Kapitel 4

Am nächsten Morgen erwachte James, als Remus die Vorhänge seines Betts zur Seite zog und ihm die grellen Sonnenstrahlen ins Gesicht schienen.

"Aufstehen James! Oder willst du schon am ersten Tag zu spät sein?"

Während James sich langsam aufrappelte und nach seiner Brille auf dem Nachttsich tastete, da seine Augen sich noch nicht an das Licht gewöhnt hatten, riss Remus bei Peter die Vorhänge ebenfalls auf und weckte diesen.

Nachdem Peter und James sich angezogen hatten, folgten sie Remus, der munter voranschritt, hinunter in die Große Halle, wo sie tags zuvor noch nervös auf die Auswahl gewartet hatten. In der Halle herrschte schon richtiger Trubel, da fast alle Schüler zum Früchstücken gekommen waren und sich unterhielten und lachten.

James und seine Freunde schritten am Gryffindortisch entlang auf der Suche nach drei zusammenliegenden Sitzplätzen, als sie von Benjamin Newman angehalten wurden.

"Hey ihr drei! Wir sind doch in einer Klasse, oder?"

"Öh, ja", antwortete James zögerlich für sich und seine Freunde.

"Super! Professor McGonagell hat mir unsere Stundenpläne gegeben. Hier sind eure. Könnt ihr Black auch seinen geben? Ihr geht ja grad nach hinten, wie ich sehe."

Er warf einen Blick ans Ende des Tisches, dem James und Remus folgten. Dort saß Sirius Black, etwas abseits vom Geschehen. James war relativ klar, dass Benjamin nur auf die erste Gelegenheit gewartet hatte irgendjemandem dessen Stundenplan in die Hand zu drücken, weshalb er nicht vorhatte ihm diesen Gefallen zu tun. Als ob er diesen Typen leiden könnte, nachdem er Remus am Vortag im Zug so blöd angemacht hatte, von seiner Abstammung mal ganz zu schweigen. Remus schien jedoch, zu James' Verbitterung, nicht halb so nachtragend zu sein.

"Klar machen wir das. Kein Problem." Remus nahm die Stundenpläne entgegen und verteilte sie auf seine Freunde, wobei er von James nur einen bösen Blick erntete.

"Ist was nicht in Ordnung?", fragte er aufrichtig erstaunt darüber, dass James aufeinmal so sauer dreinschaute.

"Nee, nee, alles ok.", antwortete James knapp. Er wollte jetzt nicht wegen diesem Black Jungen auf Remus sauer sein. Was konnte er denn dafür? So folgte er Remus den Tisch entlang, ließ sich aber schon auf den ersten sich anbietenden Platz fallen, sodass er nicht mit dem Black konfrontiert werden musste und sah sich stattdessen zusammen mit Peter den Stundenplan an.

"Gleich Zauberkunst in den ersten beiden Stunden...", sagte Peter und sah niedergeschlagen drein.

"Na und?", kommentierte James, während er einen Toast griff.

"Das ist bestimmt total schwer...ich hab noch nie richtig gezaubert. Ich hätt lieber mit was Leichtem angefangen."

"Ach was, am Anfang sind die Sprüche ja noch leicht. Du bist ja bestimmt nicht der einzige von uns, der noch nie gezaubert und Muggeleltern hat." Remus hatte den Platz auf Peters anderer Seite eingenommen und ihn aufgemuntert, bevor James etwas hatte antworten können. Dieser hatte das Interesse am Stundenplan bereits verloren und fragte daher:

"Und Remus, was sagt Blacky?"

"Nichts. Hatte grad 'n Toast im Mund.", antwortete Remus. James war nicht sicher, ob er dies sagte, um das Thema Black zu beenden oder ob es für ihn wirklich nicht mehr dazu zu sagen gab.

So beteiligte sich auch James wieder an dem Gespräch über den Stundenplan bis Remus sie schließlich daran erinnerte, dass sie noch ihre Bücher holen und den Raum finden mussten. Also verließen sie die Große Halle Richtung Gemeinschaftsraum. James, der als erster durch das Portraitloch kletterte, wäre dabei fast in ein Mädchen mit feuerroten Haaren gerannt, das sich anscheinend direkt vor dem Protrait noch einmal umgedreht hatte.

"Oh, tut mir Leid", entschuldigte sie sich sofort.

"Kein Problem.", antwortete James. Jetzt, wo er das Mädchen ansah, fiel ihm die große Ähnlichkeit, die dieses Mädchen mit Mary aus seinem Dor hatte auf.

