Hi ihr Lieben!

Habe ein neues Chap für Euch : zwinker:

Einganz großesDankeschön geht an DiamondofOcean, die sich die Mühe gemacht hat dieses Chap zu korregieren : bousa:

Ich wünsche Euch viel Spaß beim lesen!

Chap 14

Valentinstag, ein Ereignis zweimal anders

Sirius setzte sich auf den Boden und lehnte sich an dem Baumstamm hinter ihm an. Seine Gedanken kreisten um seinen besten Freund und er betete inständig, dass alles gut gehen möge. Seufzend schloss Sirius seine Augen und versuchte sich vorzustellen, was James in diesem Augenblick wohl machte. Nach einer Weile schlief Sirius ein. Er konnte später nicht mehr sagen, wie lange er geschlafen hatte, als er durch ein sanftes Rütteln am Arm geweckt wurde. Im ersten Moment wusste Sirius nicht, wo er war, und er blinzelte, die Person, die ihm gegenüberstand, verschlafen an. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Sirius begriff, wer da genau vor ihm stand und ihn grinsend ansah.

„Meinst du nicht, dass es bequemere Plätze für ein Nickerchen gibt?", fragte James amüsiert und das Grinsen auf seinem Gesicht wurde noch eine Spur breiter.

„Das sagt gerade der Richtige. Ist dir eigentlich klar, dass du für diese vollkommen idiotische Aktion von der Schule fliegen kannst, Alter? Was hast du dir überhaupt dabei gedacht? Ist es das wirklich wert? Und warum hat sie dir nicht den Kopf abgerissen, als sie dich gesehen hat? Ich hätte meinen ganzen Feuerwhiskyvorrat verwettet, dass du ohne Kopf zurückkommst", fauchte Sirius immer lauter werdend und schubste James vor sich her, sodass dieser ins Taumeln kam.

„Mum war nicht zu Hause, sonst hätte sie mir bestimmt auch den Kopf abgerissen", antwortete James kleinlaut und verzog seinen Mund zu einem Grinsen, was ihm aber gründlich misslang.

„Dad hat mir nur eine Moralpredigt gehalten und gemeint, wenn ich erwischt werde…!"

„Mum? Dad? Ich dachte, du warst bei Evans?", unterbrach Sirius seinen Freund überrascht.

James schüttelte langsam den Kopf, antwortete aber nicht sofort. Er überlegte, ob er Sirius die Wahrheit sagen sollte oder lieber noch damit warten wollte.

„Ich musste einfach mal weg von hier. Ich konnte das alles nicht mehr ertragen und darum bin ich nach Hause appariert", sagte James und verschwieg Sirius den Portschlüssel in seiner Hosentasche.

Sirius musterte James eingehend. Er wusste, dass James ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte. Doch genauso gut wusste er auch, dass er eher Snape dazu überreden konnte, sich die Haare zu waschen, als James dazu zu bringen, ihm alles zu erzählen.

„Da hast du aber mehr als nur Glück gehabt, dass nur dein Dad da war, hm? Was hat er denn nun gesagt, als du plötzlich in der Küche standst?", wollte Sirius nun wissen.

Sirius kannte James' Sturheit nur zu Genüge und ließ ihm darum auch Zeit, von sich aus mit der Sprache herauszurücken. Was seiner Meinung nach nicht allzu lange dauern konnte.

„Das Erste, was Dad fragte, als er mich gesehen hat, war:' Was hast du angestellt, dass du flüchten musstest? Oder hat Dumbledore dich suspendiert?'", gluckste James, als er an den Gesichtsausdruck seines Vaters dachte.

Auch Sirius musste über diesen Kommentar lachen, da er sich die Szene sehr gut vorstellen konnte.

Während James Sirius alles haarklein erzählte, liefen die beiden zurück zum Schloss.

„Und du bist dir ganz sicher, dass Mortimer deiner Mum nichts von deinem Überraschungsbesuch erzählen wird?", hakte Sirius skeptisch nach, worauf James nur mit den Schultern zucken konnte.

„Ich hoffe, dass er sein Versprechen hält", antwortete dieser und lief auf den Eingang zum Geheimgang zu.

Sein Vater brauchte seiner Mutter auch gar nichts von seinem Besuch zu sagen, da diese auch zu Hause war. Doch das konnte James zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.

„Albus hat also wirklich Recht behalten. Wie gut er unseren Jungen doch kennt", seufzte Gulia Potter, als sie die Küche betrat, und sich neben ihren Mann an den Tisch setzte.

„Ja, es ist schon erstaunlich, dass er schon vor Wochen wusste, dass James hierher kommen würde, um sich einen Portschlüssel zu holen. Eins muss man ihm aber lassen, dumm ist er nun wirklich nicht. Meine Portschlüssel liegen alle griffbereit auf meinem Schreibtisch und doch hat er sich die Mühe gemacht und holt den aus seinem Zimmer. Du weißt schon, den, den ich ihm für den Notfall gegeben habe", sagte Mortimer Potter mit einem Hauch Stolz in der Stimme.

„Jaja, beglückwünsche ihn auch noch zu seinem Geistesblitz", zischte Gulia und funkelte ihren Mann kopfschüttelnd an.

„Vielleicht hält James es ja auch für einen Notfall, so wie du damals. Schließlich ist er ja dein Sohn."

„Ach ne. Und dein Sohn etwa nicht, hm? Du hast ja Recht, aber gib wenigstens zu, dass er nicht auf den Kopf gefallen ist", entgegnete Mortimer sanft und nahm die Hand seiner Frau in seine.

„Es ist schon erstaunlich, dass er als Mann, und das in diesem Alter logisch denken kann. Mein Sohn eben", kicherte Gulia leise und freute sich über das verdatterte Gesicht ihres Mannes.

„Hahaha, ich kann sehr wohl logisch denken. Auch wenn du da ganz anders drüber denkst",

motze Mortimer und schob schmollend seine Unterlippe vor, worauf Gulia in schallendes Gelächter ausbrach.

„Das hat James eindeutig von dir. Aber jetzt mal im Ernst. Denkst du, er wird den Portschlüssel noch heute benutzen?", kam Gulia auf das eigentliche Thema zu sprechen und sah ihren Mann besorgt an.

„Nein, das halte ich für unwahrscheinlich. Er wird sein Glück nicht zweimal an einem Tag herausfordern wollen. Er wird bestimmt erleichtert sein, wenn er ungesehen ins Schloss zurückkommt", antwortete Mortimer.

