Hi ihr Lieben!

Habe ein neues Chap für Euch!

Ich wünsche Euch viel Spaß beim lesen!

Chap 21

Ein wahrer Freund

Frustriert und ziemlich genervt ließ Lily ihren Zauberstab auf den Tisch fallen, und las sich Sirius Anweisungen noch einmal durch.

„Ich habe es doch genauso gemacht, wie es er es aufgeschrieben hat. Lily Evans, es kann doch nicht so schwer sein, einen sichtbaren Patronus herauf zu beschwören", schimpfte Lily in Gedanken mit sich selbst und seufzte laut auf, als sich eine warme Hand um ihre Taille legte.

„Hey, vielleicht solltest du eine Pause einlegen. Lass uns ein bisschen im Park spazieren gehen, danach wird es dir bestimmt gelingen", schlug Etienne sanft vor und sah Lily lächelnd dabei an.

Für einen kurzen Moment zögerte Lily, doch dann stimmte sie schließlich zu. Sie hatte in den letzten Tagen lange Gespräche mit Mauriel, Cécile und Valérie über Etienne und dessen Familie geführt. Zuerst wollten Cécile und Valérie es nicht wahr haben, dass, höchstwahrscheinlich, Ilsabell und nicht Etienne den dunklen Künsten verfallen sein sollte, doch als Lily ihren Freundinnen erzählte, wie sie Ilsabell dabei beobachtet hatte, als sie Professor Attenborough gefolgt war und das sie, wie Lily glaubte, ihre Unterhaltung belauscht hatte, kamen die Französinnen doch ins Grübeln. Mauriel hatte ihnen auch gestanden, dass Ilsabell sie über Lily ausgefragt hatte, worauf Cécile jedoch meinte, dass dies eher mit Etienne zusammen hängen würde.

„Wollen wir gehen?", holte Etienne Lily aus ihren Gedanken zurück, worauf sie ihm zunickte.

„Accio Umhang", rief Lily und Sekunden später hielt sie ihren Umhang in der Hand, was Etienne ein Schmunzeln entlockte.

„Hast wohl keine Lust in dein Zimmer zu laufen, hm?", neckte er die Rothaarige und half ihr in den Umhang.

„Ich bin heute schon genug gelaufen", grinste Lily und ihr entging Mauriels besorgter Blick nicht.

Die beiden verließen das Palais durch einen Seiteneingang, der direkt in den Park führte. Erst jetzt bemerkte Lily, dass es schon stockdunkel war und sie fragte sich, wo nur die Zeit geblieben sei. Etienne nahm Lilys Hand in seine und führte sie zu einer Stelle, die Lily bis jetzt noch nicht kannte. Neugierig sah Lily sich um, und entdeckte zu ihrer Freude einen kleinen See.

„Ich wusste gar nicht, dass ihr hier einen See habt. Darf man darin schwimmen?", wollte sie strahlend wissen und sah verträumt auf den See.

„Wir haben eine Menge, von denen du noch nichts weiß", antwortete Etienne geheimnisvoll, setzte sich auf eine niedrige Mauer und zog Lily näher zu sich heran.

Zärtlich strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und stellte glücklich fest, dass sie ihm wahrscheinlich noch nie so nah gewesen war.

„Da könntest du Recht haben, Etienne", entgegnete Lily und spielte nervös mit ihren Fingern.

Auch ihr war nicht entgangen, dass sie und Etienne noch nie allein irgendwo waren, und diese Tatsache und seine Sanftheit verunsicherte Lily nun doch ein wenig. Schüchtern blickte sie zu Boden, als vor ihrem inneren Auge ein paar warme braune Augen erschienen. In diesem Moment spürte sie, wie Etienne ihr Gesicht zärtlich anhob, und sie noch ein weniger näher zu sich heran zog. Für einen kurzen Augenblick schloss Lily die Augen und spürte Sekunden später, wie Etiennes Atem ihre Haut streifte. Erschrocken öffnete Lily ihre Augen wieder und blickte dabei direkt in die dunkelbraunen Augen von Etienne.

„Etienne…ich… kann das nicht! Es tut mir Leid", stammelte Lily, bevor Etiennes Lippen ihre berührten, drehte sie sich um und lief ins Palais zurück, wo sie sich sofort in ihr Zimmer begab.

Nachdem Lily in ihrem Zimmer angekommen war, setzte sie sich zitternd auf ihr Bett und brach in Tränen aus. Nach einer Weile zog sie ihre Schuhe und Strümpfe aus, streifte den Umhang ab und kroch unter ihre Bettdecke, wo sie irgendwann erschöpft, von vielem weinen und nachdenken, in einen unruhigen Schlaf fiel.

Etienne hingegen fragte sich, warum Lily einfach weg gelaufen war und überlegte, ob er sie mit dem beinah Kuss wirklich so überrumpelt hätte, wie es den Anschein hatte. Ärgerlich auf sich selbst, da er Lily nicht sofort nachgelaufen war, machte sich Etienne auf den Weg zurück und ging, ebenfalls wie Lily, mit hängenden Schultern in sein Zimmer, wo er noch lange über Lily nachdachte.

Doch nicht nur Etienne dachte an Lily, auch James saß an diesem Abend im Gemeinschaftsraum und starrte auf das Bild von Lily, welches er im Kamin herauf beschworen hatte. James saß einfach nur da und fragte sich, was Lily in diesem Moment wohl machte. Er sah auch nicht auf, als er hörte, wie jemand die Stufen herunterkam und sich ihm langsam näherte.

„Da hat wohl jemand dafür gesorgt, dass du Lily in Beauxbatons nicht sehen kannst", stellte Sirius fest und setzte sich neben James auf die Couch.

„Ich tippe auf Dumbledore. Mehr als dieses Bild erscheint nicht, egal was für einen Zauber ich auch anwende", seufzte James und blickte seinen besten Freund traurig an.

„Dumbledore wird seine Gründe dafür gehabt haben, warum er einen Schutzzauber auf diesen Kamin gelegt hat", antwortete Sirius ruhig und musterte James nun genauer.

„Was für Gründe sollen das denn sein, hm? Ich möchte Lily doch nur sehen. Nur einmal sehen", entgegnete James leise.

„Dir könnte das was du siehst nicht gefallen, Prongs", gab Sirius zu bedenken.

„Ich weiß, Padfoot. Trotzdem möchte ich sie sehen. Ich will wissen, wie es ihr geht. Kannst du das nicht verstehen?", fragte James, worauf Sirius ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter legte.

„Doch, kann ich, Prongs", meinte Sirius und holte tief Luft.

