Und das erste Kapitel ... freut mich das es Leute gibt die das hier lesen
Disclaimer/Pairings/Warnungen: Siehe Prolog
Kapitel 1 – Ein blonder, junger Mann
Es war später Nachmittag als Salazar in Lillebonne ankam. In Schottland wäre es jetzt bereits kühl geworden – aber noch war es hier wärmer, als es dort im Frühjahr je wurde. Vor fast einer Woche hatte er Hogwarts verlassen und sein Zorn hatte sich etwas gelegt – nicht jedoch die Entschlossenheit die Reise fortzusetzen und Hogwarts fernzubleiben. Salazar blickte über den kleinen Dorfplatz. Die Leute sahen sich tuschelnd nach ihm um – mit seiner Größe, seinen sorgfältig geschnittenen, pechschwarzen Haaren und der leicht olivfarbenen Haut war er offensichtlich fremd in der Region. Gleichzeitig verriet seine aufwendig verzierte, wiewohl altmodische Tunika auch einen gewissen Wohlstand. Er gab dem Händler, der ihn von Fécamp aus mitgenommen hatte, einige Münzen, die er großzügig bemessen hatte. Der Mann bedankte sich umständlich und winkte einen kleinen, rotbäckigen Bauern herbei – offensichtlich kein Nachfahre der Wikinger. Der Mann verbeugte sich ungeschickt vor dem Fremden.
„Kann ich ihnen helfen, Herr?" Salazar brauchte einen Moment um den breiten Akzent zu verstehen. Sein praktisches Französisch war etwas eingerostet, wie er schon in Fécamp bemerken musste.
„Ich suche das Gut von Hugo de Mandal. Es soll hier in der Nähe sein."
Das Gesicht des Bauern wurde etwas offener. „Es ist etwas südlich von hier – seid Ihr ein Verwandter von Frau Diana?"
„Ihr Neffe", antwortete Salazar knapp. Der Bauer drehte sich um und rief nach einem „Philippe." Ein schlaksiger junger Mann löste sich aus der Menge und trat auf die beiden zu. Der Ältere nickte kurz zu ihm.
„Das ist Philippe – einer der Pächter Eures Onkels. Er kann euch den Weg zeigen."
Philippe verbeugte sich etwas verwirrt, während der ältere Bauer schnell auf ihn einredete – Salazars Verständnis reichte gerade dazu aus um sich zu versichern, dass Philippe nur die Situation erklärt wurde und kein Plan entwickelt wurde Salazar zu überfallen. Philippe lief schnell zurück zu der kleinen Gruppe, hob einen Sack vom Boden auf und kam dann wieder zu Salazar. Er verbeugte sich noch einmal. Salazar bedankte sich kurz bei dem anderen Bauern und dem Händler, dann folgte er Philippe aus dem Städtchen hinaus. Philippe war schweigsam, bis sie die Stadt hinter sich gelassen hatten.
„Verzeiht, Herr," schüchtern sah der junge Mann zu Salazar herauf. „seid Ihr der Neffe von Frau Diana, der die Schule gegründet hat? Der in Dänemark studiert hat und geholfen hat den schwarzen Magier Radbod zu Fall zu bringen?"
Salazar liess sich herab ein wenig zu lächeln. „Derselbe – Diana hat nur einen Neffen, weisst du." Er genoss kurz die eindeutige Bewunderung in den Augen des Anderen. „Du bist kein Muggel, oder?"
„Nein, Herr. Verzeiht meine Frechheit – aber könnt Ihr mir erzählen, wie ihr Radbod bekämpft habt damals?"
Nur zu gerne prahlte Salazar mit dieser alten Geschichte – bewusst spielte er die Rolle von Godric, Helga und Rowena herunter in seiner Nacherzählung, um sich selber als grösseren Zauberer darzustellen – Rache, von der die anderen zwar nichts wussten, aber die seinem verletzten Stolz gut tat. Er war kaum zum Ende seiner Geschichte gekommen, als sie zu einer Weggabelung kamen. Philippe verbeugte sich einmal mehr.