"Sagt mal, seid ihr nicht in einer Klasse?"

Jetzt erst bemerkte James, dass das rothaarige Mädchen und ein weiteres sich anscheinend mit dem Vertrauensschüler vom Vorabend unterhalten hatten, denn dieser sah jetzt ihn fragend an.

"Äh, ich denke schon..wenn die beiden auch Erstklässler sind", antwortete James, während Remus und Peter ebenfalls den Gemeinschaftsraum betraten und ärgerte sich, dass er nicht mehr darauf geachtet hatte, wer noch in seine Klasse gekommen war.

"Sind sie. Das ist ja wunderbar. Ich hab ihnen nämlich grad erklärt, wo der Raum für Zauberkunst ist, dann könnt ihr ja mitgehen und ich muss es euch nicht noch mal erklären. Ich hab nämlich nicht das Glück wie ihr einen Lehrer wie Flitwick in der ersten Stunden zu haben."

Er warf den Erstklässlern einen bedeutungsvollen Blick zu und verließ daraufhin den Gemeinschaftsraum.

"Na das hört sich doch so an als hätten wir einen netten Zauberkunstlehrer!", sagte Remus zu Peter gewandt, als die drei Jungen in ihren Schlafsaal hasteten, um ihre Bücher zu holen. Daraufhin folgten sie den Anweisungen, die der Vertrauensschüler den Mädchen gegeben hatte und nutzen die Zeit sich kennenzulernen.

"Ich bin Lily Evans.", stellte sich das rothaarige Mädchen vor, "Meine Eltern sind Muggel, deshalb weiß ich nicht viel von Zauberei. Nur das, was ich den Ferien gelesen habe."

"Und ich bin Caroline Clayton. Meine Eltern sind Zauberer und meinem Opa gehört ein Laden in Hogsmeade!"

Da Peter im Folgenden erstmal erklärt werden musste, was Hogsmeade war, konnte James sich seine eigenen Gedanken machen. Denn diese Lily erinnerte ihn wirklich ungemein an Mary! Nur die Augen waren anders. Lily hatte grasgrüne Augen, aber Mary hatte dunkelbraune. Außerdem war Mary größer und älter und sah auch ansonsten besser aus, aber Lily sah ihr trotzdem ähnlich.

"Ich glaub, wir sind da.", riss Caroline ihn aus seinen Gedanken. Sie standen vor einer halboffenen Tür und lugten hienein. Zuerst sahen sie niemanden doch dann entdeckten sie einen winzigen Mann am Lehrerpult, der mit seinem Zauberstab Bücher stapelte. Als er die Schüler entdeckte, sagte er:

"Ah, Sie müssen die neuen Erstklässler sein. Kommen Sie rein, kommen Sie rein. Wie Sie vielleicht sehen, wende ich hier gerade den Wingardium Leviosa, alsu den Zauberspruch um Gegenstände schweben zu lassen, an. Den werden Sie heute hoffentlich ebenfalls beherrschen."

Also betraten James und Co. den Klassenraum und beschlagnahmten gleich die besten Plätze in der Mitte, nicht zu weit vorn, aber auch nicht ganz hinten. Remus hatte gerade wieder begonnen Peter zu ermutigen, der nach Flitwicks kleiner Vorführung des Zaubers, den sie selbst an diesem Tag lernen würden, wieder in Selbstzweifel verfallen war, als eine weitere Gruppe Schüler den Weg gefunden zu haben schien. Wie sich herausstellte, hatten sie Unterricht zusammen mit den Hufflepuffs und unter den eingetretenen Schülern entdeckte James das blondgelockte Mädchen aus Ollivanders. Erst ganz zum Schluss, als es gerade zur Stunde gongte, kam auch Sirius Black in den Klassenraum und nahm sogleich einen Platz in der hintersten Ecke ein.

"So, meine lieben Schüler, da wir jetzt alle versammelt sind, können wir ja beginnen. Wie einige von Ihnen vorhin schon mitgekriegt haben, werden wir heute gleich mit dem Wingardium Leviosa- Spruch anfangen. Der Wingardium Leviosa..."

