Hi ihr Lieben!
Habe ein neues Chap für Euch!
Ganz liebe Grüße und ein großes Dankeschön an DiamondofOcean für ihre Mühe und tolle Unterstützung : dich dafür knuddeln tun:
Ich wünsche Euch viel Spaß beim lesen!
Chap 13
Vorschriften und Regelverstösse
Nach diesem Hogsmeadbesuch war scheinbar alles so wie früher. James und Sirius spielten wieder Streiche unter denen die Slytherins insbesondere Severus Snape wohl am meisten zu leiden hatten. Die Beiden heiterten den Unterricht, wie sie es nannten, durch ihre berühmten Späße auf, wobei Sirius aber nie vergaß auch weiterhin für Lily mitzuschreiben. Nur wenigen fiel dabei auf, dass es eben doch nicht mehr so wie früher war. James lachte zwar wieder und war im Begriff mit Sirius einen neuen Regelbruchrekord aufzustellen, aber seine Augen leuchteten nicht mehr so wie sonst. Sie blieben, selbst wenn James lachte, ausdruckslos und verbargen somit seine wahren Gefühle vor den anderen. Auf der einen Seite war Sirius glücklich, dass sein bester Freund wieder der Alte war, aber auf der anderen Seite war ihm durchaus klar, dass dies nicht so ganz stimmte, denn während James Sirius sonst mindestens dreimal am Tag mit irgendetwas über Lily nervte, erwähnte er ihren Namen immer noch nicht. Sirius beließ es einfach dabei, und auf Remus fragenden Blick schüttelte er nur den Kopf.
„Prongs wird schon von alleine ankommen, wenn er darüber reden will. Ich hoffe nur, dass er bis dahin nichts machen wird, was ihn in Schwierigkeiten bringen könnte", sagte Sirius mehr zu sich selbst, als zu Remus, der mit ihm auf der Couch im Gemeinschaftsraum saß.
„An was denkst du dabei?", hakte Remus vorsichtig nach und musterte Sirius von der Seite.
James war zwar auch sein bester Freund, und er kannte ihn schon genauso lange wie Sirius, trotzdem verstanden sich James und Sirius auch ohne Worte, und manchmal genügte nur ein Blick, um zu wissen, was der andere fühlte oder dachte.
„Ich habe keine Ahnung, ehrlich Moony. Soviel steht aber fest, Prongs hat schon was geplant", seufzte Sirius und man merkte ihm an, dass er dabei an nichts Gutes dachte.
„Wo ist Prongs überhaupt?", fragte Sirius in die entstandene Stille hinein, als Lara neben ihm auftauchte.
„Ich weiß es nicht. Das letzte Mal habe ich James beim Mittagessen gesehen", antwortete Lara, die mittlerweile mitbekommen hatte, dass James von seinen Freunden ‚Prongs' genannt wurde.
Remus sah Sirius daraufhin fragend an, worauf dieser ihm andeutete, dass er es später erklären würde.
„Möchtest du etwas Bestimmtest Lara?" fragte Remus höflich.
„Ich wollte nur wissen, ob du mit mir zur Versammlungen gehst", entgegnete Lara, worauf Remus sie ungläubig ansah.
„Ist die etwa schon heute?"
„Ja, genauer gesagt fängt sie in zehn Minuten an", antwortete Lara lächelnd.
„Na, dann lass uns lieber mal losgehen, damit unsere reizende Schulsprecherin nicht wieder ausrastet, weil jemand zu spät kommt", grinste Remus und stand auf.
Remus und Lara verabschiedeten sich noch von Sirius und beeilten sich schließlich in den Schulsprecheraufenthaltsraum zu kommen.
„Na toll, und was mache ich jetzt?", seufzte Sirius und packte mit einem Schwenk seines Zauberstabs seine Schulsachen, die gleichmäßig verteilt auf dem Tisch lagen, in seine Tasche.
Sirius lief noch mal in seinen Schlafsaal, holte noch die Notizen vom Vortag und marschierte anschließend in die Bibliothek, um einen weiteren Brief an Lily zu schreiben. Mittlerweile hatte sich Madame Pince an Sirius regelmäßige Anwesenheit gewöhnt und blickte ihn nicht mehr argwöhnisch an, wenn er die Bibliothek betrat. Sirius nickte ihr charmant lächelnd zu und beeilte sich, in den hinteren Teil zu kommen, damit ihn die Anwesenden nicht sahen. Immerhin hatte er ja so was wie einen Ruf zu verlieren.
Wie immer, wenn Sirius hier war, wollte er sich an den hintersten Tisch setzen, als er sah, dass dieser schon belegt war. Ben saß dort und las einen Brief, so sah es für Sirius zumindest aus, wobei immer mal wieder ein amüsiertes Grinsen über sein Gesicht huschte. Unschlüssig, ob er sich nun an den Nachbartisch setzen sollte, stand Sirius da und beobachtete Ben, als er seinen Namen hörte. Neugierig wie Sirius nun mal ist ging er langsam auf den Tisch zu und musterte Ben dabei skeptisch.
„Du kannst dich ruhig hinsetzen, Sirius", sprach Ben diesen freundlich an und zeigte auf den Stuhl ihm gegenüber.
Wenn sich Sirius über Bens Verhalten wunderte, so zeigte er dies nicht.
„Probleme?", wollte Sirius wissen und deutete auf den Brief in Bens Hand.
„Nicht wirklich, nur wenn man bis über beide Ohren in den Prüfungsvorbereitungen steckt und mit einer Schwester ins St. Mungos zur Kontrolluntersuchung muss, dann kann es ein wenig problematisch und stressig werden", seufzte Ben und blickte Sirius nun direkt an.
„Du hast doch nur eine Schwester", platze es aus Sirius heraus, worauf Ben amüsiert auflachte.
