Basierend auf den Romanen von Joanne K. Rowling.
Kapitel 2
„Hier muss es sein!", keuchte Frank, nachdem sie etwa zwanzig Minuten in den unzähligen Gängen und Korridoren des Schlosses umhergeirrt waren. Er und Sirius standen vor einer großen, weiß angestrichenen Holztür. Aus dem Inneren des Raumes erschall laut und deutlich die Stimme Professor McGonagalls, die gerade die Namensliste ihrer neuen Schüler vorlas.
Sirius trat an Frank vorbei, der ein wenig zögerte, und drückte die polierte Klinke herunter. Mit einem lauten Knarren ihrer Angeln schwang die Tür zurück. Professor McGonagall hielt im Lesen inne, wandte den Kopf und musterte sie mit leicht gerunzelter Stirn. „Und Sie sind ... ?"
„Sirius Black und Frank Longbottom", erwiderte Sirius, während er in den Raum trat. Frank folgte ihm auf Zehenspitzen und schloss leise die Tür hinter sich.
Mit geschürzten Lippen strich Professor McGonagall ihre Namen durch, dann nickte sie ihnen zu und wies einladend auf den Klassenraum. „Setzen Sie sich. Zu Ihrer Information, wir beginnen pünktlich. Da dies heute Ihr erster Schultag ist, werde ich eine Ausnahme machen und Ihnen noch keine Punkte abziehen."
Ein wenig kleinlaut gingen Sirius und Frank an ihrem Pult vorbei und suchten sich freie Plätze zwischen ihren Mitschülern. Im Gehen warf Sirius einen Blick zurück; es wunderte sich etwas, dass Professor McGonagall einen großen Sack voller Bronzemünzen auf ihrem Pult platziert hatte. Was wollte sie damit anfangen – sie doch nicht etwa verzaubern?
Professor McGonagall rief die letzten Schüler auf und strich ihre Namen durch, dann rollte sie das kurze Pergamentblatt zusammen, schob es ihre Umhangtasche und begann mit dem Unterricht. Zunächst hielt sie ihnen einen langen Vortrag über Verwandlungszauber und die Schwierigkeiten, die beachtet werden mussten, anschließend diktierte sie ihnen einen langen Text. Sirius unterdrückte nur mühsam ein Gähnen. Allmählich langweilte er sich fast so sehr wie bei der Auswahlzeremonie am vergangenen Abend. Zwar hatte Professor McGonagall eine laute und durchdringende Stimme, die alles andere als einschläfernd war, doch er wünschte sich, sie würde endlich mit dem praktischen Teil beginnen. Lustlos kritzelte er einen langen und komplizierten Satz nach dem anderen auf sein Pergamentblatt bis sein stummer Wunsch eine halbe Stunde später schließlich erhört wurde.
„Wir beginnen mit einer einfachen Lektion", erklärte Professor McGonagall. An jeden Schüler verteilte sie einen winzigen, schimmernden Bronzeknut. „Jeder von Ihnen sollte versuchen, seinen Knut in einen Ring aus Bronze zu verwandeln. Es ist ein relativ einfacher Zauber, da Sie lediglich die Form, nicht jedoch die Größe oder das Material des Gegenstands verändern müssen."
Sie legte einen der übrig gebliebenen Knuts auf ihr Pult und verwandelte ihn mit einem lässigen Wink ihres Zauberstabs in einen schlichten, geschwungenen Bronzering. Ein staunendes Murmeln ging durch die Klasse, als sie ihn herumzeigte.
Anschließend erläuterte sie ihnen die Handbewegung und ließ sie alle im Chor den zugehörigen Zauberspruch aufsagen. Während alle Schüler fleißig übten, schritt sie langsam die Reihen entlang und beobachtete mit scharfem Blick die ersten, unbeholfenen Versuche.
„Bei ihr sieht das so einfach aus", flüsterte Frank an Sirius´ Seite, während er seinen Bronzeknut betrachtete.
Sirius grinste und rollte die Ärmel seines Umhangs hoch. Doch gerade, als er seinen Zauberstab hob, lenkte ihn Professor McGonagalls laute Stimme ab.
„Ah, sehr gut!", rief sie. „Sehen Sie alle her, Mr. Potter hat es bereits geschafft!"