„Herr, wenn Ihr diesem Ieg folgt, dann kommt Ihr bald zu dem Sitz eures Onkels – er ist hinter dem Obstgarten. Wenn ihr es mir gestattet, schlage ich den anderen Weg ein zu meinem Hof." Er wies auf ein kleines Haus nur noch wenige Meter entfernt. Salazar nickte und gab Philippe ein Silberstück, welches dieser mit viel Unterwürfigkeit annahm. In besserer Laune, als er seit langem gewesen war, folgte Salazar dem breiten Weg vorbei an einer gepflegten Mauer, die ihn von einem ebenso ordentlichen Obstgarten trennte. Hier war er der Held, nicht Godric. Von dem Gerede zu Hause könnte man meinen Godric wäre der kühnste, mutigste, verwegenste, beste Kämpfer aller Zeiten – davon, dass Salazar ihn mehr als einmal aus irgendwelchen Klemmen befreien musste, sprach niemand. Er schüttelte sich etwas. Nur nicht daran denken. Godric lag hinter ihm. Das Haus seiner Tante vor ihm.
„Salazar!" Strahlend kam die kleine Hexe auf Salazar zu, kaum war seine große Gestalt im Hoftor erschienen. Seine Tante war runder als er sie in Erinnerung hatte – ihr gegenüber würde Helga zerbrechlich wirken. Unter ihrem Kopftuch schauten einige silberne Strähnen hervor. Aber es war ja auch schon 8 Jahre her, dass er sie das letzte Mal gesehen hatte. „Lass dich umarmen, Neffe."
Salazar beugte sich folgsam herunter um seine Tante kurz zu umarmen. „Tante Diana. Ich hoffe mein Besuch ist nicht ungelegen."
„Ach was!" Diana machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wir haben allerdings nichts vorbereiten können, deine Eule kam erst vor zwei Tagen hier an. Der arme Vogel scheint über dem Kanal in einen Sturm geraten zu sein – war ganz zerzaust."
„Solange hier einen Sack Stroh habt auf dem ich schlafen kann." Er ging neben seiner Tante auf das stattliche zweistöckige Haus zu. „Es war sehr kurzfristig, ich weiss, aber es gab wichtige Gründe, England zu verlassen."
Diana sah kurz zu ihm hoch, entschied sich dann aber wohl keinen Kommentar zu machen. Statt dessen winkte sie einem Mädchen zu, dass unter einem Apfelbaum sass und etwas nähte. Sie war weniger füllig als Diana – ihre Haut war wie die Salazar dunkler als die der Nordeuropäer, aber sonst gab es in ihrem Aussehen nicht bemerkenswertes. Ihr Gesicht gehörte zu der Sorte, die man schon vergessen hat, wenn man sie noch vor sich sieht. Auch wenn er sie schon lange nicht mehr gesehen hatte, erkannte Salazar sie so daran doch sofort.
„Guten Tag, Salazar." Maria senkte die Augen als sie vor ihrem Cousin stand.
„Guten Tag, Maria. Du bist gar nicht so viel grösser, als ich dich in Erinnerung habe"
„Ach je, es stimmt ja, Maria war noch keine Zehn, als du sie das letzte Mal gesehen hast, Salazar. Jetzt ist sie bereits verlobt – ich glaube, das hatte ich dir noch nicht geschrieben. Sie wird Michel de Mal Foie heiraten in drei Wochen. Ich hoffe, du kannst dann noch hier sein, es wäre schön auch jemanden von meiner Familie hierzuhaben."
„Ich denke, ich werde dann noch hier sein." Salazar senkte leicht seinen Kopf.
„Hugo ist noch nicht wieder da – er war auf irgendeinem Treffen heute, daher müssen wir mit dem Abendessen noch etwas warten, aber du kannst schon einmal etwas essen, wenn du Hunger hast."
„Ich kann warten."
„Gut, dann zeigen wir dir erst einmal deine Schlafkammer – nicht das was du aus eurer Burg gewohnt bist, fürchte ich. Aber notfalls hätten wir dort auch deine Familie unterbringen können – es ging aus deinem Brief nicht hervor, ob sie dich begleiten werden. Aber ich nehme an, dein Sohn ist noch zu jung für eine solche Reise. Wie alt ist er jetzt?"