Spätestens jetzt war es an der Zeit für James abzuschalten, denn bevor sie wirklich anfangen konnten zu zaubern hielt der winzig kleine Professor noch eine ausschweifende Rede über die Wichtigkeit dieses Zaubers, was man damit anfangen konnte, was man bei der Ausführung beachten musste und so weiter und so weiter. Das einzig interessante an dem Vortrag war, dass der kleine Professor, wenn er an einer besonders heiklen Stelle angelangt war, zu gestikulieren begann und dann immer beinahe von seinem Podest kippte( wie James festgestellt hatte, hatte er die Bücher vor seinem Pult gestapelt, um über ebenjenes hinweggucken zu können). Es dauerte noch mindestens 20 Trockenübungen lang bis sie endlich jeder eine Feder bekamen, um den Zauberspruch endlich selbst einmal zu probieren.

"Und vergessen Sie nicht, was wir eben geübt haben! Auf die richtige Bewegung kommt es an!"

Sofort begannen die Schüler ihre Zauberstäbe wie geübt zu schwingen und der Raum war erfüllt von "Wingardium Leviosa"- Rufen.

Bevor James es selbst probierte, beobachtete er erst, wie seine Klassenkameraden sich so anstellten. Einige brachten ihre Federn zum Zittern, anderen ließ sie für eine Sekune sogar schon kurz abheben und andere verzweifelten schon an der korrekten Aussprache des Spruchs. Peter gehörte zu denen, die zwar den Spruch immerhin aussprechen konnte, bei denen sich aber relativ wenig bis im Grunde überhaupt nichts tat. Daher lag es mal wieder an Remus ihn aufzumuntern. Als Remus bemerkte, dass James sie beobachtete, fragte er:
"Willst du den Spruch nicht ausprobieren,James?"

"Klar, gleich, keine Hektik! Aber wie sieht's bei dir aus. Deine Feder hat sich ja auch noch nicht sonderlich von der Erdanziehung befreit.", antwortete James und grinste zurück.

Remus warf einen kurzen Blick auf Peter, der immer noch verzweifelt an seiner Feder rumhexte und flüsterte dann zu James:

"Ich hab doch zu Hause schon geübt. Wenn das jetzt gleich beim ersten Versuch klappt, dann ist das doch blöd für die, die es noch nicht können."

James wollte gerade etwas antworten, als Professor Flitwick vor seinem Tisch auftauchte(ob wohl er stand und James saß, konnte James fast zu ihm hinuntersehen).

"Nun Mr. Potter, von Ihnen würde ich auch gerne einen Versuch begutachten können."

"Klar, Professor", antwortete James und wandte sich seiner Feder zu. Unter lässigem Zauberstabschwingen und "Wingardium-Leviosa"-Ausrufen, erhob sich seine Feder sogleich in die Luft. James ließ sie auf Kopfhöhe schweben und grinste den Professor an, der begeistert in sein Gesicht blickte.

"Bravo Mr Potter, wirklich hervorragend! Und das gleich beim ersten Versuch! 10 Punkte für Gryffindor!Vielleicht wollen Sie-oh Mr. Black!"

Blacks Feder schwebte ganz unter der Decke, während er selbst lässig in seinem Stuhl saß und nach vorn zu James und Flitwick sah. James drehte sich um und sah ihm genau in die Augen, die herausfordernd zurückfunkelten. Kommt sich mächtig toll vor, der Idiot, dachte James verärgert, als er sich wieder nach vorn drehte.

"Mr Black auch für Sie 10 Punkte für Gryffindor!"

Da James und Sirius ja schon das getan hatten, was Remus hatte verhindern wollen, ließ nun auch er seine Feder in die Luft steigen, womit er nicht nur weitere 10 Punkte für Gryffindor einbrachte, sondern Professor Flitwick nahezu den Verstand raubte, da dieser immer wieder beteuerte, dass er selten so viele geniale Schüler in einem Jahrgang hatte. James bekam von der Stunde jedoch nicht mehr allzu viel mit, da er zu sehr damit beschäftigt war sich innerlich über diesen Black aufzuregen, wie er arrogant hinten in der Ecke saß, so tat als gäbe es nichts besseres als ihn und überhaupt regte er sich darüber auf, wieso ein solcher Vollblut-Slytherin in seinem Haus war.

Wie um seinen Unmut noch zu steigern, gab Professor Flitwick ihnen dann auch noch einen Aufsatz zur nächsten Stunde auf.

Die darauffolgende Doppelstunde, Geschichte der Zauberei, hatten sie mit den Ravenclaws zusammen. Peter hatte ihnen auf dem Weg zum Klassenraum immer wieder erzählt, was er schon alles in ihrem Buch für die Unterrichtsstunden gelesen hatte und wie sehr er sich freute eine interessante Stunde vor sich zu haben(nachdem Zauberkunst für ihn eher ein Reinfall war- Seine Feder hatte sich zum Ende der Stunde zwar leicht vom Tisch erhoben jedoch hatte er sie danach auch nicht wieder aus ihrer Postion entfernen können).