„Ich hoffe, du behältst Recht", seufzte Gulia, und verließ die Küche zusammen mit ihrem Mann, um sich noch ein wenig hinzulegen, da sie beide in dieser Woche Nachtdienst hatten.

Sirius und James schafften es auch tatsächlich, unbemerkt ins Schloss, und in ihren Gemeinschaftsraum zu gelangen. Fast wären sie ihrer Hauslehrerin in die Arme gelaufen, doch da Sirius die Karte der Rumtreiber dabei hatte, blieb ihnen das erspart. Sie verfolgten auf der Karte, dass McGonagall in Dumbledores Büro eilte.

„Wo sind sie?", rief die Hexe und verzichtete auf die Begrüßung.

„Guten Tag, Minerva. Wo ist wer?", wollte der Schulleiter freundlich wissen, kannte aber die Antwort bereits.

„Miss Stevens und Miss Evans natürlich. Hast du sie nicht mitgebracht, Albus?"

Der Ältere seufzte leise vor sich hin und strich sich durch seinen weißen Bart.

„Nein, ich habe die beiden nicht mitgebracht. Miss Evans hat mir versichert, dass sie und Miss Stevens es schaffen würden. Und ich wüsste auch nicht, was dagegen sprechen würde. Miss Evans ist…", doch weiter kam der Zauberer nicht, da seine Kollegin ihn mit einer heftigen Handbewegung unterbrach.

„Ich weiß auch, dass Miss Evans es schaffen wird, Albus, aber darum geht es doch gar nicht. Du hast mir doch gesagt, dass du den Austausch beenden willst, da das französische Ministerium falsche Informationen über den Schulablauf in Beauxbatons geschickt hat", donnerte McGonagall los.

„Ich weiß, was ich gesagt habe, Minerva. Doch Miss Evans ist noch nicht so weit, und darum werde ich weder sie noch Miss Stevens vorzeitig zurück nach Hogwarts holen. Ich möchte dich bitten, dies zu akzeptieren", antwortete der Schulleiter ruhig, aber eindringlich.

„Wie du meinst, Albus, aber ich bin mit dieser Entscheidung nicht einverstanden. Du solltest wissen, das Potter das Gelände verlassen hat und ich brauch dir wohl nicht zu sagen, wo er war und was er als Nächstes vorhat, oder?"

„Ich weiß, dass James bei seinen Eltern war und mir ist durchaus bewusst, was er dort wollte. Noch kann keiner sagen, ob er seinen Plan auch wirklich ausführen wird", sagte der Schulleiter mit einer Gelassenheit, die die Gryffindor- Hauslehrerin in Rage versetzte.

„Dann tausch wenigstens Potter gehen Miss Stevens aus. Schließlich sollte er ja sowieso zusammen mit Miss Evans an dem Austausch teilnehmen", verlangte die Hexe aufgebracht, die sich große Sorgen um ihren Schüler machte.

McGonagall hatte keine Ahnung, wie sie James Potters Verschwinden erklären, geschweige denn vor den anderen Hauslehrern rechtfertigen sollte, wenn sie herausfinden würden, dass einer ihrer Schüler das Schulgelände ohne Erlaubnis verlassen hatte. Sie müsste James dann bestrafen und für unerlaubtes Entfernen gab es nun mal nur eine Strafe: Der Schulverweis.

Doch nicht nur Minerva McGonagall machte sich Gedanken um James, auch Sirius beobachtete diesen. James saß ihm gegenüber im Gemeinschaftsraum, als wäre nichts gewesen und war dabei, den neuen Trainingsplan auszuarbeiten. Tief in seinem Innersten hatte Sirius ja gehofft, dass James ihn in seinen Plan einweihen würde, aber so wie es sich zurzeit darstellte, dachte dieser nicht im Entferntesten daran, irgendetwas zu sagen. Nachdenklich ließ Sirius seinen Blick durch den Gemeinschaftsraum wandern, als er Remus und Maxi heftig diskutierend in einer Nische entdeckte. Für Sirius stellte es sich so dar, als versuche Remus seine Freundin von irgendetwas zu überzeugen, doch diese schüttelte immer wieder heftig ihren Kopf. Dankbar, nicht in Remus Haut zu stecken, wandte Sirius seinen Blick wieder ab und schaute geradewegs in das Gesicht seines Freundes.

„Das geht schon seit dem Frühstück so mit den Beiden. Moony tut mir echt Leid", meinte James und deutete mit seinem Kopf in dessen Richtung.

„Worum geht es denn?", wollte Sirius wissen, erwartete aber eigentlich keine Antwort.

„Um einen Brief, den Maxi Moony nicht zeigen will", meinte James, worauf Sirius ihn verwundert ansah.

Doch bevor er die Chance hatte nachzufragen, klappte das Portraitloch ziemlich laut zur Seite und Cathleen, Alice und Frank kletterten durch dieses. Cathleen und Alice lieferten sich ein lautstarkes Wortgefecht und Frank stand dem Ganzen hilflos gegenüber.

„Es ist doch ihre Sache, mit wem sie ausgeht", schimpfte Cathleen, worauf Alice genervt die Augen verdrehte.

„Natürlich ist es ihre Sache. Ich habe ja auch nur gesagt, dass der Typ komisch ist", rechtfertigte Alice sich.

„Du kennst ihn doch gar nicht, also kannst du auch nicht wissen, ob er komisch ist", schnappte Cathleen und ließ sich neben Alice auf die Couch fallen.

Frank hatte sich wohlweislich zu Sirius und James an den Tisch gesetzt und deutete ihnen stumm an, dass er keine blassen Schimmer hatte, worum es überhaupt ging.

„Doch kann ich. Charmant, ehrlich, gefühlvoll, weder überheblich, noch arrogant, höflich, liest ihr jeden Wunsch von den Augen, entschuldigt sich immer sofort, wenn er sich mal nicht korrekt benommen hat", zählte Alice ironisch auf.

„Wenn das nicht komisch ist", fügte Alice noch nach.

„Na und! Was ist daran so schlimm? Etienne ist perfekt für Lily, genau das, was sie nach den ganzen Aufregungen braucht", rief Cathleen und bedachte dabei nicht, dass sie nun die komplette Aufmerksamkeit der anwesenden Schüler genoss.