„Aelfred ist jetzt neun. Aber er hätte die Reise besser überstanden als Ymme. Schon das Leben in einer Burg macht sie krank." Ganz davon abgesehen, dass er eine Reise mit Ymme nicht überstanden hätte. Von den vielen Dingen, die Godric ihm angetan hatte – eines Tages würde er eine Liste machen – war die Arrangierung einer Ehe zwischen Salazar und Ymme von Waterly eines der Gravierenderen. Und was das Ganze noch schlimmer machte, war die allgemeine Ansicht, dass er dankbar sein musste eine solche hochgeborene Frau zu bekommen.
„Vielleicht hätte eine Reise sie etwas bestärkt." Diana führte Salazar über eine enge Holztreppe in den ersten Stock. „Was hat sie denn?"
„Das wechselt – es ist mir zu mühsam mich immer zu erinnern, was das neuste Leiden ist." Neugierig sah Salazar sich um. Der erste Stock wirkte grösser als der die große Halle unten.
„Ah, nach hier oben kommen keine Muggel." Diana lachte. „Darum haben wir die Ausdehnung etwas vergrößert – habt ihr das in Hogwarts nicht gemacht?"
„Das war nicht nötig."
„Einen guten Platz habt ihr euch ausgesucht," fuhr Diana fort ohne zu bemerken, dass ihrem Neffen das Thema nicht behagte. „Salazar hat mir gezeigt wo sie ihre Burg errichten werden, weisst du", wandte sie sich an Maria. „Damals stand da nur ein Haus, in dem früher ein Großonkel von seinem Freund Godric gewohnt hat. Von ihm haben sie das Land geerbt. So war es doch, nicht wahr, Salazar?"
Salazar nickte kurz. „Ich würde mich gerne etwas ausruhen bevor wir essen."
„Oh ja, natürlich. Hier ist deine Kammer, Lieber." Sie stiess eine Holztür auf, die in einen Raum führte, in dem in der Tat auch noch Aelfred und Ymme gepasst hatten. „Ich schicke eine Hauselfe herauf, wenn wir soweit sind, ja?"
Salazar nickt wieder und seine Tante verschwand mit seiner Kusine wieder. Er stellte seinen Beutel auf einen kleinen Tisch beim Fenster. Langsam bezweifelte er, dass es eine gute Idee gewesen war, in die Normandie zu flüchten. Diana mochte die Schwester seiner Mutter sein, aber die beiden hatten nicht einmal vom Aussehen her Ähnlichkeit. In den letzten Jahren hatte er verdrängt, was für eine schreckliche Schwätze seine Tante war. Seufzend zog er seinen Mantel ab und verstaute ihn sorgfältig in einer kleinen Truhe. Nun, wenn es hier unerträglich werden würde, hatte er immer noch seine Freunde in Haithabu. Nur waren die meisten von ihnen leider auch mit Godric befreundet. Und mit Godric hatte er abgeschlossen. Kaum dachte er das, tauchte vor seinem Inneren Auge sein Abschied auf. Der Schmerz in Godrics Stimme als er sagte „Ich werde dich vermissen." Ärgerlich schnaubte Salazar und lief zum Fenster um das Gut Hugos zu überblicken. Dann durchsuchte er seinen Beutel ohne wirklich etwas zu suchen, packte seine Ersatzkleidung in die kleine Truhe und setzte sich auf den Schemel. Aber auch während er sass, war sein Körper nicht ruhiger. Als eine Hauselfe eine Stunde später in den Raum kam um Meister Salazar zum Essen zu bitten, hatte er gerade angefangen eine Abhandlung über Schlangengift zu lesen.