„Es gibt eine Möglichkeit, James. Es ist ein Zauber der dunklen Seite, aber kein verbotener oder illegaler. Ich kann dir aber nicht mehr als eine knappe Minute Zeit geben, weil die vom Ministerium den Zauber sonst zurückverfolgen könnten, und ich muss dir nicht sagen, was das für mich bedeuten würde, oder?", erklärte Sirius, worauf James verstehend nickte.

„Bis du dir ganz sicher, dass du das wirklich willst? Wie schon gesagt, es könnte wehtun, ", warnte Sirius seinen Freund noch mal, da es ja nicht auszuschließen war, dass Lily und Etienne nun ein Paar waren und er in ihrem Zimmer war.

Sirius betete zwar, dies möge nicht der Fall sein und fragte sich, ob er James wirklich die Möglichkeit geben sollte Lily zu besuchen, wenn auch nur für eine Minute.

„Wenn ich ihm nicht helfe, wird er den Portschlüssel benutzen", verwarf Sirius seine Zweifel, nickte James zum Zeichen, dass er bereit sein sollte noch kurz zu und vollführte anschließend eine komplizierte Handbewegung mit dem Zauberstab.

„Portus iuraris", flüsterte Sirius leise und deutlich und beschwor damit ein Portal für James herauf, durch das dieser nun hindurch zu Lily gehen konnte.

„Denkt daran, weniger als eine Minute", rief Sirius ihm noch zu, was James mit einem Nicken, zum Zeichen, dass er verstanden hatte, bestätigte.

James schlug das Herz bis zum Hals und je näher er Lilys Zimmer kam, umso nervöser wurde er. Was würde ihn auf der anderen Seite des Portals erwarten? Was, wenn Sirius recht hatte, und Lily nicht allein in ihrem Zimmer war? James wollte gar nicht daran denken, als er das Licht am Ausgang des Portals sah. Tapfer schluckte James den Kloß in seinem Hals herunter und lief auf das Licht zu. Einen kurzen Moment später spürte er wieder festen Boden unter seinen Füßen und brauchte ein paar tausendstel Sekunden, um sich zu Recht zu finden. Ohne Zweifel war dies Lilys Zimmer und nun entdeckte er sie auch in ihrem Bett. Leise ging er darauf zu und blickte das Mädchen, welches er so schmerzlich vermisste, liebevoll an. Zärtlich und mit zitternden Fingern strich James Lily über die Wange und sah, dass sie geweint hatte.

„Nicht weinen, mein Engel. Es wird alles wieder gut", flüsterte James leise und musste hart mit sich kämpfen, Lily nicht auf der Stelle mit nach Hogwarts zurück zunehmen.

James wollte nicht schon wieder gehen, doch er wusste, dass er keine andere Wahl hatte, wenn er Sirius nicht in Schwierigkeiten bringen wollte. James gab Lily einen sanften Kuss auf die Stirn, drehte sich schweren Herzens um und ging wieder auf das Portal zu. Das letzte was James noch sah, waren seinen Blumen, die immer noch auf Lilys Nachttisch standen. Für einen kurzen Augenblick zögerte James, doch dann ging er wieder zurück, wo Sirius ihn schon erwartete. Sirius konnte sehen, wie niedergeschlagen, traurig und bedrückt sein bester Freund war.

„Portus claudere", sagte Sirius und augenblicklich schloss sich das Portal wieder.

„Es tut mir leid, Prongs. Ich hatte dich gewarnt, dass…", wandte sich Sirius leise und mitfühlend an James und legte seine Hand auf dessen Schulter.

„Sie hat geweint, Padfoot", fiel James Sirius ins Wort und schluckte hart.

„Hat Lily dich gesehen?", verlangte Sirius zu wissen.

„Nein, sie hat geschlafen, aber ich konnte sehen, dass sie geweint hat", antwortete James und ließ sich auf die Couch fallen.

„Am liebsten hätte ich sie mitgebracht, Padfoot. Lily sah nicht gerade glücklich aus", sprudelte es aus James heraus und die beiden jungen Männer unterhielten sich noch eine ganze Weile.

„Sie kommt bald wieder, Prongs. In gut zwei Wochen ist Lily wieder hier", versuchte Sirius James aufzumuntern, doch er wusste selber, dass dies nichts bringen würde.

Bei diesem Worten zuckte James unmerklich zusammen und er sah noch bedrückter aus, als er ohnehin schon war.

„Wir sollten so langsam ins Bett gehen, Prongs. Gonni wird uns für den Rest des Schuljahres Strafarbeit aufbrummen, wenn wir schon wieder zu spät kommen", meinte Sirius und wollte James auf die Beine ziehen, doch dieser schüttelte den Kopf.

„Geh' schon mal vor. Ich bleibe noch ein bisschen hier sitzen, Pad", antwortete James und beschwor Lilys Bild wieder in den Kamin.

Sirius seufzte leise, wusste aber, dass es sinnlos wäre, James von seinem Vorhaben abzubringen. Sirius sah seinem besten Freund mitfühlend an und ging mit einem unguten Gefühl in seinen Schlafsaal zurück.

„Hoffentlich benutzt er jetzt nicht doch noch den Portschlüssel", dachte Sirius, doch seine Sorge war unbegründet.

James blieb noch eine gute halbe Stunde im Gemeinschaftsraum sitzen, bevor er sich in Lilys Schlafsaal schlich. Leise öffnete er die Tür und legte sich, wie so oft in den vergangenen Nächten, in ihr Bett und fiel irgendwann in einen unruhigen kurzen Schlaf. Doch nicht nur James schlief in dieser Nacht sehr schlecht, auch Sirius wachte immer wieder auf und sah zu James Bett hinüber, nur um festzustellen, dass es immer noch unberührt war. Besorgt stand Sirius auf, und ging in den Gemeinschaftsraum hinunter, den er jedoch leer vorfand.

„Das darf doch nicht war sein. Prongs, du Idiot…", schimpfte Sirius leise vor sich hin, als das Portraitloch zur Seite klappte und Cathleen in den Gemeinschaftsraum schlich. Sie hatte Sirius noch nicht gesehen und erst als sie schon die Treppen zu ihrem Schlafsaal erreicht hatte, bemerkte sie ihn.

„Black, was machst du denn um diese Uhrzeit noch hier?", rief sie erschrocken aus und musterte Sirius skeptisch.

„Was geht dich das an, hä? Ich frage dich ja auch nicht, wo du um diese Uhrzeit herkommst", konterte Sirius und warf Cathleen einen undefinierbaren Blick zu.

