Disclaimer: siehe Kapitel 1


Kapitel 2: Kiliks Bitte

Mitsurugi lag auf dem Bett und starrte die Decke an. Nicht, dass die Holzdecke mit Eichenbalken ihn interessiert hätte. Er wollte einfach nur in Ruhe nachdenken und irgendwie beruhigte das ruhige Daliegen sein Gemüt. Er dachte an die gestrigen Ereignisse und an seine Reisen durch die Welt. Bilder zogen vor seinem inneren Auge vorbei und langsam dämmerte er weg.

Ein leises Knacken weckte Mitsurugi. Er öffnete die Augen – und rollte sich blitzschnell vom Bett. Keine Sekunde zu spät, denn von der Decke fiel ein Mann, maskiert und mit grauem Ninjaanzug. Sein Schwert bohrte sich in das ausgebeulte Kissen, auf dem Mitsurugis Kopf eben noch gelegen hatte. Mitsurugi sprang auf. Seine Augen suchten den Raum hektisch umherhüpfend nach seinem Katana ab, fanden es jedoch nicht. Mitsurugi knurrte. ‚Taki, du dusslige Kuh! Wo hast du mein Schwert?' Auch der andere Mann war wieder hochgekommen, im Gegensatz zu Mitsurugi aber mit einem Katana bewaffnet. Der Mann zischte bedrohlich und glitt langsam und vorsichtig heran. Hektisch suchte Mitsurugi nach einem Lösungsweg für sein Problem...

Um sich etwas Zeit zu verschaffen, griff er nach dem Stuhl und warf ihn nach dem Angreifer. Er spürte, dass sein Körper deutlich geschwächt war, doch Angst und Zorn ließen ihn ungeahnte Kräfte entwickeln. Der Stuhl riss den Angreifer von den Beinen und er fiel auf das Bett, das Schwert flog ihm aus der Hand. Mitsurugi nahm all seine Kraft zusammen und kippte das Bett mitsamt dem Ninja um, so dass der Angreifer davon niedergedrückt wurde. Mitsurugi holte tief Luft und überlegte, was er nun tun sollte. Er entschied sich zur Flucht, sprang über das Bett und eilte zur Tür. Doch noch bevor er sie erreichte, spürte er, wie ihm der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Unsanft fiel er auf den Bauch. Er drehte sich auf den Rücken und sah, wie der Ninja mühelos das Bett mit einer Hand weg wuchtete und mit der andren das Seil festhielt, dessen Ende, zur Schlinge geformt, an Mitsurugis Fuß hing. Der Ninja stand auf und zog mit beiden Händen an dem Seil. Mitsurugi versuchte, sich dagegen zu stemmen, doch gegen die unheimliche Macht des Ninjas kam er in seiner momentanen Verfassung nicht an. Unaufhörlich rutschte er dem Ninja entgegen. Plötzlich hörte das Ziehen auf und blitzschnell sprang der Ninja auf Mitsurugi, führte ihm ein Kunai an die Kehle. „Das ist also der mächtige Mitsurugi? Tut mir Leid, es ist nichts Persönliches. Jemand wünscht Ihren Tod!" Mitsurugi hörte auf, sich zu wehren. „Wer?", fragte er schwach. Der Ninja antwortete nicht, sondern holte wortlos zum Stich aus, hielt mit beiden Händen das Kunai über dem Kopf. Dann sausten die Arme herab...

In diesem Moment flog die Tür auf und Mitsurugi sah, wie ein Stab hereinschoss, über ihn hinweg, und die Klinge des Auftragmörders traf – und diese in den Bauch des Mörders trieb. Dieser betrachtete mit vom Schreck geweiteten Augen, wie sich die Kleidung um die Einstichstelle rot zu färben begann. Dann fiel der Mann rückwärts von Mitsurugi herunter, der sein Glück, zweimal an zwei Tagen gerettet zu werden, gar nicht begreifen konnte. Ein paar kräftige, schwielige Hände halfen ihm hoch. Mitsurugi blickte in das freundliche, junge Männergesicht Kiliks. Dieser grinste ihn dümmlich an. „Danke, Kilik. Gerade im rechten Moment, mein Freund!" Kilik nickte und wollte gerade den Gruß erwiedern, als Taki hinzutrat. „Was ist denn hier los?" Sie erkannte Kilik. „Hallo Taki... Schön, dich wiederzusehen. Also, das war so..."