„Lily braucht niemanden, der sich laufend bei ihr entschuldigt, oder ihr jeden Wunsch von den Augen abliest. Lily braucht jemanden, der sie glücklich macht, mit dem sie herzhaft lachen und ihren Spaß haben kann. Jemanden, bei dem sie nicht aufpassen muss, was sie sagt, ohne dass er beleidigt davonrauscht", machte Alice ihren Standpunkt klar.

Für einen kurzen Moment herrschte absolutes Schweigen, als Cathleen und Alice bewusst wurde, dass sie von mehreren Augenpaaren angestarrt wurden. Cathleens Blick huschte zu James hinüber, doch dieser schaute auf sein Pergament und gab vor, weiter an seinem Trainingsplan zu schreiben. Außer Sirius und Cathleen bemerkte wohl niemand, wie nahe James dieses Gespräch wirklich gegangen war und Sirius konnte nur vermuten, wie es in James' Inneren aussehen musste.

„Maxi, kannst du mir noch mal den Änderungszauber zeigen? Ich bekomme ihn einfach nicht richtig hin", wandte sich Lara im Vorbeigehen an diese.

„Sicher Lara, lass uns am besten in meinen Schlafsaal gehen. Kommt ihr mit?", fragte sie Cathleen und Alice auffordernd.

Die beiden Angesprochenen nickten zustimmend und gingen hinter Lara und Maxi her.

„Hatten wir nicht abgemacht, dass wir Lilys Briefe nicht mehr vor den anderen vorlesen wollen?", zischte sie Cathleen und Alice auf der Treppe vorwurfsvoll zu.

James hingegen fuhr sich mit der Hand durch die Haare und starrte auf den vor ihm liegenden Plan.

„Etienne heißt er also. Er scheint genau das zu sein, was ich in Lilys Augen nicht bin", dachte James bitter.

Alice schaute Maxi darauf nur entschuldigend an, während Cathleen sich noch mal nach den Maraudern umsah. Ihr Blick traf den von James und Cathleen glaubte, Resignation in diesem zu lesen. Mit einem schlechten Gewissen James gegenüber betrat sie ihren Schlafsaal, wo Maxi Alice eine Standpauke hielt. Nachdenklich setzte sich Cathleen auf ihr Bett und überlegte, was Lily wohl zu dem Ganzen sagen würde.

Diese saß gerade in ihrem Zimmer auf dem Fenstersims und las amüsiert den Brief von Lara, in dem sie davon berichtete, wie Peeves einfach in die Abschlussbesprechung vom Ball platze und Sandys Unterlagen in Brand setzte, worauf sie dem Quälgeist lautstark mit dem blutendem Baron drohte. Lily konnte sich gut vorstellen, dass Peeves darauf fluchtartig den Schulsprecheraufenthaltsraum verlassen hatte. Laras Brief erinnerte Lily aber auch an ihre Aufgaben als Vertrauensschülerin, obwohl es so etwas hier in Beauxbatons nicht gab. Sie seufzte leise und beschloss, mit Etienne zu reden. Mauriel hatte ihr gesagt, dass dieser sich große Sorgen gemacht hatte, als er erfuhr, dass man Lily schon seit mehreren Stunden nicht mehr gesehen hat. Lily seufzte leise auf und ließ die vergangenen Stunden Revue passieren, als wieder diese warmen braunen Augen vor ihr auftauchten. Mit einem sanften Lächeln kletterte Lily von dem Fenstersims und machte sich auf dem Weg, um Etienne zu suchen, den sie in der Eingangshalle antraf. Sie begrüßte ihn freundlich und fragte Etienne, ob er sie in die Küche begleiten würde, worauf dieser, nach anfänglichem Zögern zwar, zustimmte. Etienne erfuhr von Lily, wie es dazu gekommen war, dass sie das Palais Hals über Kopf verlassen hatte, wie Guillaume sie dann gefunden hatte und warum er ihr angeboten hat, sie in die Stadt zu begleiten. Nur wie ihr Kleid aussah, erzählte Lily Etienne nicht und nach etlichen Versuchen gab er es dann schließlich auf. Etienne erzählte Lily, warum er sich bei Madame Bouvard so benommen hatte und versicherte ihr, dass er keineswegs an Lilys Modegeschmack zweifeln würde.

„Mir ist es eigentlich egal, wie die Sachen aussehen, Hauptsache sie sind bequem, aber meine Eltern sind in diesen Angelegenheiten so spießig", seufzte Etienne genervt.

„Verstehe, wer nicht adlig ist, muss wenigstens dementsprechend gekleidet sein", entgegnete Lily.

„Lass mich raten, Guillaume hat dir das erzählt, richtig?"

„Was ist daran so schlimm, dass er es mir erzählt hat? Jetzt weiß ich wenigstens, warum alle so ein Theater machen. Das hättest du mir ruhig schon viel früher erzählen können", hielt Lily dagegen, worauf Etienne ihr kleinlaut zustimmte.

An diesem Abend schafften Etienne und Lily die ganzen Missverständnisse aus der Welt und so erfuhr Lily auch, dass Etienne am liebsten einen anderen Namen hätte.

„Seine Familie kann man sich nicht aussuchen, Etienne. Du solltest das Beste daraus machen", meinte Lily zum Schluss, bevor die beiden zurück in ihre Zimmer gingen.

Unbemerkt von den beiden schlich sich Ilsabell, die ihren Bruder und Lily belauscht hatte, leise in ihr Zimmer zurück. Sie freute sich sehr darüber, dass die beiden sich ausgesprochen und vertragen hatten.

„Hoffentlich verträgt er sich auch wieder mit Guillaume", seufzte Ilsabell und legte sich in ihr Bett.

Schon am nächsten Morgen konnte Ilsabell sehen, dass sich ihr Bruder und Guillaume längst wieder vertragen hatten. Die beiden saßen lachend am Frühstückstisch und Guillaume wies Etienne neckend an, erst nachzusehen, ob auch wirklich Kaffee in der Kanne war.

„Lily wird Etienne ganz bestimmt nicht zweimal den gleichen Streich spielen", gluckste Ilsabell und gab ihrem Bruder zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange.

„Das denke ich auch nicht. Sie wird sich bestimmt etwas Neues einfallen lassen", grinste Guillaume und klopfte Etienne aufmunternd auf die Schulter, worauf dieser das Gesicht verzog.

