Wie einige von Euch wissen, hatte ich letzte Woche Geburtstag und war deshalb zeitlich noch etwas mehr eingebunden als sonst (positiv natürlich ;). Deshalb gibt es die Updates von "Zwei Jahre Garantie", "Zweimal Hölle und zurück" und "Erfüllung" diesmal ohne Reviewantworten. Ich hoffe Ihr habt Verständnis dafür und möchte mich auf diesem Wege ganz herzlich bei jedem Reviewer bedanken!
Eure Kira
Ich möchte gerne die Gelegenheit nutzen und mich ganz herzlich bei denen bedanken, die mich bei dieser Geschichte immer wieder so nett ermuntern weiterzuschreiben. Mein Dank gilt besonders:
Abhaya, Auriane02, Charybdis77, Mortica Snape und Hecate Triformis
Ohne Euch würde "Erfüllung" irgendwo in meiner Schublade verstauben!
Kapitel 21
"Bericht", sagte Picard, als er die Brücke betrat.
Der junge Lieutenant Dawson, der erstmalig das Kommondo für die Brücke übernommen hatte, beeilte sich zu sagen: "Das Schiff der Romulaner, die Neratus, hat sich vor einer Minute gemeldet, Sir. Ich wollte Sie gerade rufen."
Picard nickte: "Stellen Sie eine Verbindung mit der Neratus her."
Ein paar Sekunden später erschien das Bild eines streng aussehenden Romulaners auf dem Bildschirm.
Picard ergriff als erster das Wort: "Ich bin Jean-Luc Picard von der Enterprise. Wir haben Sie bereits erwartet."
Der Romulaner verzog keine Miene, als er antwortete: "Mein Name ist Maxim Galos. Ich bitte unsere Verspätung zu entschuldigen. Wir wurden...aufgehalten."
Picard spürte, dass es nicht klug wäre, auf die Verzögerung einzugehen. Also setzte er ein Lächeln auf und sagte: "Wir erwarten Sie an Bord unseres Schiffes, Botschafter Galos."
Der Romulaner deutete ein Nicken an, das Lächeln erwiderte er nicht. "Ich bin bereit zum Beamen", erwiderte er steif.
Picard nickte ebenfalls und ließ die Verbindung beenden.
"Picard an Worf. Bitte nehmen Sie den romulanischen Botschafter im Transporterraum in Empfang und geleiten Sie ihn zu meinem Bereitschaftsraum."
"Ay, Sir", erklang die Stimme des Klingonen.
oooooooooooooooooooooooooooo
Worf eilte durch die Gänge zum Transporterraum. Als er dort eintraf, sagte er: "Mr. O'Brien, Energie!"
Miles O'Brien bediente einige Sensoren und fast im selben Moment materialisierte der Romulaner an Bord der Enterprise.
Worf hatte die Romulaner gehasst, solange er zurückdenken konnte. Sie besaßen keine Ehre. Damals, als er noch ein Kind war, hatten sie seine Eltern getötet. Sie hatten einen feigen Angriff verübt und viele Leben durch ihren Hinterhalt ausgelöscht. Es schmerzte ihn immer noch, zu wissen, dass er ohne die Hilfe einer romulanischen Ärztin mit Sicherheit bis an das Ende seines Lebens querschnittsgelähmt geblieben wäre.
Es war eine schreckliche Erfahrung damals gewesen. Durch einen Unfall war er so verletzt worden, dass seine Wirbelsäule gebrochen gewesen war. Als Dr. Crusher ihm die Diagnose mitteilte, dass er für immer gelähmt bleiben würde, hatte der stolze Klingone nur eine Möglichkeit gesehen, seine Ehre wieder herzustellen. Er hatte sterben wollen, um Freunden und vor allem seinem Sohn Alexander nicht zur Last zu fallen. Aber er war auf Hilfe angewiesen, da er außer Stande war, sich das Messer selbst ins Herz zu rammen. Da sein Sohn Alexander dieser Aufgabe nicht gewachsen gewesen war, sollte Will Riker ihm diesen Dienst erweisen. Dieser hatte sich jedoch strickt geweigert. Menschen waren eben schwach, zudem verstanden sie den Ehrenkodex der Klingonen einfach nicht. Sie begriffen nicht, warum ein Klingone, der nicht kämpfen konnte, nicht mehr Leben wollte. Zur damaligen Zeit war eine romulanische Ärztin an Bord der Enterprise. Worf verdrängte gerne die Erinnerungen daran, doch diese Ärztin hatte ihn operieren können und ihm nicht nur das Leben gerettet, sondern ihn vollständig geheilt.
