"anna", du wolltest die Bilder haben, hast aber keine Adresse hinterlassen, die ist wohl von verschluckt worden, das passiert schonmal... bitte schicke mir eine Mail, damit ich die Bilder nachschicken kann - Gruß, Arikaitas
Es sind in der Tat nur noch 12 Kapitel bis zum Finale - aber was NACH dem Finale kommt, ist das, worauf wir beide uns jetzt seit einer kleinen Ewigkeit freuen, wie die Hogwartserstklässler auf ihrem ersten Weihnachtsball!
29. Juli, Norwich
Geliebter Severus,
gerade eben erst hat der 29. Juli begonnen. Ich sehe auf das Datum und ich sehe auf das Datum deines ersten Briefes an mich. Zwanzig Tage sind vergangen - und ich frage mich, gab es je schon zwanzig Tage in meinem Leben, die so ereignisreich waren wie die vergangenen?
Zwanzig Tage, in denen wir uns offenbart haben, was all die Jahr verborgen lag.
Du glaubst an meine Liebe zu dir - dies macht mich unendlich glücklich, denn wenn du sie angezweifelt hättest, so hätte ich keinen Weg gewusst, um sie dir zu beweisen.
Hättest du mein Begehren angezweifelt, so wäre mir der ein oder andere Weg eingefallen, doch wie beweist man Liebe? Doch wohl nur, indem man mit dem anderen sein Leben teilt - seine Ängste - Nöte, aber auch Freuden.
Dies haben wir getan - in Schwindel erregender Zeit!
Du fragst mich, ab wann ich erkannte, dass ich Liebe für dich empfinde.
Ich glaube, Herr Professor, eine schwierigere Frage haben Sie mir noch nie gestellt.
Aber wie es sich für eine folgsame Schülerin gehört, werde ich versuchen, sie dir zu beantworten.
Du fragst dich sicher, warum ich hier die Rolle des kleinen Mädchens wieder einnehme.
Weil es die Antwort auf deine Frage ist!
Severus, was soll ich dir sagen?
Erinnerst du dich an die Situation, wie du in unserem ersten Schuljahr Harry, Ron und mich überrascht hast, als wir gerade darüber diskutierten, dass du derjenige bist, der den Stein der Weisen stehlen möchte.
Ohne heute auf die unverschämte und gänzlich falsche Verdächtigung einzugehen, möchte ich dir beschreiben, was ich damals empfand, als du uns plötzlich ansprachst.
Dir ist natürlich nicht entgangen, dass ich zu keinem vernünftigen Wort mehr fähig war.
Vielleicht hast du dich damals darüber gefreut, weil ich mich ertappt fühlte und schuldig für die schreckliche Verdächtigung.
Aber es hatte noch einen anderen Grund, warum ich schon als Kind nicht mehr zu klaren Worten in der Lage war, wenn du mich so angesehen hast.
Nein, Severus, ich werde dir jetzt nicht gestehen, dass ich bereits in diesem zarten Alter in dich verliebt gewesen sei - eher das Gegenteil war der Fall!
Du weißt, dass ich Angst vor dir hatte.
Und es gab damals nicht vieles, vor dem ich Angst hatte. Aber vielleicht spürte ich schon damals, dass du mir gefährlicher werden könntest, als es ein dreiköpfiger Hund es jemals sein könnte.
Zugleich war da das Gefühl der Bewunderung für dein Wissen und der Wunsch, dass du mich anerkennen solltest.
Ich war ein Kind - es war hart, was du mir antatest. Es gab Zeiten, da glaubte ich dich zu hassen. Keine Demütigung schien dir zu grausam zu sein. Ich habe geweint und bin fortgelaufen, als du mich verhöhnt hast...kannst du dich erinnern?
Du sagtest, du sähest keinen Unterschied, als meine Schneidezähne so lang wie die eines Kaninchens wurden.
Es tat unendlich weh damals und ich gebe zu, ich habe dich in Gedanken verflucht und mit Titeln versehen, die weit über die Frechheit der üblichen 'Fledermaus' hinaus gingen.
Sagt dir der Begriff 'Hurensohn' etwas?
Ja, du hast mich dazu gebracht, im zarten Alter bereits solch derbe Ausdrücke leise auszusprechen.
Und dann wurde ich älter...und der Hurensohn von gestern wurde ein verdammt interessanter Mann.
