„Hallo?"
„Lureen ... hier ist Jack."
„Jack ... das ist eine ... Überraschung." Ein frostiges Schweigen folgte. Jack räusperte sich.
„Lureen, ich wollte Dir Bescheid geben, dass ich meine Sachen aus dem Haus geholt und die Papiere unterzeichnet habe."
„Jack, das weiß ich. Ich stehe in regelmäßigem Kontakt mit dem Maklerbüro."
„Hmm, ja, schätze, das hätte ich wissen müssen." „Jack, ich habe kein Interesse an Small-Talk. Wenn es etwas gibt, was Du wissen willst oder mir sagen möchtest, dann raus damit."
„Lureen ... ich ... uh ... möchte mich bei Dir entschuldigen. Ich würde gern mit Dir persönlich reden, können wir uns treffen?"
„Jack, nimm's mir nicht übel, aber ich möchte Dich nicht sehen. Sag mir, was Du zu sagen hast, aber sag es am Telefon. Zu mehr bin ich im Augenblick nicht bereit."
Jack seufzte. „Schätze, das ist nur fair. Lureen, wie schon gesagt, ich ... ich möchte mich bei Dir entschuldigen. Es tut mir wahnsinnig leid, was passiert ist."
„Was meinst Du, Jack? Die letzten Jahre, die letzten Monate, DEN letzten Monat oder Deinen Ausrutscher während unseres letzten Stell-Dich-Eins?", fragte sie süffisant.
„Alles, Lureen, alles", murmelte Jack. „Ich hätte Dir das nie antun dürfen, ich hätte Dich nie heiraten dürfen, es war einfach nicht richtig und Du hast das nicht verdient."
„Dem möchte ich gar nicht widersprechen, Jack. Warum ... das frage ich mich schon seit langem ... warum hast Du mich überhaupt geheiratet?"
Jack schluckte hörbar und seufzte tief auf. „Schätze, mit der 100.000-Dollar-Frage hätte ich rechnen müssen", dachte er. Laut sagte er: „Lureen, ich weiß nicht, wie es ausdrücken soll, ohne Dich zu verletzten ..."
Lureen lachte verbittert auf und unterbrach ihn. „Jack, ich bin verletzt genug, nimm darauf bitte keine Rücksicht mehr. Ich möchte endlich die Wahrheit hören. Das ist das mindeste, was Du tun kannst – und das schuldest Du mir, wenigstens das."
„Ja, da hast Du Recht", sagte Jack leise. „Schätze, ich schulde Dir die ganze Geschichte. Lureen, ich habe Ennis 1963 kennen gelernt. Wir haben zusammen Schafe gehütet auf dem Brokeback Mountain in Wyoming." Seine Stimme klang weit entfernt und sehnsüchtig, als er fortfuhr: „Lureen, ich hab Ennis gesehen und ... na ja ... was soll ich sagen ... schätze, bei mir war es Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte vorher nie was mit Männern, aber ich hatte eine Ahnung, dass es in die Richtung gehen könnte. Sicher war ich mir erst, als ich Ennis gesehen habe und als wir ... nun ja. Schätze, die Einzelheiten kann ich weglassen ... (tiefer Seufzer). Wir haben uns nach den acht Wochen auf dem Brokeback getrennt und vier Jahre nicht gesehen."
Jack holte Luft und fuhr mit zittriger Stimme gepresst fort: „Ennis hat im November nach Brokeback geheiratet. Alma. ... Ich bin in dem ganzen folgenden Jahr von einem Rodeo zum anderen gefahren, hab mich von den Bullen abwerfen und zertrampeln lassen. War das schlimmste Jahr meines Lebens aber hat zumindest den seelischen Schmerz verdrängt, wenigstens für eine Weile. Bin im Sommer drauf wieder zum Brokeback, Ennis war nicht da, also bin ich wieder auf die Rodeos gegangen – und dann hab ich Dich kennen gelernt, Lureen.
An dem Tag, als wir uns getroffen haben, hatte ich meinen ersten Sieg in den ganzen drei Jahren. Als Du dann noch an mir vorbei geritten bist, Dein roter Hut vor meine Füße fiel – nun ja, ich hab gedacht, es sei ein Wink des Schicksals." Seine Stimme klang gebrochen, als er fortfuhr.