„Bis letztes Jahr war dem auch so! Nun habe ich halt zwei, und was für welche", gluckste Ben und schüttelte grinsend den Kopf, als er an die Beiden dachte.
„Ähm, ich dachte, deine Eltern seien vor vier Jahren gestorben? Wie kannst du dann seit einem Jahr noch eine Schwester dazubekommen haben?", fragte Sirius sichtlich verwirrt.
„Was du da sagst stimmt schon, aber meine Tante hat Lily nach dem Tod ihrer Eltern ebenfalls adoptiert", erklärte Ben, worauf Sirius der Mund aufklappte.
Ungläubig und mit großen Augen saß Sirius auf seinem Stuhl und hatte Mühe, das eben Gehörte zu verarbeiten.
„Willst du mir damit sagen, dass Lily nun so was wie deine Schwester ist?", hakte Sirius verdattert nach.
„Ich bezeichne Lily nicht nur als diese, sie ist es auch rein rechtlich gesehen. Hast du ein Problem damit?" verlangte Ben zu wissen.
So langsam ging Sirius ein Licht auf. Ihm fiel wieder ein, wie oft und vertraut er Ben und Lily zusammen gesehen hat und hatte bis jetzt immer geglaubt, dass da mehr sein musste, so wie die Beiden miteinander umgingen. Nur hatte er dabei nicht an ein Bruder - Schwester-Verhältnis gedacht.
„Natürlich nicht. Ich war nur etwas… überrascht, das ist alles", meinte Sirius verlegend grinsend.
„Verstehe, hat sich wohl noch nicht herumgesprochen, hm? Du dachtest wohl auch, dass Lily und ich was miteinander haben. Gib es ruhig zu, dein Gesicht spricht Bände."
Völlig überrumpelt über Bens direkte Worte überlegte Sirius, ob er Ben die Wahrheit sagen sollte oder lieber nicht.
„Ich gebe zu, dass ich mich das schon öfters gefragt habe, ja. Wer weiß denn noch, dass Lily deine Schwester ist? Ich meine, das ist das Neuste, was ich höre und eigentlich bekomme ich sehr viel mit", grinste Sirius Ben an, aber es war kein überhebliches oder gar arrogantes Grinsen, eher ein verschmitztes.
„Nicht sehr viele. Lily und ich sind übereingekommen, dass es niemanden was angeht. Sie hat in dieser Zeit sehr gelitten und spricht nicht gerne darüber. Ich möchte auch, dass das so bleibt, okay?", sagte Ben und sah Sirius dabei durchdringend dabei an.
„Kein Problem, aber warum hast du es mir erzählt?", wollte Sirius nun wissen.
„Weil Lily dir vertraut", erwiderte Ben knapp und beobachtete die Reaktion seiner Worte.
Sirius klappte zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten der Unterkiefer auf und er war erst mal sprachlos, was bei einem Sirius Black schon was heißen sollte.
„Der Witz war gut, ehrlich", antwortete Sirius, als er sich wieder gefangen hatte.
„Kein Witz, das hat Lily wörtlich gesagt. Zu ihrem VgddK Professor, um genau zu sein. Hier steht es, darfst es ruhig lesen", meinte Ben gelassen und hielt Sirius Lilys Brief hin.
Immer noch verdattert und skeptisch nahm Sirius den Brief und las ihn sich durch, wobei seine Augen immer größer wurden.
„Lily ist zwar sehr temperamentvoll, stur und dickköpfig, aber sie kann gut von böse voneinander unterscheiden."
Sirius konnte kaum glauben, was in dem Brief stand, und er fragte sich, ob dies wirklich ein Brief von der Lily Evans ist oder eine Fälschung. Ihm fiel ein, wie oft Lily ihn und James angeschrieen, angefaucht und sogar verhext hat, nur weil sie ein paar kleine Streiche gespielt haben. Bei diesen Erinnerungen musste Sirius unweigerlich lachen. Er konnte Lily nie wirklich leiden, was hauptsächlich daran lag, dass sie James immer so kalt abservierte und sich für ihren Erzfeind Snape so einsetzte. Und bis jetzt dachte Sirius, dass genau diese Lily ihn hasste, aber wenn er dem Brief und Bens Worten glaubte, dann war dem wohl nicht so.
„Frag ruhig", sagte Ben in die Stille hinein, und holte Sirius somit wieder in die Realität zurück.
„Woher weißt du das…? Egal. Das ist aber nicht der wirklich Grund, warum du gerade mir das erzählst, habe ich Recht? Und ich möchte auch nicht in deiner Haut stecken, wenn Lily herausfindet, dass du es mir erzählst hast."
„Ich auch nicht, aber sie wollte es dir sowieso sagen. Es gibt einen Grund, warum ich dir das erzählt habe. Wie du dir denken kannst, weiß Lily das du ihr immer die Briefe schickst, nur fehlt der Stoff aus Arithmantik und den braucht sie nun ganz dringend, da sie ab sofort in die siebte Klasse soll. Was sie auch dir zu verdanken hat. Nur denkt Lily, wenn sie dich persönlich darum bittet, dass du ihr dann gar nicht mehr schreiben wirst ", seufzte Ben und fasste das Ganze ein wenig zusammen.
„Muss ich das jetzt verstehen?"
„Lily ist der Meinung, da du deine Schrift verändert hast, willst du nicht, dass sie erfährt, dass du dahinter steckst. Darum will sie dich auch nicht persönlich fragen, ob du den fehlenden Stoff auch besorgen würdest. Du hast kein Arithmantik, oder? Wie dem auch sei, ich hätte kein Problem damit, McGonagall danach zu fragen, aber ich habe nicht die Zeit, alles zu kopieren und nachzuschlagen, verstehst du? Nun meine Frage, würdest du das auch noch auf dich nehmen, oder wird dir das zu viel?" fragte Ben nun direkt und sah Sirius bittend an.