Das war nicht leicht für mich - nein, es war sogar alles andere als leicht!
Man fühlt sich verraten - vom eigenen Anstand im Stich gelassen.
Wenn das Herz schneller schlägt, kann man sich viele Gründe einreden, warum es das tut.
Auch Wut lässt das Herz schneller schlagen. Also sagte ich mir genau dies.
Doch es erklärte nicht die Gänsehaut an meinem Körper, wenn du mir nahe kamst.
Aber Gänsehaut bekommt man auch wenn man sich fürchtet, oder wenn man friert - also schob ich es auf deine kalte Präsenz.
Und dann kamen die Träume. Damit meine ich nicht die Welt, die uns Nachts verschlingt und auf die wir keinerlei Einfluss haben, sondern ich spreche von den Träumen, die unsere Phantasie sich zusammenreimt, wenn wir wachen Auges in eine Welt entfliehen, die es in Wahrheit nicht gibt.
Zuerst erkanntest du in dieser Traumwelt meine Leistungen an - doch schon bald war mir dies nicht mehr genug...du berührtest mich.
Ich will dir die pubertären Gedanken eines verliebten Mädchens ersparen, denn ich bin sicher, dass du mit den Phantasien einer erwachsenen Frau nachts allein in deinem Bett genug zu kämpfen hast.
Wenn du heute Bilder von mir in deinem Kopf hast, so ist dies wohl nur gerecht, denn es gab eine gewisse Zeit in meinem Leben kaum etwas anderes, als deine Hände auf meinem Körper, von denen ich träumte.
Aber Begehren ist nicht Liebe - und du fragtest mich nach zweiterem...ich hoffe du bedauerst die Frage inzwischen nicht schon, weil ich sie so ausführlich beantworte...aber ich bitte dich...lass mir die Möglichkeit dich teilhaben zu lassen an der komplizierten Entwicklung die ich durchgemacht habe, und bedenke, dass ich noch ein Kind war, als ich dich das erste mal sah.
Irgendwann begriff also sogar ich, dass es wohl Verliebtheit war, was ich für dich empfand.
Und ich habe sie mir streng untersagt!
Harry stand mir damals um so viel näher als du es tatest, dass ich mir wie eine Verräterin vorkam, wenn ich in Gedanken eine romantische Begegnung mir dir erfand.
Solltest du dich wider meines Erwartens für Details dieser Vorstellungen interessieren, so kann ich sie dir gerne beschreiben, doch ich will mich damit jetzt nicht aufhalten, da ich weiß, dass du im Prinzip schnelle, präzise Antworten bevorzugst.
In meiner Schulzeit war ich mehr als einmal verliebt. So wie jedes junge Mädchen, schwärmte ich für Jungen in meinem Alter. Doch es irritierte mich mehr als einmal, dass du stets in meinem Hinterkopf warst.
Ich habe mich dafür geschämt, denn man sollte nicht in jemanden verliebt sein, der einen stets spüren lässt, dass man nichts wert ist.
Harte Worte, Severus, ich weiß - aber das ist es, was du damals getan hast - zumindest fühlte es sich für mich so an!
Also zweifelte ich an mir selbst.
Ich kann es heute nicht Liebe nennen - dafür war es ein zu zwiespältiges Gefühl.
Es tat weh...und Liebe sollte nicht weh tun - das dachte ich zumindest damals.
Als ich Hogwarts schließlich verließ, war ich froh, dass ein neuer Lebensabschnitt begann. Ich war froh dich zu verlassen, denn nur so konnte ich mich von dir befreien.
Aber ich war ruhelos. Ich hatte ein Gefühl, das ich fast als Heimweh beschreiben würde.
Ron sollte mir über dieses 'Heimweh' hinweghelfen. Aber er konnte es nicht!
Wie hätte er auch, war es doch in Wahrheit Liebeskummer, den er nicht heilen konnte, auch wenn er mich noch so sehr geliebt hätte.
Im Laufe der Zeit fand ich Frieden.
Meine Arbeit erinnerte mich mit jedem einzelnen Handgriff an dich.
In Gedanken hörte ich deine Stimme. Sie war sanft und voller Anerkennung.
Eine eingebildete Stimme, die mir Kraft und Mut gab, neue Herausforderungen anzunehmen.