Und auch James kam nicht umhin sich etwas von den Stunden zu versprechen, als plötzlich ein Geist durch die Wand in den Raum schwebte und sich als ihr Lehrer herausstellte. Allerdings musste er schon nach fünf Minuten feststellen, dass dieser Lehrer wohl definitiv zu den absolut miesesten dieser Schule zählen musste, denn er schaffte es selbst einen ausgeschlafenen Schüler nach gut 10 Minuten in den Schlaf gelangweilt zu haben. Damit ihm dies nicht passierte, begann James sein Pergament statt mit Notizen mit irgendwelchen kleinen Bildchen zu bekritzeln. Sogar Remus, der bisher ja bemüht schien, schrieb nicht ein Wort mit ,sondern starrte nur so vor sich hin.

Nach einer endlosen Doppelstunde schlurften James, Remus und Peter in Richtung Große Halle, wo es endlich Essen gab. Auf dem Weg dorthin sprachen sie kein Wort miteinander. James seinerseits war einfach zu müde, um sich zu unterhalten. Es dauerte jedoch nicht lange bis sie beim Essen langsam wieder zum Leben erwachten und so unterhielten sich angeregt über ihre bisherigen Stunden und was wohl noch so kommen würde.

"Als nächstes haben wir Zaubertränke.", las Remus aus dem Stundenplan vor, "Hm, unten in den Kerkern..."

"In den Kerkern?", hakte Peter erschrocken nach.

"Ist doch cool! Schön düster slytherin-like da unten. Vielleicht gibt's da ja Monster, die ich fressen, wenn du in den falschen Raum gehst", fantasierte James, um Peter Angst einzujagen, was ihm voll gelang, denn dieser ließ bei dem Wort "Monster" sofort seine Gabel fallen.

"James spinnt, Peter. In Hogwarts gibt es keine Monster.", stellte Remus fest, musste aber auch grinsen, ob der Leichtgläubigkeit, die Peter an den Tag legte.

Als schließlich auch die zweite Portion Nachtisch verdrückt war, machten sich James, Peter und Remus auf den Weg zu den Kerkern (wobei Peter sich besonders häufig umsah und fragte, ob sie denn richtig wären). Der Raum war jedoch bald gefunden, denn eine Gruppe Schüler, die sie zwar noch nicht gesehen hatten, die aber gleichaltrig waren, stand bereits vor dem Raum. Es konnte sich dabei nur um die Slytherins handeln, denn diese hatten sie zum einen bisher noch nicht gesehen, zum anderen konnte man auch schon von Weitem ihr arrogantes, hämisches Grinsen sehen. Sehen genau so aus wie der olle Black, dachte James verärgert.

Am liebsten hätte er den Slytherins irgendeine Beleidigung an den Kopf geworfen doch da diese sich demonstrativ umdrehten und sich unterhielten, als die Gryffindors am Klassenzimmer angelangt waren, ließ er es bleiben. Es war wahrscheinlich nicht die beste Idee an seinem ersten Tag gleich einen Streit mit den Slytherins anzufangen ohne auch nur einen Abwehrzauber gelernt zu haben, denn James vermutete, dass die Slytherins bereits genügend fiese Zaubersprüche beherrschten.
Nach einer Weile tauchten auch Sean, Benjamin und die zwei Mädchen auf, sodass die beiden Gruppen mittlerweile gleich groß waren.

Erst kurz vor Beginn der Stunde kam dann schließlich auch Sirius Black zum Klassenzimmer. Als er auf die Gruppen zukam, wandten sich alle Blicke zu ihm. Die Gryffindors erwarteten, dass er sich sofort zu den Slytherins gesellen würde, wohingegen die Slytherins abwarteten, ob es irgendein Zeichen geben würde, dass er sich bereits mit den Gryffindors eingelassen hatte.

Beide wurden jedoch enttäuscht, denn Sirius lehnte sich an die Kerkerwand die genau zwischen den beiden Gruppen lag und betrachtete seine Füße.

"Na, Black, wie hast du denn das Kunststück vollbracht?", schnarrte schließlich ein Slytherin mit fettigen, schwarzen Haaren und einer Hakennase. James beobachtete den Jungen, wie er Sirius gehässig ansah. Sirius selbst jedoch rührte sich nicht und starrte immer noch finster vor sich hin.