„Remus hat Arithmantik, ist also keine große Sache für mich, an den Stoff zukommen. Weiß Lily, dass du mir das alles erzählst?"
„Merlin bewahre, sie hat keinen blassen Schimmer davon und eigentlich muss sie davon auch noch nichts wissen oder wie siehst du das? Aber das ist nicht deine eigentliche Frage, richtig?"
Ben überraschte Sirius schon wieder mit seiner direkten Art und Offenheit und nach kurzem Überlegen, entschloss er sich, Ben zu fragen.
„Hat Lily eigentlich mal etwas über James gesagt oder nach ihm gefragt?", wollte Sirius wissen.
„Nein, ehrlich nicht. Sie erwähnt James mit keiner Silbe oder fragt irgendetwas was ihn betrifft", antwortete Ben ehrlich und schüttelte leicht den Kopf.
„James redet auch nicht über sie, kein einziges Wort. Sieht so aus, als wären sie sich wenigstens in diesem Punkt mal einig", seufzte Sirius und Ben konnte ehrliches bedauern in seiner Stimme hören.
„Du kennst James besser als ich und wirst wissen, wie du damit umzugehen hast. Ich für meinen Teil lasse Lily mit James in Ruhe. Ich weiß allerdings nicht, ob ihre Freundinnen dies auch so handhaben. Warum bist du eigentlich in die Bibliothek gekommen?", wechselte Ben das Thema.
„Um Lilys Brief zu schreiben", lachte Sirius und holte seine Unterlagen aus der Tasche.
„Ich werde ihr auch den Stoff für Arithmantik schicken. Allerdings hat sie dann einiges nachzuholen", versprach Sirius Ben und fing an, alles für Lily zu kopieren.
Ben bedankte sich noch bei Sirius, bevor er zurück in seinen Gemeinschaftsraum ging und bat ihn, mit niemanden über das Gesprochen zu reden, was Sirius auch versprach. Nachdem Ben gegangen war, seufzte Sirius laut auf und verbannte diese Neuigkeiten erst mal aus seinem Kopf. Er wollte in Ruhe darüber nachdenken, und die Bibliothek so fand Sirius, war nicht der geeignete Ort dafür. Schnell suchte er die Unterlagen für Lily zusammen, zauberte die Bücher, die er brauchte klein, steckte sie in seine Taschen und ging anschließend in den kleinen Raum im fünften Stock, den er durch Zufall, als er sich wieder mal vor Filch verstecken musste, entdeckt hatte. Bis jetzt hatte Sirius noch niemandem von diesem Raum erzählt, auch seinen besten Freunden nicht, und das sollte auch vorerst so bleiben.
Nachdenklich lief Sirius durch die Gänge in den fünften Stock hinauf, als sich Maxi ihm in den Weg stellte.
„Hallo, Sirius. Hast du zufällig Remus gesehen? Ich kann ihn einfach nicht finden", sprach sie Sirius an, der daraufhin erschrocken zusammenzuckte.
„Oh hey. Remus ist bei dieser Vertrauensschülerversammlung", antwortete Sirius etwas abwesend, wie Maxi fand.
„Stimmt, er hat davon gesprochen. Sie reden bestimmt über den Valentinsball. Da fällt mir gerade etwas ein. Danke, Sirius", rief Maxi und rannte auch schon um die nächste Ecke.
Kopfschüttelnd sah Sirius ihr nach und eilte anschließend in den fünften Stock, wo er sich kurz nach allen Seiten umsah, bevor er die Tür des kleinen Zimmer öffnete und darin verschwand.
„Endlich habe ich meine Ruhe", seufzte Sirius leise und ließ sich auf die Matratze fallen.
Sirius lehnte sich an die Wand und schloss seine Augen. Er dachte an das, was Ben ihm in der Bibliothek erzählt hatte und was Lily in ihrem Brief geschrieben hat.
„Wenn ich das Prongs erzählen würde, das glaubt der mir nie", dachte Sirius.
Doch er würde seinem besten Freund nichts davon sagen. Nicht weil Ben ihn darum gebeten hatte, sondern weil er James nicht verletzen wollte und das würde es, da war sich Sirius ganz sicher. Trotzdem freute Sirius sich insgeheim darüber, dass Lily ausgerechnet ihn verteidigt hatte und dass sie ihm vertraute.
„Ob sie Evans in die siebte Klasse gesteckt haben, weil ihr so langweilig war?", fragte sich Sirius, als er sich Bens Worte ins Gedächnis zurückholte.
Dass er mit seiner Vermutung völlig richtig lag, konnte Sirius zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.
Lily und Mauriel hatte sich sehr schnell in die neue Klasse eingelebt, da sie ja die meisten Schüler und Schülerinnen zumindest vom Sehen schon kannten. Mauriel bekam zwar immer noch Bauchschmerzen, wenn sie im Unterricht aufgerufen wurde, doch Lily drückte dann kurz ihre Hand und zwinkerte ihr aufmunternd zu, sodass das mulmige Gefühl schnell wieder verschwand. Lily hingegen hatte überhaupt keine Schwierigkeiten, dem Unterricht zu folgen. Sie saß nun bis spät in der Nacht in der Bibliothek und lernte und man traf sie fast ständig mit einem Buch unterm Arm an. Ihre Freundinnen amüsierten sich schon darüber und behaupteten, dass sie ihre Liebesbriefe in den Büchern verstecken würde, worauf Lily immer lachen musste. Ihre freie Zeit verbrachten Mauriel und Lily, sehr zum Leidwesen von Etienne, mit ihren Freundinnen aus der sechsten Klasse.
„Sag mal, was ist denn nun mit deinem Kleid? Du hast ja am Freitag keins gekauft und wir dürfen vor dem Ball nicht mehr in die Stadt gehen. Lässt du dir eins aus Hogwarts schicken?", wollte Cécile wissen, als sie zusammen im Kaminzimmer Hausaufgaben machten.