Die Schuld der Romulaner war damit in Worfs Augen nur teilweise getilgt, aber er konnte seine agressiven Gefühle nun besser unter Kontrolle halten.
Als der Botschafter von der Beamfläche trat, hieß Worf ihn Willkommen.
Da Galos genau so wenig Wert auf Herzlichkeit legte wie der Klingone, war dieses Ritual überaus schnell abgeschlossen und Worf führte den Romulaner zum Captain.
"Ah, Botschafter Galos. Willkommen an Bord der Enterprise", sagte Picard und streckte seinem Gegenüber die Hand zur Begrüßung entgegen. Dieser sah kurz darauf und verschränkte seine Arme vor der Brust. Picard zog die Hand zurück als sei nichts passiert, sogar sein Lächeln blieb wie zuvor auf seinem Gesicht, wenn auch eine Spur kälter. "Setzen Sie sich doch bitte", sagte er dann freundlich und zeigte auf einen Stuhl.
Zögerlich setzte sich der Romulaner.
Worf stand im Raum und wartete auf weitere Anweisungen des Captains. Dieser wandte sich zu ihm und sagte: "Lieutenant Worf, bitte sorgen Sie dafür, dass die Gefangenen transportbereit sind."
Worf nickte und verließ den Raum.
"Ich darf davon ausgehen, dass Sie bereits ein Verhör vorgenommen haben?", fragte der Romulaner mit undurchdringlicher Miene.
Picard überlegte einen Moment, schließlich sagte er: "Natürlich. Wir haben jedoch nicht viel herausgefunden, außer dass es sich scheinbar um eine Rebellengruppe handelt, von der wohl derzeit keine weitere Gefahr mehr ausgeht. Weitere Untersuchungen wollten wir aus Gründen der Diplomatie Ihnen überlassen. Uns blieb jedoch nichts anderes übrig, als massiven Druck auf die Captains auszuüben, da die Zeit drängte und wir sichergehen mussten, dass der Frieden nicht gefährdet ist."
Der Romulaner schien in der Tat einen Moment überrascht, was Picard bisher bei dieser Spezies selten erlebt hatte.
Schon war die Miene von Galos wieder undurchdringlich, als er sagte: "Ich hoffe Sie waren bei deren Folterung vorsichtig genug, dass sie noch vernehmungsfähig sind."
Nun war es wohl Picard, der sehr überrascht aussah.
"Folter gehört nicht zu den Vorgehensweisen der Föderation, Botschafter Galos. Wir gehen etwas...nun ja, sagen wir...subtiler vor."
Galos Miene ließ nun noch weniger von den Emotionen des Romulaners erkennen.
"Ich verstehe nicht so recht, was Sie damit meinen", gab er jedoch eindeutig verärgert zurück.
Picard begann zu erklären: "Die beiden Captains wurden von uns betäubt. Wir ließen die Crews in dem Glauben, sie seien vor deren Augen hingerichtet worden. Durch den Druck, den dies auf die Leute ausübte, gelangten wir in den Besitz der Informationen die wir benötigten."
Der Romulaner verzog das Gesicht, was wohl einem ironischen Lachen nahe kam.
"Nun, Captain Picard, wir haben nicht viel übrig für Täuschungsmanöver dieser Art. Sollten uns ihre Leute einmal auf diese Weise in die Hände fallen, sollten Sie nicht mit einem Akt der Gnade unsererseits rechnen. Dennoch sind wir Ihnen zu Dank verpflichtet. Wir sind diesen Abtrünnigen schon lange auf der Spur."
Picard zog es vor, nicht weiter auf das taktische Manöver der Sternenflotte einzugehen.
"Wie kam es zur Bildung der Rebellengruppe?", fragte er statt dessen.
Der Romulaner lächelte wieder sein eigenartiges Lächeln.
