27. Juli, London

Sehr geehrte Mrs. Gardner,

gemessen an der Tatsache, daß Sie es nicht gewohnt sind, so viele Worte in geschriebener Form zu benutzen, sind Sie der an Sie gerichteten Bitte in angemessener Weise nachgekommen. Ich bedanke mich bei Ihnen für die Information über den Zustand von Miss Granger und richte nun meinerseits die Bitte an Sie, dafür zu sorgen, daß Miss Granger in intensiver Weise versorgt wird.

Sollten Sie mit Miss Granger über den Brief an mich sprechen, richten Sie ihr bitte aus, daß ich mich der Situation angemessen verhalten werde und daß jede etwaige Aktion meinerseits höchst überlegt sein wird.

Hochachtungsvoll

S. Snape


Wenn Hermine wach wird, findet sie eine schuhkartongroße schlichte Holzkiste neben sich auf dem Nachttisch. Die Schwestern verraten ihr, daß ein ziemlich großer, sehr düster dreinblickender Mann dagewesen sei, während sie schlief. Er sei kurz bei ihr geblieben habe nur ziemlich steif neben dem Bett gestanden, irgendwann die Kiste abgestellt und habe Anstalten gemacht, wieder zu gehen. Dann habe er sich aber doch umentschieden, sei zu ihr gegangen, habe ihr sehr sanft ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht gestrichen, sei mit den Fingerspitzen einmal die noch schwach sichtbaren Male auf ihrem Hals entlanggegangen, bevor er sich wieder sehr steif aufgerichtet habe und dann endgültig gegangen sei.

In der Kiste ist ein Brief und ein kleiner Blumenstrauß, bei dem eine fast schwarze Rose in einen Strauß duftender Hochland-Blumen gebunden ist. Der Wasserbedarf der Blumen war selbstverständlich auf magischem Wege gesichert...


27. Juli, London

Liebste Hermine,

ist es das, was geschieht, wenn ich dir Briefe schreibe, wie meinen letzten? Es ist schon in höchstem Maße verwunderlich, daß diese beiden Ereignisse so präzise aufeinanderfolgen, nicht wahr? Offenbar darf man sein Glück nicht ungestraft herausfordern.

.Schwester Gardner hat mich über die Ereignisse informiert, soweit sie dies konnte. Auf der einen Seite beruhigt es mich, zu wissen, daß man ihn gefasst hat – auf der anderen Seite beunruhigt es mich in höchstem Maße, daß er so ohne Weiteres Einlass ins Hospital gefunden hat und dort bis zu Professor Shipton hindurchgelangen konnte. Ich muß immer wieder an die Person denken, die mit Hilfe von Vielsafttrank in deine Rolle geschlüpft ist – wer ist diese zweite Person? Ist der Verhaftete überhaupt Justin? Oder ist es der/die Partner/in? Sind es mehr als zwei?

Du hast den Zauberstab deines Angreifers zerbrochen, obwohl er dich mit einem Imperius gefügig machen wollte? Ich bin beeindruckt... Aber ich hätte ihm verraten können, daß man dich im Duell nicht unterschätzen darf. Doch WER ist dieser Mensch, daß er so sorglos einen Unverzeihlichen spricht? Oder ist er darin gescheitert, weil er es eben nicht gewohnt ist?

Hermine, ich werde wahnsinnig, wenn ich hier weiter untätig herumsitze! Und so fürchte ich, daß ich mich gleich aufmachen werde, um mich davon zu überzeugen, daß es dir, wenigstens den Umständen entsprechend, gut geht. Du wirst es nicht mitbekommen, da du dich gesund schläfst. Nimm es mir nicht übel, daß ich diese Gelegenheit nutze.

Ich würde dir gerne Fragen über Fragen stellen, aber ich denke, daß du selbst noch keine Antworten auf diese Fragen hast und so werde ich versuchen, Informationen zu bekommen, die vielleicht ein wenig Licht in das Dunkel dieses Falles bringen. Mach dir keine Gedanken – ich beabsichtige weder unvorsichtig noch unüberlegt zu handeln. Ich arbeite im Ministerium – da sollte es den einen oder anderen offiziellen Weg geben. Nicht wahr?

Und so bitte ich dich in grenzenlosem Egoismus: Paß auf dich auf!

In Sorge um dich

Severus