Disclaimer: siehe Prolog


Kapitel 4 – Der HALO-Sprung und Beginn der Operation

Die Motoren heulten auf. Snake saß immer noch in derselben Haltung, seit Yuki den Raum verlassen hatte. Er sann immer noch über ihr Verhalten nach. Warum war sie nur so traurig gewesen? Seine Gedanken waren wie weggeblasen, als die Stimme – lauter als sonst – durch den Lautsprecher einen Befehl brüllte.

"Eine Minute bis zum Sprung. Außendruck normal. Alles in Ordnung. Aufstehen!"

Snake folgte der Anweisung. Langsam stand er auf. Der Wind bließ hart gegen seinen Körper und er hatte seine Schwierigkeiten mit dem Stehen in dieser Position. Durch die Druckmaske konnte er den Himmel sehen. Die Sonne schien hell.

"Noch 30 Sekunden. Gehen Sie zum Heck!"

Snake kämpfte sich zum Heck. Der Wind bließ sogar noch stärker und er fühlte das Ziehen und Reissen. Als er die Kante erreichte, sah er nach unten... und erzitterte. Das war in der Tat eine ganz schöne Höhe! Er hatte keine Angst, aber Adrenalin puslierte durch seine Adern, die Anspannung war fühlbar. Die Stimme durch den Codec spannte Snake zusätzlich an.

"10 Sekunden bis zum Absprung. Weitermachen mit Countdown. 5...4...3...2...1... Spread your wings and fly. God be with you!"

Bei den letzten Worten breitete Snake seine Arme aus und ließ sich einfach fallen. Gerade in dem Moment, als er den Bodenkontakt verlor, drückte er sich nochmals vorwärts. Der Wind erwischte ihn mit voller Kraft und er wedelte mit den Armen, um den Sturz zu kontrollieren. Er hatte keine Chance. Unkontrolliert fiel er nach unten. Snake entschied sich für Taktikänderung. Mit einigen Rollen in der Luft erhielt er die Kontrolle zurück und breitete seine „Flügel" aus. Diesmal funktionierte es. Snake erhielt endlich wieder die Kontrolle und er konnte zum ersten Mal den Dschungel etwa 5 Kilometer unter ihm betrachten. Die Fallgeschwindigkeit war unglaublich. Nur einige Sekunden später öffnete er den Fallschirm. Der Ruck ging durch seinen ganzen Körper. Der stechende Schmerz folgte, aber verblich bald. Das Adrenalin vernebelte Snakes Sicht für eine Sekunde. Er musste einfach schreien. Er fühlte sich großartig – als könnte ihn Nichts aufhalten. In diesem Moment konnte er Menschen verstehen, die adrenalinsüchtig waren. Aber er war ein Profi und so kontrollierte er seine Gefühle schnell und überwachte die Gegend unter ihm. Die Landezone schien frei zu sein, er sah keine Anzeichen von feindlichen Außenposten oder Patrouillen. Aber komplett sicher konnte er sich nicht sein: Alles war grün und es war schwierig, Unterschiede auszumachen. Er schätzte, dass er noch ungefähr 500 Fuß zu schweben hatte. Nur Sekunden später schlug er durchs Geäst der ersten Bäume.

'Der Fallschirm!' Der Gedanke schoss durch Snakes Kopf. Mit seinem Kampfmesser schnitt er die Seile durch und sprang nach unten. Während des Freifalls blickte er nach oben und sah, wie der Fallschirm sich in einem der Bäume verfing.

'Das war knapp... Einen Moment später, und ich wär erhängt!' Snake grinste und seufzte. Dann schlug er auf dem Boden auf. Der Aufschlag war härter als er erwartet hatte und er fürchtete um seine Knochen. Aber er hatte Glück: Obwohl sein ganzer Körper schmerzte, fühlte er, dass keiner seiner Knochen gebrochen war.

'Danke, Lady Luck! stehender Begriff im Englischen' Er sah wieder auf. Es war ein ganz schöner Fall gewesen. Ungefähr fünf Meter waren es gewesen. Er griff auf seinen Rücken, suchte nach seinem Rucksack. Es war nicht da! Er drehte sich herum und seufzte erleichtert auf. Ungefähr einen Meter von ihm weg lag es auf dem Boden. Er holte es und zog eine Landkarte heraus. Er studierte sie eingehend und kontaktierte anschließend Yuki und Otacon.

"Hier ist Snake. Hört ihr mich?"

"Laut und deutlich, Snake!"Es war Otacon.

"Ich habs bis zum Boden geschafft. Keine Wachen im Gebiet.", berichtete Snake.

Yukis Stimme erreichte Snake. "Großartig. Also, die erste Hürde wäre genommen. Kontaktieren Sie uns, wenn irgendwas passiert. Nun begeben Sie sich zur Fabrik im Norden. Sie sollte verlassen sein, also das bedeutet keine Wachposten in Ihrem Weg, Snake. Kontaktieren Sie uns, wenn sie die Fabrik erreicht haben. Und – töten Sie keine Soldaten, falls welche im Gebiet sein sollten!"

"Yeah, Snake! Kein Feuerwerk, bitte. Denk dran, das ist ein Schleicheinsatz!" Otacon klang ernsthaft besorgt. Snake versuchte, kühl zu bleiben.

"Ich kenn die Einsatzparameter, Otacon. Mach dir keine Sorgen. Daran bin ich gewöhnt."

Yuki kam erneut herein. "Snake, bitte denken Sie daran, dass Sie nun Teil von Philantropy sind, anerkannt von der UN. Deshalb, verhalten Sie sich verantworungsvoll. Keiner darf von unserer Verwicklung erfahren. Nun, beginnen Sie die Mission. Ihr erstes Einsatzziel ist es, Ocelot zu lokalisieren. Er muss hier irgendwo in der Gegend sein. Aber es wird schwierig werden. Die Gegend ist weitläufig. Die größte Chance sollte die alte Fabrik bieten, dann der alte Außenposten und letztendlich die Forschungseinrichtungen. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie Probleme haben. Nun beginnen Sie den Einsatz!"

"Roger. Snake over and out."

Snake beendete das Gespräch und stand auf. Er suchte in seinem Rucksack die Betäubungspistole, eine M9 Beretta mit Schalldämpfer. Ein Kopfschuss würde jede Wache ausschalten. Er nahm zudem sein Kampfmesser in die andere Hand. Er erinnerte sich an Teile seines Trainings bei FOX. Die Basics von CQC waren Pistole uns Messer. Mit einem in jeder Hand konnte er schnell reagieren und zudem zwischen Fern- und Nahkampfwaffen wie Messern und Fäusten wechseln. Snake bereitete sich innerlich vor. Mehr zu sich selbst sagte er: "Beginne mit der Operation!"

Er begab sich in den Dschungel.