„Werde ich dann wohl müssen, hm", antwortete Lily achselzuckend.
„Lily, es sind nur noch vier Tage bis zum Ball und du sitzt einfach so gelassen da", empörte sich Cécile.
„Kein Grund zur Panik, Cécile. Ich habe doch ein Abendkleid. Es hängt in Hogwarts im Schrank, zufrieden? Und ja, es wird rechtzeitig hier sein", antwortete Lily leicht genervt.
Wenn es nach ihr ginge, könnte dieser blöde Ball ruhig ausfallen, aber leider wurde nicht nach ihrer Meinung gefragt.
„Du willst dieses Kleid aus Hogwarts anziehen?", fragte Cécile entgeistert.
„Was soll das denn heißen? Denkst du, es ist hässlich und nicht gut genug für euren blöden Ball? Euch ist wohl nur das Aussehen wichtig, was? Ihr seid ja so was von eingebildet, dass mir schlecht davon wird", rief Lily zornig, und schnappte sich ihre Tasche.
„Lily, so warte doch", rief Valérie, doch Lily rauschte ohne auf ihre Worte zu achten aus dem Kaminzimmer.
„Die haben sie doch nicht mehr alle mit ihrem Modefimmel", grummelte Lily wütend und rannte nach draußen.
In ihrer Rage bemerkte Lily nicht, dass sie nur ihren dünnen Umhang trug, als sie durch den Park rannte. Mit einem Mal sah Lily auf der linken Seite einen schmalen Weg. Ohne groß darüber nachzudenken, wo dieser wohl hinführen würde, lief sie auf diesem weiter, bis der Weg eine Abzweigung machte. Erst jetzt sah sich Lily genauer um und fragte sich, wo sie wohl war.
„Geradeaus oder rechtsherum?", überlegte Lily, und wandte sich nach rechts.
Lily hatte völlig die Orientierung verloren, und außerdem war ihr entsetzlich kalt. Erst jetzt merkte sie, dass sie ohne ihre Wintersachen rausgegangen war.
„Na wenigstens habe ich meinen Zauberstab dabei", stellte Lily seufzend fest und legte erst einmal einen Wärmezauber auf sich.
Unschlüssig, ob sie weitergehen sollte, oder versuchen sollte, den Weg zum Palais zurückzufinden, setzte sich Lily auf eine Bank, die ein paar Meter von ihr entfernt stand.
„Na klasse, dass auch noch", dachte Lily, als sie ein Geräusch neben sich wahrnahm.
„Was machst du hier, Lily? Und wo ist deine Begleitung?" fragte Guillaume Rochelle ernst und musterte Lily besorgt.
„Was für eine Begleitung? Ich brauche keine und nach was sieht es denn deiner Meinung nach aus, was ich hier mache, hm?", blaffte sie Guillaume an und verschränkte die Arme trotzig vor der Brust.
„Na, na, nicht in diesem Ton, Mademoiselle Evans. Du brauchst sehr wohl eine Begleitung, wenn du das Palais verlässt und das weißt du auch. Gehe ich Recht in der Annahme, dass du das nicht geplant hast, Lily?"
„Nein, habe ich nicht. Ich war so wütend, und da bin ich einfach raus", antwortete Lily und erzählte Guillaume die ganze Geschichte.
„Sie haben es nicht so gemeint, Lily. Schau, sie wollen dir doch nur helfen. Immerhin wissen sie, wie die Richelieus sein können", nahm Guillaume die Mädchen in Schutz.
„Hier, nimm meinen Umhang. Du erkältest dich sonst noch", sagte Guillaume und legte Lily seinen Umhang um die Schulter.
„Ach, und du nicht? Ich bin nicht aus Zucker", antwortete Lily etwas schnippisch.
„Lily, ich bin nicht dein Feind. Du solltest wissen, dass die Richelieus sehr viel Wert auf Etikette und auf gutes Aussehen legen. Die Mädchen wissen das, und wollen halt nicht, dass man über dich spricht. Das könnte nämlich durchaus passieren", machte Guillaume Lily klar, worauf diese eine Augenbraue hob.
„Wenn ihnen nur das Aussehen wichtig ist, tun sie mir Leid."
„Sie bilden sich halt sehr viel auf ihren Namen und ihr reines Blut ein, und behandeln die Menschen, die nicht so wie sie sind, auch dementsprechend."
„Willst du damit andeuten, dass sie etwas gegen Muggelgeborene und Halbblüter haben? hakte Lily geschockt nach.
„Nicht wenn sie aus einem adligen Geschlecht stammen", seufzte Guillaume und verdrehte die Augen.
„Stammst du von einem adligen Geschlecht ab? Schließlich ist Etienne dein bester Freund, wenn ich das richtig mitbekommen habe."
„Leider ja, aber so was kann man sich nicht aussuchen. Ich könnte auch sehr gut darauf verzichten", seufzte Guillaume und zwinkerte Lily zu.
„Weißt du, Ilsabell legt nicht allzu viel Wert auf die Abstammung, aber bei Etienne sieht das Ganze schon anders aus. Nur bei dir scheint er eine Ausnahme zu machen", grinste Guillaume.
„Wie kommst du denn darauf?" fragte Lily perplex.
„Wie ich darauf komme? Na ja, sagen wir mal so, normalerweise würde er mit dir nicht so viel Zeit verbringen, da du ja weder reinblütig noch adelig bist. Stimmt doch, oder?"
„Ja, stimmt. Guillaume, hängt dieser Reinblütigkeitstick vielleicht mit Voldemort zusammen?" wollte Lily nun wissen. Ein ungutes Gefühl beschlich die Rothaarige in diesem Moment.
„Das weiß ich nicht, ehrlich nicht, Lily. Ich kann es mir zwar nicht so richtig vorstellen, dass Etienne sich für Voldemort interessiert, aber ausschließen kann ich es natürlich auch nicht", seufzte er.
