Liebe Leser, normalerweise antworten wir ja auf fast alle Reviews - aber ich bin, auf gut deutsch, total im Arsch. Mich hat eine gemeine -schniiief- Erkältung niedergerafft und da ich nicht weiß, ob ich morgen überhaupt -schniiief- an den Rechner gehe, stelle ich den nächsten Brief jetzt schon mal ein. Trotzdem vielen, vielen Dank für die Reviews. Wir freuen uns über jede -schniiief- einzelne! Ganz liebe Grüße - der verschniefte Teil von Arikaitas. -hatschi...-
26. Juli, Norwich
Lieber Severus,
wie es scheint, habe ich ein neues, sehr zweifelhaftes Talent an mir entdeckt - ich habe seit neuestem einen Hang, mich völlig unklar auszudrücken.
Noch nie habe ich die Dinge so sehr umkreist, wie ich es in letzter Zeit in meinen Briefen getan habe.
Darum möchte ich jetzt einige ganz klare Worte schreiben.
Ich möchte gerne zum du übergehen.
Ich habe, trotz anderweitiger Beteuerungen doch einen eifersüchtigen Stich bei deinen Worten über Ginny verspürt.
Ich finde dich sogar sehr attraktiv.
Ich bin verstört wegen der Dinge, die du als Todesser getan hast und ich kann sie nicht mit dir - mit dem Menschen der du jetzt bist - in Einklang bringen
Dies wäre ein guter Zeitpunkt um den Brief zu beenden, bevor ich mich wieder selbst in Lügen verstricke, die nur den einen Zweck haben - dir nicht zu offenbaren, was ich wirklich empfinde.
Ich kann diese Aussagen nun so stehen lassen, ohne sie näher zu erläutern - dann könntest du sie zur Kenntnis nehmen und ich würde die tieferen Gründe, die hinter diesen Worten stehen für mich behalten können.
Wir könnten an einem Punkt weitermachen, an dem die Ehrlichkeit der Grundstein für alles Kommende ist, ohne die wirkliche Tiefe dieser Ehrlichkeit zu ergründen.
Doch dies will ich nicht!
Ich will dir die Dinge erklären.
Ich weiß nicht, ob sie dir gefallen werden, und ich muss dir gestehen, dass ich lange nicht mehr solch widersprüchliche Gefühle in mir trug.
Das 'du' ist für mich so intim, dass ich deine Stimme dabei zu hören glaube, obwohl du mich in Wahrheit niemals so angesprochen hast. Wenn ich dagegen diese Anrede benutze, beschwört es ein Bild von meinem Mund ganz nah an deinem Ohr herauf, was, in Anbetracht dass unsere Kontakte sich nur auf das Schriftliche beschränken, nicht wirklich nachvollziehbar erscheint.
Ginny ist meine beste Freundin - doch es hätte mir das Herz gebrochen, wenn sie jetzt statt mir diesen Briefwechsel mit dir führen würde...also danke ich Ron - diesem Schuft!
Du glaubst, dass ich nur nett sein möchte, wenn ich sage, du seist attraktiv? Du glaubst, ich schenke dir damit nette Floskeln? Severus, glaubst du dies wirklich immer noch? Du hast recht! Das Wort 'attraktiv' trifft es nicht einmal annähernd.
Wenn ich einschlafe, sehe ich deine Augen vor mir. Meine Hand streicht über das Kissen und ich wünschte, es wäre deine Haut. Nur einmal möchte ich dein Haar zwischen meinen Fingern spüren - ich finde dich nicht nur attraktiv - ich bin völlig erotisiert.
Waren diese Worte deutlich genug? Gibt es noch einen Zweifel in dir, der dich glauben lässt, ich wolle lediglich 'nett' sein?
Ich bin nicht nett - ich verschlinge dich in Gedanken mit Haut und Haaren - und doch weiß ich, dass es niemals geschehen wird...doch nicht weil ich es nicht wollte - sondern weil wir es nicht dürfen! Wir dürfen es nicht! Niemals! Dies weißt du genauso gut wie ich!