"Du bist das Thema in Slytherin, weißt du das? Deine Cousinen haben sich echt über dich aufgeregt! Ich find, du bist eher 'ne Lachnummer.", erzählte ein weiterer Slytherin und die Gruppe begann zu lachen.

"Tja, ein Black in Gryffindor." Ein weiterer Slytherin hatte das Wort ergriffen und grinste nun zu den Gryffindors herüber.

"Nicht, dass ihr Black bearbeitet bis wir ihn Slytherin haben, ne?" In seine Stimme lag nun etwas bedrohliches und auch Sirius hatte kurz in die Richtung des Slytherins geguckt. Anscheinend würden sie den blöden Black also bald los sein, frohlockte James schon innerlich und kommentierte daher als erster Gryffindor die Sitution.

"Da braucht ihr euch keine Sorgen machen. Wir werden euren Blacky bestimmt in Ruhe lassen."

Auch er hatte jetzt ein gemeines Grinsen aufgesetzt.

Der Hakennasige wollte gerade etwas erwidern, als die Tür zum Klassenzimmer sich von innen öffnete. Ein alter Zauberer mit starrem Blick öffnete die Tür und ließ die Schüler eintreten. Der Klassenraum war düster, wie es von einem Kerker zu erwarten war und wenn James es nicht selbst gewusst hätte, hätte er nie erwartet, dass dieser Kerker im selben Schloss zu finden war, wie ihr gemütlicher Gemeinschaftsraum.

Sogleich schritt er ganz nach hinten und nahm einen Platz in der letzten Reihe ein. Widerwillig folgten auch Remus und Peter, die wohl lieber weiter vorne gesessen hätten, aber in Anbetracht der Tatsache, dass sich schon einige Slytherins in der ersten Reihe niedergelassen hatten auch nach hinten kamen. Black hatte einen Platz ganz rechts in der zweiten Reihe eingenommen, direkt neben dem hakennasigen Slytherin.

Der alte Mann hatte mittlerweile ebenfalls auf seinem Stuhl Platz genommen. Er hatte graue Haare und einen grauen Bart. Ein gewöhnlicher, alter Mensch eigentlich, doch seine Augen machten James unruhig. Sie schienen zwar jeden Menschen zu durchdringen, allerdings konnte man selbst in diesen Augen überhaupt nichts über den alten Mann in Erfahrung bringen. Für einen selbst schienen sie bloß starr und müde. Während James sich seinen ersten Eindruck über diesen schwer durchschaubaren Lehrer machte, musterte der Professor in den nächsten Minuten eindringlich jeden Schüler. Auf Sirius Black blieb sein Blick jedoch für längere Zeit hängen. Dieser starrte jedoch konsequent geradeaus auf einen Punkt neben dem Lehrerpult. Als der Lehrer genug gesehen hatte, wandte er sich schließlich an die ganze Klasse.

"Mein Name ist Professor Blame, wie Sie sicher bemerkt haben, bin ich Ihr Zaubertranklehrer. Einige von Ihnen werden zudem wissen, dass ich Hauslehrer von Slytherin bin. Allerdings nur noch für dieses Schuljahr, denn danach werde ich diese Schule verlassen und in den Ruhestand gehen. Daher wäre es natürlich ein besonderer Abschluss gewesen, wenn ich in diesem Schuljahr noch das Vergnügen gehabt hätte, Hauslehrer eines weiteren Blacks zu sein."

Er warf Sirius noch einen abwartenden Blick zu, als erwarte er, dass dieser nun eine Erklärung vorbrachte. Sirius starrte jedoch immer noch konsequent weiter geradeaus.

Als wäre nichts gewesen, fuhr Blame deshalb fort:
"Ich erwarte nicht, dass alle von Ihnen am Ende dieses Schuljahres zu Meistern des Zaubertrankbrauens geworden sind. Die Zahl der Schüler, die wirklich Talent haben, ist gering und beschränkt sich im Jahrgang auf weniger als eine handvoll. Dennoch sehe ich, dass hier einige Schüler sitzten, die dieses Talent haben. Den weniger Begabten unter Ihnen wird die Kunst des Zaubertrankbrauens wohl auf Ewig ein Buch mit sieben Siegeln sein doch sollten auch diese versuchen wenigstens die Grundlagen mitzunehmen."

