Authors Note: Dritter und letzter Teil. Ich hoffe niemand stört es, dass es etwas länger wurde...
frl-smilla, ich habe überlegt, ob ich noch mit reinarbeite, wieso Mac mitging. Es war sehr schön zu lesen, dass jemand sich darüber Gedanken macht. Aber ich habe beschlossen die Geschichte, bis auf kleiner Überarbeitungen, so zu lassen, wie ich sie zuerst geschrieben hatte. Allgemein würde ich einfach sagen, dass es immer Mal wohl Dinge gibt, bei denen man einfach was ungewöhnliches tut ohne selber zu wissen wieso. Ich denke, bei Mac war es einfach so eine Sache: Ihm war danach mal mit Stella was trinken zu gehen.
Viel Spaß beim Lesen!
Ein blinder Griff nach dem Lichtschalter und schon wurde es hell.
„Mach es dir bequem." forderte sie Mac auf, während sie auf ihr Sofa zeigte und dann auch schon ihre Jacke auszog und auf den Kleiderständer hängte. Bei ihren nächsten Schritten befreite sie sich erst einmal von ihren Schuhen, die sie achtlos stehen ließ. Immerhin war sie hier zu Hause, wenn hier jemand Unordnung machen durfte, dann sie. Während Mac die Tür schloss verschwand Stella in ihrem Schlafzimmer.
Mac Taylor ging zu dem Sofa auf das Stella gedeutet hatte. Kurz flammte die Erinnerung an eine Szene in seinem Büro auf: Stella, in einem schönen Kleid, die ihm seine Krawatte erst lockerte und dann abnahm bevor er selber zu einer Verabredung ging. Automatisch griff er nach dem Krawattenknoten und lockerte ihn, bevor er die Krawatte über seinen Kopf streifte und dann über die Rückenlehne des Sofas legte.
Was hatte Stella damals noch mal gesagt? Irgendwas davon, dass er mal lockerer sein sollte. Mac zog sein Jackett aus und legte es neben die Krawatte, bevor er den obersten Knopf seines Hemdes öffnete und sich auf das Sofa sinken ließ. Er hatte es sich gerade wirklich bequem gemacht, als Stella auch schon wieder auftauchte. Sie hatte ihre doch relativ förmliche Bürokleidung gegen lockere Freizeitkleidung eingetauscht und lief jetzt barfuss durch ihre Wohnung.
„Was kann ich dir denn anbieten? Kaffee, Espresso, oder doch lieber was anderes?" fragte sie Mac, während sie sich auch schon auf den Weg zu ihrer Küchenzeile machte um etwas zu trinken zu holen.
„Wasser wäre schön…" beantwortete Mac ihre Frage. Der Alkohol hatte ihn doch etwas dehydriert und so hatte er einen ziemlichen Durst. Mac beobachtete Stella, wie sie mit geübten und routinierten Handgriffen erst Gläser aus dem Schrank und dann eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank nahm.
„Mit Kohlensäure ist doch okay?" fragte sie, obwohl es eigentlich völlig überflüssig war. Sie kannte Mac so lange, dass sie wusste, dass er, ebenso wie sie, der Meinung war, dass man gleich Leitungswasser trinken konnte, wenn man keine Kohlensäure in seinem Wasser wollte. Und das Leitungswasser von New York war noch nicht mal eines der schlechtesten von seinem Geschmack her. Sie stellte die beiden Gläser auf den niedrigen Couchtisch vor dem Sofa und schraubte die Flasche auf um sich und Mac einzuschenken. Erst jetzt bemerkte sie, dass Macs Blick die ganze Zeit gerade zu an ihr klebte. Trotzdem füllte sie erst die Gläser, verschloss die Flasche wieder und setzte sich neben Mac, bevor sie fragte: „Ist was?"
Ihr Glas in Händen halten nahm sie den ersten Schluck während Mac sich nach vorne beugte um sein Glas zu ergreifen. Und so, als würde er Stella zum ersten Mal sehen, vielleicht auch, weil der Alkohol aus ihm sprach fragte er: „Weißt du eigentlich, wie hübsch du bist?"