„Ich denke aber, dass es mehr damit zu tun hat, dass sie ihre ‚blaue Ader' nicht unterbrechen wollen", fügte Guillaume sarkastisch zu.
„Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt machen?"
„Na, was schon? Wir Beide gehen jetzt in die Stadt und suchen dir ein schönes Kleid aus", lachte Guillaume und zog Lily auf die Beine.
„Ich meinte, wie ich mich Etienne gegenüber verhalten soll", stellte Lily klar.
„So wie immer, Lily. Du kannst wirklich stolz auf dich sein. Ich habe Etienne noch nie so oft in der Bibliothek gesehen, wie in den Wochen, seit du hier bist", grinste Guillaume und zog Lily einfach mit sich.
„Warum dürfen die Mädchen eigentlich nicht alleine das Palais verlassen? Haltet ihr sie für so ängstlich oder denkt ihr, sie könnten sich im Ernstfall nicht verteidigen?" wollte Lily wissen.
„Nein, dass ist nicht der Grund. Letztes Jahr gab es da einen Vorfall mit einem Mädchen aus der fünften Klasse. Wir hatten an diesem Wochenende frei, und einige von uns sind in die Eishalle gegangen. Etienne gehörte zu den Älteren, und sollte ein wenig auf die Jüngeren aufpassen. Wie dem auch sei, irgendwann wurde es ihm zu langweilig und er verließ die Eishalle, worauf sich der Kellner der Bar an Marietta Duvauchelle herangemacht hat. Er hat sie mit Alkohol abgefüllt, bis sie bereit war, mit ihm ins Bett zu steigen. Zu allem Übel hat der Typ vergessen, einen Verhütungszauber anzuwenden, und hat Marietta geschwängert. Daher dürfen die Mädchen nicht alleine losziehen, und Alkohol ist bis zur siebten Klasse nicht mehr erlaubt", berichtete Guillaume.
„Deshalb war Etienne so wütend, als wir Alkohol getrunken haben. Was ist aus Marietta und ihrem Kind geworden? Hat der Kellner sich um die Beiden gekümmert?"
„Nein, hat er nicht. Wir haben Marietta eines Abends tot im Kaminzimmer gefunden", sagte Guillaume leise.
„Oh Merlin! Hat sie…hat sie sich selbst das Leben genommen?"
„Das wurde nie ganz geklärt. Offiziell heißt es, sie hätte sich selbst getötet, aber andere behaupten, dass Etiennes Vater es getan hat. Wahrscheinlich hat er sie nicht selbst umgebracht, aber er soll jemanden beauftragt haben, der Marietta tötet", berichtete Guillaume mit ernstem Gesicht.
„Warum sollte Etiennes Vater so etwas machen? Er hatte doch keinen Grund dazu. Schließlich war das Kind nicht von Etienne."
„Das nicht, aber es war Etiennes Schuld, dass es überhaupt soweit gekommen ist. Schließlich sollte er auf die jüngeren Schüler aufpassen, was er ja nachweislich nicht gemacht hat. Etienne hat, besser gesagt, macht sich heute noch Vorwürfe und passt nun besser auf, als irgendein anderer. Sein Vater hingehen wollte nicht, dass sein Sohn ins Gerede kommt und befürchtete, dass Mariettas Eltern ihn zur Verantwortung ziehen wollten, da sich der Vater des Kindes seltsamerweise in Luft aufgelöst hat. Man hat ihn, seitdem feststand, dass Marietta schwanger war, nicht mehr gesehen, und keiner kann sagen, ob er überhaupt noch lebt", seufzte Guillaume leise.
Nachdenklich gingen Lily und Guillaume in die kleine Stadt, als Lily abrupt stehen blieb.
„Ich kann mir kein Kleid kaufen. Ich habe doch gar kein Geld dabei", rief sie erschrocken aus.
„Kein Grund nervös zu werden, Lily. Ich habe Geld dabei, und für ein Kleid reicht es allemal", lachte Guillaume, nahm Lilys Hand in seine und zog sie mit sich.
„Ich kann doch kein Geld von dir annehmen", protestierte Lily und blieb wieder stehen.
„Wenn wir zurück sind, gibst du es mir wieder, okay? Und nun komm endlich weiter, sonst frieren wir hier noch fest", gluckste er.
Nach ein paar Minuten hatten die beiden das kleine Städtchen erreicht und Lily seufzte leise in sich hinein. Dieser Ort war so ganz anders als Hogsmeade. Hier gab es ausschließlich Modeboutiquen, Restaurants, ein Kabarett, ein Kino und ein Theater. Lily vermisste den Honigtopf, die Drei Besen und, wie sie sich selbst eingestehen musste, Zonkos.
Die Franzosen wissen bestimmt nicht, was Stinkbomben sind", dachte Lily frustriert, als sie hinter Guillaume das Geschäft von Madame Bouvard betrat. Die zierliche, ältere Dame wirkte überrascht, als sie aus dem hinteren Teil des Geschäfts kam.
„Guillaume? Was machst du denn schon wieder hier? Du bist doch vor einer Stunde erst hier gewesen", rief Madame Bouvard, die Lily noch nicht gesehen hatte.
„Freue mich auch, dich so schnell wieder zusehen, liebste Tante", lachte Guillaume und drehte sich zu Lily um.
„Lily braucht noch ein Kleid für den Ball. Du hast doch diesmal bestimmt etwas Passendes für sie da, oder?", grinste Guillaume, der erfahren hatte, wie schrecklich Lilys erster Besuch bei seiner Tante gewesen war.
„Natürlich. Ich hatte auch schon beim letzten Mal das passend Kleid, aber Etienne und Lily haben nicht den gleichen Geschmack, wie ich festgestellt habe", antwortete die Ältere und schüttelte den Kopf, als sie an das Fiasko dachte.