Und doch wird mir heute klar, dass es tatsächlich deine Stimme war, die mich immer begleitete. Sie klang wie damals, als ich sechzehn war und du mir ruhig und bestimmt die Lösung für mein Problem erläutert hast.
Damals habe ich einen gehörigen Schreck bekommen, denn mir war durchaus bewusst, dass ich dich noch kurz zuvor mit Ausdrücken betitelt hatte, die jeden bösen Kommentar von Harry und Ron in nichts nachstanden.
Jetzt weiß ich, dass du sie gehört hast, und ich frage mich unwillkürlich, wie du dennoch etwas Liebenswertes in mir sehen konntest - ich denke, es war nicht besagtes Wort, das du damals aus meinem Munde gehört hast.
Aber zurück zu der Zeit, die nach der Schule folgte.
Weißt du, was einer meiner Lieblingstagträume war? Mir dein Gesicht vorzustellen, wie es eine emotionale Wandlung zeigt, wenn du morgens im Tagespropheten mein Bild siehst, mit dem dazugehörigen Artikel, dass ich eine bahnbrechende Entdeckung auf dem Gebiet der Zaubertrankbrauerei gemacht hätte.
Ich habe so lange mir selbst vorgegaukelt, dass es mir immer nur um deine Anerkennung ging.
Selbst in den ersten Briefen, die ich an dich schrieb, wollte ich hören, dass du mich anerkennst - dabei schrie mein Herz schon längst nach sehr viel mehr!
Aber ich hatte Justin.
Er war der Zaubertrankmeister, der mich liebte und der mich anerkannte - er war eine billige Kopie - und heute weiß ich, dass ich mich selbst belügen wollte.
Ich wollte nichts wissen von seiner Vergangenheit, damit ich ihn mir so formen konnte, wie ich ihn haben wollte.
In all der Zeit hat er mich ebenfalls geformt...nach seinen Wünschen...und nebenbei wird er sich über mich totgelacht haben, gemeinsam mit seiner Frau Jessica.
Ich denke, ich habe den Preis für meine Dummheit inzwischen beglichen.
Aber meine Unehrlichkeit mir selbst gegenüber hätte fast dazu geführt, dass ich dir nach meinem Empfehlungsschreiben nicht mehr privat geschrieben hätte.
Ich war kein Schulmädchen mehr - dennoch hatte ich Angst vor dir.
Diese Angst verlor sich mehr und mehr - und schließlich konnte ich mir eingestehen, dass ich tiefe Gefühle für dich schon so lange hege, wie ich denken kann.
Wenn du mich nun also nach einem präzisen Zeitpunkt fragst, so muss ich mit dem Kopf schütteln und hilflos gestehen, dass ich die Wahrheit auf diese Frage selbst nicht kenne.
Ich höre dich gerade seufzen - ich bin eine Frau, Severus...stell mir eine Frage und ich erzähle dir endlose Geschichten, nur um am Ende zu sagen: Ich weiß die Antwort nicht!
Wenn du dir dies nun noch beim Frühstück vorstellst, dann werde ich dich wohl tatsächlich niemals wieder zu sehen bekommen.
Aber verzeih, dass ich deinen Wunsch, dir noch Zeit einzuräumen bis wir uns wahrhaft sehen, so schnell abhandle.
Ich mache dies nur aus einem einzigen Grunde - ich versuche tapfer zu sein!
Nein, vergiss diesen letzten Satz...Muggel haben ein wundervolles Hilfsmittel für solche Fälle...es nennt sich Tippex.
Stell dir einfach vor, ich hätte dir nicht so deutlich gemacht, wie sehr ich mich nach dir sehne.
Ich verstehe deine Angst, denn ich selbst empfinde nicht anders...eigenartig, wie der Kreis sich dadurch schließt.
Und auch die Vorahnungen von Dumbledore scheinen sich zu erfüllen. Ich bin so unendlich froh, dass er die Hütte verzaubert hat!
Allein die Veranda zeigt mir schon, dass sie ein Ort zum echten Wohlfühlen sein muss.
Von der Landschaft will ich schon gar nicht sprechen. Wie oft habe ich das Bild vor Augen, welches du mir geschickt hast, wenn ich auf den Marktplatz von Norwich hinabsehe.