Ihre langen schlanken Finger griffen nach der Münze, die auf James´ Tisch lag, und hielten sie hoch. Die Münze hatte ein großes unregelmäßiges Loch in der Mitte und war sogar ein wenig breiter geworden.
Ebenso wie bei Professor McGonagalls Verwandlungszauber ertönten von allen Seiten Ausrufe des Staunens. Sirius wunderte sich kaum, er hatte schon im Hogwarts-Express festgestellt, wie talentiert James war. Dennoch starrte er wie alle anderen auf die verformte Münze in Professor McGonagalls rechter Hand. Ihm wurde gewahr, dass der Junge mit den schwarzen, verstrubbelten Haaren ihn abermals beeindruckt hatte.
Professor McGonagall legte die verformte Münze auf James´ Tisch zurück und nickte ihrem Schüler, der lächelnd auf seinem Platz saß, anerkennend zu. Mit gerunzelter Stirn betrachtete Sirius die funkelnde Münze auf seinem eigenen Tisch. „Wie gut, dass mir meine Eltern den gewissenhaften Umgang mit Geld bereits beigebracht haben", murmelte er leise.
Frank, der gerade seine eigene Münze verwandeln wollte, prustete los.
Ein wenig verärgert wandte die Lehrerin den Kopf nach Ihnen. „Wenn Sie schon zu spät kommen, sollten Sie besser mitarbeiten!", sagte sie scharf und kam mit raschelndem Umhang zu ihrem Tisch hinüber. „Nun – dann zeigen Sie mal." Sie legte die Handflächen an ihre Taille und blickte die beiden Schüler abwartend an.
Schulterzuckend griff Sirius nach seinem Zauberstab und schwang ihn leicht durch die Luft. Er rechnete nicht wirklich damit, dass er mit James´ Leistung gleichziehen würde – doch zu Profossor McGonagalls und seiner eigenen Überraschung tat sich plötzlich ein Riss in der Mitte der Münze auf. Es sah beinahe aus, als würde der Bronzeknut von innen heraus schmelzen. Sirius´ Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln, während ihm einige Mitschüler neugierig über die Schulter sahen.
„Sehr gut, Mr. Black", kommentierte Professor McGonagall. Wie zuvor bei James griff sie nach der Münze und zeigte sie der Klasse. „Machen Sie sich keine Sorgen, wenn sich Ihre Münze nicht verändert", verkündete sie anschließend. „Nur die wenigsten Erstklässler schaffen es gleich beim ersten Versuch, einen Zauber zu vollbringen. Verwandlungen gehören zu den schwierigsten Zweigen der Magie."
Sirius musterte beiläufig die anderen Schüler. Zum dritten Mal in zwei Tagen fing er dabei James´ Blick auf, doch dieses Mal hatte Sirius keine Ahnung, was im Kopf seines Mitschülers vorging. War es Verachtung oder verhohlene Bewunderung, die in James´ braunen Augen aufglomm? Noch immer zufrieden mit sich, grinste Sirius ihn breit an. Daraufhin wandte sich James, der das Grinsen offensichtlich missdeutete, unvermittelt ab.
„Machen Sie weiter so, Mr. Black!", sagte Professor McGonagall, als sie ihm seine Münze zurückgab.
Sirius antwortete nicht, sein Grinsen war gefroren. Hätte er aufgeblickt, wäre er sich bewusst geworden, dass ihn Professor McGonagall ihrerseits anlächelte. Es war das erste und wohl einzige Lächeln, das er je von ihr erhalten sollte.
„Ihre beiden Cousinen waren ebenso viel versprechende Erstklässler", fuhr die Lehrerin laut fort. „Die Begabung scheint bei Ihnen in der Familie zu liegen."
Obgleich es freundlich gemeint war, wünschte Sirius, sie hätte die letzten Worte nicht ausgesprochen. Musste McGonagall ihn unbedingt an seine Familie erinnern? Stumm nickend und ohne noch einen Blick zu James zu werfen, griff er nach der verformten Münze und ließ sie in seiner Tasche verschwinden.
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Sirius stand vor der Tür zum Krankenflügel und klopfte zwei Mal laut an. Das Geräusch trippelnder Schritte ertönte, kurz darauf öffnete sich die Tür und Madam Pomfrey stand vor ihm. „Ja, bitte?", fragte sie mit leicht zusammengekniffenen Augen.