„Lureen, zu der Zeit war ich nicht mehr ich selbst. Ich habe die Einsamkeit nicht mehr ertragen, ich konnte keinen anderen Mann anschauen, ohne an Ennis zu denken. Und Du weißt, auf den Rodeos wimmelt es von Männern ... Du bist an dem Tag in mein Leben eingebrochen und ich habe das dankbar angenommen. Ich habe gedacht, durch Dich könnte ich endlich vergessen, könnte alles ungeschehen machen, könnte das tun, was man von mir erwartet. Du weißt schon, heiraten, Kinder kriegen, ein anständiges, moralisch sauberes Leben führen." Jack lachte verbittert auf.
„Es hat nicht geklappt, Lureen", fuhr er flüsternd fort. „Es hat einfach nicht geklappt und es tut mir so unendlich leid." Jacks Stimme versagte, mühsam versuchte er, die Tränen der Verzweiflung zurück zu halten.
„Was ist dann passiert, Jack?" fragte Lureen leise.
„Sieben Monate, nachdem Bobby zur Welt gekommen ist, hat L.D. mich nach Austin geschickt auf die Landmaschinen-Ausstellung. Weißt Du das noch? Du hast ihn angeschrieen, er solle jemand anderen schicken, ich sei gerade Vater geworden und würde zu Hause gebraucht, kannst du dich erinnern?"
Lureen lachte leise auf. „Wie könnte ich das vergessen!"
„Nun, wie Du weißt, hat L.D. sich durchgesetzt und das ‚Weichei-Twist' nach Austin geschickt. Ich war dort eine Woche, alleine, und ich hatte viel Zeit, nachzudenken – sehr viel Zeit. Ich habe an Ennis gedacht und an Dich und Bobby. Ich wurde mir auf einmal so unsicher, was meine Gefühle zu Ennis anging. Verstehst Du, es waren mittlerweile vier Jahre vergangen, ich wusste nicht, was er gerade machte, wo er war, aber ich fühlte diese Sehnsucht, die über die Jahre einfach nicht weniger wurde, ich erinnerte mich an die Wochen auf dem Brokeback, als wäre es gestern gewesen. Und dann dachte ich an mein Leben in Texas, an Bobby ... an Dich.
Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich Ennis aus Nostalgie vermisse, weil ich nie die Möglichkeit hatte, mit ihm zu sprechen, mich von ihm zu verabschieden – oder ob es tatsächlich wirklich Liebe war, die mich an ihn hielt. Und vor allem wusste ich nicht, was Ennis über mich dachte, ob er sich überhaupt noch an mich erinnern konnte, oder ob ich in all den Jahren einem Mann hinter her jagte, der auf Dauer unerreichbar bleiben würde, weil er meine Gefühle gar nicht erwiderte.
Ich habe damals in Austin die Entscheidung getroffen, es zu wagen und habe ihm eine Postkarte geschrieben, dass ich vorbei käme und ihn treffen wolle. Er hat mir umgehend geantwortet."
Jack verstummte. Die Erinnerung nahm ihm den Atem, als er an den Tag dachte, als die Postkarte im Briefkasten lag. Ein Bild vom Brokeback Mountain und Ennis einzige Worte „You bet." Kurz und knapp – aber Ennis hatte geantwortet – das war mehr als er zu hoffen gewagt hatte. Er erinnerte sich, dass er die Postkarte aufnahm wie einen kostbaren Schatz. Er roch daran, in der wilden Hoffnung, ein Stück von Ennis zu erhaschen, seinen Duft aufzufangen. Und er erinnerte sich an sein Herzklopfen, sein Verlangen und die Sehnsucht, die wie ein süßer Schmerz seinen Körper erfasste, so intensiv wie seit Monaten nicht mehr, aber so vertraut, weil sie sein täglicher Begleiter in den letzten vier Jahren war. Und er erinnerte sich an die drei Wochen, die folgten bis zu ihrem Treffen, seine Vorfreude, seine Befürchtungen, weil er nicht wusste, wie Ennis auf ihn reagieren würde. Und er erinnerte sich an ihr Wiedersehen nach vier Jahren ...
Lureen räusperte sich. „Ennis hat umgehend geantwortet – und dann?"
