Ich hatte mal wieder große Langeweile und habe mich dazu durchgerungen an dieser Geschichte weiter zu schreiben lol
Irgendwie fand ich dieses Kapitel einfacher als das erste...Zuerst wars nur ein Absatz und plötzlich so viel XD naja, es ging nun mal sehr gut zu schreiben.
Ich hoffe, es macht euch auch so viel Spaß das Kapitel zu lesen!
Part Two
Frech zog der kleine Junge an dem sorgfältig gebundenen Pferdezopf des Mädchens, das vor ihm auf dem Boden hockte.
„Jetzt komm schon! So interessant sind die Blätter auch wieder nicht!", meckerte er. Doch das Mädchen blieb still sitzen und betrachtete die bunten Blätter, die von den Bäumen ringsum auf sie hinunter regneten und den Boden bedeckten.
Genervt seufzte der Junge. So was war doch mal wieder typisch! Da fallen ein paar blöde Blätter von den Bäumen und sie findet das unglaublich spannend und schön. Dabei konnte er an dem alljährlichen Schauspiel nichts besonderes erkennen. Gut, die Färbung der Blätter war schon manchmal toll und seine Mutter bezeichnete es als Wunder der Natur, dass sich ausgerechnet in dieser oft so grauen Jahreszeit eine solche Farbenpracht zeigte, aber für Heiji war das nur eine unwillkommene Ablenkung.
„Das is' doch Mädchenkram! Blöde Blätter anstarren! Echt, wie komm ich dazu!", schimpfte er weiter und bemerkte den Wandel im Gesicht seiner kleinen Begleiterin überhaupt nicht.
Das glückliche Lächeln war aus dem Mädchengesicht gewichen und ihre Aufmerksamkeit galt nun nicht mehr den Blättern, die immer noch auf sie herabfielen. Wütend blickte sie den schmollenden Jungen neben sich einen Augenblick an, dann stand sie blitzschnell auf und stemmte ihre Hände in die Hüfte.
Heiji, von der plötzlichen Bewegung zu seiner Rechten überrascht, blickte auf den Platz, an dem seine kleine Freundin noch Sekunden zuvor gesessen hatte. Jetzt befanden sich auf seiner Augenhöhe jedoch ihre Beine und er war gezwungen seinen Kopf in den Nacken zu legen, um dem Mädchen ins Gesicht zu sehen.
Es stellte sich aber als keine gute Idee heraus einfach sitzen zu bleiben, das sah er sofort, als er das Funkeln in Kazuhas Augen bemerkte. Unwillkürlich zog er seine Schultern hoch und duckte sich vor dem, was ihn jetzt erwartete, hielt jedoch ihrem Blick stand.
„Mädchenkram also, ja? Na dann kannste auch alleine nach Hause geh'n!", rief Kazuha wütend und blickte zornig auf den Jungen hinab. Bevor Heiji reagieren und eine Entgegnung zurück schreien konnte hatte das Mädchen kehrt gemacht und stolzierte erhobenen Hauptes den Weg entlang, den sie vorher noch gemeinsam gegangen waren. Doch mit einem Mal hielt sie inne und drehte sich zu dem noch immer am Boden sitzenden Heiji um.
„Und das einzig Blöde hier bist du!", schrie sie noch etwas lauter, damit er es trotz der Entfernung auch laut und deutlich hörte.
Diese Bemerkung wiederum veranlasste Heiji dazu hastig aufzuspringen und dem Mädchen hinterher zu rennen. Bereits nach einigen Metern hatte er sie eingeholt und packte sie unsanft am Oberarm. Dies quittierte das Mädchen mit einem erneuten wütenden Blick und befreite sich mit einer raschen Bewegung aus Heijis Griff.
„Was soll das jetzt wieder! Idiot!", wollte sie wissen und starrte ihr Gegenüber zornig an.
„Du bist der Idiot!", erwiderte Heiji und starrte zurück.
Für einige Augenblicke standen beide so da und sagten kein Wort. Keiner wollte nachgeben. Stur und dickköpfig blickten sie einander in die Augen, ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt.
Dann, endlich wandte Kazuha den Kopf schnaubend zur Seite und trat ein paar Schritte zurück.