„Ich möchte zu Remus Lupin", erwiderte Sirius und blickte suchend über ihre Schulter. „Können Sie sagen, wie es ihm geht?"
Madam Pomfrey seufzte. „Der Arme, er hat eine bittere Erkältung. Aber machen Sie sich keine Sorgen. In ein paar Tagen wird er wieder fit sein, Sie können also beruhigt wieder gehen." Mit der Hand machte sie eine übertriebene Geste, als ob sie eine Fliege zwischen sich und Sirius verscheuchen wolle.
„Ich möchte aber trotzdem zu ihm", widersprach dieser und versuchte, sich an ihr vorbei zu schieben.
Madam Pomfrey fasste seinen Arm. „Das ist keine gute Idee", sagte sie entschieden. „Mr. Lupin braucht Ruhe und muss sich schonen. Aber ich versichere Ihnen, es wird ihm bald wieder gut gehen."
Leicht irritiert sah Sirius in ihr rundes, strenges Gesicht. „Wenn er nur eine Erkältung hat, wird er doch wohl Besuch empfangen können. Ich will ihm nur erzählen, wie der erste Schultag war", fügte er zögernd hinzu.
Madam Pomfrey schien überhaupt nicht begeistert von der Vorstellung zu sein, dass Sirius seinen Freund besuchte. Doch als Sirius sich nach mehreren Augenblicken noch immer nicht zum Gehen anschickte, seufzte sie schließlich erneut. „Schön! Schön, schön, gehen Sie! Aber nur fünf Minuten!" Mit vor der Brust verschränkten Händen machte sie den Weg frei und sah ihm ein wenig besorgt hinterher.
Remus saß aufrecht in seinem Bett, als sein Freund in den Raum trat, doch noch immer wirkte sein Gesicht äußerst müde und grau. Rasch zog sich Sirius einen Stuhl heran und fing an, lang und breit von Hogwarts und dem Unterricht zu berichten. Aufmerksam hörte Remus zu. Er schien sich jedoch viel mehr für die Unterrichtsstunden als für das Schloss zu interessieren. Vor allem über Verteidigung gegen die Dunklen Künste wollte er detailliert bescheid wissen und löcherte Sirius pausenlos mit Fragen, bis diesem vom vielen Nachgrübeln schließlich leicht schwindlig wurde.
„Ich hoffe, ich hole das Ganze wieder auf", bemerkte Remus, nachdem Sirius geendet hatte. „Warum musste ich ausgerechnet am ersten Schultag krank werden?"
„Das kriegst du schon hin", beruhigte ihn Sirius. „Ach ja, und du bist im gleichen Schlafsaal wie ich und Frank Longbottom. Die beiden anderen sind Edgar Bones und Gideon Prewett. Sie sind ganz okay."
Remus nickte. Eine Weile lang schwiegen sie beide und blickten aus dem Fenster. Über dem Verbotenen Wald schien langsam die Abenddämmerung hinauf zu kriechen.
„Was ist mit unseren beiden Freunden aus dem Zug?", fragte Remus plötzlich unvermittelt. „Sie sind doch auch in Gryffindor gelandet, oder nicht?"
„Ja, aber nicht in unserem Schlafsaal." Ein Schatten fiel über Sirius´ Augen und er wandte sich ab.
„Was ist los?", wollte Remus wissen.
„Ach, gar nichts."
„Ist Potter wirklich so ein magisches Genie, wie es den Anschein hat?" Remus´ Miene wurde neugierig, während er seinen Freund betrachtete, der sich zögernd wieder zu ihm umdrehte.
„Ja, ich denke schon", sagte Sirius schließlich. „Im Gegensatz zu Peter, der sich noch nicht mal die einfachsten Zaubersprüche merken konnte. Außer mir war James der einzige, der seine Münze verwandelt hat."
„Dann seid ihr beiden wirklich gut."
Sirius verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. „Ich weiß nicht genau, ob James das passt", erwiderte er kopfschüttelnd.
„Warum denn? Denkst du etwa, er ist sauer, weil du ihm die Führung streitig machst?"
„Nein, das nicht. Aber er … er …" Sirius suchte nach den richtigen Worten. „Ich weiß auch nicht", sagte er schließlich. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn mag."