Stella glaubte erst sich verhört zu haben, dann hatte sie das Gefühl, als wäre das Wasser ihr in den falschen Hals geraten und würde nun, anstatt die Speiseröhre hinunterzulaufen langsam in ihre Lungen fließen. Sie hustete leicht, nur um dann festzustellen, dass sie falsch gelegen hatte. Stattdessen schien die Kohlensäure in ihrem Bauch dort munter weiterzublubbern. Doch Mac sah sie weiter unverwandt an, sie konnte seinen Blick geradezu auf sich spüren, so stechend erschien er. Aber gleichzeitig war in den Augen eine Sanftheit, die sie bei Mac bisher nur selten gesehen hatte. Es war komisch nach so vielen Jahren von ihm in dieser Art und Weise angesehen zu werden, aber zur selben Zeit fühlte es sich gut und richtig an.
„Danke." sagte sie leise, fast schon verlegen. Es war gar nicht ihre Art, dafür hatte sie viel zu viel Temperament. Sie versuchte sich etwas zu entspannen und zog ihre Beine hoch auf das Sofa um sie unter sich zu verschlingen, mehr wie ein Teenager als wie einer erwachsene, gestandene Frau. Es erschien ihr gerade unmöglich irgendetwas zu sagen. Verzweifelt suchte sie nach einem möglichst neutralen Thema, aber es wollte ihr partout nichts einfallen. Die einzigen Gesprächsthemen, die ihr in den Kopf kamen drehten sich um Mac, oder um seine verstorbene Frau Claire, oder darüber, ob mehr hinter dem kleinen, versteckten Kompliment steckte. Sie war so in ihre Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkte, dass Mac sich vorgelehnt hatte, um ihr eine Strähne ihres gewellten, braunen Haares aus dem Gesicht zu streichen. Deshalb erschrak sie als seine Fingerspitzen ganz leicht ihre Haut berührten.
Dann war die Haarsträhne, die in ihrem Gesichtsfeld hing, verschwunden. Ihr war es schon gar nicht mehr richtig aufgefallen. Sie trug seit ewigen Zeiten lange Haare, und meistens offen, so dass es fast schon normal war, dass eine Strähne ihrer Lockenpracht sich nicht bändigen ließ und über ihr Gesicht hing. Es störte Stella auch nicht weiter. Aber was sie doch etwas irritierte war die Tatsache, dass Mac seine Hand nicht zurückzog, sondern sie jetzt sanft in ihrem Nacken ruhte. Und er selber zog sich auch nicht zurück. War er etwas dichter an sie herangerutscht, um die Haarsträhne zu entfernen, so blieb er dort. Sein Gesicht war für Stella gerade zu beängstigend nahe an ihrem.
Mac wusste selber nicht, was mit ihm los war. Erst recht nicht, als er sich noch etwas weiter nach vorn lehnte, gleichzeitig Stellas Kopf etwas zu sich hinzog und seine Augen schloss. Erst als er ihre Lippen auf seinen spürte, weich und warm, wurde ihm klar, wohin das ganze gerade führte. Aber zum ersten Mal seit sehr langer Zeit gab es sich einfach seinem Instinkt hin und ließ das geschehen, was offensichtlich geschehen sollte: Er küsste Stella Bonasera, seine Kollegin und langjährige Freundin, die Frau, die er so lange von sich fern gehalten hatte. Der Alkohol vertrieb jeden Gedanken an morgen, daran, dass sich etwas zwischen ihnen ändern könnte, daran, dass dies alles ihre Arbeit beeinflussen könnte, daran, dass es mehr sein könnte. Mac merkte nur, dass sein Körper sich nach Berührung sehnte.
