Sie saßen gerade beim Abendessen, als die erste Eule von Malfoy Manor ankam und Harry wollte schnell aufspringen. „Phönix", die mahnende Stimme seines Vaters ließ ihn anhalten, als er schon auf halben Weg zur Veranda war, auf der sich die schwarze Eule nieder gelassen hatte. Verwundert drehte er sich er um, so war er doch davon ausgegangen, dass sein Vater, der hinter dem Tagespropheten verschwunden war und keinen Ton mehr von sich gegeben hatte, nichts von seinem Aufstehen mitbekommen hatte. „Du kannst auch noch nach dem Essen erfahren, was Draco in den letzten 6 Stunden, in denen ihr euch nicht gesehen habt, erlebt hat. Wenn du aber soviel Sehnsucht hast", sein Vater kam hinter der Zeitung wieder hervor, seine Augenbraue spöttisch nach oben gezogen, „kannst du natürlich gerne hinfahren und ihn besuche, wo dich dein Patenonkel ja eingeladen hat."

Harry sah ihn verärgert an: „Wieso eigentlich das, wieso weiß Malfoy, dass es mich gibt?" Sein Vater sah ihn an und lächelte leicht: „Nun, das war eine Ausflucht. Ich erfand eine Frau, ich erfand ein Kind. Natürlich hatte ich beides, aber ich glaube nicht, dass Malfoy es nicht für sich behalten hätte, dass ich mit Lily Potter ein Kind hatte und so sagte ich, dass beide verschwunden waren, denn ihr ward ja aus meinem Leben verschwunden und so musste ich meine Gefühle zumindest nicht mehr als unbedingt nötig verstecken. Um Malfoy in dem Glauben zulassen, dass er Anteil an meinem Leben hatte und mir sozusagen nahe stand", verächtlich knurrte er auf, fuhr aber dann fort: „machte ich ihn zum Patenonkel aber er hatte dich nie gesehen, ich habe dich beschrieben, anscheinend sehr gut, so dass er dich gleich erkannte. Keine Ahnung, wie er sich das hatte merken könne, evtl. hat Narzissa ihm etwas gesagt, denn Draco war ja in den Ferien bei uns."

Harry nickte, er hatte sich schon gefragt gehabt, warum das einfach so geklappt hat und der junge Malfoy ohne Problem bei ihnen hatte wohnen dürfen. Sein Vater war wieder hinter der Zeitung verschwunden und da sein Teller leer war, machte er sich auf, die Eule von ihrer Post zu befreien und seine Neugierde zu stillen.

Lieber Phoenix,

ich bin kaum hier angekommen, da bekomme ich schon Zweifel, ob das die richtige Entscheidung war wieder nach hause zu kommen. Meine Mutter ist nur noch ein Schatten ihrer selbst und meinem Vater total unterworfen, zum Glück ist er nach unseren Anreise sofort wieder verschwunden, aber ich glaube nicht, dass er lange mit meiner Aufnahme warten wird, hier scheint schon alles auf Hochtouren zu laufen und ich bekomme langsam echt Angst. Ich werde mich melden, sobald ich näheres weiß.

Grüße auch an Severus,

Draco

Geknickt ließ Harry den Brief sinken, er machte sich wirklich Sorgen um seinen Freund, er konnte sich nicht vorstellen, dass das Aufnahmeritual so ohne Probleme ablaufen würde, er fragte sich ob es sehr schmerzhaft sein würde, er fragte sich, ob Voldemort nicht gleich durchschauen würde, dass Draco nicht der Überzeugung war, die Voldemort sehen wollte.

Er versuchte sich abzulenken, doch die Hausaufgaben über die er saß konnten ihn nicht beschäftigen, seine Schlage schlief und er war nicht einmal in Stimmung um Quidditsch zu spielen. Also machte er sich auf den Weg zu seinem Vater, da dieser der einzige war, der ihm Antworten geben konnte, wenn ihm denn danach war. Harry war sich nicht sicher, ob sein Vater überhaupt bereit war, mit ihm über den Teil seiner Vergangenheit zu reden und er würde sich gewiss auch nicht für den Psychologischen Aspekt interessieren, dem das zugute kommen würde, aber auf eine Versuch kam es an.