„James hätte uns im Zug nicht so anfahren müssen, nur weil wir geguckt haben", räumte Remus nach einigem Nachdenken ein. „Andererseits hat er sich für Peter eingesetzt ... Das zeigt doch eigentlich, dass er in Ordnung ist, oder nicht?"
„Jaah, schon … aber er benimmt sich trotzdem wie ein Idiot!" Sirius holte tief Luft. „Du hast ihn nicht auf dem Bahnsteig erlebt! Und nicht in Verwandlung! Du hättest sein Gesicht sehen sollen! Er glaubt, er würde mich kennen, dabei bin ich wirklich nicht … Würdest du Vorurteile gegen jemanden haben? Ich meine …" Sirius wich Remus´ Blick aus und ließ ein trockenes Lachen hören. „Es ist einfach nicht fair!"
Einen Moment lang verfielen sie wieder in Schweigen; Sirius betrachtete seine Hände, während Remus´ Augen nachdenklich auf Sirius haften blieben. Schließlich beugte sich Remus leicht vor.
„Sirius", sagte er zögernd, „warum sprichst du nicht einfach mit James darüber, wenn es dir wichtig ist?"
„Wie bitte?" Ungläubig blickte Sirius auf. „Wieso sollte ich mit jemandem wie ihm sprechen wollen? Außerdem ist es mir nicht wichtig, es nervt mich schlicht und einfach."
Remus hob eine Augenbraue, bevor er jedoch antworten konnte, flog die Tür auf. Madam Pomfrey stand im Raum und stemmte die Fäuste in die Taille. „Das waren fünfzehn Minuten! Schluss jetzt! Es ist schon viel zu spät am Abend, gehen Sie!"
„Zu spät?", fragte Sirius. „Es ist noch nicht einmal sieben."
Unwirsch schüttelte sie den Kopf. „Wann es zu spät ist, entscheide ich. Und jetzt marsch, ihr Freund hier braucht seinen Schlaf."
„Wir sehen uns dann morgen." Remus blickte leicht zerknirscht drein. „Danke, dass du vorbeigeschaut hast!"
Er winkte Sirius zu, der gerade noch Zeit hatte, Auf Wiedersehen zu sagen, ehe ihn die kleine Madam Pomfrey energischen Schritts zur Tür hinaus bugsiert hatte.
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Sirius hatte sich den Weg zum Krankenflügel von Professor Flitwick beschreiben lassen und auch ziemlich rasch dorthin gefunden. Auf dem Rückweg jedoch entschied er sich für eine andere Abzweigung. Seit er die Große Halle zum ersten Mal betreten hatte, war er von den Geheimnissen des Schlosses fasziniert gewesen. Wie viele wundersame, verzauberte Räume musste es in hier geben? Sirius brannte darauf herauszufinden, wohin die zahllosen Treppen führten. Fast eine Stunde lang streifte er durch die Gänge und vertat eine Menge Zeit mit einer sturen Tür, die sich partout nicht öffnen lassen wollte („Du hast das Zauberwort vergessen!", kicherte sie unentwegt und Sirius, der sich auf ihr Ratespiel einließ, brauchte Ewigkeiten, ehe er begriff, dass die Tür lediglich „bitte" meinte).
Schließlich erreichte Sirius einen Gang, der ihm vage bekannt vorkam. Seiner Erinnerung nach musste er sich in der Nähe des Gryffindorturms befinden. Dumpf und leise erklang das Echo seiner Schritte, während er in den nächsten Gang abbog und sich ausführlich umsah.
Eine lange Reihe von Rüstungen stand zu seiner Rechten und schimmerte im flackernden Fackellicht. Keine von ihnen bewegte sich; Sirius jedoch hatte von Frank gehört, dass sie angeblich laufen konnten. Vorsichtig klappte er das Scharnier eines metallenen Helms hoch und erstarrte mitten in der Bewegung.
Vom anderen Ende des Ganges erklangen Schritte, die sich langsam näherten. Sirius war klar, dass er sich unerlaubterweise hier aufhielt, denn zu solch später Stunde durfte kein Erstklässler den Gemeinschaftsraum verlassen. Lautlos klappte er die Helmöffnung zu. Da es keinen Fluchtweg gab, trat er kurz entschlossen hinter die Rüstung und hoffte, dass ihn sein schwarzer Umhang und die düstere Beleuchtung zusätzlich verbergen würden.