Als Taki eingeweiht war, fuhr sie Mitsurugi an. „Du hast mich wirklich eine dusslige Kuh genannt, du undankbarer Flegel? Nach allem, was ich für dich getan habe?"

Kilik lachte. „Wie in alten Zeiten... Ihr benehmt euch immer noch wie Jungverliebte!"

Draußen flogen die Tauben auf, als zwei erhitzte Gemüter den verdutzten Kilik zusammenschrien...

Mitsurugi, Taki und Kilik saßen in der Gaststube des Gasthofes und aßen zu Mittag. Stille herrschte während des Essens. Kilik wirkte immer noch kleinlaut, Taki und Mitsurugi wichen sich aus. Schließlich erbarmte sich Taki und brach das Schweigen.

„Sag mal, Kilik. Warum bist du eigentlich nach Japan gekommen? Immerhin ist es von China ein ganz schöner Weg hierher..." Kiliks Züge entspannten sich etwas. Er schien erleichtert zu sein, endlich das Thema wechseln zu können. „Nun, ihr wisst doch sicher noch, wie wir gemeinsam Nightmare und Soul Edge besiegten? Das war vor zwei Jahren... Soul Edge verschwand und mit ihm Nightmare. Dadurch wurde Siegfried von Stauffen wieder er selbst. Er bereute seine Greueltaten und wir ließen ihn nach Hause ziehen. Seither erschien alles ruhig... Doch vor einem Monate erreichte mich eine Botschaft von Sophitia Alexandra aus Athen..."

Bei der Erwähnung des geliebten Namens zog sich Taki alles zusammen, sie ließ sich jedoch nichts anmerken. Kilik fuhr fort: „Sie erzählte, dass Siegfried die Ostrheinsburg verlassen habe und nach Athen gekommen sein und dass..." Taki unterbrach ihn heftig: „Was? Und was will er von Sophitia?" Kilik grinste. „Eifersüchtig? Ich dachte, du magst Siegfried nicht..." Taki wurde rot und verstummte. ‚Gut, dass Kilik den wahren Grund nicht kennt. Auf den Spott kann ich verzichten', dachte sie bei sich. Kilik ergriff wieder das Wort.

„Also, wie auch immer." Er kicherte erneut. Taki sah ihn warnend an und er riss sich zusammen. „Also, Siegfried kam nach Athen. Er behauptete, dass Nightmares Geist erneut in Europa wütete. Sophitia glaubte ihm natürlich zuerst nicht. Doch bald darauf wurde der Hephaistos-Tempel in Athen geschändet. Und man berichtete, dass es ein „Riese in azurfarbener Rüstung" gewesen sein soll, der ein „monströses Schwert" führe. Angeblich zog er in Richtung Asien. Also entschloss Sophitia, mich zu kontaktieren. Sie selbst wollte nachreisen..." Takis Herz schlug höher. Sophitia kam her? „Nun ja, Xianghua und ich glaubten auch erst, dass sie beide Gespenster sahen. Doch bald darauf wurde Xianghua von Echsenwesen entführt. Ich suchte sie, fand jedoch nur Nightmares Spur. War ja auch nicht sonderlich schwer zu übersehen. Man brauchte nur der Blutspur zu folgen. Nun, hier bin ich nun. Ich bitte euch inständig! Helft mir, Nightmare und die Echsenmenschen zu finden und Xianghua-chan zu retten..."

Mitsurugi und Taki waren geschockt. Doch aus unterschiedlichen Gründen...

Mitsurugi: ‚Echsenmenschen? Also doch! Du bist es Nightmare. Und deine alten Helfershelfer hast du auch wieder mitgebracht...'

Taki: ‚Sophitia kommt hierher?'

