„Eines wollte ich dir noch sagen Shinichi"

„Ja?"

Ai holte tief Luft, was an der zu bewältigenden Kraftanforderung lag.

„Shinichi Kudo! Diese Aktion gehört sicher nicht zu deinen besten Ideen!" Fast wäre sie auf ihren Stelzen gestolpert, doch sie konnte sich gerade noch halten. „Was beschwerst du dich? Du hast doch selbst gesagt, dass wir schnellstens an das Gift rankommen müssen. Nun wie hoch stehen deiner Meinung nach die Chancen, dass wir die Kerle noch einmal vor Ablauf der Frist treffen?" Conan konnte sich selbst kaum halten und schwankte gefährlich, weil er seine Konzentration riskant vernachlässigt hatte.

Momentan standen die beiden mehr oder weniger gerade in der Lobby vor dem Kunstsaal, indem die Ausstellung stattfinden sollte. Sie waren dabei sich vorzubereiten und alles noch mal durchzugehen.

Beide hatten zwar bei Professor Agasa geübt, jedoch waren diese Stelzen nur schwer zu handhaben.

Immerhin waren es keine XY-Stelzen, das waren original Agasa-Stelzen, Prototypen genauer gesagt...

„Dann sag mir mal wie hoch unsere Chancen sind auf den Dingern nicht aufzufliegen."

Ai war sichtlich unzufrieden mit der Idee, die Stelzen als Teil ihrer Verkleidung zu benutzten.

Sicher eine Alternative war ihnen nicht eingefallen...

Beide bewegten sich nun äußerst vorsichtig und nur sehr langsam auf den Eingang zu und warfen sich zwei vielsagende Blicke zu.

Ai stoppte plötzlich und Conan dachte sie würde wohlmöglich kneifen wollen.

Er drehte sich zu ihr um und begutachtete ihren Gesichtsausdruck, welcher normal neutral war.

„Bereit?", fragte Conan, da er nicht wusste was er sonst sagen sollte, „Du willst doch keinen Rückzieher machen oder? Wir müssen uns konzentrieren, wenn die Kerle von der Organisation uns erst mal im Auge haben sind wir verloren, also schmeiß deine Zweifel weg. Wir holen nur das Gift."

Zunächst sagte sie nichts und schaute in abschätzend an.

„Mir ist das klar und dir? Wir wissen, sie werden diesen Künstler umbringen, auch wenn wir nur vermuten können warum und dann? Wirst du wirklich in der Lage sein es der Polizei zu überlassen ohne selbst ins Geschehen einzugreifen? Ist DIR auch klar, dass wir nur das Gift wollen?"

Sie wusste durchaus, dass Shinichi alles versuchen würde um diesen Mord zu verhindern und sie wollte eben dies verhindern.

„Wenn du denen in die Quere kommst wirst du mit erledigt, wir dürfen uns nicht einmischen!"

Conan alias Shinichi Kudo, anerkannter und berühmter Schülerdetektiv, welcher jedes Verbrechen fast zwanghaft aufklären musste, blickte Ai alias Shiho Miyano, ehemalige Forscherin einer gefährlichen Organisation, welche außer ihrer Vergangenheit nix hatte, wie jemanden an, der keine Ahnung hatte wovon sie sprach.

„Tu nicht so als wüsstest du nicht wovon ich spreche, dein Hang zur Verbrechensaufklärung wird uns beide umbringen!"

Sie wollte nicht sterben, jedenfalls nicht durch die Hand der Organisation und schon gar nicht durch die Hand von Gin.

„Ich weiß und ich werde mein bestes geben dies zu berücksichtigen. Aber zu mehr kannst du mich auch nicht zwingen, soll ich etwa einen Mörder davon kommen lassen?"

„Du meinst ich kann dich nicht zwingen? Es ist ganz einfach Kudo. Wenn du mir nicht Brief und Siegel schwörst, dass du dich nicht einmischen wirst, dann werde ich dir jetzt deine Stelzen weg hauen, dass du bis morgen nicht allein hoch kommst. Ich hab keine Lust zu sterben, bloß weil du dich nicht unter Kontrolle hast."

Ai hatte diese Drohung unmissverständlich ausgedrückt und trotzdem war sie dabei ganz normal geblieben, nicht einmal hatte sie ihre Stimme erhoben oder einen drohenden Unterton erzeugt.

Nein ihre Worte hatten gereicht um diese Drohung gefährlich und ernst klingen zu lassen, sodass kein Zweifel aufkommen konnte ob sie, sie wahr machen würde.

Conan war sprachlos, er erkannte zum ersten mal, dass sie immer noch die Kälte als Sherry in sich trug.

Es überraschte in zwar, aber er wusste auch, dass ihre ganze Existenz daran gehangen hatte und trotzdem zum ersten mal kamen ihm Zweifel.