Vor mir breitet sich dann die wundervoll markante Landschaft der Highlands aus und ich bin für einen Moment in einer anderen Welt...in deiner Welt.
Harry hat mich gerade gefragt, ob ich bald fertig mit diesem Brief sei.
Ich habe einen Schritt nach vorne gewagt, jedoch ohne ihm die Wahrheit zu sagen.
Er weiß, dass ich einen Brief an einen Menschen richte, den ich liebe - er weiß nur nicht, dass du dieser Mensch bist.
Er wird es erfahren...bald...aber nicht solange er für meinen Schutz verantwortlich ist.
Ich weiß, er würde vierundzwanzig Stunden am Tag meine Entscheidung anzweifeln.
Ich könnte sie vierundzwanzig Stunden am Tag vor ihm verteidigen...aber ich will mich lieber damit beschäftigen, meine Gedanken ungestört zu dir schweifen zu lassen.
Ron und Ginny haben sich für morgen angekündigt.
Ich hoffe, ich finde Gelegenheit, mit Ginny allein zu sprechen.
Du fragst nach den Tintenflohsternen. Es gibt tatsächlich etwas neues zu vermelden.
Snape hat Harry heute Nachmittag gebissen.
Ich hatte ihn gebeten, den Deckel kurz hoch zu halten um einen neuen Ast hinein zu legen.
Snape scheint wieder zu Kräften gekommen zu sein, denn er sprang Harry direkt an den Daumen und biss zu, ehe ich etwas unternehmen konnte.
Ich habe ihn dann mit Vorsicht abgelöst, was Harry nicht gerade erfreute.
Severus hat all dies betrachtet, sich diesmal jedoch nicht vom Fleck gerührt.
Er bewegt sich überhaupt nicht mehr.
Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn. Vielleicht erträgt er die Gefangenschaft nicht.
Er ist der einzige, der sich nicht fortgepflanzt hat - meinst du, ich sollte dafür sorgen, dass noch ein Weibchen hinzukommt?
Bei Elf Tintenflohsternen und der Abneigung der Weibchen, sich mit zwei Männchen hintereinander zu paaren, ist es leider logisch, dass einer übrig bleibt.
Es wundert mich, dass ausgerechnet Severus dieses Männchen war - bei Snape hätte ich es für wahrscheinlicher gehalten.
Es ist so wundervoll, dass dein Trank geglückt ist - aber ich muss zugeben, dass ich die Zuversicht deiner Assistentin teile - auch ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Trank dir misslingen könnte - die Schülerin in mir lässt grüßen!
Deine Assistentin...du solltest herausfinden, was sie in dir gesehen hat... auch wenn es dich vielleicht inzwischen gar nicht mehr so brennend interessiert, so tu es bitte für mich, Severus!
Es ist gut, dass sie die ist, für die sie sich ausgibt - aber mir wäre lieber, wenn sie woanders die wäre, für die sie sich ausgibt.
Bevor ich nun noch Dinge schreibe, von denen ich mir sicher bin, dass ich kein Recht dazu habe, möchte ich dir für heute eine gute Nacht wünschen.
Du schläfst sicher schon und auch ich werde mich nun zur Ruhe begeben, nachdem ich meinen Leibwächter davon überzeugt habe, dass es mir gut geht.
Ich habe Harry gestanden, dass ich wohl statt Zucker eines meiner Schlafpulver in seinen Tee gestern Abend gegeben habe. Er war den ganzen Tag mit Selbstvorwürfen beschäftigt, und so musste ich dieses 'Versehen' einfach einräumen.
Er hat innerlich geschäumt, aber er hat meine Entschuldigung akzeptiert und mir das Versprechen abgenommen, dass so etwas nie wieder vorkommt.
Und ich verspreche auch dir hiermit, dass ich solch einen Leichtsinn nie wieder begehen werde.
Im Moment gehe ich nicht aus dem Haus - aber bald muss dieses Verstecken auch wieder ein Ende haben.
Ich kann mich nicht ewig her verbarrikadieren.
Justin sitzt vielleicht inzwischen in Askaban - aber ich sitze hier fest...das ist wirklich nicht fair!
Genug gejammert...dieser Brief ist ohnehin schon lang genug.
Habe ich dir eigentlich schon das Wichtigste gesagt?
Ich liebe dich, Severus Snape!
Deine Hermine
