Als Hinweis für alle die, die sich inzwischen (zu Recht -g-) fragen, wie lange die es denn nun noch aushalten: Diese Geschichte wird insgesamt 56 Kapitel haben... Liebe Grüße!
28. Juli, Glen Strathfarrar
Meine liebste Hermine,
ein Tag der Rekorde in jeder Beziehung. Ich habe nicht gewusst, wie weit die Bandbreite meiner Gefühle innerhalb weniger Stunden reichen kann. Von völliger Verzweiflung bis hin zu einem Glücksgefühl, das alles bisher Dagewesene sprengt.
Ich glaube dir, Hermine, deinen Brief, jeden Absatz, jede Zeile, jedes Wort. Denn jetzt gibt es nur noch ganz oder gar nicht.
Meine Liebe wird erwidert... ich formuliere es absichtlich nicht, wie ich es gestern vermutlich noch getan hätte, als Frage, sondern als grenzenlos erstaunte Feststellung, die mir die ersehnte Ruhe bringt, die mir einen Frieden ins Herz trägt, wie ich ihn mir immer erhofft habe.
Ist es so, daß Tränen leichter fließen, wenn man das Gefühl einmal kennengelernt hat? Zumindest musste ich, als ich deinen Brief las, sehr viel häufiger als üblich blinzeln, um dieses seltsame Gefühl in den Augen im Zaume zu halten. Himmel – die Folgen dieses Vorgangs vor der Hütte nach dem Regen sind nicht die angenehmsten. Meine Augen brennen noch immer ein wenig und fühlen sich heiß an... aber das ist wohl normal...
Ich bin so dankbar für deinen Brief.
Und ich bin so dankbar, daß es mir misslungen ist, das Haus zu zerstören, auf dessen Veranda ich nun wieder auf dem Treppenabsatz sitze. Es ist so überaus seltsam, daß es dich so sehr getroffen hat, daß ich versucht habe, es zu verbrennen. Aber als ich es tat, erschien es mir als die einzige Lösung. Es trug durch das Passwort – das ich übrigens nicht geändert habe – plötzlich deinen Namen und mir war klar, wie richtig das war. Albus hat sehr genau gewusst, was er tat. Er wußte sicher nicht, was sich heute zwischen uns ergeben würde (obwohl ich ihm selbst das zutraue), aber er hatte die Gabe, den Menschen direkt ins Herz zu sehen. Ich hatte ja damals nie irgendwelche Absichten in deine Richtung – nur Gefühle... Wenn ich recht überlege, muß gerade das Albus wie ein Leuchtfeuer in die freundlichen Augen gesprungen sein. Er kannte mich ja, wie niemand sonst. Und ich hätte eigentlich wissen müssen, daß ein Haus, das Albus Dumbledore magisch für mich errichtet, nicht durch ein simples Feuer zu vernichten ist... da der komplette Glen nach wie vor völlig ausgetrocknet ist von der Hitze dieses Sommers, geht die Wahrscheinlichkeit gegen Null, daß sich, exakt im richtigen Moment, auf nicht magischem Weg, eine einzige Monsun-Woke über mein Haus verirrt und dort abgeregnet hat...
Ich habe vorhin bei den Bildern eines gefunden, das von der Veranda gemacht wurde. Sie sieht heute ein klein wenig anders aus, es stehen zum Teil andere Pflanzen darauf, aber ansonsten ist sie unverändert. Nichts Besonderes, wie du siehst, aber für mich eine Art Heim...
Du hast Harry hintergangen, was seinen Schlaf betrifft? Hermine, Hermine... alles was ich dazu schreiben könnte, hast du dir in deinem schlechten Gewissen hoffentlich selbst bereits gedacht.
Gut, daß Harry nun misstrauisch ist!
Aber wenn er dich so sieht, wie du dich mir selbst beschreibst und dir trotzdem glaubt, daß du Trankrezepturen aufschreibst, dann ist er entweder doch so dumm wie ich immer befürchtet habe, oder er hat dich sehr gern, so daß er dir einfach glauben möchte...
Ich hätte ihn dir nicht auf den Hals gehetzt, wenn ich von ersterem ausgehen würde – aber erwarte nicht von mir, daß ich je positiveres zu ihm von mir geben als dies!
Soll er über mich herziehen, soll er mich beleidigen – solange er nur gut auf dich Acht gibt.
Wenn du nicht lügen möchtest, Hermine, dann tu es nicht. Bedenke nur im voraus, welche Reaktion du hervorrufen wirst. Aber von mir hast du jede Zustimmung, die du haben möchtest.
Die Heimlichkeit belastet dich, das liest man in jeder Zeile. Nicht einmal nur dazwischen – sondern darin...
Es tut mir weh, daß das so ist. Ich zwänge dich in eine Situation, die für dich sehr schwer sein muß. Hattest du schon Gelegenheit, mit Ginevra zu sprechen? Wenn nicht, dann finde eine. Morgen und übermorgen ist doch sicherlich irgendwann Zeit dazu.
Nach deinem letzten Brief werde ich nun jede notwendige Geduld haben, wenn es darum geht, auf weitere Nachricht von dir zu warten. Laß dir also die Zeit, die du brauchst. Ich werde das Wochenende hier verbringen und versuchen, alles noch einmal Revue passieren zu lassen, um es zu verarbeiten.
Und was die Gefühle betrifft, die du nicht genau ausgedrückt hast – ich sitze diesbezüglich viel zu sehr im Glashaus, als daß ich es mir leisten könnte, mit Steinen nach dir zu werfen...