Jack schreckte aus seinen Erinnerungen auf. „Ja ... ich bin nach Wyoming gefahren, um ihn zu treffen. Ich habe Dir erzählt, dass ich mit einem alten Freund angeln gehen werde und hab bei L.D. ein paar Tage Urlaub eingereicht. ... Nun, das Wiedersehen mit Ennis war nicht so wie ich es mir vorgestellt habe – und es hat trotzdem alle Vorstellungen übertroffen. Lureen, bitte glaube mir, dass ich zu Ennis gefahren bin, ohne große Erwartungen. Hoffnungen, ja. Aber Ennis ist kein Mensch großer Worte und theatralischer Gefühlsausbrüche. Ich bin mit den Gedanken zu ihm gefahren, dass wir ein paar Bier zusammen trinken, uns unterhalten - aber es kam alles anders." Jack seufzte tief auf und fuhr leise fort:
„Lureen, Ennis Begrüßung war ... unerwartet. Er hat mich ... uhm ... er hat ... hm ... schätze es reicht, wenn ich Dir sage, dass ... dass in diesem Moment wieder alles anfing", setzte er flüsternd mit unterdrückter Stimme fort. „Ich habe nichts erwartet, vor allem nicht, dass er mich genauso vermisst hat, wie ich ihn. Diese vier Jahre waren auf einmal wie weg gewischt. Wir waren zusammen und es machte ‚klick'. Wie ein gut geölter Schlüssel, der in das passende Schlüsselloch gesteckt wird, um eine Tür in eine Welt voller Sehnsucht und Liebe aufzustoßen." Jack lachte verlegen. „Ich weiß, dass sich das kitschig anhört – aber wie soll ich es anders beschreiben? Wir waren eins, unsere Seelen flogen zueinander – und ab da wusste ich, dass ich für immer an ihn verloren bin und umgekehrt." Jack schniefte.
Lureen räusperte sich und schluckte. „Jack, warum hast Du es damals mit uns beiden schon nicht beendet? Was Du von Ennis erzählst, wenn es mich nicht direkt betreffen würde, würde ich neidisch werden. Eure Liebe ist eine Naturgewalt, so wie Du es beschreibst." Sie lachte verwundert auf. „Eigentlich müsste ich Dir böse sein und Dich hassen dafür, dass Du in den zehn Jahre unserer Ehe fremd gegangen bist und bei mir geblieben bist, obwohl Du mich nie geliebt hast. Das hast du doch nicht, oder Jack?"
Jack zögerte. „Jack? Ich will eine Antwort auf meine Fragen wissen. Hast Du mich je geliebt? Warum bist Du geblieben?"
„Lureen, ich schätze, ich habe Dich geliebt – aber ich habe Dich geliebt ... ich liebe Dich wie eine Schwester, nicht wie ein Mann eine Frau lieben sollte. Bis zu dem Wiedersehen mit Ennis war mir das nicht klar. Danach wusste ich es. Warum ich nicht gegangen bin? Nun, ich hatte Ennis damals gebeten, mit mir zu kommen, gemeinsam einen Ranchbetrieb aufzubauen – aber er wollte nicht. (verzweifelter Seufzer) Er hatte Angst vor den Männern mit den Eisenstangen. Und er hatte seine Kinder, seine Frau und er hat mir klar gemacht, dass ich eine Verantwortung Euch gegenüber habe. Bobby war gerade acht Monate alt. Ennis wollte seine Familie nicht verlassen – und ohne Ennis wollte ich kein neues Leben anfangen. Wir haben damals beschlossen, uns heimlich zu treffen, ein oder zwei Mal im Jahr. Und das ging so die ganzen – verdammten - letzten - beschissenen - zehn - Jahre!"
Jack stöhnte auf und ein trockenes Schluchzen kam aus seiner Kehle. „Lureen, es hat mich zerrissen. Ich habe Dich betrogen, wenn ich mit Ennis geschlafen habe, ich habe ihn betrogen, wenn ich mit Dir geschlafen habe. Ich lebte für die zwei oder drei Wochen im Jahr, wo wir uns gesehen haben und ich versuchte den Rest der Zeit zu überleben. Es ist mir kaum geglückt. Ich war ein lausiger Vater und ein schlechter Ehemann, Lureen. Es tut mir so leid, es tut mir so leid ..."