Für einen Moment dachte Cathleen daran, Sirius eine bissige Bemerkung entgegen zuschleudern, besann sich aber und sah Sirius einfach nur an, bevor sie die Treppen zu ihrem Schlafsaal hinauf ging. Cathleen war versucht Sirius zu erzählen, dass James höchstwahrscheinlich in Lilys Bett lag und schlief, aber da James es, so wie es aussah, noch immer nicht seinen Freunden erzählt hatte, behielt sie es lieber für sich. Cathleen wollte gerade die Zimmertür hinter sich schließen, als Sirius hinter ihr stand und sie weiter in den Raum schob.

„Also, wo ist James? Und sag jetzt bloß nicht, du wüsstest es nicht. Ich habe es in deinen Augen gesehen", zischte Sirius leise und drehte Cathleen zu sich herum, damit diese ihn ansehen musste.

„Musst du mich schon wieder so erschrecken, Black?", flüsterte Cathleen leise, doch vorwurfsvoll und schüttelte Sirius Hand von ihrem Arm.

„Raus mit der Sprache. Wo ist er?", rief Sirius etwas lauter.

„Sei doch leise, du Idiot, oder willst du sie aufwecken?", zischte Cathleen wütend und zog vorsichtig die Vorhänge von Lilys Bett ein Stück auf, sodass Sirius einen Blick auf seinen schlafenden Freund werfen konnte.

„Bist du nun zufrieden, ja?", wollte Cathleen wissen, zog die Vorhänge wieder zusammen und schob Sirius, dem bei James Anblick der Unterkiefer nach unten geklappt war, in Richtig Badezimmer.

„Los rein hier und sei leise, sonst sorge ich dafür, dass du endlich mal deine Klappe hältst", wies Cathleen den etwas verwirrten Sirius an und holte ihren Zauberstab aus der Tasche.

Nachdem die beiden das Badezimmer betreten hatte, schloss Cathleen die Tür und murmelte: „Silentio".

„Musste das wirklich sein, hm? James ist dein bester Freund, Sirius. Konntest du nicht warten, bis er es dir von selbst erzählt hätte?", fragte Cathleen, und ihre Stimme klang irgendwie traurig und enttäuscht, fand Sirius.

„Ich habe mir Sorgen um ihn gemacht, dass ist alles. Seit wann übernachtet James hier?", wollte Sirius wissen.

„Schon seit ein paar Wochen. James übernachtet alle zwei- bis drei Tage in Lilys Bett", antwortete Cathleen wahrheitsmäßig und sah nicht gerade glücklich aus.

„Habt ihr James versprochen, es keinem zu sagen, oder wie habe ich deinen Gesichtsausdruck zu interpretieren?", wollte Sirius wissen, und er fragte sich, warum sein bester Freund es vor ihm verheimlich hat.

„Nein, James haben wir es nicht versprochen. Maxi und ich haben nur abgemacht, dass James es lieber selber erzählen sollte, wenn er es denn wollte", meinte Cathleen und Sirius nickte verstehend.

„Wie lange bleibt James immer hier?", fragte Sirius weiter.

Er hätte gerne, alle Fragen die ihm durch den Kopf schossen, auf einmal gestellt, aber er war sich nicht sicher, wie Cathleen reagieren würde. Von daher wollte Sirius es lieber langsam angehen lassen.

„Das ist unterschiedlich, auf jedenfall ist James nicht mehr da, wenn wir aufstehen", berichtete Cathleen und erzählte Sirius auch, wie sie es herausgefunden haben, dass es James war, der immer in Lilys Bett übernachtete.

„Macht es euch eigentlich nichts aus, dass ausgerechnet James hier schläft?", hakte Sirius vorsichtig nach, da er ja die Abneigung von Cathleen gegenüber James zu Genüge kannte.

„Wenn ich ehrlich bin, nein. Wir haben uns schon so an deinen Freund gewöhnt, dass wir beim leisesten Geräusch wach werden, wenn er nicht da ist", grinste Cathleen verlegen.

„Danke, Cathleen, dass du es mir gesagt hast, meine ich, und dass ihr James nicht rausgeschmissen habt", sagte Sirius und Cathleen konnte hören, dass er es ehrlich meinte.

„Schon gut, aber tu mir bitte einen Gefallen, ja? Lass dir James gegenüber nicht anmerken, dass du es weißt, okay? Er soll es euch selbst sagen", bat Cathleen eindringlich.

„Ich werde nichts sagen, jetzt wo ich weiß, wo er immer ist", versprach Sirius.

„Danke, und nun geh bitte. Ich möchte noch ein bisschen schlafen und sei leise, damit ich Lara nicht erklären muss, warum du mitten in der Nacht aus unserem Schlafsaal kommst", warnte Cathleen Sirius, als ihr einfiel, dass seine Freundin nur eine Tür weiter schlief.

„Wird sie nicht. Lara liegt nämlich in meinem Bett", grinste Sirius anzüglich und öffnete leise die Badezimmertür.

Er wollte noch mal nach James sehen, doch Cathleen schob ihn energisch zur Zimmertür hinaus und scheuchte Sirius zurück in seinen Schlafsaal. Sie konnte Sirius ja verstehen, dass er sich um seinen besten Freund sorgte, und doch fühlte sie sich nicht wirklich wohl in ihrer Haut. Seufzend schloss sie wieder die Tür und krabbelte todmüde in ihr Bett, ohne noch über irgendetwas nachzudenken.

James hingegen öffnete langsam die Augen und seufzte leise in sich hinein. Ab liebsten hätte er Sirius sofort zur Rede gestellt, beließ es dann aber doch dabei, da er ja dann zugeben müsste, dass er die beiden belauscht hatte. James hatte irgendwann mal heraus gefunden, wie man den ‚Silentio- Zauber' aufheben konnte, ohne das jemand es bemerkte. Er bedankte sich im Stillen bei Cathleen, dass sie Sirius davon abgehalten hatte, durch die Vorhänge zu spähen und über ihre ehrlichen Worte. Doch irgendwie interessierte es James alles nicht wirklich. Er versuchte seine Gedanken, Gefühle und Emotionen zu ordnen, die, nach seinem Kurzbesuch bei Lily, ihn fast erschlugen. James machte sich Sorgen um Lily, große Sorgen, wenn er ehrlich mit sich selbst war. Und dieses bedrückende und unangenehme Gefühl was er dabei empfand, kannte er bis jetzt nur, wenn seine Eltern auf einer gefährlichen Mission unterwegs waren. Ob James es nun wahr haben wollte oder nicht, Lily hatte schon lange den gleichen Stellenwert in seinem Herzen eingenommen, wie seine Eltern und Sirius, und mit dieser Erkenntnis, schlief er dann doch noch einmal ein.