Die letzten zwei Tage vor dem Ball verliefen in Beauxbatons wie immer. Die meisten Mädchen wuselten von einem Zimmer in das nächste, um sich entweder ein paar Ohrringe oder ein anderes Schmuckstück auszuleihen. Oder, wie in Mauriels Fall, nachzufragen, welche Frisur denn nun besser zu dem Kleid passen würde. Nur Lily schien die Ruhe selbst zu sein. Wenn man nach ihr suchte, fand man sie entweder in einem Klassenraum oder in der Bibliothek. Die Rothaarige verstand die Aufregung nicht wirklich, da Cécile ihr erzählt hatte, dass es jedes Jahr immer dasselbe Programm gab. Lily schüttelte immer wieder den Kopf, wenn ein Mädchen in die Bibliothek gestürzt kam, um eine ihrer Freundinnen um Rat zu fragen.

„Ob Cathleen und Maxi auch so ein Theater veranstalten? Ich denke eher nicht. Die sind nicht so verrückt wie die Franzosen", überlegte Lily, die von Alice wusste, dass es dieses Jahr in Hogwarts auch eine Valentinsparty geben würde.

Dass Lily mit ihrer Aussage völlig daneben lag, sollte sie erst viel später erfahren.

Cathleen hatte zwar ein Kleid, fand dieses aber mit einem Mal nicht mehr passend, wie sie es nannte. Zwar versuchten Maxi und Alice sie von dem Gegenteil zu überzeug, doch ihre Worte stießen auf taube Ohren. Und so kam es, dass Cathleen Amos dazu überredete, sich mit ihr nach Hogsmeade zu schleichen, um ein neues zu kaufen, was von Sirius, der im Gemeinschaftsraum auf Lara wartete, nicht unbemerkt blieb. Sirius hatte die Karte der Rumtreiber auf seinem Schoß, um zu sehen, wo Lara sich befand, als er sah, dass Cathleen und Amos die Ländereien verließen.

„Noch zwei, die unerlaubt das Schulgelände verlassen", grinste er, als ihm einfiel, wie oft seine Freunde und er dies taten.

„Ah, Lara ist auf dem Weg hierher. Wurde ja auch Zeit", dachte Sirius, deaktivierte die Karte wieder und steckte sie in seine Tasche.

Nachdem Lara den Gemeinschaftsraum betreten hatte, winkte Sirius sie zu sich und bat sie, sich zu setzen.

Abwartend, was Sirius von ihr wollte, setzte Lara sich ihm gegenüber und sah ihn fragend an.

„Was möchtest du wissen?", half Lara ihm, als sie amüsiert feststellte, wie nervös Sirius war.

„Ähm…ja also, ich wollte dich fragen, ob du schon eine Begleitung für die Party hast?", brachte Sirius sein Anliegen etwas mühsam vor.

„Bis jetzt habe ich noch niemandem fest zugesagt", antwortete Lara.

„Prima, möchtest du vielleicht mit mir zur Party gehen?", wollte Sirius wissen und schenkte Lara ein charmantes Lächeln.

„Wenn ich das Lily erzähle", dachte Lara belustigt, die sich in Sachen Sirius Rat bei der Rothaarigen geholt hatte.

„Hm, möchtest du denn, dass ich mit dir dort hingehe oder haben die anderen Mädchen alle abgesagt?", spannte Lara Sirius auf die Folter, der mit dieser Gegenfrage nicht gerechnet hatte.

„Außer dich habe ich niemanden gefragt", gab Sirius ehrlich zu, der zu perplex für eine andere Antwort war.

„Wenn das so ist, dann gehe ich gerne mit dir zur Party", entgegnete Lara zuckersüß und lächelte Sirius verschmitzt an.

„Das war gemein und das weißt du hoffentlich auch", schmollte Sirius, stimmte aber dann in das Lachen mit ein.

„Ich weiß."

Die beiden waren in einer angeregten Unterhaltung, als James die Treppe herunterkam.

Doch bevor dieser seinen besten Freund erreicht hatte, hängte sich Samantha an James' Hals und fragte diesen, ob er denn nun mit ihr zur Party gehen würde.

„Ich habe es dir schon zigmal gesagt. Such dir bitte einen anderen, der mit dir dorthin geht", sagte James ruhig und löste sich aus Samanthas Klammergriff.

„Aber James, ich weiß, dass du noch keine Begleitung für morgen hast. Und du brauchst eine."

„Meine Antwort lautet nein und nun sei ein liebes Mädchen und lass mich in Ruhe, okay?", sagte James bestimmt und schob Samantha noch weiter von sich.

„Gibt die eigentlich nie auf?", fragte Sirius, der mit Lara die Szene beobachtet hatte.

„Nein, so wie es aussieht nicht. Sie will einfach nicht verstehen, dass James kein Interesse an ihr hat und versucht es immer wieder", seufzte Lara, als sie sah, dass James auf dem Absatz kehrte machte und zurück in seinen Schlafsaal ging.

„Ich werde am besten mal nach ihm sehen", meinte Sirius und sah Lara entschuldigend an, als Remus an ihren Tisch trat.

„Was ist denn mit Prongs los? Hat Samantha ihn wieder in den Schlafsaal getrieben?", wollte der Werwolf wissen.

„Keine Ahnung, Moony, aber wir sollten mal nach ihm sehen", entgegnete Sirius und ging mit Remus zusammen in ihren Schlafsaal, wo sie James am Fenster stehend vorfanden.

Remus und Sirius wechselten einen kurzen Blick miteinander. Es war nicht zu übersehen, dass es hier nicht um Samantha ging. Sirius gab Remus ein Zeichen, dass er mit James reden sollte und ging leise auf sein Bett zu, wo er sich an einen der Bettpfosten lehnte. Remus legte sich gedanklich gerade seine Worte zurecht, als James ihm zuvorkam.

„Ich werde nicht auf diese Party gehen", teilte er seinen Freunden leise mit, ohne sich zu ihnen umzudrehen.

„Und warum nicht, Prongs? Hat es etwas mit Lily zutun?", fragte Remus vorsichtig und erwartete eine gereizte Antwort von James.

Darauf nickte dieser nur und fuhr sich nervös durch die Haare.

„Sieh mal, Prongs, die Hälfte der Zeit ist um und Lily wird bald wieder zurückkommen, dann kannst du mit ihr in Ruhe über alles reden", erinnerte Remus den Schwarzhaarigen.

