Angst, kriecht durch deinen Körper, ein Eindringling. Du kennst ihn besser als deinen besten Freund, hasst ihn mehr als deinen schlimmsten Feind, achtest ihn mehr als dein größtes Vorbild. Sie nimmt Besitz von dir, lähmt dich, hat jegliche Kontrolle über dich- über dein Tun- über dein Denken, du bist nicht mehr du selbst. Du kannst nicht mehr fühlen, nicht mehr handeln, du bist erstarrt. Adrenalin jagt wie Gift durch deinen Körper, doch du bist zu keiner Bewegung fähig, du kannst dem Geschehen folgen, doch eingreifen, dazu bist du nicht in der Lage.

Dann bricht er zusammen, in Zeitlupe siehst du ihn fallen. Inmitten seiner Feinde, inmitten derer, die ihm niemals etwas Gutes wünschten. Die, die ihn hassen, die ihn verachten, die seinen Tod wollen. Ihn leiden sehen. Dein Herz scheint still zu stehen. Die ganze Welt scheint still zu stehen. Keine Geräusche dringen zu dir vor, obwohl das Mädchen neben dir schreit. In ihren Augen scheint die Panik schier hervorzubrechen, sie zittert und sie schient zu schreien, doch nichts, nichts erreicht dich. Dein Blick wendet sich wieder von ihr ab, er ist da, hinter den feindlcihen Linien, fast schon begraben in der Hölle der Verdammten, die Todesser scheinen noch immer an ihren Platz gebunden, als könnten sie ihn nur verlassen, wenn sie den Befehl erhalten, doch dieser wird nicht kommen, niemand wird kommen um sie zu erlösen.

Wie von Sinnen, du kannst gar nicht verstehen, woher du plötzlich die Kraft nimmst, brichst du hervor, rennst die Treppen hinunter, du musst zu ihm, du wirst ihn mit deinem Leben beschützen, wie du es dir und deiner Geliebten geschworen hast, bei ihm bleiben, solange es in deiner Macht steht, er wird niemehr alleine sein. Hat er doch schon mehr als genug gelitten, die Bürde eines Volkes getragen, einen Krieg gewonnen, an dessen Ende niemand mehr geglaubt hatte.

Keiner kann dich stoppen, keine Kraft kann dich festhelten, kein Wunder der Welt kann dem gleich kommen, was du fühlst, wenn du ihn in den Armen hälst. Den kraftlosen, ausgezerrten Körper, völlig losgelöst in seiner Selbst. Du schmeckst Salz an deinen Lippen, du blickst auf, die Kühle der Nacht erreicht dich plötzlich, Empfindungen stürmen auf dich ein. Dein Blick verschwindet, es sind Tränen, die über dein Gesicht laufen. Völlig neu für dich, nicht nur weil du in den letzten Jahren zwar genug zum Weinen hattest, es aber nicht tatest, sondern weil die Tränen, die du nun weinst, Tränen des Glücks sind. Eines liebenden Vaters, der weint, weil er seinen Sohn lebend in den Armen hält...

Sein Herz rast noch, doch Phönix muss sich Mühe geben ein glückliches Grinsen zu vermeiden, der Traum war einfach zu real gewesen und der Schrecken saß tief. Er richtete sich vollständig auf und verfluchte zum wiederholten Mal die Mühe Poppys alles aber auch im strahlensten Weiß zu halten. Die Signalfarbe, die ihn doch zu oft begleitete bzw weckte. Eine Bewegung neben sich nahm er wahr, da saß sein Vater zusammengesunken auf dem Stuhl neben ihm, wahrscheinlich um den Schlaf seines Sohnes zu überwachen. Phönix konnte das Gesicht seines Zaubertranklehrers beobachten. Wie viele Jahre hatte er ihn verflucht, ihn gehasst, verwünscht und über ihn schlecht geredet. Und dann waren diese Empfindungen von einem Tag auf den anderen verschwunden und das er mit Sicherheit sagen konnte, das sich das nicht rückgängig machen ließ, machte ihn glücklich, dass er endlich diese Schwelle des Erwachsenwerdens übertreten hatte. Den Arm auf die Lehen gelehnt, den Kopf aufgestützt, wohl weil er ihn beobachtet hatte, während Phönix schlief, wie dieser es jetzt bei seinem Vater tat. So sorglos, er schlief so fest. Wenn er wissen wollte, mit Sicherheit erfahren wollte, das die Gefahr gebannt war, dass hier musste dieser Moment sein- wenn sein Vater schlief, sorglos und tief.

