Wunden waren schnell versorgt. Nachdem ebenfalls Worf versorgt war, blickte die Ärztin beide streng an.

„Ich werde diesen Vorfall wohl dem Captain melden müssen."

„Nicht nötig, Beverly", antwortete Riker, „ich werde ihn persönlich davon in Kenntnis setzen. Er blickte zu Worf, dieser nickte daraufhin.

„Gut. Das erleichtert mich. Darf ich davon ausgehen, dass Ihre Differenzen beigelegt sind?"

Noch einmal wechselten die Beiden einen Blick und diesmal antwortete der Klingone. „Das dürfen Sie, Doktor."

„In Ordnung, Sie können gehen."

Der Klingone verließ die Krankenstation als erster. Riker wollte gerade zur Tür hinaus, als er sich noch einmal umdrehte und Crusher fragte: „Was ist mit Wesley? Gibt es eine Änderung seines Zustandes?"

Beverly überlegte kurz was sie ihm mitteilen sollte. Schließlich sagte sie: „Ich habe den Reisenden zu ihm gebracht", als sie seinen vorwurfsvollen Blick sah beeilte sie sich zu sagen: „Ja, ja, ich weiß schon, es war gegen den Befehl des Captains. Er weiß es schon. Jean-Luc hat eine schwere Zeit", ein müdes Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht, „seine Ärztin missachtet direkte Befehle und zwei seiner Führungsoffiziere prügeln sich wie kleine Jungs."

Riker schüttelte den Kopf. „Bei Ihnen ist es etwas anderes", sagte er.

Beverly schaute ihn erstaunt an. „Wie soll ichdas bitte verstehen?" fragte sie verblüfft.

„Er hat Angst um Sie. Er möchte Sie schützen. Und Sie wissen wieviel ihm an Ihnen liegt."

Die Ärztin schien mit einem mal sehr von dem medizinischen Tricorder in Anspruch genommen zu sein. Riker stellte amüsiert fest, dass sie auf das Display starrte, auf dem unmöglich etwas zu sehen sein konnte, da der Tricorder ausgeschaltet war.

„Ja, sicher", murmelte sie, „der Captain ist sehr bemüht um seine Mannschaft."

„Beverly", sagte Riker so sanft wie möglich, „ich sprach nicht von der Mannschaft. Ich spreche von Ihnen persönlich."

Sie blickte von ihrem Tricorder auf und ein leichtes Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht. „Sie sind ein Romantiker, Will Riker."

Jetzt lachte er laut auf. „Ja, das mag wohl sein. Aber ich habe recht!" mit diesen Worten drehte er sich um und verließ die Krankenstation. Eine verdutzte Beverly Crusher blickte ihm nach.

tbc