Nachdem Sirius den Krankensaal verlassen hatte, setzte sich James leise auf einen Stuhl neben dem Bett. Er fühlte sich allerdings ein wenig hilflos. Er wollte Ruby und vor allem Sirius so gerne helfen. Im Moment konnte er aber nicht mehr tun, als darauf zu warten, dass sein bester Freund wieder kam. Interessiert musterte James Ruby etwas genauer. Sie hatte ein sehr hübsches Gesicht, in dem man sofort die Verwandtschaft mit Sirius erkennen konnte. Ihre helle Haut bildete einen starken Kontrast zu ihrem langen dunkelbraunen Haar, welches ihr in weichen Wellen über die Schulter fiel. Plötzlich regte sich Ruby. Sie schlug die Augen auf und blickte James misstrauisch an. James hätte sie gerne sofort beruhigt und sie davon überzeugt, dass er ihr nichts tun wollte, aber er musste wie gebannt in ihre Augen schauen. Er hatte noch nie Augen von vergleichbarer Farbe gesehen. Rubys Augen waren von solch einem dunklen blau, dass James das Gefühl hatte er würde direkt in einen tiefen Ozean blicken. Ruby war die erste die das Wort ergriff.
„Hey! Wo ist Sirius?"
„Er muss gerade etwas mit dem Arzt besprechen, deshalb musste ich mal kurz seine Wache übernehmen. Ich hoffe dich stört es nicht allzu sehr. Ich bin übrigens James Potter." Etwas zögerlich streckte er seine Hand aus, die Ruby sogleich ergriff und schüttelte.
„Mein Name ist Rubinia Black. Allerdings sollte ich dir raten niemals Gebrauch von diesem Namen zu machen. Ich finde ihn einfach scheußlich. Also, du kannst mich einfach Ruby nennen."
James merkte an ihrer Gestik, dass sie immer noch schlimme Schmerzen haben musste.
„Vielleicht solltest du dich noch ein bisschen ausruhen…Ruby?"
Sie war bereits wieder eingeschlafen.
Er hörte, wie sich die Tür öffnete und Sirius, Samuel und der Heiler von vorhin eintraten. James erzählte ihnen sofort von Rubys kurzzeitigem Erwachen. Sirius und der Heiler schienen erfreut, aber Samuels Blick verdüsterte sich.
„Ich habe gerade mit dem Zaubereiminister gesprochen. Er will so schnell wie möglich wissen, was die Todesser zu dem Angriff bewogen hat. Und Ruby ist unsere einzige Zeugin. Allerdings möchte ich ihr so kurz nach diesem schlimmen Erlebnis nicht zumuten das alles noch mal durch zu machen, in dem sie vor Gericht aussagen muss."
Nach Kurzem betretenem Schweigen meldete sich der Heiler zu Wort.
„Es gebe auch noch eine andere Möglichkeit den Tathergang heraus zu finden. Wir könnten Rubys Erinnerungen des letzten Tages in ein Denkarium tun und sie uns anschauen. Allerdings bräuchten wir dafür die Erlaubnis eines Familienmitglieds."
„Die haben sie, aber unter einer Bedingung, ich möchte der Erste sein, der sich Rubys Gedanken ansieht." Sirius schaute mit einer Mischung aus Wut und Besorgnis zu dem Bett in dem seine geliebte Schwester lag. „Ich will wissen, was sie ihr angetan haben."
Samuel räusperte sich: „Allerdings solltest du nicht allein gehen. James, ich glaube es wäre besser wenn du mitgingest."
James nickte zustimmend und schon machte sich der Heiler auf den Weg, um ein Denkarium zu besorgen. Nachdem er es neben Rubys Bett gestellt hatte, zückte er seinen Zauberstab und tippte vorsichtig gegen ihre Stirn. Ein langer silbrig weißer Faden erschien, den der Heiler dann vorsichtig in das Denkarium gleiten ließ. James hatte während dieser Prozedur besonders auf Rubys Gesicht geachtet, und es schien ihm als würde ihr Gesicht nicht mehr so gequält aussehen, nachdem ihr die Erinnerung an den letzten Tag genommen wurde.
Nun war es an der Zeit für Sirius und James auf zu brechen. Sie traten an das Denkarium und wurden fast augenblicklich in Rubys Erinnerungen gezogen. Viele Farben wirbelten vor James Augen, so dass er sie schließen musste, damit ihm nicht schwindelig wurde. Plötzlich fühlte er wieder harten Boden unter seinen Füßen und öffnete langsam seine Augen. Neben sich erblickte er Sirius, der anscheinend sofort wusste, wo sie sich befanden.
„Wir sind in dem Haus meiner Eltern."
James schaute sich neugierig um. Er hatte nie die Chance Sirius zu besuchen. Mr und Mrs Black hielten seine Eltern für Blutsverräter. Allerdings war sich James ziemlich sicher, dass sie selbst Sirius für unwürdig hielten, spätestens nachdem er nach Griffindor gekommen war. Unwillig schüttelte er den Kopf, als er an den ganzen „Reinblutschwachsinn" dachte.
