19. Juli, Norwich

Lieber Herr Professor Snape,

Ihr Brief hat gerade einen langen Spaziergang mit mir hinter sich. Ich fand keine Ruhe ihn im Haus zu lesen. Begann ihn...musste innehalten, und konnte mich kaum genug unter Kontrolle halten, ihn zu ende zu lesen. Dies gelang mir nur, weil ich mich unter jenen Baum setzte, der mir auch schon in den letzten Tagen in meinem großen Kummer Gesellschaft leistete.

Dabei war der Grund für meine Unruhe nicht nur die neuen Erkenntnis, über die Sie mir berichten, und auf die ich gerne später eingehen möchte - sondern es war vor allem Ihr Wunsch, weiter mit mir Kontakt zu halten.

Ich weiß nicht was ich sagen soll...ein Zustand, der äußerst selten bei mir vorkommt, wie Sie bestimmt wissen.

Genau das ist es! Sie wissen so vieles von mir. Sie sahen mich aufwachsen. Kennen mich seit ich ein kleines Mädchen war.

Ich dagegen weiß so wenig von Ihnen. Und vielleicht war ich deshalb nicht in der Lage, Ihre Verletzung als eine solche zu erkennen. Ich ahnte es zwar, doch sagte die kindliche Stimme in mir: "Nein, nicht Professor Snape...ihn kann man auf diese Art nicht verletzen. Er ist wütend, dies ist das einzige was er empfindet." Eine dumme Stimme, wie mir jetzt klar ist!

Ja, es hat mich getroffen, dass Sie diese Dinge von mir glaubten. Es hat mich getroffen, weil ich glaubte, Sie hielten mich für kopflos...für eine Frau, die sich so leicht blenden lässt. Doch wie könnte ich Ihnen dies ernsthaft vorwerfen. Ich bin eine Frau, die sich hat blenden lassen.

Aber eines möchte ich beteuern - niemals wieder werde ich jemandem so vertrauen.

Vielleicht haben Sie recht, wenn Sie niemandem trauen. Dennoch möchte ich es am liebsten mit meinem Herzblut in diesen Brief schreiben: Bitte vertrauen Sie mir!

Die zarten Bande des Vertrauens zwischen uns sind nicht zerstört - ich würde mir wünschen, dass sie weiterwachsen - dass sie ein Netz bilden, das Ihnen und mir Halt bieten kann, in einer Welt, die voller Betrug und Ungerechtigkeiten ist.

Mir wird gerade bewusst, wie paradox es klingt, was ich in den letzten Sätzen geschrieben habe. Ich sage Ihnen, dass ich nicht mehr vertrauen möchte und wünsche mir gleichzeitig, solch ein Verhältnis zu Ihnen weiter auszubauen. Doch vielleicht ist dies ähnlich wie mit der Liebe - ich kann mir einreden nicht mehr lieben zu wollen und fühle doch im gleichen Moment, dass ich es wieder möchte.

Als Sie mir schrieben, dass Sie für mich St. Mungos aufgesucht haben, war ich sprachlos vor Glück. Doch Ihre Kopie der Unterlagen, die Justin eingereicht hat, hat mich tatsächlich zum Weinen gebracht - vor Freude, wie ich wohl unbedingt hinzufügen sollte!

So schrecklich die Tatsache auch ist, dass Justin das Rezept verändert hat, um vielleicht einen Anschlag zu verüben, so habe ich nun doch die Formel wieder, die dem eigentlichen Trank entsprach, denn die Veränderungen stechen mir, als seien sie mit Rotstift verfasst worden, sofort ins Auge.

Es wäre nicht auszudenken gewesen, was passiert wäre, wenn Justin an sein Ziel gelangt wäre. Allein Ihre Erwähnung, der Zugabe von gelbem Brückenkraut, hat schon schlimme Befürchtungen bei mir hervorgerufen, aber dass er den Trank weiterhin auf diese schreckliche Weise verändert hat, hat mich tief bestürzt. Nun rächt es sich, dass dieser Mann tatsächlich ein guter Zaubertrankbrauer ist. Dafür habe ich ihn bewundert - doch davon geblieben ist nur die Enttäuschung, dass er letztendlich ein mieser Schuft ist. Inzwischen ist er jedoch nicht nur ein kleiner Betrüger, sondern eine Gefahr für die Zaubererwelt. Dementsprechend hoffe ich, dass man nun intensiver nach ihm fahnden wird.

Ein paar Frauen um ihre Existenz zu bringen, weil sie dumm genug waren sich in ihn zu verlieben, hat das Ministerium sicher nur eine Suche auf Sparflamme einleiten lassen. Doch nun habe ich wirklich die Hoffnung, dass er nicht mehr weit kommen wird und eine baldige Festnahme erfolgen kann.

Ihm wird sein höhnisches 'Danke für alles' schon noch vergehen. Ich wünschte nur, ich würde ihn vor seiner Verhandlung noch einmal vor meinen Zauberstab bekommen...doch vielleicht ist es für mich letztendlich besser, wenn dies nicht geschieht.

Auch wenn ich schockiert bin, dass sich alles so dramatisch entwickelt, und mir bewusst ist, dass der Mann, mit dem ich mehrere Monate Tisch und Bett geteilt habe zu solchen Taten fähig ist, werde ich dies für heute völlig von mir schütteln, und mich in meinem Labor verschanzen. Ich muss brauen, Professor Snape.

Ich bin mir sicher, dass ich noch Reserven vom purpurnen Brückenkraut habe. Und ich danke Ihnen, sowie Professor Montgomery, für Ihre Hilfe. Ich bin sicher, dass ich mich darauf verlassen kann, wenn Sie mir Ihr Wort geben, dass Professor Raphael Montgomery vertrauenswürdig ist - denn ich vertraue Ihnen, Professor Snape.

Dies ist ein schönes Gefühl - erwähnte ich das schon?

Es würde mich freuen, Professor Montgomery kennen zu lernen. Ich denke er wird ein ganz besonderer Mensch sein, wenn Sie ihm noch freundschaftlich verbunden sind. Ein Empfehlungsschreiben wäre sicher sehr hilfreich, um meinen Leumund wieder herzustellen.

Ich weiß gar nicht, was ich noch sagen soll um Ihnen zu danken!

Vor dem Abend werde ich sicher nicht zu erreichen sein, denn beim Brauen bin ich in einer anderen Welt - aber wem erzähle ich das?

Ich muss meinen eigenen Trank wieder herstellen. Der modifizierte Trank von Justin wird sicher ebenso in der Asservatenkammer des Ministeriums landen, wie Ihre persönlichen Gegenstände. Ich möchte gewappnet sein, sollte St. Mungos sich doch für meinen Trank interessieren.

Gleich morgen werde ich mit meinem Trank und meinen Aufzeichnungen dorthin reisen und die Dinge klären. Drücken Sie mir die Daumen!

Mit den besten Grüßen,

Hermine Granger

OoOoO

OoOoO

OoOoO

Als Dankeschön fürs Lesen bekommt von uns jeder Leser und jede Leserin, die uns in der Review ihre Mail-Addy verraten, einen kleinen Tintenflohstern "zugeschickt" (das geht, weil es ja ein Bild ist, nicht über die normale Review-Antwort-Option...) Also - wer mal einen Tintenflohstern sehen möchte, der möge irgendeine Addy hinterlassen... Herzlichst, Eure Arikaitas-Mädels