Disclaimer: siehe Kapitel 1
Kapitel 3: Befreiung aus Gefangenschaft (1)
Xianghua wachte in einem düsteren, feuchten Verlies wieder auf. Ihr Schädel dröhnte und als sie ins Licht blickte, dass durch ein vergittertes Loch in der Decke fiel, schmerzte ihr Kopf furchtbar. Sie schloss die Augen wieder, bis der Schmerz abgeklungen war. Dann sah sie sich in ihrem Kerker erneut um. Sie befand sich in einem in Fels gehauenen Verlies, dass etwa quadratisch war. Die Wände waren zu glatt geschlagen, um zu dem Loch in der Decke zu klettern. Deshalb trug sie wohl auch keine Fesseln. Auf dem Boden lag ein Topf mit Essensresten, daneben stand ein Krug mit Wasser. Auf der anderen Raumseite war eine mit Eisenstangen beschlagene Eichentür. Und unter dieser Tür lag, zusammengekauert, eine Gestalt.
Xianghua kroch auf allen Vieren zu der Person hinüber und betrachtete diese. Sie trug einen wunderschönen Kimono, hatte ihre Haare hoch zu einer Geishafrisur zusammengesteckt. Ihr Gesicht war verdeckt, da sie zur Wand gedreht war. Xianghua griff an ihre Schulter und drehte sie um. Entsetzt fuhr sie zurück: Das Gesicht der jungen Frau, dass bestimmt wunderschön sein musste, war von geronnenem Blut bedeckt, sie hatte blaue Flecken im Gesicht und ihr linker Wangenknochen war verdächtig stark angeschwollen. Das braune Haar war verklebt von Blut. In ihren Armen, die sie um ihren Körper geschlungen hatte, hielt sie einen Schirm. Xianghua kroch zum Krug mit kristallklarem, kaltem Wasser zurück und nahm ihr Stofftaschentuch hervor. Sie feuchtete es an und kroch dann zu der geschundenen Frau zurück. Sorgfältig wischte sie der Frau das Blut vom Gesicht und begann, es zu säubern. Als sie fertig war, betrachtete sie ihr Werk. Erstaunt stellte sie fest, dass die Frau, die in der Tat sehr gut aussah und nach aller Wahrscheinlichkeit Japanerin war, die Augen geöffnet hatte und sie erwartungsvoll ansah. Xianghua errötete. „Wie... wie lange... sind Sie schon wach?" Die Frau lächelte. „Schon die ganze Zeit. Ich wollte erstmal wissen, wie du zu mir stehst. Danke für deine Fürsorglichkeit." Die Frau setzte sich auf und blickte Xianghua direkt ins Gesicht. „Wie heißt du eigentlich? Mein Name ist Setsuka..." „Xianghua. Sag mal, wer hat dich so zugerichtet?" Setsukas Miene verfinsterte sich. „Deinem Kleid nach zu urteilen kommst du aus China, oder? Dann hast du sicher schon von den Massakern des Azur-Ritters gehört." Xianghua unterbrach sie. „Du meinst Nightmare?" Setsuka schien erstaunt. „Du kennst ihn? Man sagt, nur Wenige hätten ein Treffen mit ihm überlebt. Sag bloß, du warst dabei, als Soul Edge zerstört wurde... Ich habe schon so viele Geschichten davon gehört..."
Xianghua lächelte. „Ja. Ich war dabei. Ich habe geholfen bei der Vernichtung Nightmares. Als mich diese Echsenmenschen gefangen nahmen und entführten, befürchtete ich schon, dass der Spuk noch nicht ganz vorbei war... Hat Nightmare dich so zugerichtet? Ich dachte, er tötet alles, was er findet, um Seelen für sein Schwert zu bekommen..." Setsuka grinste und Xianghua sah sie fragend an. „Nightmare hat nicht nur diese Echsen als Diener. Er benutzt auch eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, als Gefolgsmann. Ihr Name ist Tira. Sie ist ein sadistisches Biest und kennt keine Gnade. Nur an mir scheint sie Gefallen gefunden zu haben, die kaltherzige kleine Schlampe. Allein, wie sie sich so kleidet... Kein Juwelier legt seine besten Stücke in die Auslage und auch ihre Farbwahl... Lila Haare, stell dir das mal vor. Sie ist einfach zu schrill..."
Die beiden verstummten, schwiegen sich an. Schließlich ergriff Setsuka wieder das Wort. „Woran denkst du? Ausbruch? Vergiss es... Hat keinen Sinn! Schau dir doch mal alle Wände an." Xianghua schüttelte den Kopf. „Nein, dass ist es nicht. Ich denke an meine Freunde. Und an Kilik. Sicher kommt er und holt uns hier raus. Vertrau mir, ich kenne ihn..." Verträumt sah Xianghua nach draußen auf den blauen Himmel. „Ist er dein Freund? Ist er ein guter Mann?" Xianghua nickte. Setsuka fuhr fort. „Sicher sieht er gut aus. Bei einer so gut aussehenden Frau..." Erneut errötete die junge Chinesin. „Vielen... Dank. Naja, er sieht wirklich gut aus. Ich liebe ihn sehr. Aber nur, falls du vorhast zu fragen: Wir haben noch keine Heiratspläne." Setsuka lächelte. „Nun, wenn ihr euch liebt, dann wird das schon noch kommen."