"Merkwürdig, dass Sie das fragen. Aber wenn Sie wünschen, dann werde ich es Ihnen erklären. Vor ein paar Jahren geriet ein kleiner romulanischer Planet, nahe der Neutralen Zone, zwischen die politischen Fronten von Remulus und der Föderation. Es war, wie gesagt, nur ein sehr kleiner Planet - aber von taktischer Bedeutung. Die Föderation hatte ihre Ansprüche auf diesen Planeten geltend gemacht und ein Ultimatum zur Räumung dessen gestellt. Die Bewohner hatten Weisung von Romulus erhalten, den Planeten zu verlassen. Sie wollten jedoch Widerstand leisten und blieben auf der Oberfläche. Nachdem das Ultimatum abgelaufen war, gab es genau noch eine Warnung von Seiten der Föderation. Dann schoss ein Kommandant der Sternenflotte wahllos in die Menge. Er tötete dabei eine handvoll Leute. Die Bewohner gaben nach und flohen, bevor noch mehr von ihnen den Tod finden würden. Wie ich hörte, wurde der Sternenflottenkommandant degradiert - das war auch schon alles, was er an Strafe erhielt. Die Sache wurde niemals offiziell. Letztendlich war die Sternenflotte wohl froh, dass sich dieser Kommandant selbst zum Sündenbock gemacht hatte und so der Weg zur Übernahme des Planeten frei war. Vermutlich ist besagter Kommandant inzwischen längst innerhalb der Sternenflotte wieder befördert worden, denn es würde mich nicht wundern, wenn dies eines der taktischen Manöver Ihrer Regierung war."
Picard wollte nicht glauben, was er soeben gehört hatte. Dieser Galos wollte ihm tatsächlich weismachen, dass die Föderation sich Wild-West-Methoden bediente, um ihre Ansprüche durchzusetzen.
"Wie ist der Name dieses Kommandanten?", fragte er daher mit Nachdruck.
Galos schnaubte: "Miller - Thomas Miller."
"Admiral Miller", murmelte Picard bestürzt.
Galos zog die Augenbrauen hoch. "Admiral? Ich dachte mir, dass er inzwischen längst wieder Kommandant ist - aber Admiral? Glauben Sie mir - ein Teil von mir kann diese Abtrünnigen durchaus verstehen. Es ist wohl nicht nötig, Ihnen noch zu erklären, dass viele Opfer des Angriffes den Familiennamen Tillian trugen."
Picard nickte bedächtig. Er wusste nicht mehr was er glauben sollte.
Galos erhob sich plötzlich. "Ich vertrete in diesem Falle die romulanische Regierung, so wie Sie die Sternenflotte. Ich versichere Ihnen, dass wir die Pläne der Rebellengruppe bis ins letzte Detail erfahren werden und die Täter mit aller Härte bestrafen. Die diplomatischen Bemühungen unserer Völker dürfen nicht durch den Rachedurst einzelner gefährdet werden. Würden Sie uns nun bitte die Gefangenen überstellen!"
Picard wies O'Brien unverzüglich an, die Inhaftierten auf das romulanische Schiff zu transferieren. Galos nickte dem Captain steif zu und reichte ihm dann, zu dessen grenzenloser Verblüffung die Hand: "Ich danke Ihnen für Ihre Kooperation - und für dieses Gespräch", sagte der Romulaner ernst.
Picard nickte ihm ebenfalls zu und war sich bewusst, dass sein Gegenüber keine Erwiderung von ihm erwartete. Picard begleitete seinen Gast zum Transporterraum und sah schließlich zu, wie dieser entmaterialisierte.
Picards Gedanken glitten zu den Häftlingen. Sie hatten mit aller Macht versucht, ihn und seine Mannschaft zu töten. Dennoch spürte Picard nun so etwas wie Mitgefühl. Ihnen war etwas Schreckliches angetan worden. Ihre Familienmitglieder waren aus politischer Berechnung völlig willkürlich getötet worden. Tillian war für seine Überzeugung, Rache zu nehmen, gestorben. Würden die gefangenen Rebellen von der romulanischen Regierung ebenfalls zum Tode verurteilt werden? Und dies alles zum Zwecke, einen zweifelhaften Frieden mit der Föderation zu wahren? Picard wusste wirklich nicht mehr woran er glauben sollte. Die Föderation hatte einen hässlichen Fleck auf ihrer weißen Weste - die ohnehin nie ganz so weiß gewesen war, wie Picard es sich gewünscht hätte. Vielleicht gab es aber noch wesentlich mehr dieser dunklen Flecken, von denen er lediglich noch nichts wusste. Wenn Menschen wie Miller seine Vorgesetzten waren, auf wen sollte er sich dann noch verlassen können?
tbc