Du sagst, ich solle deine Rolle bei den Todessern nicht schönreden. Auch damit hast du recht. Es gibt sicher so schreckliche Taten, die du dir selbst niemals verzeihen kannst - dies zeigt mir nur, wie gerechtfertigt dein Freispruch ist, denn du könntest sie unmöglich mehr sühnen, wenn man dich eingesperrt hätte, oder gar deine verwundete Seele von einem Dementor geraubt worden wäre.
Ich will nicht beschwichtigen was du getan hast - doch dass du dich gegen die Anweisungen des Lords gestellt hast, zeigt mir, dass du ihm willentlich die Stirn geboten hast.
Es trifft mich schwer, von dem Schicksal jener Frauen zu hören, die verblendet waren und letztendlich einen zu hohen Preis dafür zahlen mussten. Es schockiert mich, dass du zu jenen gehörtest, die sich diesem Wahnsinn freiwillig angeschlossen und dem Lord zugejubelt haben.
Ich sollte dich hassen Severus! Wirklich, das sollte ich - hassen für die Dinge, die du mitangesehen hast, ohne auf der Stelle lieber selbst sterben zu wollen.
Doch ich weiß, dass du jeden Tag ein Stück gestorben bist. Ich kenne den Menschen, der du in dieser Zeit warst - vergiss das nicht!
Ich sehe den Menschen, der du heute bist und weiß, dass ein Teil von dir tot war - gestorben durch eine Folter, die heute noch immer in deinem Inneren wütet.
Es gibt einen Grund dafür, dass man dich freigesprochen hat. Ich weiß, dass du selbst dir nie wirst verzeihen können, und ich verstehe deine verzweifelte Wut, wenn ich versuche es zu tun. Ich werde dir versprechen, nie wieder vorzugeben, die Dinge würden mich weniger schockieren als sie es tun. Und doch sage ich dir, dass du den Freispruch verdient hast und die Zeit der Sühne irgendwann vorbei sein muss!
Severus, ich weiß nicht, wohin uns diese Briefe führen werden - vermutlich werden sie sich irgendwann selbst zerstören, da so viel Feuer in ihnen lodert, dass sie irgendwann lichterloh brennen werden.
Ich selbst stehe bereits in Flammen und werde mich fortan bemühen, meinen Kopf wieder die Oberhand gewinnen zu lassen.
Hat Professor Dumbledore vielleicht wirklich meinen Namen gewählt, um deine Hütte zu versiegeln? Ich kann es mir nicht vorstellen.
Tausend Schmetterlinge tanzten in meinem Bauch, als du mir schriebst, dass du damals ein Bild von mir bei deinen privaten Schätzen hattest - doch die Schmetterlinge fange ich schnell wieder ein und verscheuche sie, denn alles was du mir sagst, dringt einfach zu tief - zu ungebremst in meinen Geist, als dass ich damit einen kühlen Kopf bewahren könnte.
Du wolltest wissen, wie es dazu kam, dass Ginny und ich über dich sprachen - nun, wir sprechen häufiger über Männer, was dich nun vermutlich kaum verwundern wird.
Es ist jetzt ungefähr ein halbes Jahr her, dass wir auf Männer zu sprechen kamen, die eigentlich nicht gut für einen sind, die man aber dennoch für verdammt verführerisch hält.
Angefangen hat es mit einem Mann, der in der Literatur einen großen Platz eingenommen hat. Die Rede ist von Bram Stokers Dracula. Diese Gestalt ist gleichsam schaurig, wie erotisch.
Wir redeten darüber, dass es kaum greifbare Dinge sind, die einen Mann diese verhängnisvolle Erotik ausstrahlen lässt.
Und vermutlich wirst du mir jetzt nicht glauben, aber Ginny sagte daraufhin: "Professor Snape hat auch so was...ist dir das mal aufgefallen?"
Mir stand der Mund offen. Ginny wurde knallrot, weil sie wohl glaubte, ich halte sie für verrückt. Doch das tat ich gar nicht. Ich war nur so völlig erstaunt, dass sie es genauso empfand wie ich.
Wir wechselten daraufhin schnell das Thema - doch es war gesagt. Wir haben seit diesem Gespräch nie wieder über dich gesprochen - jedenfalls nicht in einem solchen Zusammenhang. Doch nun wirst du verstehen, warum ich mir so überaus sicher bin, dass Ginny dich für attraktiv hält. Ich finde es bis heute ehrlich gesagt sehr feige von mir, dass ich sie in dem Glauben gelassen habe, sie stünde mit ihrer Meinung alleine da.
