Sherry war in ihrem Labor und bereitete die nächste Testreihe für das APTX4869 vor. Bald hatte sie Feierabend, wenn man das überhaupt so nennen konnte. Im Grunde war es nur eine Erlaubnis zu schlafen und minimale Freizeit. Sie gehörte der Organisation, nicht sich selbst. Das wusste sie jetzt.

Es war schon 1 Uhr nachts. Sie beeilte sich durch die Gassen zu kommen um sich mit ihrer Schwester zu treffen. Sie blieb stehen, diese Gegend kannte sie nicht.

Waren das eben Schritte gewesen?

Wo war sie?

´Ruhig bleiben, nicht die Nerven verlieren.´ Sie versuchte nicht in Panik zu verfallen, aber sie war allein...allein, ja... ihre Schwester war tot.

Es war merkwürdig diese Tatsache neu zu erleben, sich bewusst zu machen.

´Wo wollte ich hin?´

„Nirgendwo hin." Die Stille war plötzlich durchbrochen von einer ihr unbekannten Stimme, das heißt nein sie kannte diesen Jemand.

„Was ist hier los?" Sherry konnte die aufsteigende Panik nicht länger unterdrücken. Nicht mal ihre eigene Stimme zu hören konnte ihr Sicherheit verschaffen. Ihre Stimme? Nein diese Stimme war so hoch, es war nicht ihre.

Sherry schaute an sich runter, sie war wieder ein Kind! Sie war Ai Haibara.

„Du kannst dich nicht verstecken... Shiho ich bin hier, ganz in deiner Nähe. Vergiss das nicht."

Die fremde und doch bekannte Stimme wurde zunehmend aggressiver und lauter.

Ai rannte ungeahnt der Tatsache, dass sie der Stimme und ihrem Besitzer nicht entkommen konnte.

Ihre Schritte hallten in der Dunkelheit wieder, nur die Schritte ihres Verfolgers konnte sie nicht hören, aber seine Stimme, die immer Schriller zu werden schien.

„Shiho du gehörst mir, vergiss das niemals!"

Sie war in eine Sackgasse gelaufen und presste sich nun eng an die kalte Steinmauer, die sowohl alt wie hoch und massiv war. Ihr Atem ging in heftigen Stößen und sie wünschte sich endlich aus diesem Alptraum aufzuwachen, aber mehr noch hoffte sie, dass es wirklich nur ein Alptraum war.

Langsam näherten sich Schritte, die sie plötzlich doch hören konnte, als ob dadurch ihre Qual vergrößert werden sollte.

Langsame und feste Schritte, die immer näher kamen.

Mit geweiteten Augen und einem Herzschlag als würde ihr Herz in tausend Teile zerspringen, sah sie wie sich zuerst ein Schatten aus dem Dunkeln abzeichnete.

Ihre Gedanken waren bei ihrer Schwester, dem einzigen tröstenden Gedanken den sie besaß.

Der Schatten wurde größer und sie hatte keinen Zweifel mehr daran wer dort im Dunkeln auf sie lauerte und immer näher kam.

Sie hatte Angst und doch erwartete sie mit aufsteigender und wachsender Spannung das Erscheinen dieser Gestalt.

Wie in Zeitlupe schritt die Person weiter voran und endlich stand sie vor ihr. Das Gesicht jedoch war in Schatten gehüllt und außer einer Hutkrempe war nichts zu sehen.

„Shiho... ich komme um dich zu holen. Du hattest deinen Spaß, du wirst freiwillig zu mir kommen, denn du gehörst mir... Shiho!"

Die Stimme war ruhig und weder zornig noch aggressiv, aber in ihr lag ein gefährlicher Unterton, kaum hörbar. Nur Ai hörte ihn sehr deutlich heraus, diesen gefährlichen Unterton, wie die Lava, die man schon vor dem Ausbruch aus dem Vulkan zu beben spürt. Und genau vor dieser ruhigen Stimme hatte sie Angst, denn unter dieser Stimme lauerte die Gefahr, die brodelnde Lava, die ihr Gesicht versängen würde.

Als wäre der Bann gebrochen, schrie Ai laut auf...

Sie hatte gewusst, dass es ein Alptraum gewesen war, aber auch die Realität hätte ihr nicht mehr Angst machen können. Sie war froh, dass sie nicht wirklich geschrieen hatte, sondern nur im Traum. So musste der Professor nichts von alle dem mitbekommen. Sie brauchte nicht zu versuchen sich an den Alptraum zu erinnern, denn seit bereits zwei Wochen verfolgte er sie jede Nacht. Sie brauchte nur die Augen zu schließen und schon konnte sie jede Einzelheit heraufbeschwören. Sie konnte so die Schritte, die Stimme und ihren eigenen Atem genauso gut hörte wie ihren Herzschlag jetzt.

Sie wusste nur nicht wodurch diese Alpträume ausgelöst wurden, dass Shinichi Gin in der Zeitschrift gesehen hatte war erst diese Woche passiert und davor war alles ruhig gewesen, kein Ereignis das diese Träume rechtfertigte oder erklären konnte.

Das sie ständig vor der Organisation Angst hatte mochte stimmen, aber sonst hatte sie ihre Gefühle voll im Griff und solche Ausgleißungen kannte sie nicht. Jeder Mensch hatte schließlich vor etwas Angst und trotzdem liefen nicht alle Menschen laut schreiend durch die Straßen.

Warum schien sie momentan die Einzige, die schreiend durch die Gegen lief?

Dieser Alptraume war wahrscheinlich deshalb so schlimm und real, weil er teilweise aus ihrer Erinnerung zusammen gesetzt war. Vor allem Gins Stimme, denn das es Gin war daran bestand für sie kein Zweifel.