Und Stella zog sich nicht vor ihm zurück, so wie er es vor ihr so oft getan hatte. Sie hielt den leichten Kontakt ihrer Lippen aufrecht, bevor sie den Druck ihrer Lippen auf seine etwas intensivierte. Sie hatte sich schon so lange gewünscht, dass zwischen ihr und Mac etwas passieren würde, aber nie hatte sie sich getraut den ersten Schritt zu machen. Es war total untypisch, aber ihre Angst vor Zurückweisung war zu groß, als dass sie sich getraut hätte ihn von sich aus zu küssen, zumindest nicht in dieser Art. Aber so war jetzt er derjenige gewesen, der den ersten Schritt gemacht hatte. Und Stella konnte nicht bestreiten, dass sie es genoss. Vorsichtig öffnete sie ihre Lippen etwas, darauf bedacht, nicht zu schnell vorzugehen. Sie wollte Mac nicht verschrecken, das würde sie später bestimmt immer noch schaffen, irgendwie, mit irgendwas. Sanft ließ sie ihre Hände über seine Brust gleiten, während ihre Zungenspitze zwischen ihren Lippen hervor stahl und vorsichtig über Macs Lippen fuhr, bevor sie sich für Stellas Zunge öffneten und seine Zunge ihre Willkommen hieß.
Keiner von beiden konnte sagen, wie lange sie so da saßen, vorsichtig den Körper des anderen berührten und ihre Münder zueinander sprechen ließen. Sie küssten sich ganz sanft und langsam, nicht scheu, aber auch nicht mit einer überschäumenden Leidenschaft. Es war ein erster Kuss, und für einen ersten Kuss war er lang. Keiner von beiden wollte diese neue Nähe zwischen ihnen unterbrechen. Macs Finger streichelten vorsichtig über Stellas Wange, während ihre inzwischen den Weg zu seinen kurzen Haaren gefunden hatten. Sie fuhr durch die volle Haarpracht, die nicht lang genug war, als dass sie ihre Finger hätte darin vergraben können. Dies war der Punkt an dem sich ihre Lippen schließlich von einander lösten.
„Stella, ich…" begann Mac, fast schon im Begriff sich zu entschuldigen. Stella hatte ihn zwar nicht von sich gestoßen, aber seine Kollegin zu küssen, das hatte ihn doch irgendwie verwirrt.
„Es ist alles okay, Mac." antwortete sie, während sie ihm sanft über die Wange strich. Unter ihren Fingern konnte sie seinen Bartwuchs spüren. Natürlich hatte Mac sich heute Morgen vor der Arbeit rasiert, aber das war heute Morgen gewesen, vor einer langen Schicht, vor dem Wein. Ihre Finger strichen noch mal über seine Wange, die feinen Stoppel ertastend, bevor sie sich wieder vorbeugte um ihre Lippen erneut mit seinen zu vereinen. Es fühlte sich gut an, ihn erneut zu küssen, zu gut.
Keiner von beiden wusste so wirklich was mit ihnen an diesem Abend geschah. Sie saßen noch lange auf Stellas Sofa. Immer wieder küssten sie sich, nahmen sich in den Arm, hielten einander, genossen die Nähe und Vertrautheit. Irgendwann merkten sie, wie spät es inzwischen war. Nicht, dass sie sonst viel Schlaf bekamen, aber ein paar Stunden die Nacht sollten es schon sein. Es war Stella, die Macs Hand ergriff als dieser aufstand und sagte, dass er jetzt vielleicht besser nach Hause gehen sollte. Eigentlich wollte Mac auch gar nicht gehen, aber er würde nie so dreist sein sich einfach bei ihr über Nacht einzuquartieren.
„Bleib doch." bat sie ihn. Und Mac ließ sich wieder auf das Sofa sinken.
„Wir sollten aber bald schlafen…" Stella nickte zustimmend. Sie trank ihr Glas leer, ebenso wie Mac sein Wasserglas leerte.