Die Tür öffnete sich und Harrys Aufmerksamkeit richtete sich schlagartig auf den Rest der Krankenstation. Er war nicht der einzige, der ein Bett besetzte, doch die meisten schliefen noch, zwei Betten waren zerwühlt, waren über Nacht aber mit Sicherheit belegt gewesen. Das neben ihm war frei und die Person, die den Raum gerade betrat, huschte in dieses und zog die Decke bis zum Hals, so dass Poppy, die just den Krankenflügel betrat, sie argwöhnisch beäugte, sich aber jeden Kommentar enthielt, schließlich ging es hierbei um Selena.

"Phönix, auch mal wach, hmm", lächelnd sah sie ihn an, und zog die Decke hoch bis zur Nasenspitze, einen unschuldigen Blick auf Poppy werfend. "Da hast du fast vierundzwanzig Stunden geschlafen, dass ist selbst für einen Jungen in deinem Alter viel", missgünstig zog sie die Augenbrauen in die Höhe, scheiterte aber, falls sie versuchte, das ihrem Bruder nachzutun. "Du solltest, falls du nicht länger hier festsitzen willst, verschwinden, denn bald kommt die Visite."

Phönix war aufgesprungen und griff nach seinem Umhang, der über dem Bett hing, den sein Vater wohl vorsorglich da plaziert hatte. Er war immer wieder froh, dass sein Vater ein so guter Braumeister war, von seiner Schwäche schien nichts übergeblieben und so stürmte er aus dem Krankenzimmer, bevor jemand ihn zurückhalten konnte.

Er apperierte an diese Stelle, in weiser Vorhersicht hatt er gewusst, dass der Tag kommen würde, an dem er sich dem stellen musste, der Tag an dem er dies hier tun müsste. Wenn er einen Abschluss haben wollte, dann würde dies unausweichlich dazugehören.

Langsam ging er den Hügel hoch, der hinter dem Anwesen war, ein kleiner Trampelpfad wies ihm den Weg. Es war ihm, als würde der Wind sich gegen ihn drücken, als wenn er ihn fernhalten wollte. Seine Beine waren schwer und seine Hände zitterten, wo eben noch ein Hochgefühl war, war nun Angst.

Da stand er nun, auf dem Hügel, vor dem Mamor. In ihm die Inschrift eingraviert:

Nicht verloren, nur vorrausgegangen...

Lily und James Potter

Er hatte nie Abschied genommen. Nie hatte er sich die Zeit genommen um zu trauern. Die Menschen, die ihn mit ihrem Leben beschützt hatte, die ihr Leben gaben nur damit seines gerettet wurde. Wie sollte er da nicht mit seinem Helferkomplex leben, wie Hermione, es mal genannt hatte. Langsam ging er auf den Stein zu, berührte die Kälte, spürt sie. Tief atmete er ein, ließ die Hand dort ruhen, atmete die kalte Luft ein. Er spürte den Schmerz, doch dieser Schmerz war nichts, nichts gegen dem Gefühl, das er hatte. Das Gefühl, das er lebte, er atme. Er, der Auserwählte, der nicht tötete. Der ein Leben zerstörte, weil dieser viele andere bedroht hatte, Tod und Hass gebracht hatte. So dass jetzt Frieden einziehen konnte, worauf sie jahrelang gewartet hatten. Er ließ sich auf die Kniee fallen. Schwer kam er auf dem angefrorenen Boden auf, doch er schrie nicht vor Schmerz auf, der Druck, der auf seinen Schultern lastete, der löste sich, ließ ihn frei, wie ein Greif, der von seiner Beute ließ und aufschwang in die Höhe, dem Himmel entgegen. Tränen verschleierten seine Sicht, als er den Namen seiner Mutter nachzog, seine Mutter, die ihn liebte, die ihn liebte, so sehr dass sie nicht eine Sekunde gezögert hatte um ihr Leben für seines zu geben. Die Frau, die sein Vater geliebt hatte und sie doch nicht zu einander gefunden hatten. Er war das einzige, das sie verband, die Liebe, die sie ihm schenkte, würde sie immer miteinander verbinden. Für sie würde er leben, für sie wüde er lieben, das Leben genießen, dass sie opferte. Sie sollte nicht umsonst gestorben sein. "Danke auch dir, James", seine Stimme zitterte leicht, als er sich wieder erhob, doch sein Körper würde gewärmt, von der Freude, die wieder in sein Herz fand, mit dem Gedanken daran, das die Helligkeit wieder aufziehen würde, dass die Zaubererwelt aufatmen konnte und er selber nicht mehr länger der Junge-der-lebt sein würde.