Jack konnte die Tränen jetzt nicht mehr zurück halten. Es war einfach zu viel. Die Erleichterung, Lureen endlich die Wahrheit sagen zu können, endlich über Ennis sprechen zu dürfen, die Erinnerung an die Qualen, der Druck, der in den letzten zehn Jahren auf ihm gelastet hatte, alles brach über ihm zusammen.
Lureen wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr ganzer Groll war im Laufe des Gesprächs zusammengeschmolzen. Sie war mitgenommen, von dem was Jack ihr erzählt hatte und sie konnte - ganz sachlich - feststellen, dass Jack durch die Hölle gegangen war. Und trotz der Tatsache, dass ihr Leben mit Jack nicht die Erfüllung ihres Traumes war, musste sie vor sich selbst zugeben, dass Jack ihr unendlich leid tat.
Sie seufzte leise auf. „Jack, Jack, es ist ok. Heul Dich aus." Sie lachte leise auf. „In meiner neuen Rolle als Deine ‚Schwester' wird ich auf meine alten Tage noch sentimental, wer hätte das gedacht ..."
Jack lachte unter Tränen auf. „Lureen, es tut mir leid. Es ist alles etwas viel. Zehn Jahre am Telefon aufzuarbeiten – nun das hab ich noch nie gemacht, aber ich nehme an, es war notwendig."
„Ja, das sehe ich auch so, Jack. Und ich bin Dir sehr dankbar für Deine Offenheit. Das bedeutet mir sehr viel. ... (kurze Pause) Jack, wie ist es dann weiter gegangen? Ich vermute, letzten Monat ist irgend etwas passiert, was mit der ganzen Geschichte zusammen hängt, oder?"
„Oh ja ..." Jack holte tief Luft und ernst und mit müder Stimme fuhr er fort: „Ich habe Mitte Mai von Ennis eine Postkarte bekommen. Auf der stand drauf ‚Bin geschieden!'. Ich habe gedacht, ich lese nicht richtig. Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht einmal, dass eine Scheidung im Raum stand. Abgesehen davon: wir haben nie telefoniert und uns nie geschrieben außer bei den paar Malen wo wir uns zu unseren Treffen verabredet haben. All die Jahre nie ein persönliches Wort, keine Nachricht zum Geburtstag und zu Weihnachten – und dann das ! Nun, ich hatte das so gedeutet, dass er ... also ... hm ... dass er mich sehen wollte und dass er endlich bereit war für ein gemeinsames Leben. Ich war so euphorisch, dass ich ohne zu überlegen ins Auto gesprungen und zu ihm gefahren bin. Wie sich herausstellte, waren zu dem Zeitpunkt seine Mädchen bei ihm und er war nicht gewillt, mir zehn Minuten seiner kostbaren verdammten Zeit zu widmen." Er stieß die letzten Worte mir so viel Verbitterung und Wut hervor, dass Lureen vor Schreck die Luft anhielt. „Oh mein Gott", dachte sie. „Wie konnte Ennis das nur tun? Wusste er denn nicht ..." Verwirrt hielt sie inne. „Jetzt fang ich schon an, für meinen Noch-Ehemann Partei zu ergreifen. Was ist bloß mit mir los?"
Jack unterbrach ihre Zwiesprache und fuhr fort: „Ennis hat mir damals unmissverständlich klar gemacht, dass er keine Zukunft mit mir sieht. Du weißt schon, seine Paranoia vor den Typen mit den Eisenstangen und der ganze Scheiß. Verdammt, er hat mir in dem Moment das Herz gebrochen, Lureen. Ich stand vor ihm und hab gespürt, wie ich innerlich in tausend Stücke zerfallen bin. Jede Hoffnung, jede Zukunft – wegradiert. Verstehst Du, solange er verheiratet war, konnte ich mit der Situation irgendwie umgehen. Frag mich nicht warum das so war. Aber mit dem Zeitpunkt seiner Scheidung gab es für ihn eigentlich keine Ausflüchte mehr – und dennoch lehnte er ab. Ich habe das persönlich genommen, ich habe angenommen, dass er mich einfach nicht so liebt wie ich ihn und dass ich auf seiner Prioritäten-Liste eben ziemlich weit unten stehe.