Noch immer näherten sich die Schritte, wurden langsamer und setzten schließlich ganz aus. Sirius wartete mit angehaltenem Atem. Nach einer Weile konnte er die Schritte wieder hören, sie wurden jedoch zunehmend leiser und entfernten sich.
Aufatmend lugte Sirius hinter der Rüstung hervor und sah, dass der Gang vor ihm vollkommen leer war. Doch noch immer drangen die Schritte aus einiger Entfernung an sein Ohr. Konnte es ein Geist sein, der sich unsichtbar gemacht hatte? Aber nein, Geister gingen nicht, sie schwebten. Was konnte es dann sein, das sich dort vor seinen Augen verbarg?
Neugierig geworden, folgte Sirius den Schritten so leise er konnte. Sie führten ihn um mehrere Biegungen, zwei weitere Korridore hinab und schließlich in einen breiten, etwas heller erleuchteten Gang. Sirius blickte um die Ecke und stellte überrascht fest, dass er sich wieder kurz vor dem Portrait der Fetten Dame befand. Einen Moment später riss er jedoch ungläubig den Mund auf. Vor ihm im Gang, scheinbar aus dem Nichts, erschien – James.
Sirius erkannte ihn sofort an den verstrubbelten, abstehenden Haaren, obgleich James ihm den Rücken zugekehrt hatte. Zu verblüfft, um nachzudenken, trat Sirius mit einem Schritt in den Gang hinein.
„Wie hast du das gemacht?"
James wirbelte herum und starrte ihn erschrocken an. In Sekundenschnelle ließ er etwas Schimmerndes unter seinem Umhang verschwinden. „Was hast du hier zu suchen?", erwiderte er. Seine Stimme sollte wohl scharf klingen, doch es schwang unüberhörbare Besorgnis mit.
„Dasselbe könnte ich dich fragen." Langsam löste sich Sirius aus dem Schatten und ging auf ihn zu. „Wie hast du das gemacht?", fragte er erneut. „Mit einem Desillusionierungszauber?"
„Mit einem was?" Misstrauisch kniff James die Augen zusammen, dann fuhr er sich mit einer unwirschen Geste durchs Haar. „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Aber falls herauskommt, dass ich so spät noch im Korridor war, so ist es dein eigenes Haus, dem Punkte abgezogen werden. Es wäre also nicht ratsam, mich bei McGonagall zu verpfeifen."
„Ich hatte nicht vor, dich zu verpfeifen!", erwiderte Sirius, halb überrascht, halb beleidigt.
„Und warum schleichst du mir dann nach?" James´ Augen funkelten, während er Sirius von oben bis unten musterte. Dann wandte er sich dem Portrait zu. „Phoenixfeder!"
„Ab ins Bett mit dir, mein Lieber!", murmelte die Fette Dame schläfrig, während sie auf das Passwort hin zurück schwang.
Sirius blieb im Gang zurück und sah, wie James durch das Portraitloch steigen wollte. „Ich bin dir nicht nachgeschlichen!", rief er im nach. Langsam begann der Zorn in ihm zu brodeln. „Ich war zufällig in dem Gang mit den Rüstungen, und dann habe ich deine Schritte gehört!"
Abrupt hielt James in der Bewegung inne und drehte den Kopf. Sirius las in seiner skeptischen Miene, dass er ihm kein Wort glaubte. „Wieso gibst du es nicht wenigstens zu?", fragte James, seinerseits zornig.
Das Blut wich aus Sirius´ Gesicht. „Willst du mich etwa einen Lügner nennen?"
James blickte ihn eine Weile an, antwortete jedoch nicht. Schließlich schüttelte er abfällig den Kopf, kletterte durch das Portaitloch und ließ das Bild hinter sich zuschnappen.
Fassungslos starrte Sirius die Fette Dame an. Allerdings nahm er sie überhaupt nicht wahr. Ohne, dass er es merkte, hatten sich seine Hände zu Fäusten geballt.
„Wenn du fertig bist, hier herumzuschreien", sagte die Fette Dame gelangweilt, „könntest du mir jetzt bitte das Passwort nennen. Oder soll ich die ganze Nacht wach bleiben und warten, bis die jungen Gryffindors ihr Temperament gezügelt haben?"