Diese wurden jedoch wie lästige Fliegen zur Seite geschlagen bei ihrem nächsten Satz, welcher zum ersten mal so etwas wie Wärme in sich hatte, auch wenn es eher kokett und neckisch klang.

„Ich möchte Ran nicht sagen müssen, dass ihr Liebster mit den Engeln singt. Außerdem hab ich keine Lust einen weiteren Toten auf mein Gewissen zu laden, nur weil ich nicht in der Lage war dich im Auge zu behalten." Ihr Lächeln hatte er nun schon so oft gesehen, es war mehr der Anfang eines Lächeln, welches sowohl geheimnisvoll und undurchschaubar, wie auch frech und vielsagend wirkte.

Und in diesem Augenblick vertraute er ihr vollkommen.

„Ist gut. Ich habe den Ernst der Lage vollkommen verstanden. Ich schwöre nicht direkt ins Geschehen einzugreifen, aber ich werde unauffällig die Ermittlungen in die richtige Bahn locken, sofern das nötig ist." Er zwinkerte und reichte ihr die Hand als Versprechen. „Natürlich werde ich das gleiche tun um den Mord eventuell zu verhindern, denn so wie du keinen weiteren Tot auf dich nehmen willst, so kann ich nicht mit dem Wissen leben, einen Mord zugelassen zu haben und ferner noch dabei zugekuckt zu haben." Er reichte ihr die Hand noch weiter und wartete darauf, dass sie diese ergreifen würde.

Ai wusste, dass sie mehr nicht verlangen konnte, nicht von ihm und sie dachte ja auch nicht viel anders, nur war ich, ihr Leben wichtiger als das von jemanden der so dumm war sich mit der Organisation einzulassen.

„O.K. aber wenn es zu gefährlich wird machen wir uns aus dem Staub." Und ehe er noch etwas erwidern konnte, hatte sie schon seine Hand ergriffen.

„Außerdem wer bitte erkennt uns schon in dem Aufzug?"

Das war wahr. Beide hatten es geschafft wie 17 Jährige Teenager auszusehen.

Professor Agasa hatte beiden jeweils ein paar Stelzen gebaut, welche sich fest um die Füße schlossen und sich so wie Verlängerungen der eigenen Beine funktionierten. Sicherheit auf höchstem Niveau... wenn man erst mal darin Laufen gelernt hatte. An sich war die Handhabung nicht sehr schwer, aber eben nur wenn man genügend geübt hatte. Es war als liefe man auf riesigen Absätzen, nur wesentlich stabiler und sicherer.

Leider war das eher ein Notfallplan gewesen und so mangelte es den Beiden an Übung.

Durch diese Stelzen und größere Jeans, sowie genügend ausgepolsterte Kleidung, in der das Futter extra dick war, hatten beide die Staue von zwei etwas untersetzen Jungendlichen gewonnen.

Natürlich reichte das den beiden nicht, vor allem Ai wollte eine absolut sichere Verkleidung.

Sie hatte sich eine Perücke aus Echthaar besorgt, die in einem eher dunklem Braunton gehalten war ohne irgendwelche Strähnen. Der Schnitt war einfach und stufig, also insgesamt eine eher unauffällige Haarpracht, die ihr zudem tief ins Gesicht fiel. Dazu hatte sie sich sogar leicht und dezent geschminkt, was zwar kaum zu sehen war, aber dafür ihrem Gesicht ein zusätzlich erwachsenes Aussehen gab.

Jedoch war dies gar nicht zwingend notwenig, da Ai auch als Kind immer eher wie eine Erwachsene gewirkt hatte, denn sich nicht so als Kind ausgeben wie Conan es konnte.

Conan hatte auf eine Perücke verzichtet, allerdings hatte er seinen Haarwirbel mit viel Geduld und nicht weniger viel Gel geglättet und auch alle anderen Haarstränen streng nach hinten gegellt.

Seine Conanbrille war gegen ein kultivierteres Modell ausgetauscht.

Ai hatte diesmal keine Brille tragen wollen, da diese ihr beim letzten mal nur wenig genutzt hatte, dafür hatte sie sich farbige Kontaktlinsen eingesetzt.

Durch ihre Verkleidungen hatten beide ein gewisses Gefühl von Sicherheit, was bei der ihnen bevorstehenden Aufgabe auch dringend notwenig war. Auch wenn sie sich keine Illusionen machten, das alles war provisorisch, einer näheren Begutachtung würden sie nicht standhalten. Der Aufzug sollte aber eben diese nähere Betrachtung verhindern, indem sie möglichst nicht auffielen.

Nachdem alles geklärt war begannen beide wieder auf den Eingang zu zugehen und sich ihrer Mission zu stellen, mehr oder auch weniger optimistisch.