„Herein", bellte eine barsche Stimme durch die Tür. Ennis trat ein. „Ah, Del Mar, was verschafft mir denn die Ehre, he?"
„Sir, Mr. McGill, muss mit Ihnen reden." Ennis stand vor dem Schreibtisch seines Vorarbeiters. Nervös knetete er den Hut in seiner Hand und blickte auf den Boden.
„Na, dann spuck's mal aus, bevor's verdaut ist." Lachend schlug sich McGill auf die Schenkel. Die eigenen Witze waren doch immer noch die besten. Ennis blickte ihn von unten herauf an und verzog leicht den Mund.
„Sir, will's kurz machen. Ich kündige." McGills Lachen gefror. „Kündigen? Wieso?" „Private Sache, Sir."
„Privat, so, so." McGill schnaubte und zog aus seiner Schreibtischschublade eine Dose Schnupftabak hervor.
„Na ja, den besten Eindruck haste mir in den letzten Wochen nicht gemacht, Del Mar", sprach's und zog sich eine Prise Tabak durch die Nase. Ennis sah angewidert weg, als ein schwarzer Pfropfen an der Nase hängen blieb.
„Sir, gibt da noch was", presste er zwischen den Zähnen hervor. „Wollte Sie fragen ob Sie mir meine beiden Pferde abkaufen. Weiß, sie brauchen noch welche für die Jungs auf den Rinderweiden. Mach nen guten Preis, sind gute Tiere."
McGill zog die Augenbrauen hoch. „Pferde willste mir noch verkaufen? Schau an – die Frau muss ja was können." Wieder lachte er meckernd auf, zog ein Taschentuch aus der Hose und putzte sich umständlich die Nase.
„Hab die Pferde draußen, Sir."
„Hui, der Mann hat's aber eilig. Na, dann will ich mal schauen, ob ich mir noch zwei PS mehr zulege." Kichernd erhob er sich und stapfte schwerfällig zur Tür. „Wie sieht se denn aus Deine Kleine? Macht sie was her?" Interessiert blickte McGill auf Ennis zurück, der ihm langsam folgte. Ennis antwortete nicht und McGill sprach auch schon weiter.
„Weißte mein Junge, das mit den Weibern, das ist so'ne Sache. Also, wenn ich da an meine denke ... Mein lieber Mann, die hatte damals was drauf. Hat mich lange zappeln lassen und ihr alter Herr, der hatte mich ganz schön auf dem Kieker. Hat er heute immer noch, der alte Hund. Na, was soll's. Ich sag immer, die Freuden im Bett wiegen so einiges auf." Krachend schlug er sich mit der Hand auf seinen Bauch und grinste selbstgefällig. „Stimmste mir zu, Junge?"
Ennis brummte. „Na, bist ja noch jung. Wirst'e schon noch merken. Aha, da ham wir ja Deine beiden Gäule. So, meine Hübschen, kommt mal her." McGill fasste die beiden Tiere am Halfter und zog sie aus dem Anhänger. Prüfend sah er den Tieren ins Maul, inspizierte das Gebiss und die Fesseln, klopfte den Bauch ab, fasste die Mähne an und ließ es sich nicht nehmen, den Schweif anzuheben und einen prüfenden Blick auf den Darmausgang der Tiere zu werfen.
Wohlwollend brummte er und wandte sich Ennis zu. „Was willste für die beiden haben?" „Sir, fünftausend für beide, nen Tausender mehr, wenn Sie mir noch den Hänger abkaufen." „Den Hänger willste auch noch loswerden? He, he, soll wohl was Gemütlicheres her, was?" Gackernd reichte er Ennis die Hand. „Wir kommen ins Geschäft, Junge. Komm mit ins Büro, geb Dir das Geld in bar. Schätze, hast direkte Verwendung dafür."
Im Büro nahm Ennis das Geld entgegen, quittierte den Empfang und wandte sich zum Gehen. „Mach's gut, Del Mar. Hoffe, Deine Kleine ist es wert!" Wieder lachte McGill auf.
Ennis drehte sich um.
„McGill, meine Kleine ist ein Kerl – und ja, er ist es wert." Sprach's, setzte sich seinen Hut auf und ging zur Tür hinaus.
Sprachlos sah McGill ihm hinterher. „Hol mich der Teufel", presste er hervor. „Del Mar ist nen verdammter Schwuler, wer hätte das gedacht." Diesmal lachte er nicht.