„Du kannst ja geh'n! Das hier is' ja nichts für jemand wie dich!", verkündete sie ihrem Freund, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Dann drehte sie sich um und ging zu der Stelle zurück, an der ihr Streit vor wenigen Minuten begonnen hatte, setzte sich an den gleichen Platz wie zuvor und betrachtete die bunten Blätter.
„Mach ich auch! Ich geh heim!", rief Heiji ihr nach und fügte dann murmelnd hinzu: „Die spinnt echt!"
Von dem bekam Kazuha jedoch nichts mit. Mit einem Strahlen im Gesicht erfreute sie sich der bunten Farben um sie herum und hatte den Streit schon vergessen.
Die Hände in den Jackentaschen stampfte Heiji den Weg entlang und kickte kleine Steinchen, die es wagten vor seine Füße zu kommen zur Seite. Immer noch murmelte er Bemerkungen, die Kazuha besser nie zu Ohren kommen würden, wenn Heiji ein langes Leben haben wollte.
Aber es war auch nicht einfach mit ihr! Ständig fand sie etwas, mit dem sie ihn zur Weißglut bringen konnte! Dieser ganze Kram, den Mädchen so toll finden! Puppentheater und Kaffeekränzchen und all die anderen nervenden Dinge, die ihr über den Tag hinweg einfielen. Das war einfach nichts für ihn! Wieso verstand sie nicht, dass Detektivspiele und Verbrecherjagd viel bessere Beschäftigungen waren, als stundenlang Puppen anzukleiden und ihnen die Haare zu kämmen?
Dass Kazuha über seine favorisierten Spiele ebenso denken konnte wie er über ihre kam ihm nicht in den Sinn.
Es war doch viel spannender sich einen Kriminalfall auszudenken und dann den Täter zu suchen und zu fangen. Oder einen der Fälle nachzuspielen, von dem in den Nachrichten die Rede war. Einen dieser Fälle, die sein Vater gelöst hatte. Das war interessant! Als Detektiv, da war sich Heiji sicher, konnte man richtig berühmt werden. Aber mit Puppen spielen? Ob einen das weiter brachte? Heiji konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen! Detektiv, das war ein Beruf, etwas, das man wirklich tun konnte, wenn man erwachsen war. Aber war Puppenhaare kämmen ein Beruf? Der Junge bezweifelte das stark.
Die Sonne schickte gerade ihre letzten Strahlen auf die Erde als Heiji das Eingangstor des Parks erreichte. Das einsetzende Dämmerlicht überraschte ihn. War schon so viel Zeit vergangen? Ihm kam es vor, als sei er erst vor wenigen Minuten zu den Toyamas gegangen um sich mit Kazuha zu treffen. Es konnte doch noch nicht so viel Zeit vergangen sein, seit Herr Toyama ihnen erlaubt hatte etwas im nahe gelegenen Park zu spielen, oder?
Heiji rief sich die Szene ins Gedächtnis. Ihm war das Teetrinken in Kazuhas Zimmer mit den Unmengen an Puppen und Kuscheltieren zu dumm geworden und ein Blick aus dem Fenster hatte ihn auf die Idee gebracht im Park Räuber und Gendarme zu spielen. Irgendwie hatte er es auch geschafft Kazuha davon zu überzeugen, dass zu viel Tee für die Puppen mit Sicherheit nicht gesund war und sie hatte eingewilligt.
Herr Toyama war einverstanden gewesen, hatte beiden jedoch eingeschärft vor Sonnenuntergang zurück zu sein. Bevor die beiden aber in Richtung Park laufen konnten hatte der Kommissar Heiji zur Seite geholt.
„Du passt mir gut auf meine Tochter auf, oder?"
Es war zwar eine Frage gewesen, aber der Junge hatte die eigentliche Bedeutung verstanden und nickte.
„Gut. Bring sie vor Sonnenuntergang wieder hier her."
Plötzlich blieb Heiji wie angewurzelt stehen. Die Worte Herrn Toyamas hallten so deutlich durch seinen Kopf, als würde der Mann direkt neben ihm stehen.
„Mist!", fluchte Heiji und rannte so schnell wie möglich zu dem Ort, an dem er Kazuha zurück gelassen hatte.
Immer und immer wieder hörte er die Stimme des Kommissars und mit jedem Mal schien sie lauter und seine Worte drohender zu werden.