Kilik sah sich um. Seit er und seine neuen Reisegefährten in aller Frühe aufgebrochen waren, hatten sie kaum gesprochen. „Sagt mal", fragte er sie, „warum habt ihr gestern so geschockt gewirkt, als ihr zugestimmt habt, mitzukommen?" Taki und der Samurai murmelten etwas Unverständliches. Kilik grinste. Zumindest bei Taki konnte er es sich denken. Es war doch für jeden in der alten Gruppe von Freunden offensichtlich gewesen – Siegfried, der in Sophitia verschossen war, und Mitsurugi, der Taki mochte, ausgeschlossen – , dass Taki Sophitia liebte... Naja, eventuell wusste Sophitia auch nichts. Sie war, was Gefühle anging, manchmal zu naiv. Xianghua war da anders, sie war spitzfindig und hatte ein gutes Gespür für die Gefühle anderer Leute. In Gedanken versunken lief er weiter und achtete nicht weiter auf den Weg, dachte an Xianghua. Er rief ihr schönes Gesicht vor seinem inneren Auge ab und dachte an die gemeinsame Zeit im Haus ihrer Eltern, die ihn schon beinahe als Schwiegersohn akzeptiert hatten, obwohl Xianghua und er noch keine konkreten Pläne hatten. Er sah Xianghua mit ihm sprechen und es war, als könnte er wirklich hören, was sie sagte. Es verwunderte ihn nur, dass sie mit Takis Stimme sprach. Sie rief: „Kilik, pass auf!"

Kilik wurde unsanft aus seinem Tagtraum gerissen, als man ihm einen griechischen Rundschild gegen die Stirn schlug. Noch im Fallen riss er seinen Kampfstab vom Rücken und fluchte. Taki hatte ihn warnen wollen und er hatte nur geträumt...

Taki sah, wie Kilik von dem Echsenmenschen, der plötzlich von einem Baum auf den Weg gesprungen war, zu Boden geschmettert wurde. Sie zog ihre Kunais, Rekki-Maru und Mekki-Maru, und stürmte auf den Echsenmann, der neben dem Schild noch ein Kurzschwert trug, zu. Auch Mitsurugi hatte sein Schwert gezogen, hielt sich jedoch in gewissem Abstand, da er immer noch angeschlagen war. Kilik lag derweil nicht mehr auf dem Boden, sondern war aufgesprungen und hatte den Kampf aufgenommen. Taki hielt an und sah, wie Kilik der Echse den Stab zwischen die Beine trieb und diese auseinander schlug. Mit dem langen Stab gelang es Kilik, die Echse auf Distanz zu halten. Doch die Deckung der Echse war gut und mit dem langen, dicken Schwanz konnte sie auch noch so harte Stöße ausbalancieren. Sie zischte und man konnte die gespaltene Zunge zwischen den Zahnreihen des waranähnlichen Kopfes sehen. Taki schlich sich langsam um die Echse herum und bedeutete Kilik, den Gegner am Platz zu halten und ihn dort festzunageln. Er nickte nur unmerklich, als Zeichen, dass er verstanden hatte. Mit seinem Stab hieb er den Kopf der Echse hin und her, so, als würde man ein kleines Kind ohrfeigen. Taki schoss vor und stach der Echse die Kunais in die Schultergelenke. Diese ließ Waffe und Schild fallen und ergab sich. Taki trat ihr die Beine weg und warf sie zu Boden. Dann hielt sie der Kreatur die Klingen an den Hals. Drohend fragte sie: „Wenn du kooperierst, kannst du weiterleben. Hast du verstanden?" Die Echse nickte. „Also, wo ist Xianghua?" Die Echse blickte sie verständnislos an. Taki rollte mit den Augen. „Also noch mal: Wo ist das chinesische Mädchen? Und glaub mir, ich mein es ernst!"

Die Echse erzählte es den Kameraden. Taki nahm nach dem Verhör die Waffe, zerbrach sie und ließ die Echse dann laufen. Kilik nickte grimmig. „Auf geht's! Retten wir Xianghua!"


Ende Kapitel 2.

Ich hoffe, dass es euch gefallen hat. Mir machts immer mehr Spaß und ich hab Kapitel 3 schon angefangen (knapp bei der Hälfte). Es geht also bald weiter...