Am nächsten Morgen wunderten sich Remus und Lara zwar darüber, dass James und Sirius so mitgenommen und unausgeschlafen waren, doch sie stellten den beiden keine Fragen. Schweigend verließen sie den Jungenschlafsaal und gingen hinunter in die Große Halle, wo sie auf Ben trafen. Dieser nickte ihnen nur zu und setzte sich anschließend an seinen Haustisch. Verwundert blickte Sirius dem Ravenclaw hinterher, fand aber keine Erklärung für dessen Verhalten.

„Ob er noch sauer wegen der Aktion mit Lily ist?", fragte er James leise, worauf dieser nur unwissend mit den Schultern zuckte.

Doch nicht nur die Freunde in Hogwarts hatten schlecht geschlafen, auch Lily und Etienne fühlten sich am Morgen wie gerädert. Lily war noch immer wegen dem beinah Kuss ziemlich durcheinander und auch dieser merkwürdige Traum, an dem sie sich nur Bruchstückhaft erinnern konnte, trug nicht zu ihrem wohlbefinden bei. Wie im Trance schlich Lily in ihr Badezimmer und gönnte sich eine heiße Dusche, die, wie sie gehofft hatte, sie ein wenig munterer machte. Nachdem sie sich geduscht und angezogen hatte, ging Lily hinüber zu ihrem Schreibtisch, um ihre Schulsachen einzupacken, als ihr die Tüte auf ihrem Stuhl auffiel.

„Nanu, wo kommt die denn her? Stand die gestern auch schon da?", überlegte Lily und warf einen Blick in die Tüte, worauf sich ihr Gesicht erhellte.

„Das gibt es doch gar nicht! Süßigkeiten aus dem Honigtopf und Butterbier", rief Lily übermütig und packte in Windeseile die Tüte aus, als ihr ein kleiner Zettel in die Hände fiel.

Hallo Miss Evans,

ich hatte meine Gründe, warum ich Ihnen nicht gesagt habe, dass ich nach Hogsmeade reise. Ich möchte Sie dringend bitten, dies auch für sich zu behalten. Vielen Dank und essen sie nicht alles auf einmal auf! Lassen Sie es sich schmecken.

Gruß G. Attenborough

Noch einmal las sich Lily die Notiz durch, bevor sie diese mit ihren Zauberstab in Brand setzte.

„Bestimmt hat er auch bemerkt, dass Ilsabell ihm gefolgt ist und will nicht, dass sie, oder wer anders, erfährt, wo er wirklich war. Was er wohl in Hogsmeade wollte", fragte sich Lily und beschloss, ihrem Professor das Geld, welches er für sie ausgegeben hatte, zurück zuzahlen.

Sie schrieb ihm ebenfalls eine kurz Mitteilung und bedankte sich für seine Mühe. Anschließend legte Lily ein paar Sickel auf das Papier und faltete es zusammen, bevor sie es in ihre Tasche verstaute, als es an der Tür klopfte.

„Lily, bis du fertig? Wir müssen langsam los, sonst bekommen wir kein Frühstück mehr", hörte sie Mauriel rufen, packte ihre Tasche und öffnete die Tür.

„Komme schon", grinste Lily und eilte mit Mauriel in den Speisesaal.

Sie betete inständig, dass Etienne schon weg war, aber als sie den Saal betrat, musste sie zu ihrem Bedauern feststellen, dass Etienne noch am Tisch saß und sie nun ansah. Lily erwiderte den Blick, nickte Etienne aber nur kurz zu und setzte sich zwischen Mauriel und Cécile an den Tisch. Während des Frühstücks überlegte Lily, ob sie wirklich eine Beziehung mit Etienne anfangen wollte. Auch Etienne machte sich seine Gedanken, und er fragte sich, was er nun machen sollte. Er war sich nicht sicher, ob es klug war, Lily sofort auf gestern Abend anzusprechen, oder ob er besser noch etwas abwarten sollte. Doch weder Etienne, noch Lily hatten weiter Zeit sich Gedanken zu machen, da sie nun in den Unterricht mussten.

Im Gegensatz zu ihren Klassenkameraden blieb Lily nach der letzten Stunde vor dem Mittagsessen noch im Klassenraum sitzen und ging den Stoff aus Hogwarts durch. Noch immer schaffte sie es nicht, einen sichtbaren Patronus zu beschwören, und so allmählich zweifelte sie an ihren Fähigkeiten. Lily versuchte sich auf den Zauberspruch zu konzentrieren, doch ihre Gedanken schweiften immer wieder zu ein paar braunen Augen, die sie voller Wärme anblickten, ab. Leise seufzte die Rothaarige auf und sah sich im Klassenzimmer um, bevor sie langsam auf den Schreibtisch von Geoffrey Attenborough zuging, die zusammen gefaltete Notiz aus ihrer Tasche holte und diese mit ihrem Zauberstab antippte. Sekunden später konnte nur noch Lily die Notiz sehen und legte sie in die Schublade, wo der Professor sie am Nachmittag fand. Geoffrey Attenborough lächelte still in sich hinein, als er Lilys Notiz in seiner Schreibtischschublade entdeckte und steckte sie unauffällig in seine Umhangtasche, als ihm einfiel, dass Albus Dumbledore in den nächsten Tagen nach Beauxbatons kommen wollte, um nach seinen Schülerinnen zu sehen. Bis dahin wollte der Professor ein wachsames Auge auf die beiden Hogwartsschülerinnen haben, da er immer noch nicht herausgefunden hatte, was Ilsabell Richelieu wirklich vorhatte. Im Gegensatz zu Geoffrey Attenborough, glaubte Dumbledore nicht daran, dass das plötzlich aufgekommene Interesse der junge Richelieu wirklich Lily galt. Dumbledore machte sich viel mehr Sorgen um seinen ehemaligen Schüler, da es nicht das erstmal war, dass sich die dunkle Seite für die Attenboroughs interessierte. Dies war auch der Grund, warum Geoffrey Attenborough vor gut fünf Jahren seinen Stelle als Auror in England aufgegeben hatte, und als Lehrer nach Beauxbatons gegangen ist. Voldemort persönlich hatte seine komplette Familie getötet und hatte nicht einmal Geoffreys schwangere Frau verschont. Bis heute wusste niemand genau, warum Voldemort Geoffrey nicht auch umgebracht hatte. Das plötzlich Interesse Ilsabell Richelieus an Geoffrey Attenborough zwang Dumbledore zum handeln, da er wusste, wie sein ehemaliger Schüler über den Tod dachte. Geoffrey Attenborough hat den Tod seiner Familie bis heute nicht wirklich überwunden und hatte absolut keine angst zu sterben, da er dann, wie er sagte, wieder bei seiner Frau und dem Rest seiner Familie sein würde. Je länger Albus Dumbledore darüber nachdachte, umso sicherer war er sich, dass sich nicht Lily Evans, sondern Geoffrey Attenborough in großer Gefahr befand. Wie Recht Dumbledore mit dieser Überlegung hatte, sollte er am nächsten Morgen im Zaubereiministerium erfahren, wo ihm der Minister für auswärtige Angelegenheiten berichtete, dass sein Informant ebenfalls bei dem Empfang im Hause Richelieu am vergangenen Wochenende anwesend war. Der Minister erzählte dem Schulleiter, dass sein Informant erfahren hatte, dass man Geoffrey Attenborough in ihre Gewalt bringen wollte, um ihn anschließend gegen bzw. jemandem, dass konnte der Informant noch nicht herausfinden, einzutauschen. Dumbledore seufzte leise und auf seinem Gesicht konnte man tiefe Sorge ablesen, als er sich freundlich bei dem Minister für deren ehrliche Worte bedankte, und beide kamen überein, dass Geoffrey Attenborough so schnell wie möglich wieder nach England zurückkehren musste. Sowohl Dumbledore wie auch der Minister stimmten darin überein, dass sie nichts Überstürzen durften, und eine plötzliche Abreise Attenborough könnte dazu führen, dass Voldemorts Anhänger dann eventuell sogar die Schule angreifen könnten.