Es dauerte ein paar Minuten, bis James antwortete und Sirius und Remus merkten, wie schwer es ihrem Freund fiel, etwas zu sagen.

„Wenn sie denn wiederkommt", entgegnete James leise und vermied es, seine Freunde anzusehen.

„Warum sollte Lily denn nicht wiederkommen, Prongs?", hakte Remus behutsam nach.

Langsam drehte sich James um und holte tief Luft, bevor er alles erzählte, was an dem Abend vor Lilys Abreise vorgefallen war. Nachdem James geendet hatte, herrschte erst einmal absolute Stille.

Sirius, der sich bis jetzt mit Kommentaren zurückgehalten hatte, bedachte James mit einem Kopfschütteln.

„Du weißt, dass ich immer hinter dir stehe, Prongs, aber das war mit Abstand das Dümmste, was du machen konntest. Noch dümmer sogar als dein Ausflug nach Hause", sagte Sirius ernst und ignorierte den warnenden Blick von Remus.

„Ich weiß. Ich habe es doch nicht so gemeint, ehrlich. Ich wollte Lily nur etwas aufheitern", entgegnete James leise.

„Deine Absichten in allen Ehren, Kumpel, aber doch nicht so. Evans wird alles dransetzen, um ihr Versprechen einzulösen. Für sie ist das ein Spiel, welches sie unbedingt gewinnen will", stellte Sirius nüchtern fest, worauf James und Remus ihn entsetzt ansahen.

„Was schaut ihr mich so an? Wir sprechen hier schließlich von Lily Evans, die mindestens so stur und dickköpfig ist wie unser lieber Prongs hier", meinte Sirius.

„Denkst du das auch, Moony?", wandte James sich an Remus.

„Hm, schwer zu sagen, ehrlich. Auf der einen Seite hat Sirius schon Recht, mit dem was er über Lily sagt, aber sie weiß auch, wo sie hingehört. Hogwarts ist Lilys Zuhause seit ihre Eltern gestorben sind", antwortete Remus ausweichend.

„Nicht mehr", schoss es Sirius durch den Kopf und dachte an die Unterhaltung mit Ben.

Die drei Freunde redeten noch lange miteinander, wobei Remus und Sirius immer wieder versuchten, James zu überreden, doch noch auf die Party zugehen. Doch dieser schüttelte immer wieder stur den Kopf.

„Ich kann nicht, versteht ihr das denn nicht? Wenn ich auf diese Feier gehe, dann habe ich einfach das Gefühl, Lily zu hintergehen. Lass mich ausreden Pad. Ich weiß, dass Lily noch nie irgendwo mit mir hingegangen ist, aber sie war immer dabei. Sei es, wenn ich mit irgendeinem Mädchen nach Hogsmeade gegangen bin oder auf irgendeinen Ball. Sie hat immer gesehen und gewusst, was ich gemacht habe", versuchte James seinen Entschluss zu erklären.

„Ich verstehe was du meinst, Prongs, und es spricht für dich, ehrlich", versicherte Remus ihm und Sirius stimmte ihm schweigend zu.

Sirius kam plötzlich ein Gedanke und er überlegte angestrengt, wie er diesen umsetzen könnte.

„James, schenkst du Lily etwas zum Valentinstag?", wollte Remus aus heiterem Himmel wissen.

„Diesmal besser nicht. Sie wird aber ganz bestimmt von jemandem anderem etwas bekommen", antwortete dieser bedrückt und dachte dabei an Etienne.

Und so war es auch. Als Lily am nächsten Morgen mit ihren Freundinnen in den Speisesaal kam, lag auf ihrem Platz ein dutzend roter Rosen, die kunstvoll zusammengebunden waren. Lily schenkte dieser Pracht nur einen kurzen Blick und fragte sich, wer ihr wohl so etwas antun konnte, als eine große Eule direkt auf Lily zuflog und ein Päckchen fast auf den Rosenstrauß fallen ließ. Hastig schob Lily die roten Rosen in Richtung Juliet Dréville ein schüchternes Mädchen aus ihrer Klasse, bevor sie das Päckchen mit zittrigen Fingern öffnete, in den ein herrlicher Strauß aus rosa und weißen Rosen und roten und weißen Lilien lag. Lächelnd nahm Lily die Blumen aus dem Päckchen und schnupperte an dem Gebinde. Ilsabell, die Lily beobachtet hatte, griff hastig nach der Karte, welche in dem Rosenstrauß steckte, und sah sich panisch nach ihrem Bruder um, der die Szene von der Eingangstür ebenfalls verfolgt hatte. Ihre Blicke trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde, bevor Etienne sich verletzt und gekränkt umdrehte und den Speisesaal verließ. Ilsabell lief ihrem Bruder hinterher, konnte ihn aber nirgends finden. Erst am späten Nachmittag, als ihre Eltern im Palais eintrafen, sah sie ihn wieder. Ilsabell wusste, wie sehr Etienne diese Rituale verabscheute und wenn es nach ihr ginge, könnte sie auch liebend gern darauf verzichten. Ilsabell musterte ihren Bruder besorgt, doch dieser spielte seine Rolle wie immer perfekt und ließ sich nichts anmerken. Wie gerne hätte sie ihren Bruder getröstet, aber im Beisein ihrer Eltern würde Etienne eh kein Wort über den Vorfall am Morgen verlieren. Schweren Herzens ging Ilsabell nach der Teestunde mit ihren Eltern in ihr Zimmer, um sich für den bevorstehenden Ball fertig zu machen, den sie und Etienne traditionell mit ihren Eltern eröffnen würden. Ilsabell konnte nicht sagen warum, doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass ihr Zwillingsbruder noch etwas geplant hatte. Mit einem unguten Gefühl stieg Ilsabell unter die Dusche und hoffte, dass Lily Etienne wegen dem Rosenstrauß nicht allzu böse war. Doch die Rothaarige dachte schon nicht mehr daran und las gerade einen Brief, den Marc ihr geschrieben hatte. Lily tippte darauf, dass Hagrid den Brief nach Beauxbatons geschickt hat, da er ihr ja schon mal einen Brief von Marc, der in Hogsmeade beim Postamt gelandet war, von diesem mitgebracht hatte.