Ja, du hast Recht. Wenn du jetzt sagst, daß du mich liebst, dann klingt das leichtfertig, zu schnell... aber du bist Hermine Granger – und deshalb weiß ich, daß du es nicht schreiben würdest, wenn es nicht so wäre. Du würdest mich sicherlich in vielen Dingen belügen, wenn du es für richtig hältst – aber nicht in dieser Sache – nicht, wenn es um Liebe geht, die du verschenkst.
Bei Merlin... da war sie wieder, die Erkenntnis, daß du mir deine Liebe schenkst...
Unfassbar...
Unglaublich...
Wahnsinn...
Ich möchte dir allerdings eine einzige Frage dazu stellen, von der ich nicht weiß, ob du sie überhaupt beantworten kannst. Wenn du jetzt diese Gefühle für mich empfindest, dann müssen sie irgendwann begonnen haben... kannst du mir sagen wann? Wann es dir das erste mal bewusst wurde?
Wann ich dich das erste Mal mit anderen Augen und mit Begehren betrachtet habe, habe ich dir bereits geschrieben. Aber es gibt auch einen Moment, den ich benennen kann, an dem ich wußte, daß ich dich liebe (Albus scheint es vorher gewusst zu haben). Als Albus durch meine Hand gestorben war, bin ich auf der Flucht noch auf Harry gestoßen, der mich stellen wollte. Sicher weißt du davon. Während dieses Duells hat er mir entgegengeschrieen, ich sei ein Feigling und ich bin völlig ausgerastet, habe ihn angebrüllt, er solle es nicht wagen, mich einen Feigling zu nennen... ich weiß nicht, was er damals gedacht hat, aber so schrecklich das, was ich damals tun musste, auch war – der schrecklichste Gedanke, gleich nach der Tatsache, daß Albus tot war, war der Gedanke, daß du mich hassen würdest – unzweifelhaft! Als ich meinen Stab auf Albus gerichtet habe, hat er erkannt, was in mir vorging. Und er wußte, daß ich mich lange Zeit darauf vorbereitet hatte, ihm das Leben zu nehmen, aber die Erkenntnis, daß ich damit jeden Weg zu dir abschneide, war neu für mich. Und so hat Albus mich gebeten, mein Versprechen einzuhalten, wissend, daß ich damit mehr opfere, als meinen vertrautesten Freund.. Und ich habe allen Mut zusammengenommen, den ich besaß und meine Aufgabe in Hogwarts vollendet. In diesem Moment und als Harry mich einen Feigling nannte und ich mich so vehement dagegen wehrte, so genannt zu werden, war mir klar, daß meine Gefühle für dich keine Schwärmerei oder hübsche Verliebtheit waren, sondern Liebe.
Ich schäme mich dafür, daß ich nicht zu dir komme, um dich zu trösten, dich zu halten. Aber ich wage es nicht. So weit bin ich noch lange nicht. Ich war ein Todesser, habe Voldemort getrotzt, Askaban und den Krieg überstanden, aber die Frau, die ich liebe, zu berühren, geschweige denn, sie in meine Arme zu nehmen, das wage ich noch nicht. Bitte, Hermine, gibt mir Zeit. Jede Sekunde, die ich jetzt nicht bei dir bin, werde ich später bereuen, aber ich kann noch nicht.
Vielleicht solltest du dich nicht von Harry trösten lassen – jedenfalls nicht, wenn du dich aussprechen möchtest! – aber du hast eine liebe Freundin... nimm das in Anspruch...
In Liebe, dein Severus
PS. Zusätzlich zu dem Bild der Veranda lege ich dir noch eines meiner Lieblingsbilder des Glen Strathfarrar bei. Wenn man ihn so aus der Ferne betrachtet, glaubt man kaum, wie grün er trotzdem ist.
PPS. Der Trank funktioniert! Auch wenn er seltsame Nebeneffekte hat, die ich noch eliminieren muß. Alexandra hat aus den anwesenden Auroren sofort den herauserkennen können, der den Vielsafttrank getrunken hatte. Sie sah ihn praktisch doppelt – in seiner eigentlichen Form und in der magischen. Ein dummer Nebeneffekt ist eine Art Verzerren der betrachteten Personen, das wohl etwas irritierend ist. Einer der Auroren hatte in ihren Augen etwas kränkliches – erstaunlicherweise sagte der Mann später, daß er an einer Nierenerkrankung leide, die derzeit behandelt wird. Aber es ist wohl kein „besseres" erkennen, denn die anwesende Medihexe hatte für sie etwas „laszives", wie sie es nannte, was die Medihexe empört zurückgewiesen hat. Mich hat Alexandra mit offenstehendem Mund sehr seltsam angesehen und meinte, ich sähe völlig anders aus. Sie konnte mich zwar als mich selbst erkennen, aber irgendetwas muß anders ausgesehen haben... allerdings hat sie sich bei mir geweigert, es genauer zu beschreiben. Unglücklicherweise ist sie mir danach überhaupt nicht mehr von der Seite gewichen und hat mich ständig so seltsam angesehen. Merlin allein weiß, was sie gesehen hat. Dieser Effekt muß auf jeden Fall beseitigt werden, er verfälscht den eigentlichen Zweck und sorgt nur für falsche Informationen.
PPPS. Was machen die Tintenflohsterne? Vor allem Severus? Beobachtet er dich noch?
Wer die beiden Bilder haben möchte, hinterlasse, wie immer, in der Review oder in einer Mail seine addy, dann schicken wir sie zu.