„Da gibt es noch etwas, was du wissen solltest, Albus", wandte sich der Minister an Dumbledore und man konnte sehen, wie unwohl er sich in diesem Moment fühlte.

Albus Dumbledore sah seinen Gegenüber nachdenklich an und wartete geduldig ab, bis der Minister fort fuhr.

„Wir haben gestern Abend ein Schreiben von Madame Maxime an dich abgefangen. Entschuldige bitte, aber wir hielten es für Notwendig, da wir nicht ausschließen konnten, dass dieser Brief eine Falle sein könnte", sagte der Minister und sah Dumbledore entschuldigend an.

„Und, was stand in dem Schreiben? War es denn eine Falle?", wollte der Schulleiter wissen, und machte aus seiner Verärgerung keinen Hehl.

„Wir sind uns da noch nicht ganz sicher, Albus. Fest steht aber, dass es große Probleme geben könnte, da die Schulleiterin von Beauxbatons, einer deiner Schülerinnen für den Rest des Schuljahres in Frankreich behalten möchte, damit sie an einem internationalen Wettbewerb für Beauxbatons teilnehmen kann", erzählte der Minister, worauf der Schulleiter von Hogwarts ein ernstes Gesicht machte.

„Interessant. Ich gehe mal davon aus, dass es sich dabei um Miss Evans handelt, richtig?"

„Richtig. Madame Maxime ist der Ansicht, da Miss Evans ja die letzten Wochen ohnehin in Frankreich verweilt hätte und somit auch ein Recht auf diesen Wettbewerb hat, da Hogwarts ja nicht daran teilnehmen würde", berichtete der Minister weiter und sah den Älteren abwartend an.

„Das kompliziert natürlich alles und wir müssen noch vorsichtiger sein. Ich werde in den nächsten Tagen nach Beauxbatons reisen und hören, was Miss Evans dazu sagt. Sobald ich mehr weiß, werde ich dich informieren", entgegnete Dumbledore und verabschiedete sich, da er Mortimer Potter noch in seinem Büro aufsuchen wollte.

Doch dort erfuhr Dumbledore von Mortimers Mitarbeiter, das dieser Nachtschicht hatte, und noch zum St. Mungos wollte.

„Das trifft sich aber gut", dachte Albus Dumbledore, und apparierte ins Mungos, wo er Mortimer Potter im Büro seiner Frau antraf.

„Guten Morgen, Albus. Was haben die beiden nun schon wieder angestellt, dass du mich persönlich, noch dazu zu so früher Stunde, aufsuchst?", fragte Gulia Potter und seufzte leise.

Obwohl Albus Dumbledore alles andere als zum lachen zu Mute war, huschte bei diesen Worten ein leichtes Lächeln über sein Gesicht.

„Kein Grund zur Sorge, Gulia. James und Sirius sind nicht der Grund meines Besuches. Ich wollte dir eigentlich nur mitteilen, dass der Zauber sich nicht so verhält, wie du es dir wahrscheinlich vorgestellt hast, Gulia", kam Dumbledore ohne Umschweife auf einen der Punkte seines Besuches zu sprechen.

„Wie meinst du das, Albus? Der Zauberspruch kann doch kein Eigenleben führen", antwortete Gulia irritiert und sah Dumbledore geschockt an.

„So wie es sich zurzeit darstellt, macht er aber genau das. Ich habe schon versucht herauszufinden, wie das passiert sein könnte, aber bis jetzt ist mir keine plausible Lösung eingefallen", gestand der Schulleiter ehrlich und sah Gulia Potter bedauernd an.

„Aber das kann doch gar nicht sein, Albus. Was macht dich denn so sicher, dass der Zauber nicht wirkt?", fragte Gulia immer noch etwas verwirrt.

„Nun ja, ich habe vor zwei Tagen mit Geoffrey gesprochen und er sagte mir, dass der Anhänger sich nun blau verfärbt hätte. Ich bin immer davon ausgegangen, dass er sich zuerst violett verfärben sollte. Ich habe daraufhin meinen alten Freund, Nicolas Flame aufgesucht, um zu erfahren, ob eventuell ein schwarzmagischer Zauber, deinen Zauberspruch aufgehoben haben könnte. Doch Nicolas war sich ganz sicher, dass dies absolut unmöglich sei. Und nun ist der Anhänger vierfarbig", antwortete Dumbledore.

Mortimer Potter, der neben dem Schrank an einem kleinen Tisch saß und frühstückte, hatte dem Gespräch bis zu diesem Zeitpunkt stillschweigend zugehört und räusperte sich nun leise.

„Darf ich fragen, wovon ihr redet?", wandte er sich mit ruhiger Stimme an seine Frau, und nur wer ihn sehr gut kannte, konnte in seinen Augen sehen, wie verärgert er war.

Gulia Potter blickte ihren Mann schuldbewusst an und setzte sich zu ihm an den Tisch. Sie beschwor einen weiteren Stuhl herauf und bat Albus Dumbledore sich zu ihnen zu setzen. Bis jetzt hatte Gulia ihrem Mann nichts von dem Anhänger, den nun Lily um den Hals trug gesagt, aber nun musste sie es ihm beichten.

„Ach Mortimer, versuch es doch wenigstens zu verstehen", bat Gulia ihren Gatten, worauf dieser eine Augenbraue hochzog.

„Wenn du mir sagst, was ich denn verstehen soll, könnte ich es ja mal versuchen", antwortete Mortimer immer noch ruhig und trank einen Schluck Kaffee.