Wie erwarte traf er seinen Vater im Büro an, aber auch er schien sich auf nichts konzentrieren zu können. Schwarze Augen verfolgten Harry, als er durch das Büro ging und auf dem Schreibtisch Platz nahm. Er sah aus dem Fenster, sich dem Blick seines Dads immer noch bewusst und stellte die Unvermeidliche Frage: „Wie sieht das Aufnahmeritual aus?", falls sein Vater überrascht war, dann konnte er das hervorragend verbergen, so wand er nur den Blick ab und fing an zu erzählen, mit einer kalten unberührten Stimme zu erzählen: „Du hast kein Auswahlverfahren, viel eher ist es dir von Familienbanden herbestimt, aufgenommen zu werden. In meinem Jahr wurde auch Sirius aufgerufen, dass er ausblieb war aber keine Überraschung, er hatte nie etwas getan, was die Familie von ihm erwartet hatte. Ich bin dem Wunsch meines Vaters gefolgt. Wir wurden alle nach vorne gerufen, nachdem wir den Saum des Umhanges geküsst hatten, mussten wir die Unterarme hervorstrecken. Dann kam der Lord nach der Reihe zu uns, um uns mit dem Mal zu versehen. Natürlich hatte ich Schmerzen erwartet, aber gewiss nicht so etwas. Die Stärke der Schmerzen zeigte an, wie sehr man sich mit den Idealen identifiziert. Nicht nur mit der schwarzen Seite, sondern auch mit der Reinblütigkeit und dem Hass auf Muggle. Ich konnte meine Schmerzen unterdrücken, ich musste nicht schreien, du gewinnst sicher kein Vertrauen, wenn du schreist oder dich vor Schmerzen windest. Pettingraw ist zusammengebrochen, erst Tage später wieder erwacht, dass war voraussehbar, er war immer schwach. Aber bei Bellatrix, sie schien förmlich zu glühen vor Stolz und vor Freude, sie würde niemals etwas anderes anerkennen, als das Wort des dunklen Lords, ihrer Loyalität wird er sich immer sicher sein können.

Bei Draco wird das gespalten sein. Er verachtet Muggle, er hasst Halbblüter, er kennt es nicht anders. Doch er verachtet Voldemort und er fürchtet seinen Vater, er ist ganz und gar nicht überzeugt, er ist einfach nur so erzogen. Er kann nicht aus seiner Haut, aber auch in keine andere. Deswegen muss er sich aber keine Gedanken machen, der Lord hat eine Aufgabe für Draco, er wird es nicht einmal in Erwägung ziehen, dass Draco nicht ihm folgen wird. Und so müssen wir uns keine Sorgen machen, solange Lucius nicht misstrauisch wird."

Sein Vater atmete tief auf, er schien nicht besonders erfreut über dieses Thema zu sein, aber Harry war sehr glücklich darüber, dass sie miteinander darüber redeten. Er hatte das Gefühl, dass er mit seinem Vater über alles reden konnte. Egal was es war. Egal ? Nun es gab das was, über das traute Harry sich nicht einmal nachzudenken und es dann laut auszusprechen würde er dann auch nicht können- aber vielleicht einmal später.

Harry stand auf, trat an das Fenster, die Nacht war über das Land hereingebrochen, morgen war Weihnachten und als wäre es das Stichwort gewesen, so fing es langsam an zu schneien. Sein Vater war auch aufgestanden und so standen sie beide am Fenster, sein Vater hatte seinen Arm und seinen Sohn gelegt und ihn dicht an sich heran gezogen. Lange standen sie so da, froh darüber, dass sie einander hatten und gespannt dem gegenüber, dass noch folgen würde.

Der Weihnachtsmorgen begann friedlich, Harry wachte von frühen Sonnestrahlen auf, die durch den Spalt schienen, den die beiden Vorhänge ließen, die Helligkeit wurde von dem umliegenden Schnee noch verstärkt. Noch verschlafen sah Harry routinemäßig an das Ende seines Bettes und musste über sich selber den Kopf schütteln, denn es war doch fast klar, dass dieses Jahr keine Geschenke an seinem Fußende warten würden.

Nach einer eiskalten Dusche, die ihm die notwendigen Kräfte gespendet hatte, machte Harry sich auf den Weg nach unten, wo er seinen Vater vermutete und ihm Wohnzimmer auch antraf, wo er schon fast erwartungsvoll auf den Berg Geschenke schaute und mit der Zunge schnalzte, als er seinen Sohn entdeckte : „Dass du es nicht mal Weihnachten aus dem Bett schaffst, ich dachte die Geschenke wären Ansporn genug", Harry grinste nur und konterte: „Nur weil du es nicht erwarten kannst, heißt das doch nicht, dass ich nicht schlafen kann!"