„Von wem ist er?", wollte Mauriel wissen, als sie ins Lilys Zimmer kam, da diese ihr beim Schminken und Frisieren helfen wollte.

„Von Marc", antwortete Lily und wies Mauriel an, sich zu setzen.

Mauriel ging davon aus, dass der Brief in dem Päckchen mit dem Blumen lag und hakte nicht weiter nach. Sie hatte ihre nassen Haare in ein Handtuch gewickelt, welches nun von Lily entfernt wurde. Lily zauberte Mauriel eine hinreißende Hochsteckfrisur, wobei sie ein paar Strähnen locker heraushingen ließ.

„So, jetzt bist du an der Reihe", sagte Mauriel, nachdem sie sich sorgfältig im Spiegel betrachtet hatte, worauf Lily in ihr Abendkleid schlüpfte.

„Dieses Kleid habe ich gar nicht bei Madame Bouvard gesehen. Es steht dir ausgezeichnet", sagte Mauriel ehrlich und ging einmal um Lily herum, bevor sie Lilys Locken trocken zauberte.

Mauriel hatte sich für ein rotes, seitlich geschlitztes Corsagekleid entschieden, zu welchem Etienne Lily überreden wollte. Ebenso wie Mauriels Kleid, war Lilys schwarzes, hauchzartes Chiffonkleid ärmellos. Im Gegensatz zu dem von Mauriel, war Lilys Kleid nicht eng anliegend, sondern eher figurbetont. Unter dem schwarz transparenten, mit Pailletten besetzten ‚Oberkleid', welches nun einen drapierten Carmenausschnitt hatte, befand sich ein schwarzes blickdichtes Unterkleid mit Spaghettiträgern. Dadurch wirkte das Kleid sehr elegant und romantisch. Mauriel hatte Lily dazu geraten, ihre langen Haare offen zu tragen und nur zwei Seitensträhnen hinten im Nacken locker zusammenzubinden. So wirkte das Ganze noch romantischer. Aufgrund der noch kühlen Jahreszeit trug Lily farblich passende lange Handschuhe zu ihrem Kleid. Mauriel hatte sich für eine lange Stola entschieden, die sie sich elegant über die Schulter legte.

„Merlin, wir müssen los", rief Lily panisch, als sie einen Blick auf ihren Wecker warf.

„Mit wem gehst du eigentlich zum Ball?", wollte Mauriel wissen.

„Mit niemandem", antwortete Lily wahrheitsgemäß.

„Ach, ich dachte du gehst mit Etienne", meinte Mauriel überrascht.

„Er hat mich nicht gefragt", entgegnete Lily und zuckte mit den Schultern.

Da sie die Karte, die Etienne an eine der Rosen geheftet hatte, nicht gelesen hat, konnte Lily auch nicht wissen, dass Etienne sie sehr wohl darum gebeteten hatte, mit ihm auf den Ball zu gehen. Doch den Mädchen blieb keine Zeit mehr, darüber zu diskutieren, da der Ball in fünf Minuten eröffnet werden sollte. So schnell es ihre langen Kleider erlaubten, eilten Mauriel und Lily hinunter in die Eingangshalle, wo sie schon ungeduldig von Valérie und Cécile erwartet wurden.

„Da seit ihr ja endlich. Wir dachten schon ihr habt es euch anders überlegt", tadelte Cécile die beiden lachend.

„Ihr seht fantastisch aus", schaltete sich nun Valérie zu Wort.

Die vier Mädchen wollten gerade zum Ballsaal gehen, als Geoffrey Attenborough Lily zurückhielt.

„Gut, dass ich Sie noch erreicht habe. Kommen Sie bitte mit, Mademoiselle Lilian. Es ist wichtig", sagte der Professor leise und führte die verdutzte Lily in sein Büro.

Es wunderte Lily schon sehr, dass ihr Professor sie so kurz vor der Eröffnung noch sprechen wollte, aber da sie keinen großen Wert darauf legte, Etiennes Eltern kennen zu lernen, folgte sie Attenborough nur zu gerne. Sobald Lily die Tür zu dessen Büro hinter sich geschlossen hatte, hörte sie auch schon eine ihr sehr vertraute Stimme.

„Lily, Lily bist du schon da?" ertönte Alishas aufgeregte Stimme aus dem Kamin.

„Alisha Liebes, was ist mit dir? Warum bist du im Mungo? Bist du verletzt? Tut dir was weh?", fragte Lily besorgt, als sie vor dem Kamin in die Hocke ging und Alisha nun auch sehen konnte.

„Alles okay, Lily. Heute haben doch die Kontrolluntersuchungen angefangen. Ben war bis eben auch hier, aber dann ist er einfach ganz schnell abgehauen, wegen dieser blöden Party. Ich wollte dich nur in deinem schönen Kleid sehen. Bist du jetzt böse mit mir?", fragte Alisha und sah Lily dabei treuherzig an.

Doch diese war alles andere als böse, nur erleichtert, dass ihrer kleinen Adoptivschwester nichts fehlte.

„Wie bist du eigentlich zu dem Kamin gekommen? Und viel wichtiger, hast du jemandem um Erlaubnis gefragt?", wollte Lily nun wissen, worauf die Kleine heftig mit dem Kopf nickte.

„Kennst mich doch Pumpkin. Gulia hat mich hier hergefahren und sie hat es auch erlaubt, ehrlich", grinste Alisha und zwinkerte Lily vergnügt zu.

Lily überlegte angestrengt, ob sie diese Gulia schon mal im St. Mungos gesehen hatte, konnte diesem Namen aber kein Gesicht zuordnen. Alisha berichtete von den vielen Untersuchungen und dass sie noch bis morgen im Mungos bleiben musste. Die Zeit verging für die beiden Mädchen wie im Flug, als Geoffrey Attenborough, der Lily und Alisha alleine gelassen hatte, neben ihr trat.

„Mademoiselle Lilian, Sie müssen sich jetzt verabschieden. Madame Maxime sucht Sie schon."

„Jetzt schon?", fragte Alisha traurig und Lily konnte sehen, dass Tränen in ihren Augen schimmerten.

„Ja, es muss sein", antwortete Attenborough mit Nachdruck und half Lily beim Aufstehen, da dies ein wenig schwierig in dem langen Kleid war.