Daraufhin begann der Zauberer nach Zaubertränken, Zutaten und Verarbeitungsweisen einzelner Pflanzen zu fragen, um den bisherigen Wissensstand seiner Schüler zu erfahren. Allerdings stellte sich bald heraus, dass sich bisher nur sehr wenige, um genau zu sein, nur drei Schüler näher mit dem Fach beschäftigt hatten. Remus und Lily, sowie der Hakennasige meldeten sich bei so gut wie jeder Frage und sammelten so Punkte für ihre Häuser ( 5 Punkte für Gryffindor, 10 für Slytherin pro Antwort), während der Rest der Klasse stumm aufschrieb, was wichtig war. Bevor Professor Blame jedoch einen der drei drannahm, bemühte er meist vorher noch Sirius Black, der allerdings auf jede Frage mit "Ich weiß nicht, Sir" oder "Keine Ahnung" antwortete. Er hatte anscheinend genauso wenig Ahnung wie James von Färbetränken und getrockneten Schmetterlingsflügeln. James beobachtete es dennoch mit Genugtuung, dass Sirius zu keinem dieser harmlosen Tränke, die wohl in ihrem Zaubertrankbuch standen, etwas wusste.

"Wer kann uns etwas zum Trank der lebenden Toten sagen?", stellte Professor Blame eine weitere Frage an die zunehmend ratlose Klasse.

"Mr Black, was würden Sie sagen?"

Wieder einmal wandte er seinen undurchschaubaren Blick auf Sirius Black, der von seinem Papier hochsah und wieder auf den Punkt neben dem Lehrerpult starrte. Es dauerte eine Weile bis er antwortete.

"Man gibt geriebene Affodilwurzeln zu einem Wermutaufguss. Daraus wird ein extrem starker Schlaftrank.", sagte er schließlich knapp ohne seinen Blick von dem Punkt abzuwenden, der es ihm so angetan hatte.

"Ah, sehr schön, Mr Black, sehr schön.", antwortete Mr Blame zufrieden und ging wieder zu seiner Fragerei über.

War klar, dass der nur solche Zaubertränke kennt!, dachte James. Außerdem war ihm noch aufgefallen, dass Professor Blame keine Punkte für die richtige Antwort verteilt hatte. Dabei war er sich jedoch nicht sicher, ob er dies getan hatte, weil Sirius vorher keine einzige Antwort gewusst hatte oder ob er keine Punkte an einen Black in Gryffindor verteilen wollte.

Erst als schon ein Großteil der Stunde den Fragen des Professors zum Opfer gefallen war, begann dieser endlich die Zutaten für den ersten Zaubertrank, den sie brauen sollten an die Tafel zu zaubern. Eifrig schrieben die Schüler alles genau ab, um auch später ja nichts falsch zu machen. Zum Brauen kamen sie jedoch nicht, denn das Ende der Stunde kam schneller, als es den schreibenden Schülern lieb war. Und zu allem Übel bekamen die Erstklässler noch einen Aufsatz über den Zaubertrank, den sie in der nächsten Stunde brauen sollten auf.

"Das kann doch echt nicht wahr sein!", maulte James, während er sich beim Abendessen Kartoffeln auf den Teller häufte.

"Erst einen Tag da und dann gleich zwei Aufsätze!"

"Ja, und gleich in so schweren Fächern.", stimmte Peter mit ein.

"Hey, ich würd heut Abend auch lieber Zauberschach oder so spielen, aber jetzt können wir eh nichts mehr dran ändern.", meinte Remus, der sich ebenfalls Kartoffeln nahm.

"Das musst du grad sagen, du hast ja anscheinend das halbe Buch auswendig gelernt.", murrte James weiter, doch Remus lachte und antwortete heiter: "Am Ende bist es doch du, der davon am meisten profitiert!"

So musste auch James grinsen. Während sie aßen und sich über das unterhielten, was sie heute bereits erlebt hatten, ließ sich der Vertrauensschüler Alan ihnen gegenüber nieder.

"Na, Erstklässler, wie war der erste Tag?", fragte er gut gelaunt und sah die drei an.

"Interessant", antwortete Remus und James fügte hinzu:

"Aber komische Lehrer gibt's hier!"

"Hm, wen hattet ihr denn?", fragte Alan und ließ seinen Blick über den Tisch schweifen, anscheinend noch nicht sicher, was er essen wollte.

"Also zuerst diesen kleinen Flitwick, dann den Geist und den Lehrer für Zaubertränke.", zählte James auf.

