Liebe Leserinnen und Leser - vielen, vielen Dank für eure nach wie vor zahlreichen Reviews! Wir freuen uns über jede einzelne riesig! Ich werde nachher - oder morgen früh, noch die Bilder verschicken, die noch ausstehen - aber jetzt stelle ich erst einmal das nächste Stück online. Ab heute ziehen wir das Tempo ein wenig an - denn wir beide platzen sonst, wenn wir noch so lange mit dem warten müssen, was wir euch unbedingt präsentieren wollen!
30.Juli, Norwich
Geliebter Severus,
dein Brief hat mich ganz unruhig gemacht. Die Vorstellung, dass du krank allein in deiner Hütte im Glen bist, lässt mich eine Sorge empfinden, die ich nicht einfach überspielen kann.
Bitte teile mir mit wie es dir geht, sobald du Gelegenheit dazu hast. Eine kurze Botschaft reicht aus, nur lass mich nicht den ganzen Tag in Ungewissheit verharren.
Nein, ich habe nicht ein einzigesmal an der Aufrichtigkeit deiner Worte gezweifelt, als du mir deine Liebe gestanden hast.
Dies liegt wohl vor allem an zwei Gründen.
Zum einen hat es sich im Laufe der Zeit - die vielleicht für einen außenstehenden Betrachter kurz erscheinen mag, für uns beide jedoch einen langen Weg vom Herzen zum Kopf darstellt - entwickelt und war für mich daher so nachvollziehbar, dass ich keinen Grund zu Zweifeln hatte.
Zum anderen bin ich felsenfest davon überzeugt, dass du niemals von Liebe sprechen würdest, wenn es sich irgendwie umgehen ließe - bist du jetzt über diese Worte verwirrt? Verzeih, aber ich muss lachen - ja, Severus, in dem Moment, in dem du von deiner Liebe zu mir sprachst, war mir klar, dass du einen inneren Kampf verloren hattest. Und wenn Severus Snape einen Kampf ausficht, so geschieht dies nie leichtfertig, oder gar zum Spaß! Also konnten deine Worte nur wahr sein! Und ich bin so glücklich, dass du diesen Kampf verloren hast...so glücklich, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Ich könnte ein Synonymwörterbuch aufschlagen und alle Begriffe für Freude und Glück abschreiben und dennoch würden sie meinem Gefühl nicht gerecht werden können.
Ich glaube, ich werde neue Worte erfinden müssen, um dem Gefühl gerecht zu werden...um DIR gerecht zu werden!
Dieses Wochenende hat sich viel ereignet.
Wie ich dir schrieb, hatten Ginny und Ron ihren Besuch angekündigt und ich war in Gedanken damit beschäftigt, wie ich meiner besten Freundin mitteilen könnte, welch wundervolle Wendung mein Leben genommen hat.
Dann kam gestern, gegen späten Vormittag eine Eule und brachte mir eine Nachricht von Professor Shipton. Er bat um ein Treffen, damit noch einige Papiere unterschrieben werden könnten.
Natürlich machte ich mich sofort auf den Weg - und natürlich wich Harry mir nicht von der Seite und beobachtete alles mit Argusaugen.
In St. Mungos trafen wir dann auf eine alte Bekannte.
Schwester Rebecca strahlte mich an und sie ließ es sich auch nicht nehmen, mich zu umarmen. Harry war in erhöhter Alarmbereitschaft und es war mir fast peinlich, dass er so offen zur Schau stellte, dass er mich bewachte.
Schwester Rebecca nahm dies allerdings mit einigem Wohlwollen auf. Dann sagte sie mir, dass sie eine Antwort von dir auf ihren Brief bekommen hätte. Sie war wohl mächtig stolz darauf - was hast du ihr denn nur geschrieben?
Und dann...ja dann...
...Sie sagte, dass mein väterlicher Freund wohl sehr besorgt um mich gewesen sei, vor allem, da er mich ja sogar im Krankenhaus umgehend besucht hätte. Und dass sie es wirklich rührend gefunden hätte, dass sie aber froh sei, mich nun in Begleitung zu sehen, die ihr angemessener erscheinen würde.
Und dann lächelte sie mich auf diese Art an...ich hätte schreien können!
Schon auf dem Weg zu Professor Shiptons Büro merkte ich, wie Harry mir immer wieder misstrauische Blick zuwarf. Es muss ihn unendlich viel Selbstbeherrschung gekostet haben, dass er sich bis zu dem Zeitpunkt zurückhielt, als wir wieder in meiner Wohnung angelangt waren.
Du solltest wissen, dass ich ihm zwar sagte, dass ich einen Brief an einen Menschen schreibe den ich liebe, ich ihn aber so sehr im Ungewissen ließ, dass er wohl glauben musste, es sei lediglich eine erfundene Person, der ich mein Leid anvertrauen wollte und diese Worte nur wählte, damit er seine neugierige Nase aus meinem Brief hält - letzteres zumindest stimmte ja auch!
Aber wie du schon sagtest, ist Harry nicht dumm. Er zählte eins und eins zusammen. Schwester Rebeccas Bemerkung vom 'väterlicher Freund' - 'meine Anstrengungen ihn mit Schlafmittel außer Gefecht zu setzen' - 'meine Briefe an einen Menschen, den ich liebe' - und natürlich dein Brief an ihn...dieser Brief hat ihn ohnehin stutzig gemacht...er war jedoch so damit beschäftigt, dass du ihn...wie nannte er es?...zusammengeschissen hast, dass er wohl vor lauter Wut nicht näher über deine Beweggründe dafür nachgedacht hatte.