Schweren Herzens verabschiedeten sich Lily und Alisha voneinander und Attenborough versprach Alisha, dass er Lily sofort Bescheid sagen würde, wenn sie mal wieder mit ihr sprechen wollte. Nachdem Lily sich bei ihrem Professor bedankt hatte, machte sie sich schleunigst auf den Weg in den Ballsaal, da sie fast eine Stunde zu spät dran war. Lily hätte zu gerne die Stille in den Gängen genossen, doch schon nach ein paar Minuten stand sie vor den Flügeltüren des Ballsaals. Sie betrat diesen so unauffällig wie möglich und blieb erst mal mitten im Eingang stehen und sah sich um. Entgeistert wich Lily ein paar Schritte zurück, da sie von dem vielem Rot im Saal fast erschlagen wurde. Überall im Saal waren Rosen, Luftballons, Plüschkissen und Tücher in den unterschiedlichsten Rottönen, was eigentlich auch sehr schön aussah, nur für Lily war es eben doch zuviel. Etienne, der Lily in diesem Augenblick entdeckt hatte, kam mit schnellen Schritten auf die Rothaarige zu. Er wollte ihr schon Vorwürfe machen, da sie so spät gekommen war, als er bemerkte, wie blass Lily war.

„Lilian, geht es dir nicht gut? Du bist ja ganz blass?", fragte Etienne besorgt und legte seinen Arm um Lily.

„Es geht schon wieder. Ich habe den Tag über nur sehr wenig gegessen und jetzt ist mir ein bisschen schwindelig", antwortete Lily und sah sich suchend nach dem Büfett um.

„Dann solltest du schleunigst etwas essen. Komm, ich bringe dich an unseren Tisch", sagte Etienne und geleitet Lily zu einem Tisch am anderen Ende des Saals. Da Lily nun wirklich Hunger bekommen hatte, doch nirgends das Büfett entdecken konnte, folgte sie Etienne wortlos. Erfreut stellte Lily fest, dass Valérie und Mauriel auch dort saßen.

„Es war schrecklich. Sei froh, dass du nicht dabei warst", flüsterte Mauriel Lily leise ins Ohr und verdrehte völlig genervt ihre Augen.

„So schlimm?", hakte diese nach, als Etienne einen Teller mit verschiedenen Salaten vor Lily stellte.

Lily probierte von allem ein bisschen, nur den Wein rührte sie nicht an und trank stattdessen lieber Wasser.

„Gibt es auch Butterbier?", wandte Lily sich an Valérie, als sie neben sich ein abfälliges Schnauben hörte.

„Typisch Engländer. Sie haben keinen blassen Schimmer von der französischen Küche", sagte Jaquiline Denarnaud abfällig und musterte Lily mit einem hochnäsigen Blick.

Doch bevor Josephin noch weitere bissige Kommentare von sich geben konnte, forderte Guillaume, der Cécile an den Tisch zurück begleitet hatte, Lily zum Tanzen auf. Auf ihren unsicheren Blick lächelte dieser ihr aufmunternd zu.

„Sind diese komischen Tänze schon vorbei?", wollte sie leise wissen, worauf Guillaume ihr grinsend versicherte, dass sie die alle verpasst hätte.

„Wie bedauerlich", kicherte Lily erleichtert.

In der nächsten Stunde tanzte Lily mal mit Guillaume, anschließend mit Etienne und mit Claude Canet, Valéries Freund. Die Rothaarige bat Etienne um eine kurze Verschnaufpause, als die Kappelle ein ihr sehr bekanntes Lied anstimmte. Abwesend lauschte Lily dem Lied „Save the last Dance" von den Cats und blieb einfach mitten auf der Tanzfläche stehen.

„Lilian, was ist denn los?", fragte Etienne besorgt, doch Lily hörte nicht auf das, was Etienne sagte.

In ihrem Kopf hallte immer wieder diese eine Textstelle aus dem Lied wider. ‚ Laugh and sing but while were apart dont give your heart to anyone' summte Lily leise vor sich hin und ging wie in Trance an ihren Tisch zurück. Cécile, die eine kurze Tanzpause eingelegt hatte, sah Lily lächelnd an und fragte, ob sie etwas trinken wollte, womit sie Lily wieder in die Realität zurückholte.

„Gern, für mich ein Glas Wein, bitte", antwortete Lily.

„Ein schönes Lied", meinte Cécile nebenbei und Lily glaubte, ein wissendes Leuchten in diesem Moment in ihren Augen sehen zu können.

Die beiden Mädchen unterhielten sich angeregt über ihre Berufswünsche, Familien und Freunde. Mauriel und Valérie gesellten sich hin wieder zu ihren Freundinnen und beteiligten sich an dieser Unterhaltung. Etiennes Versuche, Lily zum Tanzen zu überreden, blockte die Rothaarige gekonnt ab.

Im Gegensatz zu Lily, die an diesem Abend keinen Fuß mehr auf die Tanzfläche setzte, fingen ihre Freundinnen in Hogwarts gerade erst an, den Abend so richtig zu genießen. Die Stimmung in der großen Halle war fantastisch. Fröhlich und gut gelaunt tanzten die Schüler und Schülerinnen zu der Musik von den Schicksalsschwestern oder saßen an einer der vielen kleineren Tische, die nun anstelle der großen Haustische links und rechts neben der Tanzfläche standen. Wie auch in Beauxbatons war die Halle hier dem Anlass entsprechend dekoriert worden, allerdings war in Hogwarts alles ein bisschen… farbiger. Unzählige bunte Luftballons und Girlanden hingen an den Wänden, verzauberte Amor- Statuen flogen durch die Luft und versuchten, jeden Nichtverliebten mit ihren Pfeilen zu treffen. Dort, wo normalerweise die Lehrertische standen, befand sich nun die Bühne und neben dem Eingang wurde ein großes Büfett aufgebaut, welches Sirius und Remus als jene der Ersten in Beschlag nahmen. Fast alle Bewohner Hogwarts waren zu dieser Zeit in der großen Halle, selbst Marie Phillip, eine Fünftklässlerin aus Hufflepuff, die sich beim Quidditchtraining verletzt hatte und deswegen für ein paar Tage im Krankenflügel bleiben musste, hatte von Madame Pomfrey die Erlaubnis bekommen, an der Valentinsparty teilzunehmen. Nur James hatte sich weder von Sirius noch von Remus dazu überreden lassen, an diesem Ereignis teilzunehmen und genoss nun die Ruhe, die im Gemeinschaftsraum herrschte. James stand dort an einem der Fenster und beobachtete das Schneetreiben, welches am Abend erneut eingesetzt hatte. Er erinnerte sich an seinen ersten Ball hier in Hogwarts und wie frustriert Sirius und er gewesen waren, als Dumbledore die unteren Jahrgänge um halb zehn wieder in ihre Gemeinschaftsräume geschickt hatte. Grinsend wandte sich James vom Fenster ab, holte seinen Zauberstab aus der Tasche und blickte sich ein paar Sekunden in dem Raum um, als ihm eine Idee kam. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schwenkte er seinen Zauberstab und kurz darauf war der Raum mit dutzenden Luftballons, die mit roten Konfettiherzen gefüllt waren, und Girlanden geschmückt. James schwenkte seinen Zauberstab ein weiteres Mal, womit er diesmal die Sessel, Tische und die beiden Sofas links und rechts an die Wände rückte, sodass nun in der Mitte des Raumes eine kleine Tanzfläche war. Neben der Treppe, die zu den Mädchenschlafsälen führte, zauberte James einen kleinen Tisch mit einer Musikanlage. Zufrieden betrachtete James sein Werk und lächelte still vor sich hin, als er sich die überraschten und glücklichen Gesichter der ‚Kleinen' vorstellte.