„Reden wir lieber nicht mehr davon, ja?", bat Lily und verdrehte die Augen.
„Natürlich, Mademoiselle. Ich hole lieber mal das Kleid für sie", entgegnete Madame Bouvard und verschwand wieder in den hinteren Teil.
Lily sah sich in der Zwischenzeit ein wenig um und fand eine Sommerhose und ein passendes Shirt dazu. Sie überlegte gerade, ob sie es wohl mal anprobieren sollte, als Madame Bouvard mit einem traumhaften Abendkleid zurückkam.
„Et voilà. Wie gefällt es Ihnen, Mademoiselle Evans?"
Lily stand einfach nur da und bestaunte das Kleid. Mit zitternden Fingern strich sie über den schimmernden Stoff.
„Es ist wunderschön. Darf ich es mal anprobieren?" fragte Lily leise.
„Aber natürlich", lachte Madame Bouvard und schob Lily mitsamt dem Kleid zu den Umkleidekabinen.
Guillaume hatte es sich in der Zwischenzeit in einem der gemütlichen Sessel bequem gemacht und wartete nun darauf, dass sich Lily in dem Kleid zeigte.
„Warum hast du Lily das Kleid nicht schon am Freitag gezeigt?" wollte er nun von seiner Tante wissen.
„Du hättest Etienne mal erleben sollen. Kein Kleid war ihm gut genug. An jedem hatte er etwas auszusetzen und Lily durfte nicht mal ihre Meinung äußern. Sie war wirklich zu bedauern, die Arme. Irgendwann wurde es ihr zu viel und sie verschwand einfach", seufzte die Ältere, als Lily aus der Umkleidekabine kam.
Für ein paar Sekunden herrschte völlige Stille, in denen Guillaume und seine Tante Lily einfach nur ansahen.
„Sie sehen bezaubernd aus, Mademoiselle Evans. Das Kleid steht Ihnen fantastisch", sagte Madame Bouvard anerkennend und musterte Lily wohlwollend.
„So kann Lily nicht auf dem Ball erscheinen", entgegnete Guillaume, als er endlich seine Sprache wieder gefunden hatte.
„Natürlich kann sie so auf den Ball gehen. Was redest du nur für einen Unsinn", empörte sich Madame Bouvard.
Doch Guillaume hörte nicht auf ihre Worte, holte seinen Zauberstab aus seiner Tasche und richtete ihn auf Lily.
„Dieser Ausschnitt passt nicht zu Lily. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie jedem einen Blick auf ihre Brust gewähren will", meinte Guillaume gelassen, wofür Lily ihm einen dankbaren Blick schenkte.
„Ich muss sagen, Guillaume, du hast wirklich etwas bei mir gelernt. Mademoiselle Evans, Sie sehen wirklich hinreißend aus", lächelte die Ältere und zauberte einen Spiegel vor Lily.
„Und? Was sagst du? Gefällt es dir so?", wollte Guillaume wissen, da sich Lily immer noch prüfend im Spiegel betrachtete.
„Das hast du wirklich exzellent hinbekommen. So gefällt es mir viel, viel besser als vorher", antwortete Lily ehrlich und strahlte über das ganze Gesicht.
„Sag ich doch", meinte Guillaume zufrieden und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
Nachdem Lily das Kleid wieder ausgezogen hatte, probierte sie noch ein paar andere Kleidungstücke an, worauf Guillaume ihr zu verstehen gab, dass sie ruhig alles kaufen konnte, da sein Geld auch dafür noch reichen würde.
„Zur Not kannst du meiner Tante das Geld auch schicken", lachte der junge Mann und zwinkerte Lily vergnügt zu.
Erst nach zwei Stunden verließen sie die Boutique und schlenderten noch durch die belebten Straßen. Lily kaufte sich noch zwei Paar Schuhe und drückte Guillaume die vielen Tüten in die Hand, die er auch ohne zu murren für sie zurück zum Palais trug.
„Hoffentlich zerreißen mich deine Freundinnen nicht sofort in der Luft, wenn sie uns sehen", meinte Guillaume, als sie schon fast das Palais erreicht hatten.
„Warum sollten sie? Sie haben bestimmt nicht einmal gemerkt, dass ich weg war."
„Das bezweifle ich. Sie werden dich bestimmt schon überall gesucht haben und somit das komplette Haus in Aufruhr versetzt haben", befürchtete Guillaume und sollte damit Recht behalten.
„Guillaume, ich möchte nicht, dass du irgendwem erzählst, wie mein Kleid aussieht. Versprich mir, dass du deinen Mund halten wirst, ja?", hielt Lily ihren Begleiter kurz vor der Tür zum Palais zurück.
„Ah, verstehe. Es soll eine Überraschung werden, hm? Ich verspreche dir feierlich, dass kein Wort über meine Lippen kommen wird", sagte Guillaume theatralisch und verbeugte sich vor Lily, worauf diese leise anfing zu kichern.
„Du bist total verrückt. Hat dir das schon jemand gesagt?", lachte Lily und öffnete die Tür zum Palais.
„Ich? Verrückt? Das trifft mich jetzt aber schwer", grinste Guillaume und hielt Lily galant die Tür offen.
Prustend betrat Lily die Eingangshalle, als eine ziemlich aufgelöste Valérie auf sie zustürmte.
„Wo warst du denn nur, Lily? Wir suchen dich schon seit Stunden. Du bist doch nicht etwa alleine in die Stadt gegangen, oder?", verlangte Valérie entsetzt und vorwurfsvoll zu wissen.
Bevor Lily antworten konnte, stürmte auch Cécile auf sie zu. Nur Mauriel hielt sich kichernd zurück.
„Doch, ich war in der Stadt, aber nicht alleine. Ihr wisst doch, dass das verboten ist. Guillaume war so freundlich und hat mich begeleitet", entgegnete Lily und zwinkerte diesem verschwörerisch zu.
