Disclaimer: siehe Kapitel 1
Kapitel 5: Die undankbare Schneeblüte
Kilik hörte Schritte von mehreren Menschen aus der Richtung des Haupttempels kommen. Obwohl er Taki und Xianghua unter ihnen vermutete und deswegen keine allzu große Gefahr vermutete, weckte er Mitsurugi. „Hey, Mitsurugi. Da kommt jemand."
Der Angesprochene war sofort hellwach. Die beiden spähten aus einem Fenster. Als sie Taki, Xianghua und eine ihnen unbekannte Person sahen, verließen sie das Gebäude. Kilik rannte sofort auf Xianghua zu und umarmte sie. Wortlos hielten sie sich fest. Taki stand daneben und lächelte verständnisvoll, obgleich auch ein bißchen verschmitzt. Mitsurugi war im Eingang des Gebäudes stehen geblieben. Der unverhohlene Hass, der ihm aus den Augen der Frau mit Kimono und Schirm entgegenschlug, lähmte ihn. Verzweifelt suchte er nach einer Erklärung...
Setsukas Blut pulsierte so heftig in ihrem Kopf, dass es beinahe schon weh tat. Endlich, nach so langer Zeit des Suchens hatte sie den Mann gefunden, der ihr Leben aus allen Fugen hatte brechen lassen, dem sie es zu verdanken hatte, dem grausamen Pfad der Rache folgen zu müssen! Mörder... Mörder! Mörder! „Mörder!", schrie sie den Samurai an. Sie rannte los, vergaß alles um sich herum. Noch im Laufen öffnete sie den Schirm, zog die Klinge blitzschnell aus dem Stiel und warf den Schirm dem Samurai entgegen. „Mörder!", schrie sie erneut. Dann prallte ihre Klinge gegen seine. Der Schirm fiel neben ihnen zu Boden, aus der Luft getreten. Während sie versuchte, dass Iyu von seiner Klinge zu lösen, sah sie die Fragen in seinen Augen. Dieser Krieger war gut. Nur wenigen Menschen, die sie bisher töten musste, waren so gut und schnell genug gewesen, sich gegen die Batto-Jutsu-Technik ihres Meisters, dass schnelle Ziehen einer Klinge, verteidigen zu können. Setsuka sprang einen Schritt zurück...
Mitsurugi sah, wie die Frau zurückwich. Hinter ihr sah er die angespannten und verwirrten Gesichter seiner Freunde, ohne sie jedoch richtig wahrzunehmen. Fragen und der Schock, den die Anschuldigung ausgelöst hatte, schossen in seinem Kopf umher, so dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Was meinte die Frau nur? Mitsurugi konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, jemals einen Menschen unehrenhaft und gegen die Regeln des Bushido getötet zu haben. Die Frau hatte inzwischen begonnen, ihn zu umkreisen und nun umkreisten sie sich gegenseitig, ohne jedoch wirklich einen Angriff zu starten. Jeder wartete darauf, dass der andere den ersten Schritt machte. Plötzlich fing die Frau an, zu sprechen: „Mörder, hast du es etwa schon vergessen? Den Tag vor zwei Jahren, als du in der Stadt, die man heute Kyoto nennt, einen alten, liebevollen Mann ermordet hast?" Mitsurugi schüttelte den Kopf. Mit rauher Stimme verneinte er. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst." „Lügner!", schallte es ihm entgegen. „Du hast meinen Ziehvater, meinen Lehrmeister, einen Mann, der mir mehr als alles Andere bedeutet hat, ermordet. Du hast Kensuke Fujibayasji umgebracht!"
Mitsurugis Gesichtsausdruck formte sich innerhalb von Sekunden von Entsetzen über Erkenntnis zu einem schwachen Grinsen. „Unsinn, dass ist doch..." Die Frau ließ ihn nicht ausreden: „DU WAGST ES?", donnerte sie. Mit einer Kraft, die Mitsurugi vorher noch nicht bei einer Frau erlebt hatte, sprang sie auf ihn ein.
Mitsurugi nutzte ihre Kraft und ihren Schwung: Er wich zur Seite aus und rammte ihr den Ellenbogen auf den Hinterkopf. Die Frau sackte zusammen. Mitsurugi sah sie sich an und war froh, dass Taki, Kilik und Xianghua hinter ihm standen, so dass sie seine feuchten Augen nicht sehen konnten. Er steckte sein Schwert in die Scheide und beugte sich herab. Er legte der Frau die Hand auf die Wange. „Setsuka... Ich bin kein Mörder. Ich habe deinen Vater genauso geliebt wie du..."
(Okay, kurzes Kapitel, ich weiß. Und wenn ihr euch wundert, warum Mitsurugi Setsukas Namen schon kannte... Die Erklärung folgt... im nächsten Kapitel, dass schon zur Hälfte in meinem Kopf ist).