Doch ihm war nicht danach, dies noch weiter auszuführen und so ließ er sich vor dem Kamin nieder, in dem ein Feuer brannte und den Raum noch behaglicher machte, als es der große Weihnachtsbaum, der in rot und Gold geschmückt war (sein Vater hatte sich selbst übertroffen, was evtl. auch daran lag, dass grün und grün nicht passte) oder die Dekoration taten, denn es waren sogar kleine Weihnachtselfen an den Fenstern und auf dem Baum, sogar der Tisch vor der Couch war festlich gedeckt. „Oh, Frühstück!", schnell stand Harry wieder auf und schnappte sich einen Berliner, da ihm aber der Blick von seinem Vater nicht entging, setzte er sich schnell wieder vor seine Geschenke. „Du zuerst, ich muss doch sehen, ob es dir gefällt", er reichte seinem Vater ein kleines Paket, dass Selene ihm auf seine Anordnung hin gekauft hatte und beobachtete gespannt das Gesicht seines Vaters, der es schnell öffnete, und sich fast ein wenig über die Verpackung zu ärgern schien. Es bereitete Harry eine so große Freude, zu sehen wie sein Zaubertranklehrer, der sich noch vor wenigen Monaten gehütet hätte auch nur den Ansatz eines Gefühls der Freude oder der Zuneigung zu zeigen, sich so freute, obwohl er doch noch gar nicht wusste, was ihn erwartet, der sich einfach nur so freute, dass er überhaupt etwas bekam. Dann kam eine Schatulle zum Vorschein, die sein Vater öffnete und dann schnell wieder schloss- ungläubig sah er seinen Sohn an: „Das ist nicht dein Ernst!", völlig perplex ließ er sich neben seinen Sohn nieder, so dass sie beide auf dem Läufer vor dem Kamin saßen. „Gefällt sie dir?", Harry war wirklich nervös. „Ob sie mir gefällt, das ist das schönste Geschenk, dass ich mir vorstellen kann", er holte die Kette hervor, sie hatte Slytherin gehört, eine schlichte silberne Kette, mit einer Schlange als Anhänger. Auf diesen Anhänger wurde ein Tropfen Blut getröpfelt und dann konnte der Anhänger einem zeigen, in welcher Situation sich der Spender befand, Gefahr oder nicht. Tot oder am Leben.

„Ich dachte es wäre ein sehr nützliches und doch sehr persönliches Geschenk, denn wir wissen beide, dass wenn mir etwas passiert oder ich in Gefahr gerate, du mir nicht nachfolgen darfst, denn du darfst nicht auch noch in Gefahr bringen", eindringlich sah er seinen Vater an. „ich bin immer aus jedem Schlamassel herausgekommen und ich weiß dass ich es wieder und wieder schaffen werde, du musst mir nur Vertrauen, denn egal wie, ich werde es schaffen und das weil ich dich an meiner Seite habe", dankbar sah er seinen Vater an, der noch immer neben ihm saß und dessen Augen glänzten feucht, „Wir werden frei sein, wir werden ein normales Leben leben, natürlich kein langweiliges, aber wir werden uns nicht mehr verstecken müssen."

Sein Vater saget nichts, er gab ihm nur einen Umschlag. Harry öffnete diesen und sah auf einen Gutschein: „Ich hasse Gutscheine, sie sind so unpersönlich, aber in diesem Fall musste es einer sein, denn ich kann dir deinen neuen Zauberstab nicht auswählen. Du bist jetzt alt genug, deine Magie hat sich neu gebündelt und in eine Richtung entschieden, es wird Zeit für einen neuen, der alte hat seine Pflicht erfüllt", sein Vater sah ihn fest an: „Und jetzt werden wir nicht mehr daran denken, heute ist ein Feiertag, wir werden den genießen."

Harry bekam noch einiges an Büchern, Umhänge für die Schule und für Quidditsch, sowie einen Schutzmantel für Duellanten, den er wahrscheinlich nicht tragen würde, wenn er Voldemort gegenüberstand, denn das würde bestimmt nicht terminlich bekannt sein, aber falls doch hatte er wenigstens ein (okay bei den Geschenken habe ich mich echt schwer getan;-).

Sie verbrachten den ganzen Tag miteinander und als Harry in dieser Nacht zu Bett gegangen war, stellte er fest, dass er gerade den schönsten Tag in seinem Leben verbracht hatte. Und das mit Severus Snape, wenn ihm dies mal jemand vor einem Jahr gesagt hätte- das hätte er nie geglaubt.