Als Salazar in die große Halle trat sassen bereits vier Personen um den kleinen Tisch herum – neben Hugo, rothaarig und hünenhaft, sass ein junger blonder Mann, der so zierlich war, dass er neben Hugo fast verschwand. Zur Feier der Ankunft ihres Neffen hatte Diana ein Wildschwein zubereiten lassen – kaum hatte sie seinen Brief bekommen musste Hugo eines schiessen gehen, wie sie stolz erzählte. Während Muggel noch ein paar Tage hätten warten müssen mit dem Zubereiten wegen dem Abhängen, hatte man in Bretonien erst im letzten Jahr eine Methode entdeckt wie man magisch den Prozess beschleunigen könne. Das alles brachte sie hervor, ehe sie daran dachte den Fremden vorzustellen.
„Oooohh, und das hier ist Michel, der bald mein Sohn sein wird. Michel, das ist natürlich Salazar, von dem ich dir erzählt habe."
Salazar nickte Michel zu, als er sich neben ihn setzte. Michel lächelte.
„Diana erzählte mir, Sie haben eine Schule gegründet nach Vorbild der alten Römer?"
Salazar bemühte sich die Augen nicht zu verdrehen. „Mit drei weiteren Gründern, ja. Wir hoffen mit der Zeit die ganze magische Jugend Brittaniens dort bilden zu können."
„Was für ein ehrgeiziges Ziel!" Michel sah ihn mit unverhohlener Neugier an.
Salazar nickte kurz. „Noch ist Hogwarts nicht, was es sein könnte."
„Und Sie haben dort auch eine Bibliothek?"
„Sie ist noch recht klein, aber sie wächst ständig." Etwas wehmütig führte Salazar das Messer zum Mund. Die Bibliothek würde er wohl am meisten vermissen – neben seinem Sohn.
„Michel hat auch eine Bibliothek", warf Diana ein. „So viele Bücher habe ich noch nie gesehen, wie in seiner Kammer – und wofür die alle gut sein sollen, weiss ich auch nicht. Ich brauche jedenfalls keine."
Hugo, dessen Umfang den seiner Frau noch übertraf, nickte zustimmend. „Für die Führung eines Gutes brauche ich kein Wissen über Zaubertränke um mein Aussehen zu verjüngen. Ich kenne die paar Tränke die ich für den Betrieb brauche und unser Heiler kennt die Heiltränke. Alles andere ist Zeitverschwendung."
„Michel hat in einem seiner Bücher einen besseren Trank gegen Doxies gefunden", piepste Maria auf, das erste Mal, das Salazar ihre Stimme hörte, seit der gemurmelten Begrüßung.
„Das ist schön, dass du schon loyal zu Michel bist." Diana lächelte ihre Tochter an.
„Aber ich hoffe du kannst unserem zukünftigen Schwiegersohn die Flausen etwas austreiben, ey?" Hugo klopfte seiner Tochter auf die Schulter. „Nimm es mir nicht übel, Michel, ich war ja auch mal jung."
Michel lächelte etwas säuerlich, Salazar machte sich nicht einmal die Mühe. Er vernichtete schweigend seine Mahlzeit, während Hugo sich über die richtige Führung eines großen Hofes verbreitete. Nach dem Essen, als Michel gehen wollte, begleitete Salazar ihn ein Stück auf seinem Heimweg. Das erste Stück liefen sie schweigend, dann lächelte Michel ihm fast scheu zu.
„Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie meine bescheidene Sammlung anschauen würden und mir raten könnten, wie ich die Sammlung vergrößern kann."
„Nur zu gerne." Salazar seufzte auf. „Es sieht nach der einzigen Möglichkeit nach Bildung in dieser Gegend aus. Sind hier alle so wie mein Onkel?"
„Er ist harmlos in seiner Kritik." Michel verzog den Mund. „Ich darf mich glücklich schätzen, dass er mir seine Tochter gibt."
Salazar hob die Brauen in die Höhe, enthielt sich aber eines Kommentars, dann reichte er Michel die Hand.
„Wann darf ich bei Ihnen vorbeischauen?"
„Oh, jederzeit. Ich bin meistens zu Hause." Michel lächelte ihn schüchtern an, dann verbeugte er sich knapp und setzte seinen Weg fort. Nachdenklich sah Salazar ihm hinterher. Ein gutaussehender, junger Mann mit einem Hunger nach Bildung, der ihn bewunderte. Die Normandie sah bereits viel besser aus.