Gulia überlegte, wie sie es ihrem Mann schonend beibringen sollte, als ihr Blick den von Dumbledore traf. Der alte Mann nickte ihr aufmunternd zu und lächelte sie freundlich dabei an. Gulia Potter holte tief Luft und plötzlich sprudelte es nur so aus ihr heraus.

„Ich habe Albus den Anhänger gegeben und ihn gebeten, diesen an Lily weiter zu leiten. Was er auch getan hat. Aber nun stellt sich heraus, dass der Zauber wohl nicht richtig funktioniert und ich nicht weiß, warum", erzählte Gulia bedrückt und sah ihren Mann traurig an.

„Aber ich weiß, warum", antwortete Mortimer knapp und grinste über die verdutzen Gesichter von Gulia und Albus Dumbledore.

„Ach, wirklich? Und warum hat er nun so viele Farben?", wollte Dumbledore gespannt wissen.

„Warum er so viele Farben hat, weiß ich auch nicht, aber warum der Zauber nicht wirkt, kann ich euch schon sagen", entgegnete Mortimer.

„Und warum wirkt er bei Lily nicht?", hakte Gulia nach.

Mortimer Potter wägte seine Worte gut ab, da er seine Frau nicht verletzen wollte.

„Ich gehe mal davon aus, dass du Lily den Anhänger geschenkt hast, um zu erfahren wie ihre Gefühle für einen bestimmten Jungen sind, richtig?", wollte Mortimer wissen, worauf seine Frau nickte.

„Nun, da mein Ur-,Ur-,Ur-,Ur-, Urgroßvater diesen Zauberspruch kreiert hat, um in Erfahrung zu bringen, ob die Frau mit der er sich vermählen sollte, ihn auch wirklich liebt, wirkt er nur, wenn einer seiner Nachfahren den Zauberspruch erneuert und den Anhänger weiter gibt. Mit anderen Worten, du hättest es mir vorher sagen sollen, dann hätte ich den Zauberspruch erneuert, und darum wirkt er auch nicht", erklärte Mortimer den beiden, die ihm schweigend zugehört hatten.

„Verstehe, aber eigentlich kann das nicht sein, Mortimer. Ich meine, dass der Zauber überhaupt nicht wirkt. Immerhin schimmert er schon in vier Farben, was bedeutet, dass es sehr wohl eine Wirkung gibt. Welche Farben hätte der Anhänger denn, wenn du denn Zauberspruch ausgesprochen hättest?", wollte Dumbledore nach einer kurzen Stille, wissen.

„Gar keine. Er wäre durchsichtig geblieben, da Gulia ganz bestimmt nicht wissen will, welche Gefühle das Mädchen für mich hat", grinste Mortimer und nun musste auch Dumbledore schmunzeln.

„Und warum hätte der Zauber bei dir gewirkt und nicht bei mir?"

„Na ja, es ist so", druckste Mortimer herum und wünschte sich, es seiner Frau nicht sagen zu müssen.

„Du bist zwar eine Potter, aber…".

„…nur eine angeheiratete. In meinen Adern fließt nicht das Blut deiner Vorfahren", vollendete Gulia den Satz ihres Mannes und dieser nickte nur.

„Hm, dass erklärt aber immer noch nicht, warum er nun so bunt ist", brachte Dumbledore das Gespräch wieder auf den Anhänger, da er sah, wie unwohl sich Gulia und Mortimer fühlten.

„Dafür habe ich auch keine Erklärung, da der Zauber eigentlich nur zwei Farben hervor bringen sollte. Blau für Vertrauen und rot für Liebe. Was die anderen Farben für eine Bedeutung haben, kann ich ehrlich nicht sagen", meinte Mortimer und Dumbledore wusste, das dies nicht stimmte.

Wenn einer wusste, was alles hinter diesem Zauberspruch steckte, dann Mortimer Potter, doch er würde dieses Geheimnis nie, außer an seinen Sohn, irgendjemandem verraten. Nachdenklich sah der Schulleiter Mortimer an, als ihm etwas einfiel.

„Demnach hätte Zauber, wenn James den Anhänger berührt hätte, gewirkt, oder?", hakte Dumbledore nach und sah das Ehepaar freundlich an.

„Nur wenn es um Lilys Gefühle zu James gehen würde", bestätigte Mortimer.

„Um wen sollte es denn sonst gehen, Mo? Natürlich gehst es um unseren Sohn, um wenn denn sonst", rief Gulia und bedachte ihren Mann mit einem ungläubigen Blick, worauf dieser sie tadeln ansah.

Mortimer wusste nur zu gut, dass seine Frau sich fragte, wo nur die Zeit geblieben sei, und das sie glaubte, dass sie nicht genug Zeit mit ihrem Sohn verbracht hätte. Es bedrückte sie sehr, dass James ihr nicht mehr alles anvertraute und sich lieber mit Sirius über seine Probleme, Sorgen und Träume unterhielt. Gulia unterschied sich da wahrscheinlich nicht von anderen Müttern, die irgendwann feststellten, dass ihre Kinder eigene Wege gingen und sich langsam, aber sich von den Eltern abnabelten. Mortimer wusste auch, wie sehr es seiner Frau zu schaffen machte, dass sie ihrem Sohn noch nicht sagen konnte, ob sie in den nahen Osterferien zuhause sein würde, oder ob sie gerade in dieser Zeit einen Auftrag bekommen würde. James kam immer nur dann in den Ferien nach Hause, wenn einer von ihnen da war, sonst blieb er lieber in Hogwarts und wartete dort auf ihre Rückkehr.

„Liebling, du kannst auch mit dem Zauberspruch keine Gefühle erzwingen, dass weiß du doch. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass James, wenn er davon erfahren sollte, nicht sehr glücklich drüber wäre. Du weißt wie sehr er es verabscheut, wenn wir uns in seine Angelegenheiten einmischen. Vielleicht hat James ja schon eine Freundin und es ist ihm egal, was Lily für ihn empfindet", gab Mortimer zu bedenken, wusste aber, dass es völliger Blödsinn war.

„Ich wollte doch keine Gefühle erzwingen, Mo. Ich wollte nur wissen, ob Lily James wenigstens ein wenig mag. James mag Lily sehr, du müsstest mal hören, wie er von ihr spricht. Er mag dieses Mädchen sehr, dass zeigt ja wohl auch, dass er sich über meine Anweisung hinweg gesetzt hat", erinnerte Gulia ihren Mann und lächelte sanft.

„Richtig, jetzt wo du es erwähnst, da sprachst davon", grinste Mortimer schelmisch.

