Ai und Conan fühlten sich, als hätte ihnen jemand ins Gesicht geschlagen.
Die Atmosphäre, die ihnen beim Betreten des Saals, entgegen kam war erdrückend. Der Saal schien von einem drohenden Unheil erfüllt, aber natürlich waren Ai und Conan die einzigen, die dieses Gefühl hatten oder es wahrnahmen, weil sie mit eben dieser Erwartung den Saal betreten hatten.
Das hieß eigentlich waren es mindestens noch drei weitere Personen, die dieses Unheil spürten und mindestens zwei davon, die es herbei sehnten und verwirklichen würden.
Ai zitterte schon leicht, denn sie spürte die Anwesenheit eben dieser zwei Personen am stärksten.
Ihr 7. Sinn als ehemaliges Mitglied der schwarzen Organisation machte ihr gerade aufs heftigste klar, dass Conan mit seiner Schlussfolgerung richtig gelegen hatte.
ER war hier.
Diese Situation war anders, als die ihres kläglichen Übungsversuches in aller Eile und brachte den beiden den nötigen Adrenalinstoß, um die ihnen noch eben unsicher vorgekommenen Stelzen zu vergessen und sich einfach in ihre Tarnung als Schüler einzufinden.
„Wir müssen ganz natürlich bleiben. Denk dran, wir schreiben ein Referat über Kintaro Yamesaki.
Wir sollten uns trennen." Conan blickte sich unauffällig um. Noch hatte er keine verdächtige Person getroffen, aber er hatte gemerkt, dass Ai anscheinend jemanden gespürt hatte.
Er fragte sich ob es in anbetracht dessen wirklich eine so gute Idee war sich zu trennen. Immerhin konnte er sich noch gut an das letzte mal erinnern, da war Ai ein Nervenbündel gewesen. Anscheinend hatte sie seine Gedanken gespürt, entweder an seinem zögern beim letzten Satz oder an der Art wie er sie ansah.
„Mir geht es gut, mach dir nicht zu viele Gedanken. Ich spüre nur jemanden, aber ich komme klar.
Ich gehe nach links und du nach rechts."
Sie versuchte zuversichtlich zu lächeln, was nicht sonderlich gut gelang, jedoch lag das mehr an der Tatsache, dass sie nur wenig lächelte.
Conan reichte das aber schon aus.
„Gut, wie du meinst. Block raus, wir werden das beste Referat der gesamten Klasse schreiben!"
Den letzten Satz hatte er zwar laut ausgesprochen, aber nicht zu laut, sodass es verdächtig wirken könnte, nur gerade laut genug, das es die anderen Leute hören konnten, wenn es sie denn interessierte.
Ai hatte etwas übertrieben, zwar würde sie nicht so in Panik verfallen, wie das letzte mal, als Pisco sie entführte, aber ihre Nerven waren gespannt, ihre Ohren lauschten auf alles, was ihr näherte und ihr Puls ging um einiges schneller.
Sie schaute sich die Bilder trotzdem interessiert an und brachte es sogar fertig einige Notizen zu machen, welche in einer normalen Situation ein hervorragendes Referat ergeben würden.
Aber eigentlich suchten alle ihre Sinne nach Gin, Wodka oder dem Künstler, denn wo er war konnten die anderen nicht weit sein.
Auch Conan war sehr aufmerksam, nichts entging seiner detektivischen Spürnase.
Wo ist nur Yamesaki? Das ist doch seine Ausstellung, sollte er da nicht anwesend sein?´
Conan war ebenso gespannt wie Ai, jedoch aus etwas anderen Gründen. Er hatte es ihr zwar versprochen, aber alles in ihm lehnte sich gegen den Befehl auf, den Künstler sterben zu lassen.
Ai merkte zu erst, dass etwas nicht stimmte. Auch wenn sie die Anwesenheit der Männer in schwarz spürte, so sah sie keinen von ihnen und dabei waren ganz in schwarz gehüllte Männer nun wirklich nicht zu übersehen.
Sie stand nun vor dem Bild, welches ein wesentlicher Aspekt in Conans Theorie war, dem Bild
„Originell in Schwarz". Es war beeindruckend und beängstigend zusammen. Es jagte ihr eine Schauer über den Rücken und kurzeitig hatte sie den Gedanken, dass die Anwesenheit, welche sie zu spüren geglaubt hatte, von dem Bild kam, denn es schien die böse Aura der Organisation eingefangen zu haben.
Das Bild war für die Organisation wirklich der perfekte Grund Yamesaki umzubringen.
Wer so ein Bild malt, mit soviel negativem Ausdruck, das es einem Schauer über den Rücken jagt, der hat ein bedrohliches Wissen über die Organisation. Das erkannte kein Zivilist, aber jedes Mitglied der Schwarzen Organisation sofort. Ob er es tat oder nicht, Yamesaki konnte reden... Ein Risiko, welches die Organisation niemals eingehen würde...
Aber warum nur, hatten sie ihn so lange am leben gelassen? Ihm soviel Zeit gelassen, so ein Bild zu malen?
Neben dem Bild stand eine etwa 30 Jährige Frau, welche ungeduldig auf ihre teure Armbanduhr schaute und nervös mit ihrem rechten Fuß auf den Boden klopfte.
„Ah wo bleib dieser Nichtsnutz nur? Wenn er nicht bald mal auftaucht, dann werde ich..."
Sie sprach den Satz nicht zu ende, denn sie hatte scheinbar jetzt erst Ai entdeckt und blickte nun etwas beschämt auf den Boden.
„Frau Seiishirô, Frau Seiishirô! Ist er endlich gekommen?" eine noch sehr jung Frau, wahrscheinlich eine Assistentin, kam ebenso nervös auf die Beiden zu gerannt. Nun wusste Ai, dass es sich bei der Frau neben ihr um Frau Seiishirô die Agentin von Yamesaki handelte. In Ai formte sich ein erschreckender Verdacht...
Auch wenn Ai es zuerst bemerkte, blieb Conan die Tatsache, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, nicht verborgen. Nirgends traf er auf den Künstler und das leise Getuschel aus der Gruppe der Kritiker machte ihn stutzig. Der Künstler wurde vermisst.
Nun blieben zwei Möglichkeiten übrig, entweder Yamesaki hatte sich aus dem staub gemacht und war zu feige gewesen hier zu erscheinen oder...
Ein lauter und gellender Schrei machte es beiden unnötig entscheiden zu müssen welche der beiden Möglichkeiten in Frage kam.
„Ahhhhh, Hiiiilfe! Mord, Mord... Yamesaki ist, ist..." Die Frau, aus deren Kehle dieser Schrei entstammte, brach auf dem Boden zusammen.
Zur gleichen Zeit trafen Ai und Conan wieder aufeinander und mit nur einem Blick zeigten sie sich, dass beide den gleichen Gedanken hatten:
Yamesaki war bereits tot und nun stellte sich die Frage ob es die Männer in schwarz waren und ob sie noch die Chance hatten an das Gift zu gelangen.