Am nächsten Morgen war diese Stille wieder vorüber. Als erstes kam eine Eule von Ginny, mit einem Brief in dem sie sich herzlich für das Geschenk bedankte, ihm aber mitteilte, dass ihre Eltern das nicht für gut hießen, dass sie ihre Tochter nach Snapes Manor schickten, so dass sie sich erst wieder im nächsten Jahr in der Schule wieder sehen würden. Das senkte Harrys Laune ein wenig, auch wenn er zugeben musste, dass es gewiss ein komisches Gefühl gewesen wäre mit Ginny hier zu sein, sie passte nicht in diese Welt. Er mochte sie, aber irgendwie war sie für ihn die Verbindung zu anderen Seite, von der er gekommen war, und die er nicht aufgeben wollte. Doch da waren sein Vater, Selene und Draco, die auf der anderen Seite standen und ihn so kannte wie er wirklich war und nicht nur den Harry Potter in ihm sahen, der er doch so nicht sein wollte. Das einzige was er daran noch sehen konnte und glaubte, dass er Voldemort gegenüber treten konnte und dass er ihn vernichten wollte.

Lange saß er über den Bücher, als die Eule an sein Fenster klopfte, Draco hatte ihm wieder geschrieben.

Lieber Phoenix,

ich versuche nicht in Panik zu geraten- ich versuche ruhig zu bleiben, ich versuche keine Angst zu haben, all dies ohne wirklichen Erfolg. Denn wenn ich hier allein in meinem Zimmer sitze, dann frage ich mich, ob ich mich richtig entschieden habe, ich frage mich wofür ich kämpfe, denn wenn ich jetzt diesen Weg einschlage, dann werde ich meine Familie verlieren und dann werde ich wieder alleine sein. Was bringt mir ein Leben in Freiheit ohne Ketten, wenn ich dann alleine bin. Dann wäre der Tod auch nicht schlecht gewesen, denn wie können wir leben, wenn wir alleine sind- wofür leben wir dann? Wer wird mir glauben, wer wird nicht den Malfoy in mir sehen, die Rolle in die ich gedrängt wurde, wie sollte diese sich neu formieren und das glaubwürdig, so dass ich keine Rechenschaft ablegen muss?

Ich versuche diese Gedanken abzuschütteln, zu verdrängen, aber es gelingt mir nicht. Ich fühle mich mies, gefangen in mir selbst. Zwar bin ich dabei die Kette abzuwerfen, aber zu welchem Preis, was erwar mich dann für ein Schicksal?

Draco

Harry war in Sorge, er wollte nicht das Draco sich so fertig machte, doch er konnte nicht zu ihm fahren, zu groß war die Gefahr das Lucius ihm eine Falle stellen würde und so musste er versuchen seinen Freund über die Briefe aufzubauen.

Lieber Draco,

mir sind die Gedanken, die du dir machst nicht fremd und genau das ist es was dir bevorsteht, mein Schicksal- mein Glück. Du wirst nicht alleine sein, du hast mich, du hast Severus- uns bedeutest u sehr viel. Das Alleine sein wird vergehen und nur noch eine dunkle Erinnerung sein und das ist es wofür du diesen Schmerz jetzt durchleiden kannst. Denn wie schmerzhaft es auch ist, so können wir das Schöne und die wahre Liebe und Freundschaft erst dann entdecken, wenn wir auch denn Hass und die Einsamkeit kennen gelernt haben.

Du wirst glücklich werden, du wirst frei sein. Das verspreche ich dir, dafür werde wir beide gemeinsam kämpfen, wir müssen nur noch die Zähne zusammen beißen und dann werden wir alles hinter uns bringen.

Dein Phoenix

Die Eule machte sich sogleich mit der Antwort wieder auf den Rückflug und Harry hoffte, dass er seinen freund beruhigen konnte. Er war ihm wirklich so sehr ans Herz gewachsen, dass er sich gar nicht mehr vorstellen konnte, wie es ohne ihn gewesen war.

Er stürzte sich wieder in die Bücher, er wollte sich auf das Duell mit Voldemort vorbereiten, er wollte ihn leiden sehen, doch er wusste nicht, ob er ihn töten konnte. Was hatte Lestrange noch zu ihm gesagt: „Du musst es wollen", als er den unverzeihlichen gegen sie anwenden wollte. Er hatte nicht einmal die Kraft dazu gehabt nachdem sie Sirius umgebracht hatte. Wie sollte er es dann schaffen, wenn Voldemort vor ihm stand, würde der Hass, der sich über die Jahre gesammelt hatte ausreichen?