Ab da Lureen, war alles vorbei. Ich glaube, ich hatte so eine Art Nervenzusammenbruch oder so ähnlich. Fakt ist, ich hatte jede Lebenslust verloren und das Trinken schien mir die einzige Möglichkeit, den Schmerz zu betäuben." Jack holte tief Luft.
Müde fuhr er fort: „Ich weiß nicht, was den Ausschlag gegeben hat, ich weiß nicht, warum, aber vor drei Tagen haben wir uns wieder gesehen und er hat endlich ‚ja' gesagt, Lureen."
„Er hat ‚ja' gesagt? Heißt das, Ihr beiden werdet sozusagen ... hm ... eine Wohngemeinschaft gründen?", fragte sie.
Jack lachte leise. „Ich würde es eher als Lebensgemeinschaft bezeichnen – aber ja, das heißt es."
„Tja, dann bin ich Dir ja mit dem Scheidungswunsch zuvor gekommen. Ich nehme doch an, dass Du mir sonst in den nächsten Tagen den Vorschlag unterbreitet hättest, oder?"
„Ja, das hätte ich getan, Lureen", sagte Jack mit flacher Stimme.
Beide schwiegen eine Weile und hingen ihren Gedanken nach. Lureen war erleichtert, dass sie nun endlich die Wahrheit wusste, dass sie den Schatten einer mannstollen Überfrau nicht mehr fürchten musste und die Gewissheit, dass das Scheitern ihrer Ehe nicht ihre Schuld oder ihr Unvermögen war. Sie dachte pragmatisch-kaufmännisch, dass Angebot und Nachfrage in ihrem Fall einfach nicht übereingestimmt hatten. Das war traurig, denn sie mochte Jack und schätzte ihn sehr. Auf der anderen Seite war sie noch jung und an Angeboten mangelte es ihr nicht.
Jack fühlte sich, als sei ein tonnenschwerer Laster über ihn gefahren. Er war zu Tode erschöpft, sein Körper schmerzte und er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Er sehnte sich nach Ennis, der im Hotelzimmer auf ihn wartete, sehnte sich nach seiner Umarmung, seinem Trost und seiner Liebe wie ein Verdürstender in der Wüste.
Lureen und Jack seufzten beide gleichzeitig auf uns lachten leise. „Tja", sagte Lureen endlich. „Schätze, das war's dann wohl. Wohin wird es Dich ziehen, Jack?"
„Ich weiß es nicht. Ennis und ich haben uns darüber noch keine Gedanken gemacht. Das Land ist groß und wir müssen schauen, wo wir einigermaßen unbehelligt leben können."
„Jack, in Texas solltest Du in keinem Fall bleiben. L.D.'s Schatten wird Dich verfolgen und es gab Gerede. Texas ist für Euch nicht sicher – und Du hast eh nie hierher gepasst", fügte sie leise lachend hinzu.
„Schätze, da hast du Recht. Lureen, ich werde mich bei Dir melden, wenn ich meine neue Adresse habe. Ich würde Bobby dann gerne sehen, wenn ich darf."
„Jack, das habe ich Dir schon gesagt: mach Dir wegen Bobby keine Sorgen. Er ist und bleibt unser Sohn und wir sind erwachsene Leute. Wir werden uns schon einigen und ich werde Dir nie im Weg stehen."
„Lureen, ... ich habe das nicht verdient ... aber ich danke Dir von Herzen. Ich ...ich melde mich bei Dir, ok?" „Ok, Jack, mach's gut ! ... Pass auf dich auf", setzte sie flüsternd hinzu und legte auf.
Jack hängte den Hörer langsam in die Gabel und trat aus der Telefonzelle des Hotels. Wie betäubt ging er in Richtung Treppe, die Stimmen um ihn herum kaum wahrnehmend. In Trance fand er den Weg zum Zimmer, in dem Ennis auf ihn wartet. Er klopfte an die Tür. Wenige Sekunden später öffnete Ennis.
Seine braunen Augen blickten besorgt, seine Stirn gerunzelt. Sanft zog er Jack ins Zimmer, nahm ihn in den Arm. „Hallo Liebling", flüsterte er leise mit rauer Stimme. „Ich habe dich vermisst." Und Jack ergab sich seinen zärtlichen Händen, wissend, dass er endlich zu Hause angekommen war.