Lily sah nicht den verletzten Blick, den Etienne ihr zuwarf, dafür aber, wie Etienne Guillaume nun mit einem mörderischen Blick bedachte. Gekränkt drehte sich Etienne um und lief die Stufen zu seinem Schlafsaal hinauf, worauf Lily nur mit den Augen rollen konnte. Guillaume konnte nicht anders, als schadenfroh in sich hineinzugrinsen.
„Das ist die Rache, dass du mir damals Cécile vor der Nase weggeschnappt hast, und sie dann einfach fallen gelassen hast", dachte Guillaume zynisch. Er hatte Lily davon erzählt und sie gebeten mitzuspielen. Nach anfänglichem Zögern stimmte Lily dann doch zu und versprach Guillaume, niemanden zu erzählen, wie verletzt er damals gewesen war, als Etienne mit Cécile angebändelt hatte.
„Du hast Guillaume gefragt, mit dir in die Stadt…?", fing Valérie an, brach aber mitten im Satz ab, als jemand die Stufen herunterkam.
„Miss Evans, schön, dass Sie nun wieder da sind", hörte Lily eine ihr nur zu vertraute Stimme und wirbelte herum.
„Professor Dumbledore! Ich… was machen Sie denn hier?", stotterte Lily und sah ihren Schulleiter perplex an.
„Ich möchte mit Ihnen reden. Bitte begleiten Sie mich in Madame Maximes Büro", wies Dumbledore Lily an und seine Stimme duldete keinen Widerspruch.
Lily holte tief Luft, drehte sich zu Guillaume um und nahm ihm die Tüten aus der Hand.
„Das wird schon", flüsterte er ihr leise zu und drückte Lily kurz an sich.
Mit gemischten Gefühlen schritt Lily hinter Dumbledore her und folgte ihm in ein kleines Büro.
„Hier können wir uns ungestört unterhalten. Madame Maxime war so freundlich und hat mir ihr Privatbüro zur Verfügung gestellt", erklärte der Professor und bat Lily, sich zu setzen.
„Warten Sie schon lange, Sir?" fragte Lily ihren Schulleiter vorsichtig.
„Ja, ich warte schon eine ganze Weile auf Sie, Miss Evans. Sie haben hier in den letzten Tagen mehr Schulregeln gebrochen, als in den letzten fünf Jahren auf Hogwarts", kam Dumbledore auch gleich zur Sache und musterte Lily über den Rand seiner Brille streng.
„So viele waren das nun auch wieder nicht, ehrlich nicht", antwortete Lily treuherzig.
„Das sagen Sie. Die Professoren und die Schulleiterin hier sehen das aber nicht so, Miss Evans. Mal davon abgesehen, was sie sich heute geleistet haben. Sie wissen, dass sie das Schulgelände nicht ohne Genehmigung verlassen dürfen. Das gilt für Hogwarts und Beauxbatons gleichermaßen, habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt, Miss Evans?"
„Alles, was Spaß macht, ist verboten. Wie langweilig", dachte Lily und verdrehte innerlich die Augen.
„Niemand will Ihnen den Spaß nehmen, Miss Evans, aber ich muss Ihnen doch nicht wirklich erzählen, wie gefährlich so ein Ausflug sein kann, oder? Erschwerend kommt hinzu, dass niemand wusste, wo sie waren", beantwortete Dumbledore Lilys Gedanken.
„Das ist unfair, Professor", empörte sich Lily, als sie merkte, dass ihr Schulleiter ihre Gedanken gelesen hat.
„Ich weiß, aber manchmal auch ganz nützlich", entgegnete dieser verschmitzt.
„Ich war ja nicht alleine in der Stadt und außerdem brauchte ich ja noch ein Kleid für diesen blö…ähm, für den Ball. Wollen Sie es mal sehen, Professor? Das war auch eigentlich der einzige Regelbruch, den ich begangen habe."
„Ach ja? Mir wurde berichtet, dass Sie sich auch im Unterricht nicht an die Anweisungen halten, oder?"
„Zwei Stühle, eine Bank und ein Tisch, auf dem eine rote Tischdecke lag. Sah wirklich schick aus", antwortete Lily leicht grinsend.
„Das glaube ich Ihnen, nur dass Professor Dupont dies nicht verlangt hatte", tadelte Dumbledore seine sonst so ruhige und pflichtbewusste Schülerin.
„Ehrlich gesagt war mir das in dem Moment völlig egal. Die Idioten denken doch, nur weil sie alle ein, zwei Jahre älter sind, könnten Mauriel und ich das nicht. Sie behandeln uns wie kleine Kinder und meinen, sie müssten auf uns Rücksicht nehmen. Das geht mir schlichtweg auf die Nerven. Ich habe denen bloß gezeigt, dass wir sehr wohl in der Lage sind, dem Unterricht der siebten Klasse zu folgen.", machte Lily ihrem Ärger Luft.
„Ich verstehe Ihren Unmut, Miss Evans. Auch, dass Sie Ihr Können unter Beweis stellen möchten, was aber nichts daran ändert, dass Sie den Unterricht dadurch stören."
„Ach, kommen sie Professor, wen bitte stört es, wenn ich den Unterrichtsstoff von Hogwarts abarbeite, hm? Ist ja nicht so, dass ich die anderen Aufgabe nicht machen würde", fragte Lily etwas mürrisch.
„Professor Rivet hat es gestört. Ich brauche wohl nicht zu fragen, wie Sie mit dieser doppelten Belastung zurechtkommen, oder?"
„Gut, bis jetzt. Nur fehlt mir Arithmantik noch", seufzte Lily.
„Ich denke, den werden Sie spätestens morgen auch haben", lächelte Dumbledore und zwinkerte Lily zu.