Wenn ich jetzt höre, welche Worte sie in ihrem Brief für dich verwendet hat, so wird mir ganz klar deutlich, dass sie noch immer diese zwei sehr unterschiedlichen Seiten an dir sieht - und dies war vermutlich mein Glück.
Als ich heute morgen erwachte, sah ich wie immer zuerst nach den Tintenflohsternen.
Der Bissige hat etwa die Hälfte seiner Blätter eingebüßt. Ich habe sie vorsichtig eingesammelt, obwohl ich bislang bei den ausgefallenen Blättern noch keine Magie feststellen konnte.
Snape sitzt jetzt so weit von seiner Partnerin entfernt, dass es keinen Zweifel daran gibt, dass ihre Verbindung nun wieder aufgelöst ist.
Obwohl es nur Tintenflohsterne sind, macht es mich irgendwie traurig, dies zu sehen. Aber noch viel trauriger macht mich der Gedanke, dass ich, um magiefähige Blätter zu erhalten, diese einem der kleinen Wesen gewaltsam entfernen müsste.
Die Weibchen möchte ich auf keinen Fall anrühren, jetzt, da sie trächtig sind - ich nenne es mangels besseren Wissens einfach mal so.
Von den männliche Tintenflohsternen ist nur noch Severus im Besitz seiner vollen Anzahl Blütenblätter. Aber ich KANN ihn nicht anrühren. Ich werde das nicht tun - auch wenn es von der wissenschaftlichen Seite her die einzige Möglichkeit wäre. Aber selbst wenn die anderen Männchen ihre Blätter wieder aufgefüllt haben und die Tintenflohsterne sich tatsächlich vermehren, so bin ich wohl nicht mehr in der Lage sie abzuernten.
Du musst mich für sehr albern und sentimental halten. Für die Wissenschaft sind schon sehr viel größere Opfer gebracht worden als dieses - dennoch ich kann keinen von ihnen willentlich verletzen.
Eigenartige Haustiere habe ich mir da gewählt, nicht wahr? Die Hälfte von ihnen hockt an Holz, das ich regelmäßig erneuere - den Wechsel von einem Holzstück zum anderen bekomme ich nie mit. Sie müssen sich in dieser Zeit ja bewegen, wenn sie dazu fähig sind ihren Standort zu ändern - aber sehen kann ich es nie.
Die andere Hälfte sitzt apathisch in den Ecken und scheint damit beschäftigt neue Kräfte aufzubauen. Nur der Stille sitzt mitten im Käfig und verfolgt mein Tun, wenn ich füttere, das Tuch wechsle, oder die Blätter vom Käfigboden sammle.
Gerade eben ist eine Eule von St. Mungos gekommen. Man erwartet mich dort morgen früh um zehn Uhr. Sonst stand nichts in dem Brief. Professor Shipton hat ihn unterzeichnet und es ist sein Büro, das ich aufsuchen soll.
Ich bin wahnsinnig aufgeregt, Severus.
Vielleicht will er nur einige Formsachen mit mir besprechen. Vielleicht gibt es noch Unklarheiten. Vielleicht will er mir sagen, dass es noch Probleme wegen der Rechtslage gibt, oder mit dem Trank selbst...vielleicht wird er mir mitteilen, dass mein Trank seiner Ansicht nach keine Chance hat zu wirken und dass es keine Testreihe geben wird...aber ein kleiner Teil von mir klammert sich an der Vorstellung fest, dass er mir ein Angebot im Namen der Klinik unterbreitet. Doch ist es dafür nicht noch zu früh? Kann es sein, dass das Schreiben von Raphael Montgomery einen derart positiven Einfluss hatte, dass die Dinge beschleunigt werden konnten?
Du siehst, ich habe Tausende von Fragen, die bis morgen werden warten müssen. Du kennst mich gut, Severus - vielleicht sogar viel zu gut - du weißt, dass ich es kaum aushalte und jede Stunde zähle, bis ich endlich Antwort auf meine Fragen erhalte.
Ich hoffe inständig, dass ich dir morgen Positives zu vermelden habe.
Deine Hermine