"Tja, mit Professor Binns ist ja auch gleich der langweiligste Geist des ganzen Schlosses Lehrer geworden.", antwortete Alan,

"Und Professor Blame...naja, der hört ja eh bald auf...Als Hauslehrer von Slytherin kann man nicht viel von ihm erwarten. Als Gryffindor musst du mindestens doppelt so viel Talent haben wie ein Slytherin, um gute Noten zu kriegen. Aber er findet leicht Schüler, die er mag."

"Den Black scheint er zu mögen. Keine Antwort hat der gewusst und der hat nichts gesagt. Ich wette, das hätte er mir oder Peter nicht durchgehen lassen.", maulte James.

"Hm, kann sein...Aber Black ist ja eh so 'ne Sache. Ich wette, der Blame ist enttäuscht, dass Black nicht in Slytherin ist. Wär für ihn bestimmt auch besser. Die Slytherins würden ihn dort bestimmt gern sehen und hier bei uns hat er ja auch noch nicht grad Fuß gefasst. Ich weiß ja nicht, wie es bei euch ist, aber unter den Älteren wird viel über ihn geredet."

James wollte gerade etwas sagen, doch Remus war schneller.

"Gibt es denn eine Möglichkeit für ihn nach Slytherin zu wechseln? Die Slytherins meinten so etwas. Aber eigentlich ist doch die Entscheidung des Hutes verbindlich!"

"Gute Frage. Ich hab noch nie von einem Schüler gehört, der sein Hausgewechselt hat. Normal gilt, was der Hut sagt. Aber in diesem Fall... Und wenn seine Familie und die restlichen Slytherins sich dafür einsetzten... ich könnte mir vorstellen, dass es bei dem funktioniert..."

Damit beendeten sie das Thema Sirius Black, denn ein Kumpel von Alan hatte sich neben diesem niedergelassen und begann sich mit ihm zu unterhalten.

Am Abend hatten Remus, Peter und James einen Tisch am Fenster im Gemeinschaftsraum eingenommen, um sich gleich an ihre Hausaufgaben zu machen. Wie Remus schon richtig vermutet hatte, zog James tatsächlich seinen Nutzen aus Remus' Wissen und war somit als Erster mit seinem Zauberkunstaufsatz fertig. Nicht zuletzt aber auch, weil Remus sich immer wieder erbarmte und mit Peter noch einmal den Schwebezauber übte. Zu guter Letzt schaffte es Peter sogar seine Feder auf Augenhöhe schweben zu lassen auch wenn sie augenblicklich wieder herunterfiel.

Bevor James mit seinem Zaubertrankaufsatz begann, lehnte er sich in seinem Sessel zurück und sah aus dem Fenster. Es war schon recht dunkel draußen und man konnte ein paar Vögel aus den Bäumen des Verbotenen Waldes fliegen sehen.

"Na ihr!"

Benjamin und Sean gesellten sich zu den drein.

"Habt ihr Black seit dem Essen schon wieder gesehen?"

"Vielleicht hängt er ja bei den Slytherins ab und grübelt, wie er endlich zu denen wechseln kann", gähnte James.

"Hoffentlich klappt's. Um ehrlich zu sein, hab ich so einen wie ihn nicht so gern in meinem Zimmer schlafen. Wer weiß, was der mit einem macht, während wir schlafen.", meinte Benjamin und sah in die Runde.

"Hm, also ich hab immer noch nicht ganz verstanden, was an diesem Black so schlimm ist...", gab Peter kleinlaut von sich und sah vorsichtshalber nicht von seinem Papier auf.

"Echt nicht?", hakte Sean erstaunt nach.

"Kann er auch nicht. Seine Eltern sind Muggel, woher soll er das wissen.", erklärte James für Peter und wandte sich schließlich an seinen Freund.

"Die Blacks sind als schwarzmagische Familie bekannt, die Muggel, Muggelstämmige und Halbblüter hassen. Ich würd vorsichtig sein in seiner Nähe, weil die Familie berüchtigt ist jede Menge fieser Zaubersprüche zu kennen. Außerdem ist dieser Sirius der Erbe von deren Sippe und ich wette, der hat schon einiges an hinterhältigen Sprüchen von denen gelernt! Mein Vater hat mal von seinem Vater erzählt. War wohl ziemlich arrogant und hielt sich für was besseres. Hat ständig dumme Kommentare abgeben, weil mein Vater nichts gegen Muggel hat. Außerdem hat mein Vater mir über den alten Black erzählt, dass vermutet wird, dass er krumme Dinger dreht und sich mit zwielichtigen Leuten trifft. Mit welchen, die was gegen Muggelstämmige unternehmen wollen und so!", klärte James Peter auf.