„Ach du. Ich wollte unserem Sohn doch nur helfen, verstehst du? Und, als ich letzten Sommer gehört habe, wie er Sirius von Lily vorgeschwärmt hatte, da kam mir die Idee mit dem Anhänger. Ja, und als Albus mir dann erzählte, dass er James und Lily zu diesem Austausch nach Frankreich schicken wollte, habe ich mir gedacht, ich warte erst einmal ab, ob sich die Beiden da näher kommen. Ja, und dann duellieren sich die beiden fast, und darum habe ich Albus dann gebeten, Lily den Anhänger zugeben, um zu sehen, wie sie wirklich zu unserem Sohn steht", erläuterte Gulia ihre Absichten und sah ihren Mann entschuldigend an.

„Weiß James, dass du Lily den Anhänger gegeben hast?", fragte Mortimer, worauf seine Frau den Kopf schüttelte.

„Ich weiß, dass du es nur gut gemeint hast, Liebling. Sag mal, welchen Anhänger hast du Lily denn gegeben? Das Original oder die Kopie?"

„Weder das eine noch das andere. Ich habe ein Duplikat angefertigt", antwortete Gulia und zeigte ihm ihren Anhänger, den sie immer um den Hals trug.

Albus Dumbledore hatte den Eheleuten aufmerksam zugehört und besah sich nun den Originalanhänger genauer, der blau und rot schimmerte.

„Als ich Lily das erste Mal in Beauxbatons besucht habe, trug sie den Anhänger schon und da schimmerte er grün. Kann es vielleicht sein, dass sich der Zauberspruch, dadurch das Gulia ihn ausgesprochen hat, so verändert hat, wie ich es schon vermutet hatte und das hinter jeder Farbe eine Bedeutung steckt", wollte Dumbledore wissen.

„Könnte durchaus sein, obwohl es höchst unwahrscheinlich ist. Also, blau bedeutet Vertrauen, und grün könnte für…das weiß ich im Moment nicht stehen", überlegte Mortimer.

„Miss Evans hat grüne Augen, könnte es nicht auch ein Bezug auf ihre Augenfarbe sein?", hakte Dumbledore nach, worauf Mortimer aber abwinkte.

„Das denke ich nicht, da sich der Zauber nur die Gefühle des Trägers widerspiegelt, und keine äußeren Merkmale", wiegelte Mortimer sofort ab.

„Es gibt da einen Muggelspruch, wie ging der denn noch mal? Grün ist… ist… Es wird mir noch einfallen", meinte Mortimer und schwor mit Hilfe seines Zauberstabs einen Farbkasten und Pinsel hervor.

„Was hast du vor, Mo? Du willst das Rätsel doch nicht mit einem Farbkasten lösen?", neckte Gulia ihren Mann, traute ihm dies aber durchaus zu.

„Doch, genau das will ich aber. Ich habe mal in einem Muggelkrankenhaus gesehen, wie ein Kind ein Bild gemalt hat, dabei hat es verschiedene Farben miteinander gemischt. Ich werde mal sehen, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege. Also Albus, was sagtest du, welche Farben hat der Anhänger außer grün und blau noch?", wandte er sich an den Älteren, worauf dieser amüsiert auflachte.

„Gelb und orange. Hilft dir das weiter, Mortimer?", wollte der Schulleiter lächelnd wissen.

„Weiß ich noch nicht, aber gleich weiß ich es", lächelte Mortimer verschmitzt und fing an die Farben zu mischen.

„Ha, jetzt weiß ich es wieder. Die Muggel sagen, grün ist die Hoffnung", rief Mortimer triumphierend aus, als es ihm wieder eingefallen war.

Gulia musste über ihren Mann schmunzeln. Sie war froh und dankbar, dass er sich auch in dieser schweren Zeit, seine jungenhaften Schalk bewahrt hatte.

„So, dass könnte die Lösung sein. Grün steht für Hoffnung, die Lily bestimmt haben wird. Gelb könnte dafür stehen, dass sie den Jungen sehr wohl gern hat. Orange bekommt man, wenn man rot und gelb mischt. Da der Zauberspruch eigentlich nur rot und blau hervorbringt, gehe ich jetzt mal davon aus, dass orange bedeutet, dass Lilys Gefühle für den Jungen sich vertieft haben. Was aber nicht heißen muss, dass es sich dabei um James handelt", klärte Mortimer die beiden auf, worauf Gulia traurig das Gesicht verzog.

„Du meinst, weil es nicht James war, der den Zauberspruch auf den Anhänger gelegt hat, könnte es auch auf jeden anderen jungen Mann zutreffen?", vergewisserte sich Dumbledore nachdenklich, was von Mortimer Potter bestätigt würde.

„Dann war wohl alles umsonst", seufzte Gulia etwas bedrückt, als sie daran dachte, wie niedergeschlagen ihr Sohn war, als Sirius zu ihm meinte, dass Lily ihn verabscheute.

„Das ist noch nicht gesagt, Gulia. Ich nehme nämlich mal an, dass, wenn James den Anhänger in die Hand nimmt, der Zauber wieder seine ursprüngliche Wirkung zeigen wird", sprach Dumbledore seine Überlegung laut aus.

„Hm, das ist durchaus denkbar, Albus", meinte Mortimer und nickte.

Sowohl Gulia, wie auch Dumbledore gaben sich vorerst mit dieser Antwort zufrieden, und der Schulleiter berichtete nun von seinem Besuch im Ministerium und erzählte Mortimer Potter von dem abgefangen Brief an ihn.

„Ich weiß es Albus, und ehrlich gesagt, habe ich dem auch zugestimmt. Die Informationen die uns bis jetzt über die Familie Richelieu vorliegen, belegen einwandfrei, dass sich fast alle Mitglieder der dunklen Seite zugewandt haben. Nur der Sohn der Familie scheint nicht schwarzmagisch zu sein", seufzte Mortimer, worauf Dumbledore hellhörig wurde.

„Du redest von Etienne Richelieu, richtig?", hakte Dumbledore besorgt nach.

„Richtig, es hat sogar den Anschein, als wüsste der Junge nicht, dass der Rest seiner Familie, einschließlich seiner Zwillingsschwester schwarzmagisch ist", antwortete Mortimer, worauf seine Frau ihn geschockt ansah.

„Das darf doch nicht wahr sein. Albus, du musst die Mädchen sofort zurückholen. Alisha hat mir erzählt, dass Lily öfter mit diesem Etienne zusammen etwas unternimmt, und er war es auch, der Lily zu dieser Wette aufgefordert hat", rief Gulia entsetzt, als ihr bewusst wurde, in was für einer Gefahr die Hogwartsschülerinnen sich befanden.

