Kapitel 5 und 6 sind da und angehängt.
Das Ende ist auch schon so gut wie fertig - fehlt nur noch eine passende, gute Auflösung der Geschichte :-)
Danke auch für die netten Reviews; es gibt mir wirklich Antrieb, die Geschichte fertig zu bekommen, da es ja doch ein paar Verirrte (verirrt - nicht verwirrt g) gibt, die sie lesen.
In einem der Labors traf das Team am nächsten Morgen zusammen.
„Ich könnte gute Nachrichten vertragen..." Horatio blickte sich um.
„Ich hab interessante, aber nicht unbedingt gute Nachrichten." begann Calleigh. „Der Handabstrich war negativ. Nichts was sie mit der Waffe in Verbindung bringen würde - keine Schmauchspuren, keine Rückstände, kein Plastiknachweis, kein Reinigungsmittel wie sie auch auf der Waffe waren."
„Das waren deine interessanten Nachrichten?" ätzte Speed.
„Nein, denn das Beste kommt noch. Erinnerst du dich noch an das Haar auf Polites Hemd?"
Horatio nickte. „Die nahe Verwandte." meinte er erwartungsvoll.
„Tja. Sidonie ist zwar eine nahe Verwandte von ihm, aber nicht die Verwandte, die wir suchen. Das sagt der DNA-Test – und ich habe es zweimal geprüft."
Horatio sah sich ungläubig die Auswertungen nochmals an.
„Sidonie war es also nicht?" überlegte Speed laut.
„Nicht unbedingt. Sie hat gesagt, sie hat ihn nicht umgebracht. Aber vielleicht kam sie ganz einfach zu spät."
„Also der eine nahe Verwandte kommt hin, erschießt ihn, kontrolliert ob er tot ist und hinterläßt dabei das Haar. Dann kommt Sidonie, hat auch vor ihn zu töten, findet ihn aber schon so vor und tobt sich daher nur kurz mit einem Messer aus." riet Speed weiter. „Klingt komisch, wenn ihr mich fragt."
„Und zwei Täter, die gemeinsame Sache machen? – Wie wäre es damit?"
Horatio schüttelte den Kopf. „Nicht mit einer Schußwaffe und einem Messer, das sind zwei gegensätzliche Waffen. Außerdem meinte ja Alexx, daß zwischen dem Schuß und den Stichverletzungen mindestens eine Stunde dazwischen lag. Eric – scheinen in den Akten über Polite oder Market andere weibliche Verwandte und vor allem Töchter auf?"
Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nichts! Was mich aber nicht wirklich wundert. Es war fast unmöglich, etwas über Market rauszukriegen. Wie er das mit einer Verurteilung geschafft hat, ist mir ein Rätsel."
„Das hat doch Sidonie schon gesagt – mit Beziehungen ist alles möglich." antwortete Calleigh.
„Die Frage ist doch: warum taucht Polite bei ihr auf und will Geld erpressen?" warf nun Speed ein.
„Vielleicht wurde ER erpreßt?" überlegte Calleigh.
„Aber warum wird dann er so schnell getötet?"
„Er konnte nicht zahlen? Oder er wollte nicht zahlen?"
„Oder er hat die falsche Person erpreßt?" mutmaßte nun Eric.
Horatio strich sich nachdenklich über den Kopf. „Wir haben einen Toten, der wirklich kein guter Junge war. – Auch wenn es mir um ihn nicht wirklich Leid tut, aber ungeklärt lassen wir das nicht. – Eric, du bleibst an Polite alias Market dran. Und beschaff uns die Akte von Sidonie von 1986 und 1992. Calleigh, was ist mit der Waffe? Irgendwoher muß die ja kommen. Lass sie nochmals durch die Datenbank laufen, Bundesweit diesmal. Vielleicht wurde sie schon mal verwendet. – Ich spreche nochmals mit Sidonie. Vielleicht weiß sie etwas zu der zweiten nahen Verwandten."
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Es war später Vormittag als Horatio vor Sidonies Appartementhaus ankam, diesmal ging er gleich zum Tanzsaal, der wie erwartet offen war. Statt Dana saß ein junges Mädchen in der Anmeldung.