„Willst du ein T-Shirt für die Nacht?" fragte sie ihn, wobei sie sich ihren überaus korrekten Chef kaum in einem einfachen T-Shirt vorstellen konnte. Hemden waren einfach seine Oberbekleidung, auch wenn es durch den Beruf dazu kam. Es war schon komisch gewesen, ihn in der Ausgehuniform der Polizei zu sehen, als sie zu der Trauerfeier für den im Central Park von einem Scharfschützen erschossenen Kollegen von der berittenen Polizei gegangen waren. Trotzdem bot sie ihm es an.
Mac nickte dankbar. „Das Bad ist den Flur runter." instruierte ihn Stella weiter. „Eine Zahnbürste findest du im Spiegelschrank." Sie verschwand kurz in ihrem Schlafzimmer und holte eines ihrer weiten, weißen T-Shirts die sie zu verschiedenen Aktivitäten trug, und drückte es ihm in die Hand. Langsam ging Mac zum Badezimmer, während Stella in ihrem Schlafzimmer sich für die Nacht umzog. Sie wartete bis Mac aus dem Badezimmer kam um sich auch für die Nacht zu Recht zu machen, sich abzuschminken und Zähne zu putzen.
Es war komisch Mac nur in dem T-Shirt und seinen Unterhosen zu sehen. Seine Beine waren muskulös und typisch männlich behaart. Stella hatte gerade die Tür zum Badezimmer geschlossen als sie die Stimme aus dem Wohnzimmer hörte: „Du hast vergessen mir ein Laken und eine Wolldecke hinzulegen…" Sie kicherte leise.
Sie hatte nicht vergessen ihm Sachen hinzulegen, damit er sich ein Bett auf dem Sofa machen könnte, sie wollte es einfach nicht. Aber irgendwie erschien es ihr richtiger ihn erst mal weiter darüber grübeln zu lassen. Sie drehte den Wasserhahn auf und ließ das Wasser laufen bis es warm genug war um sich zu waschen, in der Zeit begann sie sorgfältig ihr Make up zu entfernen. Dann putzte sie ihre Zähne. Als sie wieder ins Wohnzimmer kam saß Mac auf dem Sofa und sah sie erwartungsvoll an, offensichtlich immer noch in dem Glauben, dass er auf der Couch schlafen würde.
Erneut kicherte Stella leise.
„Komm mit." sagte sie schließlich und ergriff sein eines Handgelenk um ihn mit sich zu ziehen. Mac hatte seine Kleidung fein säuberlich gefaltet und auf einen Sessel gelegt. Stella zog ihn mit sich ins Schlafzimmer.
Als sie ihren Blick wieder zu ihm wendete bemerkte sie seinen überraschten bis vielleicht sogar leicht geschockten Gesichtsausdruck. Es dauerte einige Augenblicke bevor der Groschen fiel: Er dachte vermutlich, dass sie mehr wollte. Und er war einfach noch nicht so weit. Stella musste angesichts dessen schmunzeln. Vielleicht war es auch Macs angeborene Zurückhaltung die ihn davor bewahrte gleich über sie herzufallen, sie konnte es nicht sagen. Ihre Freundschaft war gerade erst dabei sich auf eine andere Ebene zu begeben, es würde noch dauern, bevor sie sich beide daran gewöhnt hätten.
„Ich möchte neben dir einschlafen." sagte sie schließlich leise, bevor sie zum Bett ging und unter die Decke schlüpfte. Nur noch die Lampe auf dem Nachttisch war an. Es dauerte einen Moment bevor Mac sich schließlich rührte und langsam zum Bett ging. Es war lange her, dass er mit jemandem sein Bett geteilt hatte. Die letzte Person mit der er in einem Bett geschlafen hatte war Claire gewesen. Nur zögerlich schlug er die Bettdecke zurück bevor er sich auf das Bett setzte. Schließlich zog Stella ihn einfach zu sich ins Bett und schmiegte sich an ihn.
Hier ging es um Nähe.
Sie küsste ihn sanft auf die Nasenspitze. „Gute Nacht, Mac." – „Gute Nacht, Stella." Dann löschte sie das Licht. Die Dunkelheit umfing sie beide und der Schlaf kam.
- Ende -