„Woher wissen sie das denn schon wieder?" platze es aus Lily heraus.
„Kurz bevor ich Hogwarts verließ, saßen Mr. Lawrence und Mr. Black in der Bibliothek und haben sich darüber unterhalten", informierte Dumbledore Lily und lachte leise auf, als er ihr überraschtes Gesicht sah.
„Was? Ben hat mit Sirius darüber gesprochen? Wie konnte er nur? Er hat mir versprochen, nichts zu sagen. Na, vielen Dank auch, jetzt wird mir Sirius bestimmt nichts mehr schicken", fauchte Lily und hätte Ben am liebsten den Hals umgedreht.
„Das glaube ich nicht, Miss Evans. Mr. Black hat sich dazu bereiterklärt, Ihnen auch die Unterlagen für Arithmantik zukommen zu lassen."
„Ach ja? Woher wissen Sie das eigentlich? Stimmt, Sie wissen alles, was in Hogwarts passiert", stellte Lily fest und zog einen Schmollmund.
„Warum sind Sie eigentlich hier, Professor? Doch bestimmt nicht nur, um mir zu sagen, dass ich Regel gebrochen habe, oder doch?"
„Nicht nur", amüsierte sich Dumbledore.
„Ich bin in erster Linie hier, um mit Madame Maxime über den Austausch zu sprechen und dass ich mit der Art und Weise, wie man Sie und Miss Stevens hin und her schiebt, nicht einverstanden bin. Ich werde Madame Maxime bitten, dass Sie beide wieder in ihre alte Klasse gehen dürfen."
„Nicht nötig, Professor Dumbledore. Ist zwar nett gemeint, aber eigentlich bin ich ganz froh, dass ich nun in der siebten bin. Mauriel und ich schaffen das schon, ehrlich", winkte Lily lässig ab, worauf Dumbledore sie mit einem Blick bedachte, als zweifle er an Lilys Verstand.
„Sind Sie sich da ganz sicher, Miss Evans?"
„Wenn ich es Ihnen doch sage. Während des Unterrichts in der sechsten Klasse darf ich die Aufgaben, die Sirius mir schickt, nicht erledigen. In der siebten Klasse schon. Verrückt diese Franzosen, oder?"
„Nun gut, wenn das wirklich Ihr Wunsch ist, werde ich es dabei belassen", antwortete Dumbledore nachdenklich, als sein Blick auf Lilys Kette fiel.
Mit einem wissenden Lächeln, lehnte sich der Hogwarts Schulleiter in seinem Sessel zurück und sah Lily abwartend an.
„Professor, darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?", wollte Lily leise wissen.
„Natürlich, Miss Evans."
„Sie haben nicht zufällig etwas zu Essen dabei, was nicht aus der französischen Küche stammt, hm? Und vielleicht etwas Kürbissaft, ein paar Flaschen Butterbier und Süßigkeiten?" fragte Lily mit einem flehenden Ton in ihrer Stimme.
„Sie mögen die französische Küche anscheinend nicht, oder? Dann will ich mal nicht so sein", schmunzelte Dumbledore und zauberte einen Korb, mit allem, was Lily so gerne aß und trank.
„Oh, vielen Dank, Professor Dumbledore", rief Lily erfreut aus und schnappte sich ein Truthahnsandwich.
„Gern geschehen und ich möchte keine Klagen mehr hören, Miss Evans. Haben wir uns verstanden?"
„Ich werde mich bemühen, Professor", stimmte Lily nur widerwillig zu.
„Aber leicht wird das nicht. Die haben hier noch nicht mal Geister. Ich hätte nie gedacht, dass ich Peeves und die ganzen verzauberten Rüstungen mal so vermissen würde", seufzte Lily.
„Dafür gibt es hier bestimmt andere Dinge, die wir in Hogwarts nicht haben."
„Wirklich? Was denn zum Beispiel? Außer, dass die mit so langen Säbeln fechten, oder wie das genannt wird, ist mir nichts bekannt", meinte Lily und legte ihre Stirn dabei in Falten.
„Die spielen nicht mal Quidditch", seufzte Lily.
„Ich dachte, sie mögen Quidditch nicht?", hakte Dumbledore nach.
„Och, das kann man so nicht sagen", antwortete Lily und wurde leicht rosa, worauf der Ältere verstehend nickte.
„Man bemerkt erst, wie sehr man etwas vermisst, wenn man es für längere Zeit entbehren muss", sagte Dumbledore und lächelte Lily an.
„Da haben Sie wohl Recht", nickte diese abwesend, bevor sie sich von ihrem Schulleiter verabschiedete, der ihr mitteilte, dass er dringend zurück nach Hogwarts müsse.
In dem Augenblick, in dem Dumbledore Beauxbatons wieder verließ, sah Sirius auf die Karte der Rumtreiber und stellte fest, dass James über die Ländereien Richtung Wald lief. Schnell sprang er von der Matratze auf und verließ den kleinen Raum. Auf dem Weg nach unten nahm Sirius die Abkürzungen durch die Geheimgänge und hoffte, dass er James noch rechtzeitig einholen würde. Als er endlich auf den Länderein angekommen war, rannte Sirius in Richtung Wald und warf immer wieder einen besorgten Blick auf die Karte.
„Tu es nicht, Prongs. Bitte, tu es nicht! Lass uns in Ruhe darüber reden", rief Sirius in Gedanken verzweifelt und rannte noch schneller.
Endlich hatte er den Waldrand erreicht, doch er kam zu spät. In diesem Augenblick verschwand James Name von der Karte.
„Wir hätten eine andere Lösung gefunden, Prongs", keuchte Sirius und hielt sich die schmerzenden Seiten.
Langsam ließ er sich auf den feuchten Boden sinken und fuhr sich mit zitternden Fingern durch die Haare.
Ich hoffe, es hat Euch gefallen!
liebe Grüße jas