„Du passt mir gut auf meine Tochter auf, oder?"
Heijis Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb und das Atmen fiel ihm vom Laufen schwer. Seine Lunge brannte, doch er rannte weiter den Weg entlang. Er wagte einen Blick zum Horizont und musste mit Schrecken feststellen, dass die Zeit knapp wurde! Er musste sich beeilen!
Endlich erreichte der Junge die Stelle unter den Bäumen. Nach Atem ringend sah er sich um, suchte nach der vertrauten Gestalt und fand sie auf einer Bank zusammengekauert.
„Da bist du ja! Los komm! Wir müssen zurück!"
Heiji hatte die wenigen Schritte, die ihn noch von seiner Freundin trennten hinter sich gebracht und stand nun direkt vor ihr. Das Mädchen saß auf der Bank, die Bein angezogen, die Knie mit ihren Armen umschlungen, den Kopf in den Armen verborgen.
„Schläft die jetzt etwa?", fragte Heiji sich leise selbst und versuchte das scheinbar schlafende Mädchen an der Schulten wachzurütteln.
Doch was war das? Hatte sie gerade eben gezittert? Die Hand noch auf ihrer Schulter hielt der Junge inne. Kein Zweifel! Sie zitterte! Aber da war noch etwas anderes. Ein komisches Geräusch. Heiji hatte dieses Geräusch schon ein paar Mal bei ihr gehört und er hatte es noch nie gemocht. Es gab ihm ein Gefühl der Hilflosigkeit und zugleich ein schlechtes Gewissen.
Unsicher rüttelte er sanft an Kazuhas Schulter und beugte sich ein wenig vor. Er schluckte, wusste nicht recht, was er sagen sollte.
„Eh…'zuha?", sprach Heiji leise und mit unsicherer Stimme. Doch das Schluchzen und Zittern hörte nicht auf, also wagte er einen weiteren Versuch.
„'zuha? Ähm…wir…eh…die Sonne…", war alles was der Junge zu Stande brachte. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Er fühlte sich hilflos und wusste nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Wenn sie ihn anschrie war das ganze einfacher. Er schrie zurück und damit fertig. Aber er konnte sie jetzt nicht anschreien! Genauso gut konnte er sich neben seine Freundin setzten und ebenfalls weinen! Das tat ein Mann nicht! Aber was dann? Vorsichtig zupfte er an dem Jackenärmel des Mädchens und rief sie einige Male leise bei ihrem Namen.
Und tatsächlich! Es schien zu wirken, denn nach einigen Minuten hob Kazuha ihren Kopf und blickte den Jungen vor ihr aus tränennassen Augen an.
„Heiji", flüsterte sie und der Angesprochene konnte ein glückliches Lächeln nicht unterdrücken.
„Ja, ich bin's", flüsterte Heiji zurück und zog sanft an Kazuhas Arm.
„Komm, wir müssen nach Hause. Die Sonne ist schon fast untergegangen", dabei deute er mit der Hand auf den Horizont, der nun dunkelrot glühte.
Kazuha folgte der Richtung seiner Hand und ihre Augen weiteten sich mit einem Mal vor Schrecken.
„Vater!", sagte sie und sprang von der Bank. Mit dem Handrücken wischte sie hastig ihre Tränen weg, hielt aber in der Bewegung inne, als sie fühlte wie etwas Warmes ihre andere Hand umfasste. Sie blickte auf ihre Hand hinab und augenblicklich erhielten ihre Wangen einen zarten roten Schimmer, der jedoch durch das kräftige Abendrot übertönt wurde und so für niemanden sichtbar war.
Wäre es heller Tag gewesen und hätte Kazuha einen Blick in das Gesicht ihres Freundes gewagt, so hätte sie auch bei ihm diese Röte sehen können. Doch das Mädchen traute sich nicht ihren Blick zu heben und auch Heiji hatte seinen Kopf gesenkt. Der Boden erschien beiden für einen kurzen Augenblick sehr interessant.
Heiji war der erste, der in die Realität zurück fand und er musste feststellen, dass es nun wirklich höchste Zeit war nach Hause zu gehen. Unfähig auch nur ein Wort zu sagen ging er einfach ein paar Schritte und Kazuha folgte ihm schweigend, die Hände fest miteinander verbunden.
