28.Juli, Norwich

Mein Severus,

wie glücklich bin ich, dass ich diese Worte noch zu dir sagen darf!

Mein Herz blieb stehen, als ich deine Zeilen las. Die Zeilen, in denen du mir schriebst, dass du deine Hütte in Brand gesteckt hast.

Ich war nicht fähig weiter zu lesen - immer wieder blieben meine Augen an dieser schrecklichen Botschaft hängen und ich fühlte einen ungeheuerlichen Schmerz.

Als du sagtest, dass die Entscheidung bei mir liegen würde, fühlte ich, dass du sie längst für uns beide getroffen hattest und ich verharrte in einer schrecklichen Starre.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich damit zubrachte, nicht in heilloses Weinen auszubrechen. Harry beobachtet jeden meiner Schritte, denn er hegt mir gegenüber Misstrauen - zu recht, wie ich dir gestehen muss.

Harry trägt keine Schuld daran, dass er geschlafen hat. Ich habe dafür gesorgt, Severus.

Daran kannst du sehen, wie dumm ich bin. Aber ich konnte nicht anders. Ich musste Zeit haben, um meinen Brief an dich zu schreiben - und Harry sieht mir bei jeder Gelegenheit über die Schulter.

Gerade jetzt habe ich ebenfalls nur wenig Zeit, aber wenigstens hat er den Anstand wegzuschauen, wenn ich ihm versichere, dass ich ein streng geheimes Trankrezept notieren muss.

Ich weiß nicht, wie lange ich noch lügen kann - wie lange ich es überhaupt noch möchte!

Ich wollte dich anflehen, Severus - dich anflehen mich nicht von dir zu stoßen!

Wenn ich jetzt stumme Tränen auf dieses Pergament vergieße, dann ist es aus Freude. Auch diese darf ich nicht zeigen, denn Harry wird denken, dass ich nahe an einem Nervenzusammenbruch bin.

Aber es ist mir egal!

Soll er denken was er will!

Sollen doch alle denken was sie wollen!

Als ich in deinem Brief las, dass du glaubst, deine Gefühle für mich seien anders, als die meinen für dich, bekam ich ein schlechtes Gewissen.

Ich habe dir Dinge geschrieben, die man einem Mann keinesfalls schreiben sollte, wenn es nur Freundschaft ist, die einen mit ihm verbindet.

Gleichzeitig habe ich dir immer wieder versichert, dass es nur Träume wären, die ich in meinen Gedanken auslebe und ich in Wahrheit Abstand zu dir wahren muss.

Es ist aber nicht nur Freundschaft die ich für dich empfinde!

Auch ich empfinde Liebe für dich. Ja, Severus - ich liebe dich!

Aber glaubst du dies einer Frau, die dir noch vor gut zwei Wochen schrieb, dass sie zu heiraten gedenkt? Die so blind sein konnte einem Mann Liebe zu schenken, der dies mit einem solchen Verrat belohnte.

Wenn ich dir nun sage, dass ich dich liebe, so klingt es zu leichtfertig...zu schnell...zu sehr nach einer Frau, die sich selbst ihrer Gefühle nicht sicher ist.

Wenn ich dir sage, dass ich dich begehre, so klingt es dagegen nach einer Frau, die getröstet sein möchte - die bestätigt haben möchte, dass ihr Körper nicht mehr einem Mann gehört, der ihn nie verdient hatte.

Was soll ich jetzt tun?

Wirst du mir dennoch glauben?

Verzeih, wenn ich diesen Brief jetzt beenden muss.

Harry kann mein Schluchzen nicht länger tatenlos hinnehmen.

Er vermag mich nicht zu trösten, es gibt nur einen der das könnte - und der bist du!

In Liebe,

Hermine