Jack lag halb bewusstlos auf dem Sofa in Ennis Wohnzimmer und krümmte sich vor Schmerzen. Ennis saß neben ihm, hielt seine zerschundenen Hände in seinen und versuchte, die Blutung an Jacks Stirn zu stillen.
Er war rechtzeitig gekommen. Rechtzeitig genug, um Mc Gills Bande davon abzuhalten, Jack vollständig auseinander zu nehmen. Aber zu spät, um Jack vor den hasserfüllten Tritten und Schlägen zu bewahren, die eigentlich für ihn, Ennis, gedacht waren.
Ennis war eingetroffen, als Mc Gill und seine Männer Jack schon einige Zeit in der Mangel hatten. Als Ennis auf den Hof fuhr, lag Jack am Boden, entkräftet von den Schlägen, die er versucht hatte abzuwehren, aber selbst für einen durchtrainierten Mann wie Jack war eine Übermacht von vier bulligen Kraftprotzen einfach zu viel.
Ennis erfasste innerhalb von Sekunden, was vorging. Eine rasende Wut erfüllte ihn und blitzartig wurde ihm klar, dass die Angst, vor einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit den Männern nichts war im Vergleich zu der Angst, Jack an diese Männer zu verlieren. Ennis fühlte, wie Adrenalin durch seine Adern pumpte, er spürte, wie die Wut vom Bauch heraus seinen Körper hinaufkroch und ihm fast die Sicht nahm.
Er schnappte sich sein Gewehr, was er immer im Auto hatte, sprang aus dem Wagen, stürmte auf den ersten Angreifer zu, den er fassen konnte und schlug ihm den Gewehrkolben ins Gesicht. Der Mann ging zu Boden und Ennis nahm sich den nächsten vor. Mittlerweile ließen die anderen von Jack ab und stürzten sich auf Ennis. Aber sie hatten Probleme, ihn zu fassen zu bekommen. Ennis tobte und schlug zu. Er war nicht zu stoppen. Wie ein wütendes Muttertier, das seine Jungen gegen Angreifer beschützt, so stellte auch er sich vor Jack. So lange, bis nur noch Mc Gill übrig war.
Ennis stand schwer atmend vor ihm und zielte mit dem Gewehr auf ihn.
„Mc Gill, Du Hundesohn", zischte er zwischen den Zähnen hervor. „Verlass auf der Stelle mein Grund und Boden oder ich knall Dich ab."
Unsicher lachend wich Mc Gill einen Schritt zurück. „Hey Del Mar, mach mal halblang. Habt uns provoziert. Müsst doch damit rechnen, dass so was passiert, he?"
Ennis blinzelte ungläubig. „Provoziert? Provoziert haben wir Euch Arschlöcher? Und Ihr glaubt, das gibt Euch das Recht, zuzuschlagen und meinen Mann hier," Ennis zeigte auf Jack „krankenhausreif zu schlagen?" Die letzten Worte brüllte Ennis heraus und er spürte, wie er langsam aber sicher die Fassung verlor, als er Jack hinter sich stöhnen hörte. Er musste sich um ihn kümmern. Dringend.
„Mc Gill" fauchte Ennis wutentbrannt. „Ich sag's nur noch ein mal. Verschwinde und nimm die Dreckschweine mit, die hier noch auf dem Hof rumliegen !" Mc Gill blieb stehen, rührte sich nicht und grinste Ennis nur höhnisch an. „Was machste, wenn wir nicht gehen ... hä ... Del Mar?" Ennis kam langsam auf ihn zu.
"Dann Mc Gill, lege ich mein Gewehr an … so … ziele auf Dein Arschgesicht … so … und drücke ab … so." Ein lauter Knall ertönte.
Die Stille, die sich danach über den Hof legte, war unnatürlich. Jack wimmerte. „Ennis, verdammt, was hast Du getan?" „Nichts, was Du nicht auch getan hättest, Liebster", sagte Ennis ungerührt und blickte Mc Gill höhnisch lächelnd an.
„Na, Mc Gill, Hosen voll?" Vielsagend blickte er auf den nassen Fleck zwischen Mc Gills Hosenbeinen. „Kannste mich noch hören?" Mc Gill fasste sich ans Ohr. Der Gewehrschuss, der haarscharf an seinem Ohr vorbeigezogen war, hatte bei ihm eine vorübergehende Taubheit hinterlassen.
„Gut Mc Gill, ich sag's Dir jetzt noch mal ganz leise." Ennis trat dicht an Mc Gill heran und zischte ihm hasserfüllt ins Ohr. „Verlass auf der Stelle meinen Hof ! Und ich warne Dich ! Sollte mir zu Ohren kommen, dass Du meine Kinder belästigst oder meine Ex-Frau, dann komme ich wieder. Und ich schwöre Dir, beim zweiten Mal treffe ich ! Und jetzt – hau ab, ich muss mich um meinen Mann kümmern !"
Mit diesen Worten drehte er sich um, hob Jack, der mittlerweile vor Schmerzen und Schock halb bewusstlos war, vorsichtig vom Boden hoch und gemeinsam schleppten sie sich ins Haus.
„Del Mar, das wirst Du mir büßen", gellte Mc Gill ihnen hinterher. Ennis drehte sich um. „Verschwinde", sagte er kalt und schloss die Tür hinter sich.