„Selbst wenn ich wollte, würde es nicht gehen, Gulia. Ich verstehe deinen Einwand, aber wenn ich die Mädchen ohne einen triftigen Grund aus Beauxbatons hole, könnte es passieren, dass Voldemorts Anhänger die Schule angreifen würde und dann wäre nicht nur Geoffrey in Gefahr. Ich denke nicht, dass das Interesse Miss Evans gilt, eher wollen sie Geoffrey in ihre Gewalt bringen, und eine unüberlegte und überstürzte Abreise meiner Schülerinnen würde nur unsere Informanten in Frankreich in Gefahr bringen", erklärte Dumbledore und man konnte sehen, dass es ihm nicht behagte, dass ausgerechnet Lily Evans noch länger in Frankreich bleiben sollte.

„Aber du kannst Lily doch nicht einfach in Frankreich lassen, Albus. Du wirst der Schulleiterin hoffentlich erklären, dass es unmöglich sein wird, dass Lily länger in Beauxbatons bleiben kann und sie somit einen ihrer eigenen Schüler zu diesem Wettbewerb schicken muss", brauste Gulia nun auf und verstand nicht, was es da noch zu diskutieren gab.

„Ich werde nichts dergleichen tun, Gulia. Am Wochenende reise ich nach Beauxbaton und werde mit Miss Evans darüber sprechen. Ich überlasse ihr die Entscheidung, ob sie für den Rest des Schuljahres in Frankreich bleiben will, um an diesem Wettbewerb teilzunehmen, oder ob sie am dritten April wieder nach Hogwarts zurückkehren möchte", informierte Dumbledore die Potters über seine Vorgehensweise.

Mortimer stimmte dem, wenn auch mit gemischten Gefühlen zu, nur Gulia konnte sich nicht dem Gedanken anfreunden, dass die Mädchen, trotz der offensichtlichen Gefahr, in Frankreich bleiben sollten. Sie regierte wie jede andere Mutter wohl auch regiert hätte und von daher versuchten die beiden Männer erst gar nicht, sie von der Notwendigkeit zu überzeugen.

„Wissen Ben und James schon, dass Lily wahrscheinlich noch länger dort bleiben soll?", wollte Gulia mit einem Mal wissen, worauf Dumbledore verneinte.

„Ben wird nicht sehr erfreut darüber sein, Albus und wird dich um eine Unterredung bieten. Ich hatte schon große Mühe, ihm nach dem Spiel wieder zu beruhigen, als er herausgefunden hatte, dass Lily gewettet hatte", erzählte Gulia.

„Warten wir es doch erstmal ab, wie Lily sich entscheiden wird", warf Mortimer ein, dem man nur deutlich ansah, dass er die Nacht durchgearbeitet hatte.

Albus Dumbledore verabschiedete sich von den beiden und reiste mit Flohpulver zurück nach Hogwarts. Nachdem er weg war, wandte sich Gulia an ihren Mann und musterte diesen nachdenklich.

„Ich hoffe, dir ist bewusst, was passieren könnte, hm? James hat immer noch den Portschlüssel und ich bin mir ziemlich sicher, dass er ihn benutzen wird, wenn Lily nicht zurückkommen wird. Bin gespannt, wie du es deinem Chef erklären willst, dass dein eigener Sohn, unerlaubt einen Portschlüssel benutzt hat, noch dazu, um in ein anderes Land zu reisen", schnappte Gulia.

„Ich weiß sehr wohl, dass er den Portschlüssel noch hat. Was aber nicht heißen muss, dass er ihn auch benutzen wird", hielt Mortimer dagegen, worauf seine Frau ungläubig das Gesicht verzog.

„James liebt dieses Mädchen, Mortimer. Du hast ihn nicht gesehen. Er vermisst sie und würde, falsch, tut alles für sie. Er wird das nicht einfach so hinnehmen", sagte Gulia ernst und Mortimer gestand sich ein, dass sie Recht haben könnte.

Doch auch Dumbledore machte sich Gedanken darüber, wie er es Ben und Lilys Freundinnen beibringen sollte, dass sie eventuell erst nach den Sommerferien nach Hogwarts zurückkommen würde. Doch der Schulleiter musste ihnen gar nichts sagen, da Lily Ben und Cathleen schon einen Brief geschrieben hatte, in dem sie ihnen von dem Angebot bis zum ende des Schuljahres in Beauxbaton zu bleiben und dem Wettbewerb erzählt hatte. Cathleen und Ben bekamen die Briefe während des Mittagessens, und während Cathleen ihren Brief fassungslos und mit versteinertem Gesicht las, machte Ben seinem Ärger lautstark Luft.

„Professor, sie haben diesem Schwachsinn doch hoffentlich nicht zugestimmt", rief Ben seinem Schulleiter zu und man konnte daraufhin eine Stecknadel in der Großen Halle fallen hören, so still war es mit einem mal geworden. Neugierig blickten die anderen Schüler zwischen Ben und Dumbledore hin und her, und fragten sich, was der Grund für Bens Wut sein konnte.

„Beruhigen Sie sich bitte wieder, Mr. Lawrence und setzen Sie sich. Ich habe nicht zugestimmt, nein, und werde dies auch nicht tun, da ich Miss Evans die Entscheidung überlassen werde", sagte Dumbledore ruhig.

„Sie wollen bitte was? Professor, hier steht aber, dass es wohl schon beschlossene Sache ist, dass Lily für den Rest des Schuljahres in Frankreich bleibt", polterte Ben weiter und ließ sich auch durch seine Mitschüler und seine Hauslehrerin nicht beruhigen.

„Wie ich schon sagte, ich überlasse die Entscheidung Miss Evans. Ich werde am Wochenende nach Beauxbatons reisen und dann sehen wir weiter. Und nun möchte ich Sie bitten, sich wieder hinzusetzen", sagte Dumbledore und ließ sich auf keine weiteren Diskussionen ein.

So erfuhren auch die anderen Schüler von dem Wettbewerb und bestürmten nun Cathleen mit Fragen, die immer noch fassungslos und ziemlich blass an ihrem Tisch saß. Auch James war sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen, und er hatte große Mühe sich zu beherrschen.

Ich hoffe, es hat Euch gefallen

liebe Grüße jas

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HexenLady: Freue mich sehr, dass dir meine Geschichte immer noch gefälltzwinker Vielen lieben Dank für dein Review und dein Lob! bousa

Flauschfuechsin: Ich hoffe, dass ich einige deiner Fragen in diesem Chap beantworten konntegrins Wenn nicht, muss du dich halt noch ein wenig geduldenlach Vielen lieben Dank für dein Lob und dein Review! bousa

Inujeanne: Da wird dir auch nichts anderes übrig bleiben, als ganz geduldig zu wartenlach Vielen lieben Dank für dein Review und dein Lob! bousa

Matamy: Ich habe dir ja schon dein kommi beantwortet, aber auch dir hier noch mal ein ganz großes Dankeschön für dein lob und dein Review! bousa