Sirius erkannte sofort das Zimmer indem sie sich befanden. Es war der „kleine" Salon, so wie seine Mutter ihn nannte. Allerdings war das Zimmer sehr geräumig, hatte eine hohe Decke und war schön hell. Allerdings war es verglichen mit den anderen Räumen in dem Herrenhaus der Blacks wirklich klein. Er musste sofort an seine Kindheit denken. Damals war dieser Raum sein Lieblingszimmer gewesen. Hier hatte er mit Ruby und Regulus gespielt, bevor seine Eltern ihre Freundschaft zerstört hatten und aus Geschwisterliebe blanker Hass wurde.
Plötzlich hörten die beiden wie die große Flügeltür geöffnet wurde und eine zierliche Person den Raum betrat. Es war Ruby. Über ihr Gesicht liefen Tränen. „Verdammt Sirius! Wo bist du? Ich vermisse dich so sehr." Sirius bisher unbewegtes Gesicht verkrampfte sich, als er seine Schwester so verzweifelt sah. „Ich hätte nie gehen sollen". James trat auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Wenn du nicht gegangen wärst, würdest du heute nicht mehr leben." Sirius wusste, dass er Recht hatte und wendete sich wieder Ruby zu. Sie hatte sich mittlerweile an einen wunderschönen schwarzen Flügel gesetzt und fing an, eine traurige Melodie zu spielen. Nach kurzer Zeit fing sie an mit klarer Stimme zu singen
Last
night I met you in my dream
You cried and I asked myself
how to
help you
cause you had lost all your hope
But once you told me hope's the one thing...you need
I
took your hand and swore that I
will never crawl away or try
to
hide my feelings
cause it's wonderful to show what they mean
So believe that there's nothing to recieve
Believe that there´s nothing to recieve
What could make you being sad?
Forget
the last bad time
and try to recover
just keep in mind
that
you could be free
Abrupt stoppte Ruby mit ihrem Gesang. James und Sirius schauten überrascht auf. Unbemerkt war noch Jemand in den Salon eingetreten. Ein hübsches blondes Mädchen ungefähr in Rubys Alter hatte den Raum betreten. Sie war groß und hatten einen sehr hellen Teint. Ruby drehte sich nun auch zu dem Neuankömmling um und zeigte sich nicht gerade erfreut über die Störung. Die Blondine kam zu ihr und setzte sich unachtsam auf den wertvollen Flügel.
„Rubinia Schätzchen, ich werde wohl nie verstehen, was dir an dieser staubigen Kammer so liegt. Es ist so schrecklich beengt hier."
Rubys Gesicht zeichnete ein wütender Ausdruck: „ Narzissa, es wäre bei Weitem nicht so beengt, wenn ich ALLEIN hier wäre."
Narzissa rutschte elegant vom Flügel und umarmte Ruby. Die schien allerdings das Ganze ziemlich kalt zu lassen.
„Ach meine Süße, jetzt reg dich doch nicht schon wieder auf. Sonst bekommst du wieder ein knallrotes Gesicht und das sähe doch nachher beim Bankett nicht so schön aus. Vor Allem da ich weiß, dass Lucius nachher auch kommt." Sie setzte ein erwartungsvolles Gesicht auf und wartete auf Rubys Reaktion. Diese seufzte aber nur und murmelte etwas, dass sich so ziemlich wie „na und" anhörte.
Narzissa blickte sie enttäuscht an. Sag bloß, du magst ihn nicht. Dabei weiß ich, dass ihm sehr viel an dir liegt."
Ruby seufzte erneut. „Wie will er wissen, dass ihm was an mir liegt, obwohl wir in den letzten Jahren kaum drei Worte miteinander gewechselt haben?"
„Ach Kindchen, das hat doch nichts mit kultivierter Konversation zu tun, sondern mit visuellen Reizen."
Ruby verdrehte nur genervt die Augen.
Narzissa stand auf und wollte schon den Raum verlassen, als sie sich noch mal umdrehte.
„Na ja, wenn du ihn nicht willst, kann ich ihn mir ja schnappen. Ach und übrigens…deine Mutter sagt, du sollst dich langsam umziehen gehen."
Langsam erhob sich Ruby, verließ mit einem letzten wehmütigen Blick den Salon und folgte Narzissa.
Schnell machten sich James und Sirius auf, den Beiden Mädchen zu folgen.
„Sie meinte doch wohl nicht, dass Lucius Malfoy ein Auge auf deine Schwester geworfen hat, oder?"
„Ich kenne Niemanden sonst, der so einen bescheuerten Namen hat. Also, wenn er an der ganzen Sache Schuld trägt dann kann er aber was erleben." Sirius Stimme zitterte vor Wut.
Kurze Zeit später betraten sie gemeinsam mit Ruby ihr Zimmer.