„Etwas fehlt noch", stellte James mit einem Mal fest und er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn, als es ihm einfiel.

„Essen und trinken", grinste James und klopfte dreimal auf einen der Tische, worauf Sekunden später eine kleine Hauselfe vor ihm stand.

„Master James haben gerufen. Was kann ich ihnen bringen, Sir?", fragte Trixi, die James und Sirius schon sehr gut kannte, mit piepsiger Stimme.

„Guten Abend, Trixi. Ich möchte gerne, dass du mir für die jüngeren Schüler ein paar kleinere Snacks, Kürbissaft und für mich ein paar Flaschen Butterbier hier rauf bringst. Wenn es deine Zeit erlaubt", sagte James.

„Natürlich, Master James. Trixi wird alles zusammenstellen und dann auf den Tisch dort stellen", antwortete die Hauselfe und verschwand mit einem leisen Plopp.

„Was Padfoot wohl dazu sagen wird, wenn er das hier sieht", überlegte James grinsend.

Dieser zerbrach sich gerade den Kopf über etwas ganz anderes und unterhielt sich angeregt mit Lara.

„Was denkst du, konnte deine Cousine die Band dazu bringen, das Lied zu spielen?", wollte er von Lara wissen.

„Ich weiß es nicht, ehrlich. Wie ich dir schon gesagt habe, normalerweise wird dort überwiegend traditionell getanzt", seufzte Lara.

„Wir werden es spätestens übermorgen erfahren", fügte sie noch nachdenklich hinzu.

„Hast ja Recht. Danke für deine Hilfe, Lara ", antwortete Sirius lächelnd.

„Wie geht es James? Ist er wegen Lily nicht hier?"

„Prongs leidet unter der Trennung… mehr als er zugibt. Er vermisst Lily. Ich denke schon, dass er wegen ihr nicht hier ist", meinte Sirius ehrlich, worauf Lara verständnisvoll nickte.

„Er mag sie sehr, sonst wäre es ihm egal, ob Lily dabei ist oder nicht".

„So was Ähnliches hat Prongs auch gesagt", platze es aus Sirius heraus und schaute Lara verwundert an.

„Sein Verhalten spricht für ihn", entgegnete Lara und erklärte Sirius, wie sich das Ganze für sie darstellte.

„Ich hol' uns mal was zu trinken", meinte Sirius nach einer Weile.

Auf dem Weg zum Büfett dachte Sirius über Laras Worte nach und überlegte, was James wohl im Moment machte und ob er nicht mal nach seinem besten Freund sehen sollte.

James hingegen interessierte es nicht wirklich, was in der große Halle vor sich ging. Er wollte gerade in seinen Schlafsaal zurückgehen, da er wusste, dass die Party für die unteren Jahrgänge bald vorbei sein würde, als er ein gedämpftes „James Potter" aus einer seiner Hosentaschen hörte. Hastig griff James in seine linke Hosentasche, holte seinen Zweiwegespiegel aus dieser und klappte ihn auf.

„Mum! Geht es dir gut? Ist was mit Dad?", fragte James seine Mutter mit Besorgnis, da es äußerst selten vorkam, dass sie ihn über den Zweiwegespiegel kontaktierte.

„Ganz ruhig, mein Junge, es geht mir gut…!"

„Was ist mit Dad?"

„James, so lass mich doch bitte ausreden. Es hat einen Angriff auf Muggel in der Nähe von Torquay gegeben. Ich muss dorthin und kann deinen Vater nicht erreichen, da er einen Auftrag hat", erklärte Gulia Potter ihrem Sohn und schenkte diesem ein beruhigendes Lächeln.

„Du hast Nachdienst?", hakte James vorsichtig nach.

„Ja, und darum wurde ich auch abkommandiert."

„Seit wann hast du Nachdienst?"

„Schon die ganze Woche", antwortete Gulia und sah James wissend an, worauf er leicht rot wurde.

„Ich habe leider nicht sehr viel Zeit, James. Und ich weiß auch nicht, wie lange ich weg sein werde, darum möchte ich, dass du versuchst, deinen Vater zu erreichen, und ihm sagst, wo ich bin. Er würde sonst nach mir suchen lassen, wenn er mich morgen Früh nicht zuhause antrifft. Versprich mir bitte, dass du es ihm ausrichtest, James", bat Gulia ihren Sohn eindringlich.

„Natürlich werde ich es Dad sagen. Mach dir keine Sorgen, Mum, und pass auf dich auf", versprach James und sah seine Mutter besorgt an.

„Das werde ich und sobald ich wieder zurück bin, melde ich mich bei dir", sagte sie liebvoll und bedachte James mit einem aufmunternden zärtlichen Blick, den er so sehr an ihr liebte, bevor ihr Gesicht im Spiegel verschwamm.

James sah noch ein paar Minuten bedrückt auf den Spiegel in seiner Hand, bevor er ihn wieder in seine Hosentasche steckte.

„Komm gesund wieder zurück", dachte er bedrückt und ließ sich auf sein Bett fallen.

Ich hoffe, es hat Euch gefallen!

liebe Grüße jas