Sein Vater hatte ihm dies vor gut einem Jahr erzählt, als er Mr Black im Zaubereiministerium getroffen hatte. James hatte die Abneigung seines Vaters gegenüber Schwarzmagiern und muggelhassenden Zauberern übernommen. Auch ihm war diese Haltung zuwider. Da Gryffindor solchen Leuten eigentlich keinen Platz bot, war es für ihn unverständlich wie ein solch offensichtlich schwarzmagischer, arroganter Spross einer noch schwarzmagischeren, noch arroganteren Familie mit ihm in einem Haus war. Denn das Sirius Black nach seinem Vater kam, war James schon seit dem Vorfall im Zug klar. Auch Sirius hielt sich für etwas besseres, weil er reinblütig war und deshalb hatte er Remus angeschnauzt. Und sonst hätte er sich ja auch schon mit den Gryffindors unterhalten.

Peter hatte James' Ausführungen mit erschrockenem Gesicht verfolgt.

"Gl-Glaubst du,d-der tut mir was?", fragte er mit zitternder Stimme.

"Ich denke nicht.", antwortete Remus ruhig. Er hatte James' Vortrag zuerst mit hochgezogenen Augenbrauen verfolgt und sich dann schließlich wieder seinem Aufsatz zugewandt.

"Ich denke nicht, dass er so blöd ist dir irgendetwas anzutun, wenn immer mindestens zwei Freunde um dich herum sind" - er deutete auf James und sich selbst- "Außerdem.." - Remus warf einen flüchtigen Blick auf James- "..das was James erzählt hat, stimmt wohl, aber wenn sein Vater schlecht ist, muss er es nicht zwangsläufig auch sein. Du musst eins Bedenken: Der sprechende Hut muss irgendwas bei ihm gefunden haben, dass mehr für Gryffindor, als für Slytherin spricht. Außerdem hat er bisher noch keinem von uns was getan."

Schnell wandte Remus sich wieder seinem Aufsatz zu. Doch James, der sich alles mit wachsendem Ärger angehört hatte, brauste sofort auf:
"Aber besonders freundlich war er bisher auch nicht, oder? Gestern im Zug zumindest nicht! Und auch ansonsten hat er nicht gerade so getan, als wolle er etwas mit uns zu tun haben! Mal davon abgesehen, ist dir mal aufgefallen, dass der einzige Zaubertrank, den Black heute gekannt hat einer war der zufällig "Trank der lebenden Toten" heißt?"

Remus zuckte mit den Schultern.

"Ich wollte ja nur sagen, dass er nicht zwangsläufig schlecht sein muss, weil er immerhin in Gryffindor ist."

Damit schien für ihn das Gespräch beendet. Gerade als James noch etwas erwidern wollte, kam, kurz vor der Nachtruhe, Sirius Black durch das Portraitloch in den Gemeinschaftsraum. Mit einem Mal verstummten die meisten Gespräche und die Schüler sahen mehr oder weniger unauffällig in Richtung des Ankommenden. Nur einige ältere Schüler schienen eine normale, ungezwungene Atmosphäre aufrecht erhalten zu wollen und ließen sich nicht in ihren Gesprächen stören. Sie waren jedoch die einzigen. Sirius sah hingegen keinen seiner Mitschüler direkt an, außer der Gruppe Erstklässler, die am Fenster saß und schritt mit seinem gewohnt finster-arrogantem Blick die Treppe zu seinem Schlafsaal hinauf.

"Arroganter Idiot", murrte James und sah wieder zu seinen Freunden, als von Black endgültig nichts mehr zu sehen war.

Remus warf ihm einen kurzen Blick zu, sagte dieses Mal jedoch nichts.

Für den Rest des Abends war das Thema Black für James und seine Freunde erledigt. Zusammen schrieben sie noch ihren zweiten Aufsatz und borgten sich dann von einer Gruppe Drittklässler ein Zauberschachspiel. Peter, der dieses Spiel noch nie gespielt hatte, war erstaunt über die Brutalität und erschreckte sich fast jedes Mal, wenn eine Figur eine andere zertrümmerte, was die anderen durchaus erheiterte. Auch Remus war bald lebhaft dabei und die beiden redeten als sei nie etwas gewesen.