Aber jetzt...jetzt war er plötzlich überzeugt davon, dass es nur eine Lösung für all diese Ungereimtheiten geben konnte...einen Namen, den er mir entgegenspie...deiner!
Ehe er jedoch richtig in Fahrt kam, trafen Ginny und Ron ein - das Chaos war perfekt!
Mein Plan, mit Ginny allein zu sprechen, wurde völlig über den Haufen geworfen. Statt dessen stand ich einer Inquisition gegenüber.
Es wäre wirklich zum Lachen gewesen, wenn es nicht gleichzeitig so traurig wäre.
Ron war äußerst theatralisch, als er mich anflehte ihm zu sagen, dass dies nicht wahr sei. Er wollte lieber glauben, ich treibe üble Scherze mit ihm, als es endlich zu begreifen.
Ginny war auffällig still. Erst nachdem Ron die Tür hinter sich ins Schloss geknallt hatte, sagte sie ganz ruhig zu mir, dass sie auf meiner Seite stünde, dann folgte sie Ron, um ihn zu beruhigen.
Jetzt ist es soweit, Severus...ich stehe auf einer anderen Seite als meine langjährigen Freunde.
Harry hat die Nacht noch in meiner Wohnung verbracht - wir haben nur das Nötigste miteinander gesprochen. Eben hat er mir angekündigt, dass er sich morgen ablösen lässt. Im Moment ist er damit beschäftigt, kleine Papierschnipsel noch kleiner zu reißen.
Ich würde lügen, wenn ich dir sage, dass mich diese Situation nicht belastet...und du kennst mich ohnehin viel zu gut, als dass du mir dies abnehmen würdest.
Daher habe ich auch gar nicht erst den Versuch unternommen, die ganze Angelegenheit zu beschönigen.
Aber eines sollst du wissen, denn ich bin mir fast sicher, dass du dir diese Frage stellst...ich bereue nicht, dass meine Freunde nun im Bilde sind. Wenn sie nicht zur Vernunft kommen, dann werden sich unsere Wege nach langen Jahren hier trennen. Doch ich hoffe und bete, dass sie es akzeptieren werden - auch wenn mir klar ist, dass dies lange dauern könnte.
Dein Lieblingstraum gefällt mir außerordentlich gut und ich finde ihn zur Zeit sehr tröstlich, so dass auch ich ihn jetzt öfter vor mir sehe. Ich hoffe, eines Morgens genau so neben dir erwachen zu dürfen.
Meine eigenen Träume werde ich dir gerne erzählen, wenn du sie wirklich hören möchtest; doch heute ist mein Gefühlsleben so durcheinander, dass ich es mir für einen späteren Zeitpunkt aufheben möchte.
Snape hat heute von mir ein stilles Lob für seine Aktion von neulich bekommen - allerdings musste ich es ihm sofort wieder entziehen, weil mir einfiel, dass er dich ebenfalls gebissen hat und bei mir zumindest den Versuch unternommen hat.
Dies bringt mich auf meinen Retter Severus. Ich habe ihn lange Zeit beobachtet - immer und immer wieder. Aber außer einer stoischen Begutachtung seinerseits konnte ich nicht feststellen.
Vielleicht braucht er wirklich nur weibliche Gesellschaft...andererseits denke ich mir, dass, wenn es nur dies gewesen wäre, er mit Sicherheit einer der ersten Kandidaten bei den Damen für die Fortpflanzung hätte sein müssen.
Ich werde morgen versuchen ihm etwas vorzusingen. Entweder er bleibt weiterhin bewegungslos auf seinem Fleck hocken, oder ich erlebe das erste mal, wie sich ein Tintenflohstern die Ohren zuhält...ich lasse es auf einen Versuch ankommen. Sollten dem armen Kerl allerdings vor Schreck alle Blätter gleichzeitig ausfallen, so kann ich wenigstens mit den magischen Blättern einen Versuch für einen neuen Hörsturztrank wagen.
Du siehst, ich werde albern...das ist besser als wütend - glaub mir!
Wenn ich wütend werde, dann wird mein Leibwächter wohl am Ende noch einen seiner Aurorentricks anwenden, um mich zur Räson zu bringen. Diesen Gefallen werde ich ihm nicht tun!
Ich bin froh, wenn er morgen meine Wohnung verlässt. Wir brauchen jetzt dringend Abstand.
Beim nochmaligen Durchlesen deines Briefes muss ich schmunzeln...wir haben uns wirklich teilweise äußerst wenig nette Dinge an den Kopf geworfen, oder übereinander gedacht. Wir haben uns nichts geschenkt, Severus - um so mehr bin ich erfüllt von dem Gedanken, dass wir es jetzt tun.
Du schenkst mir soviel Liebe und Glück, dass ich nichts anders möchte, als hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.
Wer nicht akzeptieren kann, dass du diese Zukunft für mich bist, der braucht sie nicht mit mir zu teilen.
Ich hoffe, dass du wirklich nur eine Grippe hast. Eigenartig, ich kann mich nicht erinnern, dass du einmal krank gewesen wärst, als ich noch zur Schule ging - hast du etwa die Symptome stets mit einem Trank unterdrückt, nur um im Anschluss darauf noch heftiger davon heimgesucht zu werden?
Severus, ich weiß, dass du deine Stelle gerade erst angetreten hast, doch wenn du eine Grippe bekommst, dann unterdrücke sie nicht künstlich. Melde dich krank - alles andere würde sich rächen!
Ich liebe dich, mehr als ich sagen kann,
Deine Hermine
