Part Three

„Guck mir genau zu", forderte Shinichi Ran auf und fokussierte das Mädchen so lange mit seinen Augen, bis er sicher war, dass ihre Aufmerksamkeit alleine ihm und dem Fußball in seinen Händen galt.

„Ich zeig es dir jetzt noch einmal. Ist wirklich ganz einfach", versicherte er Ran, doch die Skepsis verschwand nicht aus ihrem Gesicht.

„Also", begann Shinichi, „du wirfst den Ball in die Luft und fängst ihn dann mit deinem Kopf auf." Auf die Erläuterung ließ er die praktische Darstellung folgen, warf den Ball hoch, fing ihn geschickt mit seinem Kopf auf, ließ den Ball abprallen, so dass er in einer geraden Linie wieder nach oben schoss, und wiederholte das Kunststück solange, bis er der Ansicht war, Ran habe nun verstanden, wie es funktionierte.

„So, und jetzt du", entschied Shinichi, warf den Ball Ran zu, die ihn mit ihren Händen auffing, aber keine Anstalten machte, mit dem Ball zu jonglieren, wie Shinichi es ihr gezeigt hatte. Stattdessen blickte sie zunächst den runden Gegenstand und dann den Jungen vor sich an und schüttelte den Kopf.

„Das ist nichts für mich", meinte sie und der Ball landete wieder in Shinichis Armen.

„Was soll denn das?", empörte er sich. „Das ist doch nun wirklich nicht schwer!"

„Hab ich auch nicht gesagt", gab Ran zurück und verzog ihre Lippen zu einem Schmollen. „Ich mag es einfach nicht."

„Ich mag es einfach nicht", äffte Shinichi ihre Stimme nach. „Tja, du bist eben doch nur ein Mädchen", entschied er und begann den Fußball abwechselnd mit Kopf, Knien und Füssen zu jonglieren.

Ran, die eigentlich weiter schmollen und sich über seine Abwertung beschweren wollte, konnte nur stumm zusehen. Sie bewunderte ihn für seine Fertigkeiten im Umgang mit dem Ball. Nie würde sie es zugeben, aber für sie war es schwer, den Ball so in der Luft zu halten. Ran spielte lieber auf die „altmodische" Art, wie Shinichi immer betonte. Einfach den Ball auf den Boden werfen und ihn dann mit der ausgestreckten Hand zurück prellen lassen. Dazu eines der Liedchen singen, das sie im Kindergarten gelernt hatte, das war es, was Ran unter Ballspielen verstand.

Aber Shinichi…Er hatte an diesem Fußballspiel einen Narren gefressen.

Gedankenverloren schüttelte das Mädchen den Kopf.

„Was hast du jetzt?", wollte Shinichi mit einem Mal wissen. Der Ball wirbelte immer noch durch die Luft. Jetzt jonglierte der Junge nur noch mit den Füssen, kickte das runde Ding bis auf Augenhöhe, schien ihn aber nicht weiter zu beachten, denn Shinichis Blick ruhte auf Ran.

„Nichts. Was soll ich denn haben?"

„Weiß ich doch nicht", erwiderte er mit einem Schulterzucken. „Du hast den Kopf geschüttelt und irgendwas gemurmelt."

„Gemurmelt? Ich habe nichts gemurmelt", empörte sich Ran und stemmte ihre Hände in die Hüfte.

„Hast du doch". Grinsend fing Shinichi den Ball mit dem linken Knie auf, kickte ihn nach oben, wiederholte das Spiel und fixierte dabei Ran mit einem durchdringenden Blick. Seufzend ergab sie sich in ihr Schicksal, denn was nun kommen würde, kannte sie schon. Shinichi würde jetzt seiner zweiten großen Leidenschaft nachgehen: Dem Detektivspiel!

„Du hast gemurmelt und ich vermute, du hast so etwas gesagt wie,Was soll an Fußball so toll sein? Karate ist viel besser' , oder,Ball spielt man nicht mit den Füssen'", begann er in einem Ton, den Ran immer an den eines Erwachsenen erinnerte, und er sie irgendwie schrumpfen ließ.

Etwas in ihrem Gesicht musste Shinichi gesagt haben, dass er vollkommen richtig lag, denn das „wusste ich's doch" klang triumphierend und seine Augen spiegelten

Ran senkte ihren Kopf. Sie mochte es nicht, wenn er sie durchschaute. Es war unfair, denn sie schaffte es nicht annährend so gut und so oft ihn zu überführen, wie umgekehrt.

Shinichi, der zu sehr von seinem Erfolg eingenommen wurde, bemerkte es nicht und erklärte Ran nun, warum Fußball die einzig richtige und wirklich gute Möglichkeit war, mit einem Ball zu spielen.

„…und überhaupt, es ist viel besser als Karate," betonte er den wichtigsten Aspekt und riss damit Ran aus ihrer Niedergeschlagenheit. Aus ihren sonst freundlichen Augen schossen gefährliche Blitze und der Junge zuckte zusammen. Ups, jetzt war er wohl einen Schritt zu weit gegangen.

„Ich mein…Karate ist nicht schlecht….Also…was ich sagen will ist…", doch weiter kam er nicht.

„So! Fußball ist also besser als Karate?"

„Naja…", druckste der Junge herum, brachte aber angesichts Ran wütendem Ausdruck kein weiteres Wort heraus. Ja, er war eindeutig zu weit gegangen und jetzt würde er dafür die gerechte Strafe bekommen. Es gab kein Entrinnen mehr!

„Dein Fußball hat doch überhaupt keinen Sinn! Aber mit Karate kann man sich verteidigen!", nahm Ran ihren Lieblingssport in Schutz und zur Bestätigung nahm sie Schwung, drehte sich um die eigene Achse und vollführte den von Shinichi so gefürchteten Kick.

Zufrieden, dass sich in den Augen des Jungen nun kein Triumph, dafür aber eine Mischung aus Respekt und Furcht zeigte, stellte Ran ihr Bein wieder auf den Boden und zupfte ihren Rock zurecht.

„Siehst du? Mit Karate kann man auch jemanden einschüchtern", kommentierte sie und Shinichi brachte nur ein schwaches Nicken zustande. Doch innerlich nahm er sich vor, niemals mehr zu behaupten, Fußball sei besser als Karate. Zumindest, wenn Ran in der Nähe war.