„Sidonie ist noch nicht hier. Sie hat einen Kurs an der Miami Ballett-School, aber sie müßte in den nächsten 10 Minuten kommen." erklärte diese auf Horatios Nachfrage. Und genauso liebenswürdig naiv bot sie dem Detective an, die paar Minuten im Büro zu warten, während sie kurz eine Besorgung machen würde.
Horatio nütze die Gelegenheit und sah sich im Zimmer um. An den Wänden hingen viele Fotografien, alle offensichtlich von Schulaufführungen, und Zeichnungen aus Kinderhand, am Schreibtisch lagen offen verschiedene Papiere. Er blätterte gerade im Tischkalender eine Woche nach hinten, als Sidonie in der Türe stand und mit einem verzogenen Lächeln meinte „Das glaub ich nicht. Sagen Sie mir jetzt bloß nicht, daß Ann Sie hereingelassen hat."
Horatio nickte lediglich und musterte Sidonie, die mit einer Sporttasche in der Hand ziemlich abgekämpft vor ihm stand. Ihr Gesicht wirkte noch blasser als gestern.
„Doch, sie war so nett, mich hier warten zu lassen."
Sidonie seufzte und setzte die Tasche ab. „Verdrehen Sie meinen Helferinnen den Kopf oder was machen Sie nur mit ihnen? Gutes Personal ist offenbar wirklich schwer zu finden."
Horatio lächelte mit einem Male. „Das kann ich zum Glück über mein Team nicht sagen. - Sie sehen nicht gut aus. Haben Sie nicht geschlafen?"
„Kann sein." wich Sidonie aus.
„Schlechtes Gewissen?"
„Wie wäre es mit einfacher Schlaflosigkeit!" Sidonie setzte sich in einen der Besuchersessel an der Wand und zog sich ohne auf den Besucher Rücksicht zu nehmen die Schuhe aus.
„Was darf ich heute für Sie tun? Noch ein Verhör? Muß ich nochmals bei Ihnen vorbeikommen, um ein paar Höflichkeiten auszutauschen?" Sidonies Füße bewegten sich im Kreis, während sie in der Tasche nach anderen Schuhen suchte.
„Sidonie, haben Sie Geschwister? Oder besser: hat Ihr Vater noch andere Kinder?" kam Horatio ohne weiteren Smalltalk gleich zum Punkt.
Einen Moment war es still, Horatio merkte ihr Erstaunen, das nun nicht gespielt war. Kerzengerade saß sie mit einem male vor ihm.
„Nein." antwortete sie schließlich zögernd. „Nicht das ich wüßte."
„Überlegen Sie. Hat er einmal etwas erwähnt?"
„Sie glauben, daß ..." Sidonie beendete den Satz nicht, sondern stand auf und lief zum Fenster und zurück. „Ich weiß nicht. Vielleicht..."
„Sidonie, es ist wichtig." hakte er eindringlich nach.
„Da war ein Mädchen, Patricia, glaube ich, hieß sie. Sie muß etwas jünger sein als ich. 1992 war ich 16, also müßte sie ungefähr 3 Jahre jünger sein."
„Was wissen Sie noch?"
„Nichts oder nicht viel. Wir haben uns einmal gesehen. Aber ob sie nur so ein Mädchen war das er erwischt hat, oder ob sie seine Tochter ist, weiß ich nicht genau. Er hat nur sie nur einmal Mistblut genannt, das hat er auch sehr gerne zu mir gesagt."
Sidonie drehte sich um. „Ist sie nun also die neue Verdächtige?"
„Es ist lediglich eine Spur."
Sidonie seufzte nochmals. „Ich höre mich um, einverstanden? – Aber wehe Sie fragen mich jetzt über das Wo Wie und Wann. – Wenn ich etwas rauskriege, rufe ich Sie an. – Und wenn nicht, bleibe ich wohl auf Ihrer Abschußliste, oder?" fast seelenruhig sah sie den Ermittler an.
„Auch wenn Sie es nicht glauben. Wir wollen den Fall lösen und den richtigen Täter finden, und nicht den Fall bequem abschließen." entgegnete er ebenso gefaßt, nickte und ging.