Xianghua spürte, dass die Japanerin weitersprechen wollte, doch diese legte ihr die Finger auf den Mund und bedeutete ihr, ruhig zu sein. „Halt dich ruhig. Egal was passiert. Verstanden?", flüsterte Setsuka ihrer neu gewonnen Freundin zu. Xianghua nickte. Dann hörte sie zwei Stimmen. Und sie kamen schnell näher. Bald konnte man Einzelheiten verstehen. Die eine Stimme war eine klare, helle Frauenstimme. Sie wirkte mädchenhaft und hatte, obwohl sie spielerisch wirkte, etwas Kaltes in sich. Bei der anderen Stimme zog sich Xianghua vor Anspannung alles zusammen: Ohne jeden Zweifel handelte es sich um Nightmare!
Taki stieß Kilik an und bedeutete ihm, ruhig zu sein. Sie befanden sich in einem alten, verlassenen Shintoschrein, der am Fuß einer großen Felsformation auf einer Waldlichtung war. „Kilik, Heishiro. Ich kenne mich, was Geheimgänge angeht, besser aus als ihr. Geht also in den Tempel und bereitet euch auf eine hektische Abreise vor..." Taki wollte schon weiter in die Tempelanlage vordringen, als Kilik sie am Arm festhielt. „Was ist mit uns? Du erwartest doch wohl nicht, dass wir hier bleiben und tatenlos zusehen!" Er starrte Taki ungläubig an. Diese antwortete unwirsch: „Mitsurugi ist angeschlagen und du hast mit deinem langen Kampfstab in engen Gängen kaum eine Chance... Ich bin allein sicherer als mit zwei Klötzen am Bein..."
Kilik kontrollierte sein Temperament mit Mühe. „Woher willst du überhaupt wissen, dass Nightmare sich in den Felshöhlen aufhält? Und überhaupt: Woher weißt du von den Geheimgängen?" Taki wollte gerade etwas erwiedern, als Mitsurugi sich einschaltete. „Kilik! Reiss dich zusammen! Glaubst du, Taki wüsste nicht, was sie zu tun hat? Sie hat mehr Erfahrung als wir in solchen Angelegenheiten. Sie hat als Ninja schon oft Geheimgänge untersucht. Man könnte den Eindruck bekommen, dass die für Ninjas gemacht wurden..." Die Mahnung des erfahrenen Kämpfers beruhigte Kiliks Gemüt. „Entschuldige, Taki. Ich wollte deine Erfahrung nicht in Frage stellen... Ich mache mir nur große Sorgen." Taki legte ihm die Hand auf die Schulter. Aus ihren großen, braunen Augen sah sie ihn an. „Weiß ich doch! Mach dir keine Sorgen. Ich schaff das schon." Dann drehte sie sich um und marschierte tief in die Tempelanlage.
Kilik und Mitsurugi begaben sich in ein verlassenes Gebäude und setzten sich. Sie stellten sich auf eine große Wartepause ein...
Taki befand sich in einem kleinen Schuppen am anderen Ende der Tempelanlage. Es war dunkel in dem Gebäude und nur durch die Tür fiel etwas Licht. Doch Taki ging mit schlafwandlerischer Sicherheit zu einer Stelle am Boden, fegte das Stroh weg und brachte eine Falltür zum Vorschein. Sie grinste. Es war schon praktisch, dass das hier einmal das Versteck ihres Clans gewesen war... Sie öffnete die Tür des alten Notausgangs und stieg eine Leiter hinunter, tief in den Fels hinab...
Kilik hatte immer noch schlechte Laune. Mitsurugi saß ihm gegenüber und hatte sein Schwert quer über seinen Schoss gelegt. Sie saßen im Eingangsgebäude des Tempels und warteten auf Takis Rückkehr. Schließlich ergriff Kilik die Initiative. „Glaubst du, dass Taki das ehrlich allein schafft?" Mitsurugi nickte. Nach einiger Zeit sprach er Kilik an: „Sag mal, kannst du mich wecken, wenn was passiert? Danke..." Ohne eine Antwort abzuwarten, legte sich Mitsurugi auf die Seite, stellte seinen Rucksack als Kopfkissen auf und schloss die Augen.
‚Na klasse! Der lässt mich auch allein...', dachte sich Kilik.
So, was war Kapitel 3. Das vierte ist schon geschrieben (auf Papier während der Schule). Ich poste es bald...G
