4. August, London

Liebste Hermine,

Ja, du solltest hier sein! Du solltest wirklich hier sein! Denn zu lesen, daß ich „nur" auf die Beine kommen müsse, damit du zu mir kommst, ist so himmelschreiend ungerecht! Diese Krankenschwester verhindert es geradezu, daß ich auf eben diese Beine komme. Sie betüddelt mich, wo sie nur kann und weigert sich nach wie vor, den Zauberstab herauszurücken.

Aber nun gut, ich will nicht ungerecht sein... ich will nicht wie der Mann sein, den du aus der Praxis deiner Eltern beschrieben hast und den du offenbar für einen undankbaren Trottel – einen „typischen" Mann hältst.

Ach Hermine... ich bin so ungeduldig. Ich weiß es ja.

Glücklicherweise war Harry vorhin hier. Ja, du liest richtig. Er war hier und hat mich auf den aktuellsten Stand gebracht. Er sagte, daß er dich heute noch nicht erreicht habe, weil du dich für Laborarbeit zurückgezogen hast. Er meinte, es sei in Ordnung, wenn ich dir in meinem Brief von den Dingen erzähle, die dem Ministerium jetzt bekannt sind.

Hast du noch einmal mit ihm gesprochen? Er erscheint mir wie verwandelt... Er erschien auch irgendwie betroffen, daß ich meinen Zustand in der Tat einem Anschlag zu verdanken habe. Er hat Alexandra persönlich befragt und er meinte, er habe in ihren Gedanken gesehen, was sie gesehen hat, als sie meinen Trank getrunken hatte. Solltest du wissen wollen, was sie gesehen hat, wirst du Harry fragen müssen. Er hat es mir nicht verraten, obwohl ich ihn gefragt habe. Aber bei der Erinnerung hat er mich wieder so seltsam angesehen...

Meine „Assistentin" gehörte tatsächlich absolut zweifelsfrei zu Justin.

Und da sie sehr viel einfacher zu befragen war, als dein Ex-Verlobter, ist nun eine Gruppe von drei weiteren Zauberern und noch zwei Hexen verhaftet, die einem Kreis angehören, der tatsächlich geplant hatte, deinen Trank gegen die magische Gesellschaft einzusetzen.

Harry hat erfahren, daß das Ministerium vor mehreren Generationen einen Magieunfall vertuscht hatte, bei dem ein gutes Dutzend seiner Mitarbeiter von einem Fluch getroffen worden war, der bewirkt hatte, daß die Magie in ihnen nicht mehr vollständig an die Nachkommen weitergeben werden konnte. Eine kleine Gruppe eben dieser Nachkommen hatte sich nun dafür rächen wollen. Nicht mehr – nicht weniger...

Alexandra hatte dazugehört und die Aufgabe gehabt, mich aus dem Wege zu räumen, weil man mich für die größte Gefahr für das Gelingen des Plans gehalten hatte.

Und wieder hat sich das Ministerium entschieden, zu schweigen und den Vorfall unter den Teppich zu kehren. Die Akten sind geschlossen und weggebracht worden.

Sie alle sind, wie schon gesagt, Nachfahren der Opfer der Vertuschungsaktion des Ministeriums. Sie sind allesamt sehr belesen, wie ja auch Justin außerordentlich gebildet war und meine Assistentin natürlich ebenso. Die anderen, einschließlich Justins Ehefrau sind ebenso fachlich versierte Leute, deren einzige Grenze die Fähigkeit ist, in ordentlichem Maße Magie anwenden zu können. Keiner von ihnen ist ein Squib, aber alle sind sie mehr oder weniger nur die eine Stufe darüber. Sie haben es gelernt, ihren Makel so gut zu verbergen, daß es mir bei Alexandra zum Beispiel überhaupt nicht aufgefallen ist. Ihr Lebensgefährte aus der Gruppierung, hatte sie im Labor an meiner Seite postiert, damit sie überprüfen konnte, was ich da zusammenbraue und ich Idiot habe sie auch noch testen lassen, was ich gebraut habe...

Harry hat in der Befragung ans Licht gebracht, daß der Enkelsohn des Zaubereiministers an der Krankheit leidet, die dein Trank bekämpfen kann... dementsprechend wäre er – entgegen den üblichen Vorgehensweisen, bei der Promotions-Vorführung dabei gewesen... der Rest ist klar.

Justin hatte konkret Zauberer und Hexen gesucht, der sich der Behandlung dreier verschiedener Krankheiten zugewandt hatte, die allesamt in der Familie des Ministers auftauchen. Und so ist er bei dir gelandet.

Es tut mir leid...

Ich verspreche dir, daß ich mich den Anordnungen von Schwester Rebecca fügen werde, damit ich schnell deine „Bedingungen" für ein Zusammentreffen erfüllen kann.

Ich muß also verlässlich auf den eigenen Beinen stehen? Das sollte doch machbar sein...

Ich brauche dich.

Ich brauche mehr von dir, als nur den Traum, dich zu berühren.

Ich liebe dich

Severus